#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Samstag den 11.10.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 110800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 11.10.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HB
Ruhige Hochdruckrandlage ohne markante Wettererscheinungen.
Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
Samstag… hat uns das „Betonhoch“ SIEGLINDE weiterhin fest im Griff. Mit einer
Kernisobare von 1035 hPa, die inzwischen weite Teile Irlands und Wales
überdeckt, thront es nach wie vor über den Britischen Inseln und rührt sich mehr
oder weniger bis Mitte kommender Woche kaum von der Stelle.
Die zugehörige Höhenantizyklone wird flankiert von Höhentrögen über dem
mittleren Nordatlantik und über Nordeuropa sowie einem schwachen
Höhentiefkomplex über der Iberischen Halbinsel; insgesamt ähnelt die
Geopotenzialkonstellation über dem nordatlantisch-europäischen Raum in den
kommenden 48 Stunden immer mehr einem klassischen Omega-Muster und erweist sich
somit als außerordentlich stabil.
An der Ostflanke des Hochs gelegen, hat sich über Deutschland eine schwache
nordwestliche Höhenströmung etabliert, die heute im Tagesverlauf mit Passage
eines breiten und flachen Randtroges, eigentlich eher eines Kaltlufttropfens
(aktuell im Satellitenbild gut anhand von hoher Bewölkung über den Niederlanden
und Belgien auszumachen) vorübergehend leicht zyklonal konturiert ist.
Wetterwirksam ist dieser aber nicht, sondern führt lediglich dazu, dass die
feuchte Grundschicht, die im Westen kaum bis 900 hPa reicht, nach Osten zu
dagegen bis etwa 850 hPa (im Südosten knapp darüber) etwas angehoben wird, was
gebietsweise zu einer leicht erhöhten Neigung zu Nieselregen führt, vor allem in
den mittleren und östlichen Landesteilen sowie im Luv der dortigen
Mittelgebirge.
Verantwortlich für die feuchte Grundschicht ist die an der Nordostflanke des
kräftigen Bodenhochkeils nordwestliche Strömung, mit der feuchte Nordseeluft vor
allem in die nördlichen und östlichen sowie in die mittleren Landesteile
advehiert wird. Die Keilachse erstreckt sich aktuell etwa von der Mosel bis ins
östliche Oberbayern, kommt aber im Tagesverlauf ein wenig nordwärts voran (etwa
bis zu einer Linie Niederrhein-Oberpfälzer Wald am Abend). An dessen Südflanke
konnten Absink- und Entrainmentprozesse die Stratusdecke vor allem im südlichen
und mittleren Rheinland-Pfalz, im Saarland sowie in Südhessen und im westlichen
BaWü nahezu komplett auflösen, so dass sich dort in der vergangenen Nacht
gebietsweise dichte Nebelfelder ausgebreitet haben. Nach deren Auflösung steht
dort ein sonniger Tag ins Haus, ebenso allgemein in den höheren Lagen
Süddeutschlands. Im Tagesverlauf dürften sich die Wolkenlücken auch noch ein
wenig nach Norden vorarbeiten, vor allem an den Alpen und im südlichen
Alpenvorland scheint auch in den Tälern am Nachmittag vielerorts die Sonne.
Ansonsten bleibt es aber überwiegend stark bewölkt bis bedeckt, dort, wo die
Wolkendecke aufliegt, auch neblig trüb. Lücken gibt es am ehesten im Lee einiger
Mittelgebirge und vielleicht auch an den Küsten, insbesondere der Ostsee, wo
lebhafter Nordwestwind weht.
Apropos Wind: Über dem Nordmeer und Mittelskandinavien hat sich an der
Südwestflanke des von Nordskandinavien Richtung Westrussland vorstoßenden
Höhentroges derweil eine kräftige Frontalzone etabliert, die vom Nordmeer über
das mittlere Skandinavien zum Baltikum vorstößt. An deren Südflanke reicht ein
schleifender Frontenzug über den Nordosten Polens und die südliche Ostsee bis
zur Norwegischen See bzw. nach Island. Eine darin eingebettete Welle greift am
Nachmittag/Abend auf Mittelskandinavien über und entsprechend bleibt an den
Küsten sowie im Nordosten ein recht scharfer Gradient aufrecht. Vor allem
entlang der vorpommerschen Küste reicht dieser für recht verbreitet auftretende
steife Böen (Bft 7) aus Nordwest aus, die im Tagesverlauf vielleicht noch etwas
ins angrenzende Binnenland ausgreifen. Rund um Rügen, auf dem Brocken und dem
Fichtelberg kann es vorübergehend auch stürmische Böen (Bft 8) geben.
Die zu uns advehierte Luftmasse ist aufgrund der für die Jahreszeit recht warmen
umgebenden Meere ziemlich mild, entsprechend liegen die Höchstwerte trotz der
oft dichten Bewölkung meist zwischen 13 und 17 Grad, im Luv einiger
Mittelgebirge etwas darunter. Mit Sonne können vor allem in mittleren Höhenlagen
Südwestdeutschlands Werte um 19 Grad erreicht werden, während in einigen
Niederungen dort, wo sich nach frischer Nacht dichter Nebel gebildet hat, der
sich erst spät auflöst, nur schwer die 10 Gradmarke geknackt wird.
In der Nacht zum Sonntag interagiert die Frontalwelle über Mittelschweden
zunehmend günstig mit einem von Nordwesten vorstoßenden kurzwelligen Randtrog,
der bis Sonntagfrüh über die mittlere Ostsee zum Finnischen Meerbusen zieht.
Somit kann sie sich zu einem Randtief entwickeln, das morgens in etwa über
Estland aufschlägt. Eingebettet in einen ausgeprägten Bodentrog erreicht die
Kaltfront ausgangs der Nacht Südschweden und das Skagerrak.
Auf die Wetterentwicklung im Vorhersagegebiet hat das zunächst nur wenig
Auswirkung. Der vom Hochdruckgebiet über GB zu uns gerichtete kräftige Bodenkeil
bleibt robust und ändert sich in Lage und Ausrichtung so gut wie gar nicht. Nach
vorübergehender Auffächerung kann sich allerdings der Gradient zwischen
Kaltfront und Keil etwas verschärfen und der West- bis Nordwestwind frischt vor
allem an den Küsten wieder etwas auf. Am ehesten reicht es über der offenen
Nordsee (Helgoland) und entlang der vorpommerschen Küsten ausgangs der Nacht für
einzelne steife Böen.
Ansonsten verläuft die Nacht wettertechnisch ruhig und erneut vielerorts bedeckt
bzw. trüb. Eventuell reicht die frontale Hebung im Vorfeld der Front im
äußersten Norden für etwas Nieselregen, ansonsten fällt aber kein nennenswerter
Niederschlag.
Südlich der Keilachse ist es im Südwesten und im äußersten Süden auch in den
Niederungen teilweise gering bewölkt, dort können sich dann gebietsweise dichte
Bodennebelfelder ausbreiten. Mit Minima zwischen 9 und unter 5 Grad wird es dort
auch am frischesten, unter den dichten Wolken bleibt es dagegen mit 13 bis 9
Grad recht mild.
Sonntag… kann sich das Randtief, ehe es vom Kurzwellentrog überlaufen wird,
noch etwas verstärken und zieht weiter nach Westrussland. Der Höhentrogkomplex
über Nordosteuropa wird durch den kurzwelligen Randtrog regeneriert und
amplifiziert nach Süden, während die Höhenantizyklone über den Britischen Inseln
weiterhin ortsfest bleibt. Dadurch steilt die nordwestliche Höhenströmung über
dem Vorhersagegebiet etwas auf und ist nun insgesamt glatt konturiert.
Die Kaltfront des Randtiefs kommt nur langsam südwestwärts voran und erreicht
abends Schleswig-Holstein bzw. Vorpommern. Im insgesamt nach wie vor
antizyklonalen Umfeld erweist sie sich als wenig wetteraktiv; immerhin wird die
feuchte Grundschicht präfrontal erneut etwas angehoben und auch die mittlere
Troposphäre feuchtet vorübergehend deutlich an. Die Folgte sind bereits weit
präfrontal über der Norddeutschen Tiefebene einsetzende, leichte Niederschläge,
meist in Form von Nieselregen, die sich rasch in die mittleren und östlichen
Landesteile, abends dann auch bis nach Oberfranken ausweiten. Nennenswerte
Mengen (über 1 l/m²) kommen aber wohl lediglich im Luv einiger Mittelgebirge,
insbesondere der östlichen, zusammen.
Der nach Südwest- und Süddeutschland gerichtete Bodenkeil wird etwas abgebaut
und ein wenig nach Süden abgedrängt. Entsprechend werden auch die Sonnenfenster
im Südwesten und im äußersten Süden wieder kleiner. Dafür lockern die Wolken mit
der Advektion deutlich trockenerer Luftmassen aus dem skandinavischen Raum (mit
Unterstützung durch den Skandenföhn) postfrontal an der Ostsee am
Nachmittag/Abend auf.
Der Gradient im Nordosten und Norden fächert mit Abschwächung des Bodenkeils
insgesamt allmählich auf, so dass steife Böen lediglich noch an exponierten
Küstenabschnitten der vorpommerschen Küste und später auch dort nicht mehr
auftreten.
An den Höchstwerten ändert sich gegenüber dem Vortag nicht allzu viel, im Mittel
bleibt es um etwa 0,5 bis 1 K kühler.
In der Nacht zum Montag arbeitet sich die Kaltfront des inzwischen
zentralsteuernden Tiefs langsam südsüdwestwärts vor, zeigt aber nach Westen zu
deutliche Auflösungstendenzen und wird dort auch stationär. Mit Durchschwenken
eines kurzwelligen Troganteils wird sie abends bzw. in der ersten Nachthälfte
vorübergehend etwas aktiviert, so dass es präfrontal vor allem an den östlichen
Mittelgebirgen sowie im Osten Bayerns etwas verbreiteter und kräftiger regnet.
Gebietsweise fallen dort um 5 l/m², während die Mengen ansonsten weiterhin kaum
erwähnenswert sind und es im Südwesten auch komplett trocken bleiben sollte.
Postfrontal setzen sich die größeren Auflockerungen im Nordosten noch etwas
weiter nach Süden durch, in Teilen von Schleswig-Holstein und Vorpommerns bis
nach Brandenburg ist es teils auch gering bewölkt. Der noch spürbare Nordwest-
bis Nordwind sollte allzu niedrige Temperaturen zwar vermeiden, dennoch kühlt es
in windgeschützten Senken örtlich auf unter 5 Grad ab, Bodenfrost nicht ganz
ausgeschlossen.
Ansonsten bleibt es in den meisten Regionen stark bewölkt bis bedeckt und trüb.
Lediglich im äußersten Südwesten kann es noch größere Lücken geben, Bodennebel
inklusive. Auch dort wird es dann recht frisch, ansonsten bewegen sich die
Minima meist zwischen 12 und 8 Grad.
Montag… ist der Höhentrog als umfangreiches Höhentief mit Drehzentrum über dem
Westen Russlands abgetropft und zusammen mit einem weiteren Höhentiefkomplex
über dem mittleren Nordatlantik sowie dem nach wie vor stationären Höhenhoch
über den Britischen Inseln zeigt sich nun das eingangs erwähnte Omega-Muster in
voller Pracht.
Auch das Bodenhoch bleibt stationär und der nach Mitteleuropa gerichtete
Hochkeil schwächt sich nicht weiter ab, sondern kann sich zum Abend hin sogar
wieder etwas verstärken.
Die inzwischen quasistationäre Kaltfront löst sich somit vollends auf,
präfrontal fällt am ehesten im Südosten und in der südlichen Mitte örtlich noch
geringer Nieselregen. Postfrontal kann sich die trockene Luftmasse aus
Skandinavien noch ein wenig nach Süden bzw. Westen vorarbeiten, vor allem von
Schleswig-Holstein über das östliche Niedersachsen bis nach Sachsen-Anhalt und
Brandenburg scheint – unterstützt durch den Skandenföhn – vielerorts die Sonne.
Mit zunehmender WLA ziehen allerdings zum Nachmittag und Abend hin von der
Nordsee her wieder hohe und mittelhohe Wolkenfelder auf.
Wie weit sich die Wolkenlücken nach Westen und Süden vorarbeiten, ist noch
unklar, jedoch dürfte es im Westen in den mittleren und in den südöstlichen
Landesteilen überwiegend stark bewölkt, gebietsweise auch bedeckt bleiben,
lediglich im äußersten Südwesten sind ebenfalls größere Lücken möglich.
An den Höchstwerten ändert sich gegenüber dem Vortag nur wenig; lediglich im
äußersten Osten, wo bodennah auch etwas kühlere Luft einströmt (in 850 hPa nahe
0 Grad), werden trotz Sonnenscheins keine 15 Grad erreicht, sonst sind es bei
trübem Himmel zwischen 12 und 16 Grad, mit Sonne dagegen örtlich nahe 18 Grad.
In der Nacht zum Montag verstärkt sich der Bodenkeil vor allem über den
mittleren Landesteilen etwas. Nördlich davon gelangt mit einer auf
Südskandinavien übergreifenden Warmfront wieder feuchtere Luft in den Nordwesten
und Norden, morgens auch in den Nordosten des Landes, während sich die
Auflockerungen über die Osthälfte und die Mitte etwas nach Süden und Südwesten
vorarbeiten. Dort, wo es größere Wolkenlücken gibt, kann sich dichter Nebel
bilden.
Die Nacht fällt nun insgesamt frischer als die Vornächste aus. Bei längerem
Aufklaren kühlt es auf 5 bis 1 Grad ab, Frost in Bodennähe in ungünstigen Lagen
nicht ausgeschlossen. Sonst liegen die Minima zwischen 10 und 5 Grad, an den
Küsten bleibt es etwas milder.
Modellvergleich und -einschätzung
Anhand der vorliegenden Modelle lassen sich keine prognose- bzw. warnrelevanten
Unterschiede ableiten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff