#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 01.10.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 01.10.2025 um 10.30 UTC
Am Samstag Kaltfrontpassage mit stürmischen Böen, evt. einzelnen Sturmböen und
vorübergehendem Regen. Nachfolgend im Norden zyklonale Westlage, im Süden
antizyklonaler Touch. Allerdings erwähnenswerte Modellunterschiede.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 08.10.2025
Samstag … steht ganz im Zeichen eines veritablen Sturmtiefs über dem
Europäischen Nordmeer. Dieses hat zwar zum Mittagstermin seinen
Entwicklungshöhepunkt bereits überschritten, weist aber immer noch einen
Kerndruck von etwas unter 945 hPa auf. Vor allem dessen Genese ist interessant:
Es entwickelt sich bereits am heutigen Mittwoch im Umfeld des Hurrikans HUMBERTO
östlich der US-amerikanischen Küste. Da es sich damit um eine Neuentwicklung
handelt, wird dementsprechend auch kein Ex-HUMBERTO geführt – dieser schwächt
sich vielmehr am Donnerstag rasch ab und geht nach IFS in Hurrikan IMELDA auf.
Das neu entstandene Tief vertieft sich nachfolgend ab Freitag auf der
Vorderseite des einfangenden Langwellentroges westlich von Irland deutlich und
beschert den Britischen Inseln eine ausgewachsene Sturm- bzw. in Schottland auch
Orkanlage.
In Mitteleuropa wird damit einhergehend ein schmaler, vom westlichen Mittelmeer
nach Polen gerichteter Rücken vom nachfolgenden Langwellentrog nach Osteuropa
abgedrängt. Die Trogachse überquert die Bundesrepublik in der Nacht zum Sonntag
rasch von West nach Ost. Die Kaltfrontpassage erfolgt ebenfalls sehr zügig,
diese erreicht den Nordwesten Samstagmittag und verlässt Südostbayern bereits
ausgangs der Nacht zum Sonntag. Um Umfeld der Kaltfront muss vorübergehend mit
schauerartig verstärktem Regen gerechnet werden. Modellsignale hinsichtlich
möglicher Gewitterentwicklungen zeigen sich kaum. Wegen der hohen
Zuggeschwindigkeit wird es auch hinsichtlich warnwürdigem Starkregens schwierig.
Am ehesten ergeben sich höhere Mengen durch Staueffekte in der Nacht zum Sonntag
am Alpenrand.
Allerdings muss ein Augenmerk auf die Windentwicklung geworfen werden: Bei
Kaltfrontpassage sind starke bis stürmische Böen möglich, vielleicht auch
Sturmböen, an der Nordsee muss generell mit Sturmböen oder schweren Sturmböen
gerechnet werden. Präfrontal werden 12 Grad an der Ostsee und 22 Grad am
Oberrhein erreicht, in der Nacht sinkt die Temperatur auf 11 bis 3 Grad ab. In
den Alpen schneit bei es T850 hPa um 2 Grad vorübergehend etwas unter 2000 m. Im
Bereich des Höhentroges muss außerdem in der Nacht an der Nordsee mit einzelnen,
wegen der Böenstärke dann starken Gewittern gerechnet werden.
Sonntag … stellt sich zwischen dem abziehenden Höhentrog und hohem
Geopotential über Südwesteuropa eine westliche bis nordwestliche Höhenströmung
ein. Bodennah schiebt sich der Randbereich eines Hochs mit Schwerpunkt über
Frankreich nach Süddeutschland, der Norden bleibt im am Rande der ausgedehnten
Tiefdruckzone über Skandinavien. Dabei strömt mäßig warme Meeresluft mit T850
hPa zwischen +2 und +4 Grad heran. Nördlich der Mittelgebirgsschwelle reagieren
die Modelle mit einer regen Schauertätigkeit, im Süden ist es dagegen häufig
trocken bei etwas Sonnenschein. Auch der aus dem Gradienten entstehende Wind ist
häufig spürbar, im Norden zeitweise mit steifen, an der See mit stürmischen Böen
oder Sturmböen aus West. Auch auf einigen Bergen sind stürmische Böen dabei, auf
dem Brocken schwere Sturmböen. Das Temperaturniveau reicht am Nachmittag von 13
bis 17 Grad, Nachfrost ist bei der windigen Westlage kein Thema.
Montag bis Mittwoch … baut sich der Geopotentialrücken weiter auf und schiebt
sich deutlicher nach Mitteleuropa. Der Norden Deutschland bleibt dabei im
Übergangsbereich zum Langwellentrog über Nordeuropa. Damit läuft es darauf
hinaus, dass der zyklonale Einfluss mit zeitweiligen Regenfällen im Norden bzw.
eventuell auch der Mitte Deutschlands weiter anhält, während im Süden höherer
Luftdruck wirkt. Demzufolge sind die Sonnenanteile dort höher. Es bleibt mäßig
warm mit 16 Grad an der See und 21 Grad am Oberrhein. Direkt an der See mischen
weiterhin starke bis stürmische Böen aus West mit. Nach Lesart des IFS weitet
sich der zyklonale Einfluss am Mittwoch etwas weiter nach Süden aus. Die Nächte
sind weiterhin recht mild.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Am Samstag ist die IFS-Modellkonsistenz hinsichtlich der generellen Entwicklung
noch gut, wenngleich es leichte zeitliche Verschiebungen der Kaltfrontpassage
gibt. Die Kaltfront des Sturmtiefs über dem Europäischen Nordmeer wird von Lauf
zu Lauf etwas verzögert. Nachfolgend vergrößern sich die Modellunterschiede
deutlich. Beim gestrigen 00Z-Lauf wäre am Montag eine Troglage das bestimmende
Muster gewesen, beim 12Z-Lauf wurde dieser bereits vom nachfolgenden Rücken nach
Osten abgedrängt. Beim aktuellen Lauf baut sich der Höhenrücken zwar auch auf,
dem Norden Deutschlands verbleibt aber ein zyklonaler Touch. Dieses Muster (im
Norden Wz, im Süden Wa) setzt sich auch an den Folgetagen fort – im Gegensatz zu
den Vorläufen mit einem eher meridionalen Strömungsmuster.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der Samstag wird nun von allen Modellen ähnlich gerechnet. Die Kaltfrontpassage
wird sich zwar im Stundenbereich noch ändern, die generelle Marschroute ist aber
klar. Auch der abziehende Langwellentrog am Sonntag weist nur wenige
Modellunterschiede auf. Ab der neuen Woche gehen die Modelle aber teils deutlich
auseinander. Bei ICON weitet sich der Rücken deutlich weiter nach Nordeuropa auf
als bei IFS. Damit wäre es am Dienstag auch im Norden trockener. GFS setzt auf
eine größere Rückenamplitude und lässt nach der Vorderseite am Dienstag den Trog
am Mittwoch hereinschwenken. Bei ICON taucht die Trogvorderseite in der Nacht
zum Mittwoch auf, das Übergreifen der Kaltfront wäre am Mittwoch. Während IFS
nachfolgend auf HB setzt, erscheint nun bei GFS die Westlage. Summa summarum
sind die Details für nächste Woche noch offen, generell ist es aber mäßig warm
bis mild, zeit- und gebietsweise wechselhaft und bevorzugt im Norden auch mal
windig.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative deutsche Orte stützen im Wesentlichen die
deterministischen Aussagen. Präfrontal zeigt sich am Samstag überall ein Peak
der T850 hPa. Danach erfolgt ein starker Abfall auf etwa 3 Grad. Die Passage der
Trogachse ist im Geopotential-EPS zwar sehr schön zu erkennen, allerdings ist
dessen Amplitude besonders im Süden sehr unsicher. Nachfolgend baut sich das
Geopotential deutschlandweit auf, im Süden aber etwas stärker und nachhaltiger.
Besonders für den Norden sind die Unsicherheiten ab Dienstag erheblich. Der
Trend geht aber dazu, dass es nach der eher milden Witterung ab der Wochenmitte
von Norden wieder etwas kühler wird. Die Niederschlagssignale sind primär bei
der Kaltfrontpassage zu finden, ansonsten gibt es vor allem im Norden ein
Rauschen der Signale. Im Süden überwiegen die trockenen Phasen.
CLUSTER:
+120…+168h: Es liegen vier Cluster vor, alle werden dem Muster positive NAO
zugeordnet. C1 und C2 sind dabei sehr ähnlich mit einer positiven
Geopotentialanomalie in Süd- und Teilen Mitteleuropas und dem Langwellentrog
über dem Norden des Kontinents. Dies entspricht im Wesentlichen den
deterministischen Aussagen. C3 und C4 sind stärker amplifiziert, diese Lösungen
tendieren daher eher zu ICON und GFS.
+192…+240h: Die Clusteranzahl vergrößert sich auf fünf, wobei sich beim
Strömungsmuster mehrere Varianten finden lassen. Kurzes Fazit daraus: Nach C3
wäre ein dominanterer Langwellentrog über Mittel- und Osteuropa möglich, C1 und
C2 setzen eher auf höheres Geopotential über West- und Mitteleuropa.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND:
Am Samstag an den Küsten stürmische Böen bis Sturmböen aus Südwest, sonst mit
Kaltfrontpassage von Nordwest nach Südost einzelne stürmische Böen oder
Sturmböen. Auf den Bergen Sturmböen, auf dem Brocken schwere Sturmböen.
Am Sonntag und Montag bevorzugt an der See stürmische Böen, sonst im Norden nur
vereinzelt. In den Kammlagen der nördlichen Mittelgebirge Sturmböen.
GEWITTER:
In der Nacht zum Sonntag an der Nordsee einzelne starke Gewitter mit Sturmböen.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (det/prob), MosMix
VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri