SXEU31 DWAV 240800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.10.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
W z

An der Nordsee und im höheren Bergland Sturm mit schweren Sturmböen, exponiert
auf einigen Gipfeln Orkanböen. Ansonsten starke bis stürmische Böen aus SW bis
W. Auch am Wochenende weiter windig bis stürmisch. Nordsee und höheres Bergland
mit Sturm.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC

Freitag… zieht ein Sturmtief von der südlichen Nordsee nach Norden bis
Nordosten an Jütland vorbei in Richtung der Südspitze Norwegens. Es lenkt über
die Nordsee und GB frische Meereskaltluft subpolaren Ursprungs nach
Mitteleuropa, die in 850 hPa Werte um 0°C aufweist. An seiner Südseite ziehen
Randtröge nach Osten und halten den großen Druckgradienten im Norden aufrecht
und verursachen nach jeweils kurzer Windabnahme wieder ein starkes Auffrischen.

Sie bringen orkanartige Böen und Orkanböen im unmittelbaren Küstenumfeld der
Nordsee sowie Sturmböen bis schwere Sturmböen im Binnenland nahe der Küste. An
der Ostsee ist die Windentwicklung schwächer. Durch die ablandige Komponente
treten an der westlichen Ostseeküste noch Sturmböen, vereinzelt schwere
Sturmböen aus Südwest bis West auf, nach Osten hin wird es sukzessive weniger.

Landeinwärts treten aufgrund des auch dort kräftigen Gradienten oft stürmische
Böen und einzelne Sturmböen (exponiert, Schauernähe) auf, begleitet von
schauerartigen Regenfällen in der aber nur leicht instabilen Meeresluft. Dazu
trägt auch der in der Höhe durchschwenkende Haupttrog bei. Einzelne kurze
Gewitter bleiben im Wesentlichen auf die Nordsee beschränkt, sind aber auch
sonst zumindest nicht ganz ausgeschlossen.

Weiter südlich schwächt sich der Gradient ab; dort weht der Wind schwächer mit
Böen um Bft 7, in exponierten Lagen vereinzelt Bft 8. Sturmböen und schwere
Sturmböen bleiben den Kamm- und Gipfellagen vorbehalten. Exponiert (Brocken,
Feldberg-Schwarzwald) sind schwere Sturmböen bis Orkanböen dabei.

Die wiederholten und teilweise kräftigen Regenfällen bergen auch ein gewisses,
aber nicht großes Stark- und Dauerregenpotential, wozu auch der
Wasserdampfeintrag aus der „warmen“ Nordsee (15°C) beiträgt. Das betrifft vor
allem das küstennahe Binnenland in Niedersachsen und Schleswig-Holstein, wo der
auflandige Wind den Regen landeinwärts drückt. Die Signale seitens der Modelle
sind uneinheitlich und nicht stark.

Mit der einfließenden Kaltluft sinkt die Schneefallgrenze, sodass in höheren
Alpenlagen zunehmend Schnee fällt.

In der Nacht auf Samstag dreht sich das hochreichende Tief nahe der Südspitze
Norwegens ein. Der Gradient bleibt erhöht, tagesgangbedingt lässt der Wind im
Binnen- und Tiefland aber etwas nach, bleibt jedoch im höheren Bergland und an
der Nordsee teils stürmisch. Ein Abnahme ist aber auch an der See zu
verzeichnen, ablandig (SW Wind) passiert an der Ostsee nicht allzuviel (Böen Bft
7 bis 8), an der Nordsee sind auflandig Sturmböen möglich, anfangs teils schwer.

Auch die Schauertätigkeit nimmt ab. Von Südwesten bis Bayern ausgreifend, führt
WLA zu skaligen Niederschlägen im Laufe der Nacht. Von Nordwesten her schwenkt
in der zweiten Nachthälfte ein neuer Randtrog heran und sorgt im Nordseeumfeld
sowie am Samstagmorgen im Nordwesten erneut für ein Aufleben der
Niederschlagsaktivität und für ein stärkeres Rückdrehen des Windes, mit einer
deutlicheren ablandigen Komponente.

Samstag… schwenkt der Randtrog von West nach Ost über Deutschland hinweg. Das
Tief bleibt nahe Südnorwegen. Der Trog ist vor allem in der unteren Troposphäre
deutlicher ausgeprägt. Damit ziehen teils kräftige, schauerartig verstärkte
Niederschläge ostwärts, die sich in 12 Stunden auf 10 bis 15 l/qm im Nordwesten
summieren und um 20 l/qm in einigen Staulagen der Bergländer.

Tagesgangbedingt und mit Passage des Bodentrogs legt der Wind wieder zu, sodass
verbreitet mit starken und einzelnen stürmischen Böen zu rechnen ist.
Ausgenommen bleibt der Nordosten, der sich vorderseitig im stabilen Bereich
befindet (WLA-Feld).

Im höheren Bergland und an der See sind Sturmböen (Bft 8/9) auf; wobei der Wind
mit Passage des Troges von SW Auf NW dreht. Die stärksten Böen sind ansonsten
bei Passage des Bodentrogs zu erwarten, wobei der Wind landeinwärts eher von
Südsüdwest auf West dreht.

Abgesehen vom Wind werden kaum Warnungen nötig. Richtung Nordsee gibt es eine
gute Überlappung von Labilität und Feuchte, wodurch etwas CAPE generiert wird;
entsprechend kann es dort vereinzelt blitzen. Auch im Südwesten wird mit
Durchgang eines Randtrogs etwas CAPE aufgebaut, sodass auch dort vereinzelt
Gewitter auftreten können.

Schnee spielt allenfalls in höheren Alpenlagen eine Rolle, allerdings liegt dort
mildere Luft südlich der Alpen nahe und durch die WLA zuvor ist die
Schneefallgrenze deutlich über 1500m angestiegen.

In der Nacht auf Sonntag lässt der Wind wieder nach, und auch der Gradient
schwächt sich vorübergehend deutlich ab. Von Nordwesten her zieht jedoch in der
zweiten Nachthälfte der nächste markante Randtrog heran, der den Gradienten im
Bodenfeld verstärkt. Das Zentraltief verlagert sich in der Folge Richtung
Kattegat.
Während in den meisten Landesteilen der Wind im Laufe der Nacht unter den
Warnschwellen bleibt, frischt er im Nordwesten und Norden in der zweiten
Nachthälfte wieder auf mit starken bis stürmischen Böen (SW-W), an der Nordsee
mit Sturmböen. Dabei regnet es gebietsweise schauerartig. Im Osten abziehend,
später im Nordwesten wieder aufkommender Regen. Im Süden macht der Regen nur
kurze Pausen, die Schneefallgrenze sinkt im Laufe der Nacht wieder etwas
Richtung 1000m.

Sonntag… verlagert sich steuernde Tief nach Südschweden. Der markante Trog
schwenkt nach Osten über Deutschland hinweg, gefolgt von kleineren Randtrögen in
der dann nordwestlichen Strömung. Die Advektion feuchtkalter Meeresluft polaren
Ursprungs hält an. (T 850 ~ 0°C)

Der Druckgradient über Deutschland bleibt recht groß, vor allem im Bereich des
durchschwenkenden Troges und dahinter, sodass der Südwest, dann auf West bis
Nordwest drehende Wind wieder zulegt mit wiederholten starken bis stürmischen
Böen, vereinzelt Sturmböen. An der Nordsee sind auflandig schwere Sturmböen zu
erwarten, die exponierten Berge sind mit schweren Sturmböen bis Orkanböen dabei.
Von der Windentwicklung sind vor allem der Norden und die Mitte betroffen; nach
Süden und Südwesten hin ist der Gradient etwas abgeschwächt.

Dazu fällt gebietsweise schauerartiger Regen, der vor allem von der Nordsee nach
Südosten ausgreifend durch WLA gestützt kräftiger ausfallen kann und zumindest
dort in die Nähe der Warnschwellen gelangt. Die ENS haben das aber kaum auf der
Karte.

In der Nacht zum Montag beruhigt sich das Wetter nur vorübergehend. Im Laufe der
Nacht greift das Frontensystem eines von den Britischen Inseln nach Südosten
ziehenden Tiefs mit Regen und erneut auffrischendem Wind (SW mit 7-8 Bft in der
Südwesthälfte) auf Deutschland über. In den Alpen fällt vorübergehend bis fast
1000m hinab Schnee, später steigt die Schneefallgrenze wieder an.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Entwicklung ist in groben Zügen unstrittig. Details der kurzen Wellen,
Tröge, kleine Tiefs, sind unsicher, wirken sich auf das Warngeschehen aber auch
kaum aus. Gerade die Windentwicklung scheint gegenüber den gestrigen Läufen
etwas abgeschwächt zu verlaufen, weil der Haupttiefkern leicht abweichend zieht.

Auf Warnungen bezüglich der Regenfälle kann, mangels belastbarer Hinweise
darauf, wahrscheinlich verzichtet werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner