#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Samstag, den 25.10.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 25.10.2025 um 10.30 UTC
Vor allem anfangs noch windig (exponiert stürmische Böen oder Sturmböen),
insgesamt aber nachlassender Wind. Nachts gebietsweise Nebel.
Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 01.11.2025
Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Dienstag liegt Deutschland
auf der Rückseite eines vom östlichen Mitteleuropa nach Osteuropa ziehenden
Langwellentroges. Die Struktur der Höhenströmung auf der Trogrückseite ist eine
weitgehend westliche, die allerdings leicht mäandriert. Einer der eingelagerten
Kurzwellentröge überquert im Tagesverlauf die Nordsee und erreicht am Abend
Norddeutschland. Im Bodendruckfeld ist mit ihm eine Welle verbunden, wobei der
Wellenkopf abends das südliche Dänemark erreicht und die Warmfront selbst bis
etwa an Oder und Neiße, Die Kaltfront dagegen bis etwa in die Mitte vorankommt.
In der Folge präsentiert sich der Dienstag im Norden und der Mitte bei vielen
Wolken regnerisch, ohne dass dabei bezüglich des Regens Warnschwellen erreicht
werden sollten. Im Süden macht sich dagegen schwacher Hochdruckeinfluss
bemerkbar, sodass es südlich der Donau bei längeren sonnigen Abschnitten meist
trocken bleibt. Der Gradient ist dabei recht straff aufgestellt. Die West- bis
Südwestböen erreichen an der Küste die Stärke 8 bis 9 Bft, gleiches gilt für die
Berge, wo exponierte Gipfel eventuell auch mit einer Bft 10 dabei sind.
Allgemein kann, zumindest gebietsweise, die Bft 7 auftreten. Die Höchstwerte
bewegen sich in einer Spanne von 9 bis 16 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch schiebt sich von Westen ein flacher Rücken herein. Er
bedingt Druckanstieg und sowohl in der Höhe als auch bodennah ein deutlich
antizyklonaleres Strömungsmuster. Das Absinken dämpft die Hebungsprozesse, an
den Küsten und strichweise auch im Binnenland mag es noch etwas Regen geben. Vor
allem über dem Süden, im Nachtverlauf auch über der Mitte und dem Norden zieht
der Gradient auseinander, was insgesamt zu einer merklichen Windabschwächung
führt. An der Nordsee sind ausgangs der Nacht vor allem an auflandigen
Küstenabschnitten (Nordfriesland) sowie auf den Inseln noch Böen Bft 7 denkbar.
Die Tiefstwerte liegen bei 10 bis 2 Grad mit den niedrigsten Werten bei
Aufklaren im Süden, eventuell gibt es dort Frost in Bodennähe. In der Südhälfte
kann sich auch gebietsweise Nebel bilden.
Am Mittwoch wird der flache Rücken durch WLA etwas Amplifiziert, am Abend liegt
seine Achse über dem Osten Deutschlands, in der Nacht zum Donnerstag erreicht
sie Polen. Rückseitig nähert sich der nächste Langwellentrog, mit dem ein Tief
nordwestlich der Britischen Inseln korrespondiert. Das zugehörige Frontensystem
verharrt nach aktueller Lesart über der offenen Nordsee, somit bleibt es
überwiegend trocken, in der Nordhälfte sind allenfalls vereinzelt ein paar
Tropfen möglich, allerdings sind dort viele Wolken unterwegs – am freundlichsten
wird es wieder im Süden, und dort vor allem im föhnigen Alpenvorland. In der
Nacht wird über Frankreich durch die aufsteilende Strömung auch die Kaltfront
des Vortages (als Warmfront) wieder aktiviert. Deren Niederschläge greifen dann
von Ostfrankreich her zuerst auf den Südwesten, im weiteren Verlauf auch auf
Teile der Mitte über. Trocken bleibt es im Südosten sowie im Norden. Der Wind
weht weiter lebhaft mit Südwestböen Bft 7 bis 8 in Kamm- und Gipfellagen sowie
an den Küsten. Die Warmluftadvektion hebt das Temperaturniveau. Am Tage liegen
die Maxima bei 12 bis 17 Grad, in der Nacht sinken die Werte auf 9 bis 3 Grad –
und über dem Süden bleibt es bei erhöhter Nebelaffinität.
Am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag hält die Warmluftzufuhr an. Die Achse
des Höhenrückens greift weiter nach Norden aus, wobei sie nur sehr allmählich
nach Osten vorankommt. Vor Westen nähert sich dafür der nächste markante Trog
(eher mit kurzwelligem Charakter), was eine Reduktion der planetaren Wellenlänge
und ein weitere Aufsteilen der Höhenströmung zur Folge hat. Letztendlich
erreicht die zu Tagesbeginn nur im Donauraum anzutreffende 10-Grad-Isotherme in
850 hPa ausgangs der Nacht zum Freitag sogar die Nordsee. Da mit der WLA auch
die Rückseite des Rückens zunehmend eine antizyklonale Krümmung aufweist, sorgt
Absinken dafür, dass die aus der Nacht heraus über der Mitte aktiven Regenfälle
zunehmend nachlassen. Somit bleibt es weitgehend trocken, erst in der zweiten
Nachthälfte greifen auf den Westen und Südwesten die frontalen Regenfälle des
nächsten Sturmtiefs über, welches dann die Nordwestküste Irlands erreicht.
Gegenüber dem Vortag ändert sich an den Max- und Min-Werten nichts Wesentliches.
Der Wind ist allenfalls noch an ganz exponierten stellen mit Böen Bft 7,
eventuell auch mal einer Bft 8 warnwürdig, und Nebel kann auch in der Nacht zum
Freitag wieder ein Thema werden.
Am Freitag und Samstag bleiben wir auf der Vorderseite des Langwellentroges. Am
Freitag überquert uns unter rascher Abschwächung das besagte Frontensystem des
Sturmtiefs bei Irland. Da der westeuropäische Trog aber durch in seine Rückseite
hineinlaufende Kaltluftadvektion regeneriert wird, verlagert er sich kaum nach
Osten und sorgt stattdessen auf dem nahe Ostatlantik für Druckfall und die
Entwicklung einer meridional orientierten Tiefdruckrinne. Das bedeutet
letztendlich auch ein Anhalten der Warmluftadvektion. Bis in die Nacht zum
Sonntag sollen die 850er Werte laut der IFS-Deterministik im Alpenvorland auf
bis zu 18 Grad steigen, am Main und im Nordlee des Erzgebirges sollen es 14, an
den Küsten allgemein um 10 Grad sein. Damit sollte als Spitzenwerte zumindest am
Samstag im Süden die 20 Grad wieder in Reichweite kommen, ansonsten präsentieren
sich die Temperaturen etwa auf dem Niveau der Vortage, nachts werden die Minima
auch im Süden kaum noch unter 5 Grad sinken. Der Wind lebt insbesondere am
Samstag wieder auf, so dass dann in exponierten Lagen vermehrt Sturmböen
auftreten werden.
In der erweiterten Mittelfrist am Sonntag und Montag soll der westeuropäischen
Langwellentrog abtropfen. Damit würde ein Übergreifen desselben weiter
hinausgezögert und die südliche Anströmung bliebe erhalten. Das böte Chancen auf
weiterhin recht milde Temperaturen und zumindest zeitweise freundliches Wetter.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Ab der Wochenmitte gibt es vor allem in den Druckfeldern deutliche Unterschiede
zwischen dem aktuellen Lauf und den Vorläufen. Dies manifestiert sich recht klar
in der Positionierung und dem Kerndruck der über Nordwesteuropa und dem nahen
Nordatlantik prognostizierten Sturmtiefs, die sowohl der aktuelle Lauf wie auch
die Vorläufe auf dem Programm haben.
Eine Konsequenz aus dem geschilderten ist, dass die Feuchte- und somit auch die
Niederschlagsfelder ebenfalls voreinander abweichen.
Ein massives Übergreifen der Frontensysteme der o.e. Sturmtiefs wird aber nicht
angedeutet. Im aktuellen Lauf soll das Frontensystem am Samstag unter
Abschwächung von West nach Ost über uns hinwegziehen und dabei nur moderaten
Regen bringen. Denn, und das ist bemerkenswert: Alle Läufe, und dabei speziell
die jüngeren, regenerieren den westeuropäischen Langwellentrog und lassen ihn in
der Folge kaum nach Osten vorankommen. Das bedeutet, dass nach allen Modellläufe
das westliche Mitteleuropa zwischen einem Langwellentrog über West- und einem
Rücken über Osteuropa verbleibt – was auch eine ausgeprägte Warmluftadvektion
bedingt.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Das bezüglich der Konsistenz des IFS gesagte kann auch auf die internationale
Modellwelt übertragen werden. In der zweiten Wochenhälfte wie auch am
darauffolgenden Wochenende simulieren alle Modelle hier betrachteten Modelle
(IFS, GFS, UK10, ICON) einen großräumigen und mehrkernigen Tiefdruckkomplex über
Nordwesteuropa, dem nahen Ostatlantik und dem südlichen Nordmeer.
Die einzelnen Kerne sind dabei zumeist an mehr oder weniger kurzwellige
Troganteile geknüpft, die den Langwellentrog umlaufen. Das
Übereinstimmungsspektrum ist dabei facettenreich. So haben IFS und GFS in der
Nacht zum Freitag einen scharf geschnittenen Kurzwellentrog im Programm, der von
Südwesten her auf die Britischen Inseln übergreifen soll. Bei ICON oder UK10
wird dieser sehr viel flacher simuliert, so dass er nur bei genauem Hinsehen zu
erkennen ist. Und während ICON oder IFS das Zentraltief bei den Britischen
Inseln verdrahten, liegt das von UK10 westlich, das von GFS südwestlich von
Irland.
Der globale Blick zeigt aber auch hier: Die Modelle bleiben bis ins kommende
Wochenende hinein bei einer großräumigen Lage, bei der westlich von uns ein
Langwellentrog. Östlich von uns dagegen ein Rücken liegen soll. Auch wenn die
genaue Positionierung dieser Geopotentialgebilde noch nicht einheitlich
gerechnet wird, so sorgen die Lösungen doch durchweg für anhaltende
Warmluftadvektion, eine mehr oder weniger windige (aber nur selten stürmische)
Windsituation sowie verbreitet wechselhaftes Wetter.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die IFS-Ensembles werden im Zeitraum +72 bis +96 Stunden zu drei Clustern
zusammengefasst. Alle Cluster starten in der Kategorie „Atlantischer Rücken“ und
wechseln zum Ende des Zeitfensters in die
„Negative NAO“, wobei die Einheitlichkeit der Wetterlagen schon eine gewisse
Zuverlässigkeit der Vorhersage andeutet. Über Mitteleuropa unterscheiden sich
die Strömungsmuster der verschiedenen Cluster ohnehin nur wenig.
Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden starten die vier angebotenen Cluster
durchweg in der „Negativen NAO“, womit sie die Wetterlage des vorherigen
Zeitfensters aufgreifen. Zum Ende des Zeitfenster wird es aber diffus. Die
beiden größten Cluster (19 und 13 Mitglieder) wechseln in die „Positive NAO“,
der mit 12 Membern zweitkleinste bleibt in der „Negativen NAO“ und der kleines
will gerne in die „Blockierung“ wechseln. Trotzdem deuten alle repräsentativen
Lösungen den Langwellentrog westlich von uns und den Rücken östlich von uns an.
Ein schwacher Trog soll am Ende des Zeitraums in die „NAO“ führen, ein kräftiger
Rücken dagegen in die „Blockierung“ An der Lage der Tröge und Rücken ändert dies
aber nichts, was dann doch für eine recht gute Vorhersagequalität spricht.
Erst mit einem weiteren Schritt (Zeitfenster +192 bis +240 Stunden, vier
Cluster) wird eine deutlichere Streuung in den repräsentativen Feldern
erkennbar, wobei sich Trog und Rücken teils nochmal amplifizieren (Lösung der
mit 13 und 11 Mitgliedern kleinsten Cluster), teils aber auch abflachen sollen
(Lösung der beiden mit 14 und 13 Mitgliedern größeren Cluster)
Die Rauchfahnen des IFS-Ensembles zeigen für die 850er Temperatur in Offenbach
im Mittelfristzeitraum ein (mit zeitweisen leichten Rücksetzern)
kontinuierliches Ansteigen der 850er Temperaturen, dass von allen
Ensemblemitgliedern mitgetragen wird. Erst zum Ende der Woche (Freitag) zeigen
einzelne Lösungen einen Rückgang der 850er Werte, die große Mehrheit der
Einzellösungen wird aber erst am Sonntag bezüglich der 850er Temperaturen
rückläufig. Zu diesem Zeitpunkt liegt der Hauptlauf mit 15 Grad an der oberen
Kante der Verteilung.
Die GFS-Ensembles stützen die Aussagen des IFS-Ensembles nur bedingt. Zwar zeigt
sich auch dort ein Anstieg der 850er Temperaturen von Dienstag bis
Donnerstag/Freitag, allerdings erreichen die GFS-Ensembles dann auch schon (und
nicht erst am Sonntag) die höchsten Werte. Außerdem liegen die höchsten Werte
der Temperatur bei GFS nur bei etwa 10 Grad (Hauptlauf) oder 15 Grad
(Ensemblemaximum) im Vergleich zu 15 Grad (s. o.) respektive 19 Grad bei IFS.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Windböen:
EFI zeigt im Osten am Dienstag geringe Signale für signifikant vom Klimamittel
abweichende Böen.
COSMO-LEPS zeigt am Dienstag an den Küsten und auf den Bergen
Wahrscheinlichkeiten von bis zu 70% für stürmische Böen Bft 8. Für Sturmböen Bft
9 liegen die Wahrscheinlichkeiten nur noch im niedrigen zweistelligen Bereich
(maximal 30%). Am Mittwoch zeigen sich nur noch an den Küsten
Wahrscheinlichkeiten von bis zu 40% für stürmische Böen Bft 8.
Die Ensembles von ICON und ICON-EU stützen die Aussagen von COSMO-LEPS. Dabei
liegen die Wahrscheinlichkeiten bei ICON tendenziell etwas niedriger als bei
COSMO-LEPS. Bei ICON-EU liegen sie, insbesondere für die Gipfellagen der
Mittelgebirge, eher etwas höher.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas