#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 31.12.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 31.12.2025 um 10.30 UTC
Winterlich mit Frost und regionalen Schneefällen. Entwicklung ab Mitte nächster
Woche sehr unsicher, aber wahrscheinlich keine durchgreifende Milderung.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 07.01.2026
Am Samstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach IFS ein
monumentaler Höhenrücken über dem Atlantik mit einem Höhenhoch südwestlich von
Island. Dieser stützt ein Bodenhoch westlich Islands. Östlich davon findet
(erneut) ein Ausbruch polarer Kaltluft nach Mitteleuropa statt, so dass sich
dort ein Langwellentrog gebildet hat und in 500 hPa die Temperatur auf – 36 bis
-40°C zurück gegangen ist. In 850 hPa sind es meist -7 bis -11°C, so dass die
Schichtung auch labil ist. Ein kräftiges Tief liegt über der südlichen Ostsee
sorgt auch für böigen Südwestwind, der in der Nacht durch einen
hereinschwenkenden Bodentrog noch angefacht wird. Das Wetter wird von
wechselnder Bewölkung und Schneeschauern geprägt, die aber in der Norddeutschen
Tiefebene nur vorübergehend für eine Schneedecke sorgen. Ansonsten findet – wo
es schneit – Schneeakkumulation statt. Zu erwähnen ist auch noch ein
hochreichendes Tief südwestlich der Iberischen Halbinsel, das im Zusammenspiel
mit den übrigen Drucksystemen für ein „Viererdruckfeld“ sorgt und die Entstehung
einer thermischen Front von den Pyrenäen über Norditalien bis zum Balkan sorgt.
Am Sonntag erreicht uns die kälteste Luft in der mittleren Troposphäre, im
Tagesverlauf schwenkt diese mit einem Kurzwellentrog nach Osten. In der Nacht
erreicht von Norden erneut ein Kurzwellentrog Deutschland mit Höhenkaltluft,
allerdings greift die Kaltluft nicht mehr so weit nach Süden aus, so dass es
dort stabilisiert. Schneeschauer fallen über dem Norden und der Mitte, im Süden
kann es teils recht sonnig sein. Das Tief über der Ostsee schwächt sich ab, so
dass auch der Wind schwächer wird, ein neues Tief über der Nordsee sorgt aber
weiterhin für spürbaren Wind. Bisher unerwähnt blieb das Temperaturniveau in 2
m, das meistens im leichten Frostbereich liegt. In der Nacht zum Montag kann es
dann im Süden vermehrt in den strengen Frostbereich gehen, in Alpennähe kann es
über Schnee auch unter -15°C abkühlen.
Am Montag schwenkt der nächste Kurzwellentrog mit Höhenkaltluft bis -42°C über
den Nordosten, auch im Süden kühlt es mitteltroposphärisch wieder ab. In 850 hPa
geht es allgemein auf -9 bis -12°C runter. Weitere Schneeschauer gibt es in der
Nordhälfte, dort gibt es tagsüber auch noch regional leichte Plusgrade.
Ansonsten herrscht Dauerfrost. Der Wind weht meist nur noch mäßig um West,
verstärkt sich aber in der Nacht zum Dienstag mit einem neuen, jetzt wieder
stärkeren Tief über der Nordsee wieder.
Am Dienstag soll der Trog nach Osten abziehen, eine neue Trogverstärkung nähert
sich aber schon von der Nordsee. Dazwischen lenkt das sich verstärkende Tief
über dem Skagerrak eine okkludierte Front in den Norden, die ab
Dienstagnachmittag Niederschläge bringen soll, die in der Nacht bis zur Mitte
vordringen. Bei kräftigem Südwestwind fällt ganz im Norden nur zu Beginn Schnee,
dann sollte die Phase in Nassschnee oder Regen übergehen. Zur Mitte hin sind
dagegen vor allem im Bergland auch Schneeverwehungen im Rahmen des Möglichen.
Am Mittwoch erreicht dann die oben erwähnte Trogverstärkung den Norden
Deutschlands mit wieder unter -35°C in 500 hPa. Die Niederschläge kommen bis in
den Süden voran, fallen aber dort trotz niedertroposphärischer Erwärmung wohl
meistens als Schnee, vor allem in den Mittelgebirgen mit Verwehungsgefahr. Im
Norden kommt es zu weiteren Schauern, die in sich wieder abkühlender Luftmasse
in Schnee übergehen. Spannend wird es in der Nacht zum Mittwoch, in der eine
Welle von Frankreich aufziehen soll, die in Südwestdeutschland stärkere
Schneefälle hervorrufen könnte.
Im weiteren Verlauf sieht IFS weiterhin vornehmlich Kaltluft über Deutschland,
allerdings eine markante Luftmassengrenze knapp südlich unseres Landes, die auch
mit milderer Luft zu uns hereinschwappen kann. Nach der Welle, die am Donnerstag
über uns hinwegziehen soll, wird am Freitag ein Sturmtief über Frankreich
berechnet, das in der Folge neue Niederschläge bringen könnte. Diese Lage könnte
insbesondere in der Südhälfte für Spannung sorgen: Ich nenne mal Begriffe wie
kräftige Schneefälle, Verwehungen, aber auch Regen (Tauwetter), Glatteis und
Sturm.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle Lauf des IFS ist mit seinen beiden Vorgängerläufen bis Montag recht
konsistent. Der Dienstag unterscheidet sich von beiden Vorgängern vor allem
dadurch, dass der Trog schneller abziehen soll und sich von Norden schon der
nächste Trogvorstoß andeutet. Dies hat dann auch das oben beschriebene Sturmtief
über den Skagerrak mit seiner Okklusion im Programm, die dem Norden Niederschlag
und Wind bringen soll, was gestern noch nicht in den Prognosen war.
Dafür sind die Aufgleitschneefälle aus dem Osten, die der gestrige 00-UTC-Lauf
im Angebot hatte, nicht mehr im Programm. Auch ein nach Westdeutschland
ziehendes Tief des gestrigen 12-UTC-Laufs wird nicht mehr unterstützt. Deutlich
größer werden die Unterschiede am Donnerstag, an dem der gestrige 00-UTC-Lauf
noch auf persistente Kaltluft setzte und der gestrige 12-UTC-Lauf auf leichte
Milderung. Stattdessen wird jetzt auf die Bildung einer stärkeren Frontenzone
südlich unseres Landes und im Süden davon gesetzt, an der es zu Tiefentwicklung
kommen soll.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die heute vorliegenden deterministischen Globalmodelle unterschiedlicher
Wetterdienste zeigen bis Dienstag eine sehr ähnliche Entwicklung. Allerdings
wird ein neu aufziehendes Tief am Dienstag auf sehr unterschiedlichen Zugbahnen
berechnet, mal über Mittelskandinavien hinweg (ICON und UKMO), mal in den
Skagerrak (IFS), mal über Südschweden (GEM) oder sogar über Norddeutschland
(GFS).
In der Folge stellen sich sehr unterschiedliche Entwicklungen ein. Bei ICON und
GFS kommt es von Westen wieder zu einer allmählichen Milderung und die
Frontalzone etabliert sich wieder recht weit im Norden
(Großbritannien-Nordsee-Ostsee). Bei IFS und GEM bleiben wir dagegen eher auf
der kalten Seite mit einer Frontalzone eher über Frankreich, Deutschland und dem
Alpenraum. Bei dieser südlichen Westlage könnten Tiefs direkt nach Deutschland
hereinziehen oder knapp südwärts vorbeigeführt werden, so dass sich stärkere
Niederschläge aller erdenklichen Phasen, teils in Verbindung mit Wind einstellen
könnten.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das IFS-Ensemble verteilt sich im Zeitraum von Montag bis Mittwoch auf zwei
nahezu gleich große Cluster, die für Mitteleuropa auch zunächst keine
signifikanten Unterschiede aufweisen. Es wird durchgehend das Regime „Atlantic
Ridge“ angezeigt, entsprechend dem starken Blocking über dem nahen Atlantik.
Spannender wird es ab Donnerstag. Dann werden fünf Cluster gebildet. Dabei
zeigen C1 und C4 (zusammen 23 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) einen
deutlichen Abbau des atlantischen Rückens, gleichzeitig verläuft die Frontalzone
und damit auch die Tiefdruckaktivität über unser Land hinweg, was für
niederschlagsreiches und warnintensives Wetter spräche, wie oben schon
angedeutet. Dabei ist die Frontalzone bei C4 etwas schwächer. Die Cluster C2, C3
und C5 (zusammen 28 Mitglieder) machen die Zonalisierung der Wetterlage nicht
mit. Es bleibt bei stärkerem atlantischem Blocking, zum Ausgleich liegen wir
dann weitgehend auf der kalten Seite der Frontalzone. Je nach Zugbahn der Tiefs,
würden unterschiedliche Regionen Deutschlands Schneefälle abbekommen.
Interessanterweise zeigt keines der Cluster eine weiter nördlich verlaufende
Frontalzone, wie z.B. vom deterministischen Lauf des GFS angedeutet.
Die Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands zeigen die Temperaturkurven
bis kommenden Dienstag recht gut gebündelt im Winterbereich. Das Geopotential
steigt bei ebenso recht guter Bündelung etwas an, was die Abnahme der
Tiefdrucktätigkeit widerspiegelt. Dabei gibt es abgesehen vom Süden wiederholte,
wenn auch nicht starke Niederschlagssignale. Anschließend, ab nächstem Mittwoch,
laufen die Kurven bei Temperatur und Potential deutlich auseinander. Aber: Die
Mehrheit des Ensembles verharrt bei kalten Varianten und selbst im Süden gibt es
kaum Temperaturkurven, die über 0°C steigen. Die Niederschlagssignale nehmen
Mitte nächster Woche wieder in allen Regionen zu.
Die Rauchfahnen des GFS zeigen mehrheitlich Mitte nächster Woche wieder eine
leichte Milderung (T850 eher wieder über -5°C) und einen leichten Anstieg des
Geopotentials. Der Unterschied zum IFS-EPS mag nicht groß sein, aber die Tendenz
zu etwas milderem Wetter ist bei GFS ersichtlich. Das wäre allerdings auch keine
starke Milderung, zudem ist das Tieflagentemperaturniveau auch stark von
Windrichtung und Durchmischung abhängig.
Kommen wir zum Fazit:
Vom Wochenende bis zum Dienstag wird es erstmal winterlich, zumindest was das
Temperaturniveau angeht. Insbesondere in der Nordhälfte und in den
Mittelgebirgen dürfte auch Schnee (mit Verwehungen) zunehmend mit von der Partie
sein, während sich im Süden die Hoffnungen auf Schnee auf den Freitag
fokussieren. Ab nächsten Mittwoch wird es dann sehr unsicher. Eine
durchgreifende Milderung ist aber unwahrscheinlich, eher bleibt es kalt oder wir
steuern auf eine spannende und warnintensive Grenzwetterlage zu.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI:
Der EFI zeigt am Samstag und am Sonntag Signale für Schnee im Nordwesten
Deutschlands.
Sturm:
Das IFS-EPS liefert vor allem am Samstag noch recht deutliche Signale für
stürmische Böen über der See. Nachfolgend bleibt es zwar windig, für stürmische
Böen reicht es aber abgesehen von exponierten Gipfeln wohl nicht mehr.
Schneeverwehungen:
In den Mittelgebirgen kann es in mittleren und höheren Lagen von Samstag bis
Mittwoch immer wieder Schneeverwehungen geben, abhängig von der Schneemenge.
Lediglich am Dienstag stellt sich bei etwas abnehmendem Wind eine vorübergehende
Beruhigung ein.
Schneefall:
Das IFS-EPS zeigt zwar keine deutlichen Signale. Bei der Schauerlage können aber
zumindest am Samstag und Sonntag in den Mittelgebirgen punktuell mehr als 10 cm
Neuschnee innert 12 Stunden oder 15 cm innert 24 Stunden nicht ausgeschlossen
werden.
Frost:
Ziemlich sicher ist, dass es bereits ab Samstag wieder in größeren Teilen
Süddeutschlands sowie in mittleren und höheren Lagen der Mittelgebirge zu
Dauerfrost kommt. In den Nächten kann es in den Mittelgebirgen sowie über dem
Südosten über Schnee zu strengem Frost kommen. In den Alpen ist dies jede Nacht
wahrscheinlich.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann