#SXEU31 #DWAV090800 #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Sonntag den 09.11.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 090800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 09.11.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Mild, meist trüb und zeitweise Regen. In den Nächten und im Bergland teils
schlechte Sicht.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
Am heutigen Sonntag… liegt Deutschland im Einflussbereich eines Höhentiefs
(respektive Kaltlufttropfens, da im Bodendruckfeld kein ausgeprägtes
Druckminimum zu finden ist), dessen Kern im Bereich der Tschechischen Republik
nur langsame Bewegungen vollführt. Dieses Höhentief hat auch eine Verbindung
niedrigeren Geopotentials zu einem atlantischen Langwelltrog. Relativ hohes
Potential lässt sich dagegen im Ostseeraum ausmachen, auch über dem Südwesten
Europas ist ein Höhenkeil auszumachen. Bodennah ist das Azorenhoch über eine
recht flache, aber durchaus breite Brücke mit einem Hoch über Südrussland
verbunden, wobei die Divergenzachse über dem Alpenraum verläuft, so dass in
Deutschland bei geringem Gradienten der Wind überwiegend schwach aus West
daherkommt. Deutlichere Druckgradienten, hin zu tieferem Luftdruck sind nur über
dem Nordatlantik und Nordskandinavien zu finden, auch über dem Mittelmeerraum
fällt die Druckverteilung recht flach aus.
Durch den Geopotentialverlust der vergangenen beiden Tage hat bei uns leichte
Hebung stattgefunden, zusammen mit schwachem Wind verheißt das zu dieser
Jahreszeit nichts Gutes. Zudem hat sich von Westen auch noch ein Okklusionsrest
hereingemogelt, was die Voraussetzungen für tristes Novembergrau perfektioniert.
Schon aktuell ist es in fast ganz Deutschland dicht bewölkt und trüb, ein paar
Höhenlagen im Süden gucken noch aus den Wolken heraus, auch im Osten gibt es
örtlich noch Lücken. Diese sollen im Tagesverlauf noch weniger werden. Sieht man
sich die Prognosetemps für den Mittag an, so zeigen diese vom Boden bis 700 oder
600 hPa hoch meist sehr feuchte bis gesättigte Verhältnisse an, lediglich
darüber ist es in einigen Regionen noch trocken.
Aktuell regnet oder nieselt (je nachdem, was die Höhe der gesättigten Schicht so
zulässt) schon in größeren Teilen des Südens und des Westens, das sind die
Regionen in denen die Okklusionsreste und das Höhentief im Zusammenspiel die
größte Hebungsleistung vollbringen. Dabei können lokal durchaus mal 2 l/m² in
der Stunde rausfallen, das ist also schon ein bisschen mehr als nur
Novembergefissel. Im Laufe des Tages soll sich an der Situation auch nicht viel
ändern, es wird lediglich eine ganz leichte Propagation des Regengebiets gen
Osten prognostiziert. Außen vor soll dabei – grob gesagt – der Nordosten
bleiben, von Schleswig-Holstein bis zur Lausitz. Ansonsten darf man sich auf
meist weniger als 3 l/m² Regen oder Sprühregen im Laufe des Tages freuen,
lediglich auf einem bananenartig gebogenen Streifen von NRW bis Südostbayern
werden modellübergreifen höhere Summen simuliert, die örtlich auch mal an die 10
l/m² herangehen können. Freilich sind wir damit weit entfernt von irgendwelchen
Warnschwellen. Auch mit Schneefall müssen wir uns kaum befassen, denn in 850 hPa
liegen die Temperaturen meist bei 2 bis 4°C, so dass in Alpen – die ohnehin
nicht den Schwerpunkt des Niederschlagsgeschehen darstellen – nur deutlich
oberhalb von 1500 m etwas Weiß hinzukommt. Lediglich an der Grenze zu
Tschechien, namentlich im Bayerischen Wald, liegt eine etwas kältere Luftmasse,
so dass auf den Kämmen des Böhmerwaldes ab etwa 1200 m etwas Neuschnee
hinzukommen kann.
Wie schon erwähnt, die Sonne dürfte es heute sehr schwer haben, die letzten
Lücken im Osten dürften sich mehr in mehr schließen. Mit dem allmählichen
Vorandringen des Regens gen Osten tun sich aber am Nachmittag im äußersten
Westen ein paar Chancen auf Wolkenlücken auf. Der Wind kommt, wie oben schon
erwähnt, auch im weiteren Tagesverlauf nur schwach aus Richtungen um Südwest.
Bei dieser Gemengelage dürfen keine allzu großen Temperaturamplituden erwartet
werden, so dass sich heute vielerorts die Höchsttemperatur mit der Formel
„Frühtemperatur plus 3 bis 4 K“ ermitteln lässt. Das wären dann bis zu 13°C im
Westen und etwa 7°C im Osten, auf den Bergen natürlich etwas weniger.
In der Nacht zum Montag nähert sich der nördliche Teil des südwesteuropäischen
Höhenkeils unserem Land an und nimmt wieder etwas stärkere Verbindung zu dem
Höhenhoch auf, das weiter im Ostseeraum zu finden ist. Das Höhentief verlagert
sich dagegen langsam Richtung Nordosten nach Südpolen. Insgesamt sorgt diese
Entwicklung für leichten Geopotentialgewinn hierzulande. Dies macht sich auch im
Bodendruckfeld bemerkbar, wo der Druckgradient über Deutschland noch etwas
abnimmt, während der Schwerpunkt des Hochs bzw. die Divergenzachse über dem
Süden Deutschlands und den Alpen verbleibt. Gleichzeitig sorgt ein in die
Biskaya ziehender Kurzwellentrog für Druckfall im Westen Europas, so dass der
Wind allmählich etwas Richtung Südwest dreht, im Süden aber kaum wahrzunehmen
ist.
Das schwache Regengebiet kommt der Bewegung der Geopotentialstrukturen folgend
etwas nach Osten voran. Bis zum Morgen hat es dann eine Linie von Ostbayern bis
nach Brandenburg erreicht. Zwischen dem Höhentief östlich unseres Landes und dem
Keil im Westen dreht der Wind bereits niedertroposphärisch auf nordwestliche
Richtung, was dazu führt, dass die Regengebiete vorübergehend mal an den Alpen
und später dem Erzgebirge anstauen. Das sind dann auch die Regionen, in denen in
den Nachtstunden noch einmal 5 bis 10 l/m² zusammenkommen können. Die
Schneefallgrenze liegt in etwa um 1500 m, so dass keine Schneefallwarnungen
ausgegeben werden müssen. Ganz im Nordosten, in Odernähe, bleibt es noch
trocken. Ebenso weiten sich auch die niederschlagsfreien Regionen vom Westen bis
zur Mitte aus und von Westen her kann es in der Nacht auch einige Auflockerungen
geben, die aber bei den schwachen Windverhältnissen und der weiterhin feuchten
Grenzschicht recht schnell Nebel zur Folge haben dürften. Somit sollten
zusätzlich zu den mittleren und höheren Lagen des Berglandes, wo die Sichten
wegen aufliegender Wolken oftmals schlecht sind, auch einige Niederungen
Westdeutschlands zu den Nebelgebieten hinzukommen und eventuell eine Warnung
erforderlich machen. Durch die vorübergehenden Auflockerungen gehen auch im
Westen die Temperaturen etwas stärker zurück, oftmals auf 4 bis 1°C.
Insbesondere im südwestlichen Bergland deutet MOSMIX auch leichte Frostgefahr
an. Auch ganz im Osten werden nochmal Tiefstwerte teils unter 5°C erwartet,
ansonsten liegen die Temperaturen in den dicht bewölkten Regionen oftmals bei 7
bis 4°C.
Am Montag… schwenkt der Höhenkeil von Westen nach Deutschland herein, während
das Höhenhoch über dem Ostseeraum von den Geopotentialkarten verschwindet.
Gleichzeitig nähert sich der Kurzwellentrog von Westen weiter an, dessen Achse
am Nachmittag den Nullmeridian überquert. Bodennah verlagert sich der in die
Hochdruckbrücke eingelagerte Schwerpunkt von Süddeutschland Richtung
Südostmitteleuropa. Westlich unseres Landes fällt der Druck weiter und
eingelagert in einen Bodentrog, der die westliche Nordsee erreicht, ist eine
okkludierte Front.
Auf der Vorderseite frischt im Nordwesten des Landes der Süd- bis Südsüdostwind
spürbar auf, zu Windwarnungen reicht das aber noch lange nicht. Richtung
Südosten bleibt der allgemein Richtung Süd drehende Wind noch schwach, teils
sehr schwach.
Das Regengebiet über dem Osten des Landes schwächt sich immer weiter ab und
kommt noch etwas nach Osten voran, es sollte sich aber am Nachmittag in Odernähe
auflösen. Die Niederschlagssummen belaufen sich meist auf unter 1 l/qm,
lediglich am Erzgebirge kann es etwas mehr sein. Von Westen setzen sich einige
Wolkenauflockerungen durch, im Nordwesten sind die Chancen auf Nebelauflösung
aufgrund des auffrischenden Windes recht gut. Auch von den Alpen her wird es
sonnig. Dagegen verbleiben wir im Osten unter den dichten Wolken und im
Südwesten wird bei schwachem Wind oftmals der Nebel und Hochnebel nicht
aufgelöst. Im Westen zieht dann am Nachmittag auf der Vorderseite der Okklusion
auch schon wieder mehrschichtige Bewölkung auf, aus der auch geringer Regen
fallen kann.
Das niedertroposphärische Temperaturniveau verbleibt meist bei 2 bis 4°C in 850
hPa, so dass die Höchstwerte mit 9 bis 12°C weiterhin im milden Bereich liegen.
Lediglich ganz im Osten unter den dichten Wolken und in einigen Niederungen des
Westens, wo sich der Hochnebel nicht lichtet, werden eher nur 7 bis 9°C
erwartet.
In der Nacht zum Dienstag kommt der Kurzwellentrog rasch nach Osten voran, seine
Achse erreicht bis zum Morgen eine Linie von Westfriesland bis nach
Südostbayern. Gleichzeitig kommt das Höhentief im Osten nur langsam gen Osten
voran, so dass der Keil dazwischen immer schmaler wird. Mit der Propagation des
Troges kommt auch die vorlaufende Okklusion voran und zieht mit ihrem
Regengebiet nach Deutschland herein, wobei letzteres bis zum Morgen eine Linie
von Schleswig-Holstein bis nach Bayern erreicht. Insgesamt wird dabei nicht
allzu viel Regen erwartet, wobei die vorliegenden Modelle durchaus noch
Unterschiede aufweisen. So lassen GFS und UK10 den Regen deutlich weniger nach
Süden ausgreifen und GFS simuliert dagegen an der Nordsee auch mal über 5 l/m²,
was die anderen Modelle so nicht simulieren. Bei unveränderten Temperaturen in
der unteren Troposphäre bleibt die Schneefallgrenze zumeist bei um/über 1500 m
und ist damit für die deutschen Mittelgebirge nicht relevant.
Mit dem Aufzug der Front schließen sich die Wolkenlücken von West nach Ost
wieder. Ganz im Osten kann es daher im Vorfeld mal ein paar größere Lücken
geben. Auch auf der Rückseite tun sich vielleicht in der zweiten Nachthälfte
wieder Lücken auf. Der etwas stärkere Druckgradient weitet sich noch etwas ins
Landesinnere aus, so dass weitere Regionen der Nordwesthälfte von etwas
auffrischendem Wind profitieren, der von Süd später auf Südwest dreht. Weiterhin
sind Windwarnungen aber kein Thema. Im Süden und Osten bleibt es noch
schwachwindig.
Vor allem im Südosten fallen die Temperaturen dann auch auf 3 bis 0°C,
vereinzelt kann es dort im Bergland auch mal leichten Frost geben. Ansonsten
bleibt die Nacht milder, je weiter man nach Nordwesten kommt. Vom Niederrhein
bis zum Emsland werden 6 bis 8°C als Tiefstwerte erwartet. Nebel kann vor allem
im Süden und Osten, wo es noch windschwach ist und auch eine Weile gering
bewölkt sein kann, eine größere Rolle spielen.
Dienstag, zum Karnevalsbeginn,… tropft aus dem Kurzwellentrog über dem Norden
Deutschlands recht rasch ein Höhentief ab, dessen Kern bis zum Abend die Oder
erreicht. Das Trogresiduum dissipiert recht rasch im Bereich der nördlichen
Nordsee. Zwischen dem abgetropften Höhentief und dem Langwellentrog, aus dem es
stammt, bildet sich allmählich ein Höhenrücken aus, der sich langsam über
Frankreich aufwölbt. Da sich der Langwellentrog auch weiter südwärts ausdehnt,
wird die Verbindung des Bodenhochs zum Azorenhoch zunehmend gekappt, es bleibt
dann eine recht flache, aber sehr umfangreiche Hochdruckzone übrig, die sich
über weite Teile Südosteuropas erstreckt und ihren Schwerpunkt über dem Balkan
besitzt. Deutschland liegt am Rand dieser Hochdruckzone, wobei diese sich im
Tagesverlauf wieder zu uns hin ausweitet. Zuvor kommt es aber an einem Bodentrog
über der Nordsee vorübergehend zu einer Gradientverschärfung, die generell im
Nordwesten den Südwestwind etwas aufleben lässt und vielleicht auf den
Ostfriesischen Inseln mal für eine steife Böe sorgen kann. Auch Richtung Süden
und Osten frischt der Südwestwind im Tagesverlauf geringfügig auf, nimmt aber
zum Abend wieder deutlich ab.
Die Okklusion kommt über dem Norden Deutschlands kaum noch voran und löst sich
allmählich auf. Wenige Millimeter fallen tagsüber vor allem noch im Nordosten
des Landes. Im Süden und Westen sorgt dagegen Absinken für immer mehr
Wolkenauflockerungen, so dass dort sogar zeitweise die Sonne rauskommen kann.
Von Südwesten gelangt zudem etwas mildere Luft ins Land, so dass in 850 hPa die
Temperatur bis 6°C ansteigen kann. Somit wird es im Westen und Südwesten mit
Sonnenunterstützung 12 bis 15°C mild, im Norden bleibt es unter den Wolken und
in der kühleren Luftmasse bei 8°C.
In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der Höhenkeil stark nach Norden aus, wofür
die starke WLA auf der Vorderseite der Langwellentroges verantwortlich ist.
Bodennah spaltet sich aus dem atlantischen Tiefkomplex bei Schottland ein
Randtief ab, welches sich rasch verstärkt und somit eine deutliche
Gradientverschärfung auf der Nordsee bewirkt. Dort frischt der Wind stark aus
Süd bis Südwest auf und zumindest auf den Nordfriesischen Inseln und auf
Helgoland muss dann mit steifen Böen gerechnet werden, bei den Ostfriesen bleibt
es bei dieser Windrichtung ruhiger. Richtung Südosten nimmt der Gradient nur
wenig zu und es bleibt windschwach, in Bayern teils auch fast windstill.
Das Frontensystem des Tiefs schleift über der Nordsee und sendet einige
Wolkenfelder über den Nordwesten Deutschlands, meist aber nur hohe und
mittelhohe Wolken. Ansonsten lockern unter Absinken die Wolken weiter auf, bevor
dann in der sich auskühlenden Grenzschicht sich vor allem im windschwachen
Südosten verbreitet Nebel bilden sollte. Zwischen den Nebelgebieten und den
dichten Wolken im Nordwesten zeichnen sich aber auch größere Regionen ab, wo es
dank auffrischenden Windes länger klar ist. Bei den Tiefstwerten der Temperatur
stellt sich ein starker Gradient zwischen dem Nordwesten mit 9°C und dem
Südosten mit -1°C ein.
Modellvergleich und -einschätzung
Auf kleinere Unterschiede bezüglich der Niederschlagsverteilung wurde schon im
Text oben eingegangen. Ansonsten sind keine warnrelevanten Unterschiede zu
erkennen – mangels Warnungen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann