S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 26.09.2025 um 10.30 UTC

Kühler mit Tendenz zu Frost in Bodennähe, aber vergleichsweise ruhig und
warnarm.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 03.10.2025

Die Mittelfrist startet am Montag mit einer Hochdruckbrücke. Diese reicht in der
Höhe von Skandinavien bis weit auf den Atlantik. Am Boden liegt ein Hoch über
Südfinnland und Nordwestrussland, das andere über dem nahen Atlantik. Vor Island
wirbelt ein kräftiges Tief mit Kerndruck um 977 hPa. Ein Randtief daraus liegt
über dem Nordmeer vor Norwegen, mit schmalem, aber markantem Trog bis in die
Nordsee. Darin eingebettet eine Frontalzone, die bis kurz vor die Niederlande
reicht. Von Spanien bis in die Türkei erstreckt sich eine Zone tieferen
Luftdrucks mit eingelagerten Tiefzentren, die für uns noch keine Bedeutung
haben.
Auf der Vorderseite des Hochs über Skandinavien bzw. Russland wird kalte Luft
polaren Ursprungs angezapft, die südlich am Hoch vorbei unter Erwärmung bis zu
uns geführt wird. Es ergibt sich eine kleine aber feine Luftmassengrenze über
Deutschland, die kühlere Luft im Osten und Nordosten von milderer Luft im Westen
und Süden trennt. Auf der wärmeren Seite ist die Luft feuchter und neigt zu
kurzen Schauern. Am Alpenstau lässt sich auch mal längerer Regen nicht
ausschließen, die Mengen sind mit 5 bis maximal 15 l/qm insgesamt überschaubar.

Ein Abtropfprozess aus der Kaltluftzunge in der Höhe über Russland führt im
Laufe des Montags zur Bildung eines Höhentiefs über Osteuropa. Es wird für den
Rest der Woche einer der Hauptakteure unseres Wettergeschehens. Während sich am
Boden hoher Luftdruck durchsetzt, kämpfen in der Höhe der Keil über Westeuropa
und das Höhentief über Osteuropa um die Vorherrschaft in Deutschland. Dieser
Kampf kann noch einige Überraschungen bereithalten, denn die Berechnung
derartiger Höhentiefs oder Kaltlufttropfen ist alles andere als konstant – siehe
auch die Konsistenzbetrachtung. Dabei wird am Dienstag aus der Restfeuchte vor
allem im Westen und Süden noch etwas Regen gequetscht, im weiteren Wochenverlauf
ist die Luft durch Absinken aber zu trocken und es daher weitgehend
niederschlagsfrei. Einzig im äußersten Süden können aus den
Tiefdruckkonglomeraten auf der Alpensüdseite feuchte Luftmassen herangeführt
werden, was bevorzugt im Alpenbereich zu zeitweiligen Niederschlägen und
mitunter Schneefall im höheren Bergland führen kann. Temperaturtechnisch setzt
von Nordosten her eine leichte Abkühlung ein. In 850 hPa liegt ab Dienstag die
Nullgradgrenze quer vom Nordwesten in den Südosten über Deutschland. Bei
trockener Luft und (teils) klaren Nächten steigt die Gefahr von Frost in
Bodennähe. Tagsüber herrscht nach Auflösung von Nebel und Hochnebel goldenes
Herbstwetter.

Erst zum Ende der Woche scheint sich der Keil durchzusetzen und seine Achse nach
Deutschland zu verlagern. Dann strömt deutlich mildere Luft ins Land. Die Freude
über herbstliche Milde währt voraussichtlich nicht lang, denn ein kleines aber
kräftiges Tief scheint rasch vom Atlantik nach Westeuropa zu ziehen und am
Freitag das Seegebiet zwischen Großbritannien und Irland zu erreichen. Die
Hochdruckbrücke Mitteleuropa bricht zusammen. Auf bzw. am Samstag erreicht uns
der Trog von Nordwesten her. Ein weiterer Trog zieht am Sonntag durch und so ist
das Wochenende aus heutiger Sicht nass und windig, wenn auch nicht kalt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

In der Grundsache ist der aktuelle Lauf konsistent zu seinen Vorgängern:
Deutschland liegt zwischen einem Keil über Westeuropa und einem Höhentief über
Osteuropa unter zunehmendem Einfluss eines Bodenhochs über Südostskandinavien
und Russland. Damit enden die Gemeinsamkeiten, denn der aktuelle Lauf
favorisiert den Einfluss des Keils, während die Vorläufe das Höhentief
„gewinnen“ ließen. Sollte sich das Höhentief doch durchsetzen, wird es nichts
mit goldenem Herbstwetter.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die anderen Modelle haben ihre Probleme mit dem Höhentief. ICON lässt den
Keil weit im Westen Deutschlands, dafür liegt das Höhentief über Südosteuropa.
UK 10 schwimmt auf der aktuellen IFS-Schiene, GFS liegt dazwischen. Kurzum: Der
zunehmende Einfluss des Bodenhochs über Skandinavien ist uns gewiss. Wie die
Temperaturverteilung aussieht und ob es doch mehr Niederschläge in den Osten und
Süden Deutschlands schaffen, bleibt eine Überraschung.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Cluster ergeben für den ersten Zeitschritt (Montag und Dienstag) zwei
Lösungen durchweg mit Blocking und keinen Unterschieden für Deutschland.
Der zweite Zeitschritt (Mittwoch bis Freitag) liefert 6 Lösungen, ebenfalls alle
mit blockierender Lage, aber mit unterschiedlicher Bewertung des Höhentiefs über
Osteuropa. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster 2, der den geringsten
Einfluss auf Deutschland simuliert. Es kann also (wie in der Modelldiskussion
gesehen) noch Überraschungen geben.
Zeitschritt drei liefert wieder nur drei Lösungen, aber mit sehr großen
Unterschieden was den Zusammenbruch (Cluster 1 und 2) oder eben nicht (Cluster
3) der Hochdruckbrücke angeht.

Die Rauchfahnen sind bis Mitte kommender Woche eng, wobei der Temperaturrückgang
ab Montag sehr deutlich zu erkennen ist. Auffällig: Im Norden und Nordosten
liegt der Hauptlauf am unteren Ende der Ensembles, im Süden und Westen am oberen
Ende.
Beim Geopotenzial wird der Spread ab Wochenmitte ebenfalls größer, wobei im
Hauptlauf zunächst eine deutliche Zunahme erkennbar ist, die von der Mehrheit
der Ensembles so nicht gesehen wird. Nach den Clustern und der Modelldiskussion
ist nun also ein weiteres Indiz für die Unsicherheit nach Wochenmitte gefunden.

Die Ensembles der anderen Modelle geben zum Ende der kommenden Woche auch keine
Klarheit. Haupt- und Kontrolllauf des GFS sind am Wochenende kälter als alle
Ensembles und auch ICON tut sich schwer.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die EPSe lassen keine signifikanten Wettererscheinungen erkennen. Auch der EFI
springt nicht an.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, MOS-IFS, ENS-IFS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn