#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Samstag den 25.10.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 250800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 25.10.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz (West zyklonal)
Ungemütliches Herbstwetter mit Wind und häufigem Regen. In Hochlagen ein erster
frühwinterlicher Gruß. Unterm Strich aber ohne die ganz große Brisanz.
Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
Samstag… beschäftigt uns weiterhin das umfangreiche Zentraltief JOSHUA mit
Kern dicht vor der Südküste Norwegens mit einem Kerndruck unweit der 980 hPa. Es
hat zwar seinen eigentlichen Höhepunkt längst überschritten, kann sich aber dank
vorderseitiger Warmlufteinspeisung von Finnland und dem Baltikum her und
rückseitig einlaufender Randtröge wacker halten und bestimmt nach wie vor unser
Wetter mit einem vollherbstlich geprägten Charakter mit reichlich Wind und
wiederholten schauerartigen Niederschlägen auf einem inzwischen recht kühlen
Temperaturniveau.
Dröseln wir die Randtröge des heutigen Tages doch einmal genauer auf. Da sind
zum einen die Reste eines eher Schwächeren im Südosten des Landes, der sich mit
schauerartigen Regenfällen im Laufe des Vormittags aus der Oberpfalz und
Niederbayern allmählich Richtung Tschechien verabschiedet. Die Schneefallgrenze
liegt bei knapp 1000 Metern. Ihm folgt ein etwas Schärferer im Nordwesten
Deutschlands nach, in dem sich von der Nordsee bis zur Eifel ebenfalls stärkere
und häufigere Schauertätigkeit kulminiert. Dieser ist nicht nur in den
Vorticity-, sondern auch in den Temperaturadvektionsfeldern besser zuerkennen
mit einer schönen Dipolstruktur. Da liegt daran, dass sich aufgrund des größeren
dynamischen Forcings stärker eine Bodentrog ausbilden kann mit einem recht
beachtlichen Windsprung von Südsüdwest auf Nordwest. Entsprechend äußert sich
das auch in höher reichender Konvektion aktuell über Belgien und der Deutschen
Bucht, was mit etwas skinny CAPE auch durchaus für vereinzelte Gewitter gut ist.
Rückseitig wird ein Schwall (allerdings weit rumgeholter) maritimer Polarluft
angezapft. Zum Abend nähert sich am Niederrhein die 0°C-Isotherme in 850 hPa.
Zuvor sind es +2 oder +3°C, der „Luftmassenwechsel“ dementsprechend eher
seichter Natur.
Mit Durchschwenken des Bodentroges aus Nordwesten, der je weiter ins
Landesinnere voranstoßend immer mehr an Schärfe verliert, sind nicht nur
vermehrt Schauer und vereinzelte Gewitter, sondern auch neben dem eigentlichen
Tagesgang eine erneute Windzunahme verbunden. So muss bis auf weite Teile
Ostdeutschlands sowie Richtung Inn verbreitet mit steifen Böen gerechnet werden,
die bereits an zahlreichen Stationen aktuell auch schon belegt sind. An der
Nordsee, in Schauernähe sowie generell im Bergland treten Sturmböen auf,
exponiert auch noch schwere Sturmböen. Entsprechende Warnungen sind für den Tag
bereits ausgegeben.
Nicht unerwähnt bleiben soll ein ebenfalls leicht erhöhtes Gewitterrisiko
zwischen Main und Donau, wo mithilfe der Einstrahlung ebenfalls etwas CAPE
generiert werden kann. Bei dazu in diesem Bereich auch noch guten hochreichenden
Scherungsbedingungen liegt der Fokus auf stürmischen Böen oder Sturmböen Bft 8-9
als vorrangige Begleiterscheinung, auch kleinerer Hagel/Graupel kann lokal
vorkommen. Wobei man insgesamt sagen muss, dass bei beschriebener
Trogkonstellation im gesamten Bundesgebiet ein kurzes Gewitter nicht
ausgeschlossen ist, nur in diesen Bereich eben am wahrscheinlichsten sind.
Die Höchstwerte erreichen keine 15°C mehr, meist liegen sie (dank guter
Durchmischung) zwischen 10 und 13°C.
In der Nacht zum Sonntag ist der erwähnte Bodentrog unter Abschwächung kaum
ostwärts abgeschwenkt, folgt ihm von der Doggerbank schon der nächste Randtrog,
der zur allgemeinen Revitalisierung des steuernden Tiefs beiträgt, nach. Ihn
kennzeichnet derweil eine deutliche Ausbuchtung im Geopotential mit
höchstwahrscheinlich eigenem Drehzentrum, kreisförmigem IPV-Maximum und einer
Blase höhenkalter Luft bis nahe -30°C in 500 hPa.
Damit wird in Verbindung mit der Ausbildung eines weiteren scharfen Bodentroges
in den Frühstunden über der inneren Deutschen Bucht (quasi als Kopie zum
heutigen Samstag) die nächste hochreichende Labilisierungsstufe gezündet.
Unterstützend durch das noch recht warme Nordseewasser nahe 15°C (Delta
Boden-500 hPa also satte 45K) kommt es erneut innerhalb organisierter
Schauerstraßen zu kräftigen Regengüssen und vereinzelt eingelagerten Gewittern.
Die starke Windkonvergenz gepaart mit tiefem HKN lassen auch das Auftreten eines
kurzlebigen Typ-II Waterspouts nicht unmöglich erscheinen. Auch der Wind ist
nicht zu verachten, der direkt an der Nordsee anhaltend in Böen Sturmstärke
behält und in Verbindung mit der Konvektion sowie bei Trogdurchgang
vorübergehend bis zu schweren Sturmböen (Bft 10) gut ist. Im ICON-D2 EPS tauchen
südlich von Helgoland satte Wahrscheinlichkeit von >60% für Bft 10 auf. Das bei
den konvektiven Böen meist etwas hoch angesetzte, heute Morgen aber gut
performende AROME gibt ebenfalls Signale in den Frühstunden für Böen jenseits
von 90 km/h, die bis in ostfriesische Binnenland ausgreifen.
Sonst werden die Schauer im Laufe der Nacht allmählich schwächer und seltener,
konzentrieren sich in der zweiten Nachthälfte abseits vom neuen „Brennpunkt“ an
der Nordsee vor allem noch auf die Südhälfte Deutschlands. Mit der einsickernden
maritimen Polarluft sinkt die Schneefallgrenze noch etwas ab und kratzt in den
zentralen Mittelgebirgen die Kammlagen, in den Alpen knapp oberhalb von 1000
Metern. Die Staukomponente ist in der westlichen Höhenströmung aber gering, so
dass alpin oberhalb von 1000 (gemeint eher 1200-1500 m) gelbe Warnungen vor
wenigen Zentimetern bei den noch warmen Böden vollkommen ausreichend sind.
Der Wind lässt abseits der Küsten vorübergehend deutlich nach und die
Tiefstwerte liegen bei 8 bis 3°C. In den Kammlagen und bei längerem Aufklaren im
Westen nahe 0°C.
Sonntag… schwenkt der Randtrog von der südwestlichen Nordsee südostwärts und
weitet dadurch den Gesamttrog über Mitteleuropa ein Stück weiter nach Süden aus.
An dessen hochbarokliner Süd-, aber auch Westflanke rutscht im tagesverlauf ein
Randtief unter fortschreitender Okkludierung seiner Fronten von Island Richtung
Schottland und wird uns noch näher am Montag beschäftigen.
Bis dahin bleibt die Niederschlagsaktivität primär konvektiv geprägt und
fokussiert sich auf die (Boden-)Trogpassage über der Nordhälfte Deutschlands,
die nicht ohne sein dürfte. So werden von den hochauflösenden Modellen durchaus
6-stündige Niederschlagssummen von 10 bis nahe 20 l/qm über Niedersachsen,
Bremen und Hamburg angeboten, was freilich nicht für Warnungen ausreichen
dürfte. Grund hierfür ist neben der starken Hebung die Einsteuerung etwas
milderer und feuchterer Luft vom Baltikum (auf der Vorderseite stark rumgeholt),
die sich auch in einem satten WLA Maximum im Bereich des Bodentroges
wiederspiegelt. Glücklicherweise scheint es im Zuge des kompakten Wolkenpakets
mit der Einstrahlung nicht so weit her zu sein, so dass kräftigere
Impulstransport bei 50-60 Knoten in 850 hPa zum Boden hin wohl ausbleiben. Und
trotzdem reicht es gradientbedingt für einen breiten Streifen von der Nordsee
bis zum Erzgebirge, in dem vermehrt mit Böen der Stärke 8-9 Bft zu rechnen ist.
Schwere Sturmböen und mehr bleiben aller Voraussicht nach dem höheren Bergland
vorbehalten. Auf dem Brocken sollten zeitweise Orkanböen auftreten. Im Bereich
der Ostsee bleibt die Windkomponente die meiste Zeit des Tages mit südlichen
Richtungen eher eine ablandige, weshalb dort kaum einmal stürmische Böen
auftreten.
Sowieso deutlich ruhiger ist südlich von Main und Mosel, wo zwar die
Höhenkaltluft auch für einzelne Schauer im Tagesverlauf sorgt, aber
zwischendurch auch mal länger die Sonne zum Vorschein kommt. Auch der Bodentrog
greift so weit südlich nicht so richtig durch, so dass es bezüglich der
Spitzenböen zwar ebenfalls eine tagesgangbedingte Zunahme gibt, aber meist bei
Bft 7 Schluss ist. Die Schneefallgrenze liegt je nach Intensität der
Niederschläge zwischen 1500 und nahe 1000 m.
Bei Wind und Regen liegen die Temperaturen tagsüber oft nur noch im einstelligen
Bereich. An der See sowie mit etwas Sonne sind bis 13°C möglich.
In der Nacht zum Montag geht das muntere „Klinke in die Hand geben“ ablaufender
Randtröge aus Nordwesten weiter. Kaum haben sich Höhen- respektive
Bodentragachse vom Tage ostwärts Richtung Polen und Balkan verabschiedet, rückt
von Schottland und Ostengland der nächste nach und erreicht uns im Nordwesten in
den Frühstunden. Darin eingebunden ist bereits erwähntes Randtief, das den Namen
KLAUS erhalten hat. Unter Einbezug in den Sog des steurnden Tiefs JOSHUA, das
sich inzwischen über Südschweden eingenistet hat, verliert es allerdings immer
mehr an Struktur und dürfte hauptsächlich noch als Trog mit eingelagerter
Okklusion bei uns aufschlagen. Der Warmsektor ist wohl nur noch über Frankreich
leicht geöffnet. Allerdings geht die unmittelbare nachfolgende Kaltfront direkt
in die Warmfront eines neuen Atlantiktiefs südlich von Island über, weshalb die
Frontpassage über Süddeutschland (wie so häufig>) leicht schleifenden Charakter
besitzt.
Kurzum: Nach nur kurzer Wetterberuhigung setzen im Nachtverlauf aus Westen neue
Regenfälle, die vorübergehend einen etwas stärkeren skaligen Charakter
aufweisen. Erst zum Morgen setzt im äußersten Nordwesten eine abermalige
Labilisierung (KLA in der Höhe) ein und in Ostfriesland und dem Emsland sind
vereinzelte Gewitter möglich. Der Wind bleibt trotz vorübergehender Abnahme
insgesamt lebhaft, an der See und im Bergland mehrheitlich auch weiterhin
warnwürdig mit Bft 7-8, exponiert bis Bft 10.
Durch Wind und Wolken kann die Luftmasse nicht wirklich ihr eigentliches
Potential nächtlicher Minima entfalten, so dass es meist bei 8 bis 2°C frostfrei
bleibt, von einigen Kamm und Gipfellagen einmal abgesehen.
Montag… liegen wir am Rande des immer komplexer werdenden Tiefs über
Skandinavien auf der „kalten“ Seite der Frontalzone in einer zyklonal geprägten
nordwestlichen Strömung. Durch den abermals durchschwenkenden Randtrog, der von
der Deutschen Bucht und Benelux bis zum Abend bis nach Böhmen vorankommt, kann
sich der Höhentiefkomplex ein Stück weit regenerieren. Nichtsdestotrotz beginnt
- initiiert durch WLA über dem nahen Ostatlantik – der Prozess der allmählichen
„Zuschüttung“ von Südwesten her, was in der Folge große Relevanz für die
Mittelfrist besitzt.
Am Montag selbst ändert sich bei uns wettertechnisch zunächst noch wenig, sprich
das vollherbstliche wechselhafte windige und recht kühle Wetter setzt sich fort.
Nach Abzug der skaligen Niederschläge im Zuge der Okklusionspassage folgen
zahlreiche Schauer und kurze Kaltluftgewitter nach. Die Wahrscheinlichkeit für
Blitz und Donner ist im Vergleich zu den Vortagen etwas erhöht, da die
Labilitätsfläche durch den qualitativ brauchbaren, breit angelegten Trog mit
T500 nahe -30°C höher reicht und die Tops bis Tropopausenniveau vorstoßen
können.
Im Süden wird die Front strömungsparallel und als Warmfront über Frankreich und
Irland rückläufig. Damit kommt es vom Breisgau bis zur unteren Donau zu länger
anhaltenden Regenfällen. Dabei gibt es bereits jetzt vermehrte Signale, dass
Warnschwellen gerissen werden. Sowohl der deterministische Output mehrerer
Modelle als auch die probabilistischen Verfahren signalisieren für den
Schwarzwald und das Allgäu, teilweise auch für den gesamten Alpenrand und den
Südteil des Bayerischen Waldes, dass 30-40 in Staulagen vereinzelt auch 50 l/m²
überschritten werden. Die Schneefallgrenze steigt von anfänglich knapp 1000 m
auf über 1500 m bis zum Abend an. Immerhin: Vor allem für die Lagen > 2000 m
eine schöne Einwinterung für dien kommende Skisaison. Dumm nur, dass im Laufe
der Mittelfrist sämtliche Hinweise auf außergewöhnlich milde Temperaturen
hindeuten. Wie so oft heißt es dann wohl: „Wie gewonnen, so zerronnen!“
Des Weiteren bleibt der Wind ein stetes, wenn auch kein brisantes Thema. Vor
allem über der Südhälfte des Landes ist der Gradient noch scharf genug für
steife bis stürmische Böen, im Bergland und bei Gewittern bis hin zu schwerer
Sturmstärke. Damit ist zwar nun mehr der Süden betroffen, unterm Strich in der
Fläche aber wohl etwa 1 Bft schwächer im Vergleich zum Vortag über der
Landesmitte. Das Ganze bei eher ungemütlich anmutenden 7 bis 12°C.
Auf längeren Sonnenschein kann man allenfalls an der See spekulieren.
In der Nacht zum Dienstag sorgt schwacher Zwischenhocheinfluss zunächst für eine
vorübergehende Wetterberuhigung, bevor mit Übergreifen der Warmfront aus Westen
des sich nähernden Tiefs bei den Hebriden neue, aber meist nur noch leichte
Niederschläge aufkommen.
Modellvergleich und -einschätzung
Kleinere Unschärfen gibt es bei der genauen Akzentuierung der zahlreichen
beteiligten Randtröge, was dementsprechend dann auch Einfluss auf die
prognostizierten Niederschlagsmengen und Böen hat. Unterm Strich liegen die
gängigen Modelle aber auf recht einheitlicher Linie.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen