#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Freitag den 26.09.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 260800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 26.09.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: SEa (Südost antizyklonal), ab Sonntag eher HFa (Hoch Fennoskandien
antizyklonal)
Zähes Höhentief will nicht loslassen – leicht unbeständig, im Süden später
einzelne Gewitter. Am Wochenende allgemein zunehmender Hochdruckeinfluss, aber
nicht ganz astrein. Meiste Sonne im Nordosten, allmählich etwas milder.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
Freitag… 26. September 2025 und wieder eine Synoptische Übersicht, bei der ein
Höhentief (HT) im Mittelpunkt steht. DAS Höhentief, um genauer zu sein, das uns
nun schon seit Tagen piesackt, teilweise regelrecht quält und einfach nicht
loslassen kann. Und liebe Freunde des Atmosphärensports, wenn das Tief im Laufe
des Wochenendes nun doch endlich verschwindet (was, wie ihr später lesen werdet,
eine äußerst zähe Angelegenheit ist), könnte uns – Achtung Spoiler für alle
Mittelfristfans – in der nächsten Woche das nächste Höhenei auf die Pelle
rücken. Soweit sind wir aber noch nicht, deswegen heute Mittag SynÜb Mittelfrist
lesen!
Aktuell befindet unser HT immer noch über Frankreich etwa über der östlichen
Mitte, wo es sich einen Wolf kreiselt. Bis Tagesende wird es nur wenig Strecke
in Richtung Schweiz zurücklegen, womit klar ist, dass es auch heute den
Vorhersageraum mehr oder weniger beeinflussen wird. Als Antipode fungiert nach
wie vor PETRALILLY, ein ausgedehntes und höhengestütztes Hochdruckgebiet, das
mit seinem 1035+x-hPa-Zentrum heute früh von Südskandinavien über das Baltikum
bis nach Belarus reicht. Wesentliche Änderungspläne hegt PETRALILLY nicht,
zumindest nicht, was ihre Positionierung angeht. Stattdessen nimmt sie ein paar
Hektopascal ab, was menschlich ist. So verschwindet die 1035-hPa-Isobare im
Tagesverlauf auf der Wetterkarte, was der Substanz des Hochs aber keinerlei
Abbruch tut. Vor allem der Norden und Nordosten wird weiterhin mit
ageostrophisch aus dem Hoch ausfließender trockener Polarluft versorgt (xP), die
sich bis zum Abend niedertroposphärisch etwas erwärmt (T850 heute früh um 3,
später um 6°C). Entsprechend bleibt es meist niederschlagsfrei (aktuell hat es
allerdings ein kleines Regengebiet geschaffte, von Polen auf BB überzugreifen)
und je weiter man der Küste kommt (insbesondere der vorpommerschen), desto mehr
scheint die Sonne. Ansonsten ziehen einige hohe und mittelhohe Wolken durch,
Abgesandte des vielzitierten HTs.
Wo wir schon mal im Norden sind, gilt es den Wind anzusprechen. Der kommt aus
Osten und weist gerade an der See eine leichte Supergeostrophie auf. Heißt, der
Wind frischt auf offener See, aber auch direkt an den Küsten sowie ein Stück
weit auch im Binnenland (SH etwa nördlich der Nord-Ostsee-Kanals) soweit auf,
dass Böen 6-7 Bft gemessen werden. Am anfälligsten sind die Küstenabschnitte SHs
und Vorpommerns sowie die Ostfriesischen Inseln. In der Flensburger und Kieler
Förde sind auch vereinzelte stürmische Böen 8 Bft denkbar.
Vom hohen Norden in den Rest der Republik, in dem der Wetterablauf weitaus
zyklonaler geprägt ist. Insbesondere im Süden und Südosten zeigen die vertikalen
Windprofile ein lehrbuchartiges Rückdrehen von Ost auf Süd, was den Tatbestand
der WLA erfüllt. Hinzu kommen kleine, aber wirksame Randtröge, die wiederholt um
das HT herumgesteuert werden und dabei für zusätzliche Hebungsimpulse sorgen
(PVA). Alles nix Neues, kennen wir von den vergangen Tagen. Im Unterschied dazu
treten die Hebungsprozesse aber nicht mehr so gebündelt auf und außerdem hat die
Luftmasse auf dem latenten Energiesektor (Wasserdampf) deutlich eingebüßt.
Kurzum, es bleibt heute weitgehend stark bewölkt bis bedeckt (einige Lücken oder
Auflockerungen am ehesten im Westen sowie von Oberschwaben bis Niederbayern) und
es ziehen immer mal wieder kleinere und wenig ergiebige Regengebiete oder
einzelne Schauer von Südost nach Nordwest, wobei in NRW und dem westlichen NDS
davon nicht mehr allzu viel ankommt. Am Nachmittag und Abend rücken dann
Südbaden und Oberschwaben stärker in den Blickpunkt. Mit Verlagerung des
Drehzentrums in Richtung Switzerland gelangen die genannten Gebiete unter
erhöhte Höhendivergenz (diffluente Höhenströmung), was Druckfall und kräftige
Hebung auslöst. Vor allem nach Osten hin ist es leicht föhnig, so dass es nicht
verwundert, dass südlich der Donau ein flaches Bodentief generiert wird. Und da
die Luftmasse im Süden leicht labil geschichtet ist und auch etwas CAPE
vorliegt, ist neben schauerartigem Regen auch das ein oder andere Gewitter drin.
Dabei muss stellenweise mit Starkregen gerechnet werden (auch ungewittrig), weil
der Wasserdampfgehalt mit knapp über 20 mm PPW relativ hoch, die Höhenwinde
dagegen relativ schwach ausfallen (wenig Zug). Mehr CAPE und auch mehr Scherung
findet man weiter östlich Richtung Ober- und Niederbayern, allerdings ist
fraglich, ob es dort wegen der zunehmenden Entfernung zum HT für Auslöse reicht.
ICON-Nest sagt ja, auch IFS möchte über der Donau eine Zelle haben, die meisten
anderen Modelle sagen nein – Nowcast.
Blieben abschließend nur noch die Temperaturen, die heute auf 11 bis 17°C, im
südöstlichen Bayern bis zu 19, mit etwas Glück und gutem Willen vereinzelt sogar
20°C steigen. Vor allem in der Mitte eine deutliche Verbesserung gegenüber
gestern, wo z.B. im Frankfurter Westend gerade mal 9,9°C Höchsttemperatur
registriert wurden und das auch erst spät in der Nacht. Ähnlich kalt im
September war es dort zuletzt im Jahr des Wunders von Bern. An einigen Stationen
wurden zudem Septemberminusrekorde der Höchsttemperatur gemessen.
In der Nacht zum Samstag erreicht das HT die Westschweiz, während sich sonst
herzlich wenig an der GWL tut. Okay, das flache Tief im Süden wird wieder
zugeschüttet, ehe es sich ernsthaft in Bewegung setzen kann. Die schauerartigen
Regenfälle und einzelnen Gewitter aus dem Südwesten kriechen nordwärts über BaWü
und dem äußersten Westen Bayerns in Richtung Hessen, RP und Saarland, wobei
schwer abzuschätzen ist, wann die Gewitter den Kampf gegen den Tagesgang
verlieren – Nowcast. Derweil erreicht ein zweites, schwächeres mesoskaliges
Regengebiet nun doch den Nordwesten, wo es aber keine Bäume ausreißt
(gebietsweise wenige Millimeter). Wolkig bis klar und trocken verläuft die Nacht
Richtung Nordosten, wo zudem eine allmähliche Gradientaufweichung zu beobachten
ist. Folgerichtig lässt der Ostwind nach (zuerst an der Nord-, dann auch an der
Ostsee), gerade in den für Ostwind anfälligen Buchten SHs kann aber bis zum
Morgen noch die ein oder andere steife Böe 7 Bft am Start sein.
Die Luft wird auf 11 bis 6°C abgekühlt, direkt an der See bleibt es etwas
milder.
Samstag… passiert das HT ohne in Hektik zu verfallen die Westschweiz in
Richtung Oberitalien. Dadurch steigt das Potenzial von Nordosten her langsam an
und es kristallisiert sich ein Keil heraus, der Fühlung zu einem flachen, von
Iberien zunehmend auch auf Frankreich übergreifenden flachen Rücken aufnimmt.
Wenn man so will die ersten Spatenstiche einer Brückenbildung zwischen
PETRALILLY und dem berühmtesten aller Hochdruckgebiete, dem Azorenhoch. So
richtig will es mit dem Brückenbau aber noch nicht klappen, was u.a. der Ankunft
des ehemaligen Tropensturm GABRIELLE (jetzt Ex-GABRIELLE) vor der
portugiesischen Westküste geschuldet ist. Ex-GABRIELLE wird am Wochenende über
der Iberischen Halbinsel zu einem ganz flachen Tief dissipieren und uns nicht
weiter jucken, so dass dann weiter an der Brücke gearbeitet werden kann.
Hier bleibt uns in weiten Landesteilen die gealterte, grundschichtdurchfeuchtete
Polarluft erhalten, die aufgrund geringer Luftdruckgegensätze kaum bewegt wird.
Lediglich nach Nordosten hin, wo die Luftmasse ohnehin nach wie vor trockener
daherkommt, weht ein mäßiger an der Ostsee mitunter frischer Ostwind ohne
warnwürdige Böen. Es verwundert also nicht, dass morgen zwischen Ostsee und
Niederlausitz der meiste Sonnenschein zu erhaschen ist bei höchsten
Tagestemperaturen von 16 bis 19°C.
Im größten Teil des Vorhersageraums verläuft der morgige 5. Spieltag der
Bundesliga (leider nur 4 Nachmittagsbegegnungen) wolkig bis bedeckt mit
einzelnen Schauern im Süden. Dort ist die Luftmasse teils bedingt durch
Überströmungseffekte aus den Alpen heraus nach wie vor potenziell instabil und
mit etwas CAPE behaftet, was mit orografischer Unterstützung einzelne Gewitter
meist ohne markante Begleiterscheinungen auf den Plan rufen könnte, nicht muss.
Höchsttemperatur 13 bis 19°C.
In der Nacht zum Sonntag verstärkt sich die Potenzialbrücke über Deutschland
etwas, weil DAS HT sich weiter entfernt (Richtung Adria) und ein neuer Trog, der
inzwischen den nahen Atlantik erreicht hat, durch das skandinavische Höhenhoch
geblockt wird. Am Boden weitet sich ein breiter Keil südwestwärts aus, was nun
das gesamte Vorhersagegebiet in den Bereich geringer Luftdruckgegensätze bringt.
Einzig im Nordosten führt ein schwacher bis mäßiger Ost-Nordostwind weiterhin
trockene Luft heran, in der sich mögliche Restwolken auflösen. Nebel ist dort
kein Thema, wohl aber im großen Rest des Landes. Die Grundschicht bleibt nicht
zuletzt wegen der vorangegangenen Regenfälle ordentlich feucht, während es von
oben her absinkbedingt mehr und mehr abtrocknet. Heißt, dort, wo es aufklart,
bildet sich gebietsweise dichter Nebel. Dort, wo sich kein Nebel bildet, wird es
eher Hochnebel. Ganz im Süden, sprich, am Alpenrand und im südlichen Vorland
sendet unser HT einen vermeintlich letzten Gruß in Form einiger Schauer
respektive schauerartigen Regens. Das sollte es dann aber endgültig gewesen
sein, was eine Zecke. Die Temperatur geht auf 10 bis 4°C zurück, etwas milder
direkt an der See.
Sonntag… nimmt die Brücke zwischen der inzwischen nach Fennoskandien
abgewanderten PETRALILLY und dem Azorenhoch Formen an. Unterstützung kommt aus
der Höhe, wo die Potenzialbrücke weiterhin Bestand hat. Diese verläuft genau
über die Nordwesthälfte, was die Frage aufwirft, was denn in der Südosthälfte
los ist. Und ja, liebe Leut, tut mir leid, aber ich muss es noch mal erwähnen:
DAS HT, das zwar sein Drehzentrum über die Adria hinweg zum Balkan steuert, sich
dabei auch immer weiter auffüllt. Aber, zurück bleibt ein ausgeprägter Randtrog,
der sich über die Alpen hinweg bis nach Süddeutschland erstreckt. Außerdem
nähert sich von Osten her ein weiterer Randtrog, der den westlichen Rand eines
LW-Troges über dem nahen Osteuropa markiert. Wie groß der Impact dieser beiden
Systeme ausfallen wird, steht noch nicht ganz fest. ICON lässt es weitgehend
trocken, während sich bei UK und IFS leichter Regen (nicht flächendeckend) von
Süden und Südosten über die Mitte nach Nordwesten ausbreitet. Bei wechselnder
Bewölkung mit Auflockerungen, im Westen auch sonnigen Abschnitten, sollte man
also durchaus mal einen Schauer oder etwas Regen in seine Planungen einbeziehen,
vielfach wird es aber auch trocken bleiben.
Wer in Sachsen Sonnenschein ganz auf Nummer Sicher gehen will, dem seien die
Regionen nordöstlich der Elbe empfohlen, wo nach wie vor die aus dem Hoch
ausfließende trockene Luftmasse Trumpf ist. Dabei geht es sogar wieder knapp an
die 20°C ran, auch wenn die Wahrscheinlichkeit für 20 oder gar 21°C in
Niedersachsen und NRW höher zu sein scheint (MOS-Mix). Auch im restlichen
Deutschland macht die Temperatur mit 15 bis 19°C einen kleinen Satz nach oben.
Die Nacht zum Montag bringt die Nordsee nebst angrenzendem Binnenland auf die
Vorderseite des o.e. Troges, der etwas nach Osten vorankommt. Zudem schleicht
sich der Ausläufer eines kleinen Tiefs östlich von Island bis in die Deutsche
Bucht. Es ziehen also dichtere Wolken auf im äußersten Nordwesten, die wenn
überhaupt aber nur vereinzelt in paar Tropfen absondern.
Ansonsten passiert nicht viel: Nebel oder Hochnebel, im Nordosten wolkig oder
klar, an den Alpen etwas Regen. 10 bis 3°C, an der See etwas milder.
Modellvergleich und -einschätzung
Es wurde alles geschrieben. Die Entwicklung wird modellübergreifend einstimmig
simuliert mit den üblichen, im Text beschriebenen Unschärfen beim Niederschlag
und der Konvektion.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann