#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 22.09.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 220800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 22.09.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Übergang TrW zu HNFz
Heute bis zum Nachmittag Dauerregen vom Südwesten bis zur Mitte. Ab
Mittwochnachmittag/abend neue Dauerregensituation über dem Südwesten und der
westlichen Mitte Deutschlands.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
Montag… befindet sich Deutschland vorderseitig eines nach Frankreich
abtropfenden Höhentroges. Das Zentrum wird im Tagesverlauf über der Mitte
Frankreichs erwartet. Das Trogresiduum zieht über dem Norden Deutschlands
langsam ostwärts. Zwischen beiden kann sich ein Höhenkeil ausgehend von den
Britischen Inseln bis nach Deutschland erstreckten. Auch am Boden setzt sich
damit ausgehend von einem Hoch bei Irland auch über dem Norden Deutschlands
Hochdruckeinfluss durch.
Die Wetterentwicklung ist damit für den Norden schnell erzählt. Bestimmend ist
dort der sich verstärkende Hochdruckeinfluss, der stabil geschichtete und
trockene Luftmassen zur Folge hat. Das abziehende Trogresiduum ist dadurch kaum
wetterwirksam und bringt nur ein paar Wolkenfelder. Vor allem auf den Inseln von
Nord- und Ostsee kann die Sonne auch länger scheinen. Besonders in der ersten
Tageshälfte ist der nördliche bis nordwestliche Wind noch lebhaft und kann auf
den Inseln auflandig noch ein paar Windböen zur Folge haben, die nachmittags mit
nachlassendem Gradienten immer mehr zurückgehen.
Von der Mitte bis in den Süden sieht das Wettergeschehen hingegen ganz anders
aus und wird von dem Höhentief über Frankreich bestimmt. Deutschland liegt auf
seiner Vorderseite, sodass sich eine diffluente südliche Höhenströmung ergibt.
Gleichzeitig kommt die Bodenströmung in der unteren Troposphäre mit der Lage auf
der Südflanke des Hochkeils über Norddeutschland, aus nordöstlicher Richtung.
Vergleiche dazu die Windrichtungsdrehung zwischen 850 und 500 hPa. Damit ergibt
sich eine markante Rechtsdrehung des Windes mit der Höhe. Die Folge sind
Aufgleitprozesse, die sich auch gut in den Prognosesoundings wiederspiegeln. So
erkennt man eine klassische Warmluftnase bei 750 hPa. Die Schichtung zwischen
750 und 850 hPa ist nahezu isotherm. Die Hodographen visualisieren schön die
Rechtsdrehung des Windes mit der Höhe mit einem Jetmaximum im Niveau von etwa
1200 m Höhe.
In der Fläche ist die Region mit dem stärksten Aufgleiten recht schön anhand der
sturmrelativen Helizität zu erkennen, die ja letztlich nichts anderes als die
Ausprägung der Rechtdrehung des Windes mit der Höhe zeigt.
Folglich sind am Vormittag am stärksten die Regionen ausgehend vom Schwarzwald
bis zur Fränkischen Alb betroffen. Im weiteren Verlauf (Mittag bis Nachmittag)
kommt das stärkste Aufgleiten bis zum Vogtland und Erzgebirges voran. In den
betroffenen Regionen werden 10 bis örtlich 20 l/qm in 6 h erwartet. Örtlich ist
ein Überschreiten der Starkregenschwellen nicht ausgeschlossen. In der Umgebung
fallend die Mengen entsprechend geringer aus.
Zusammen mit den Niederschlagsmengen aus der Nacht sind bereits jetzt besonders
im Schwarzwald markante Dauerregenschwellen überschritten. Insgesamt werden
akkumuliert dort 30 bis 50 l/qm erwartet. Punktuell sind auch Unwettermengen zu
erwarten, bzw. wurden bereits überschritten (z.B. Freiburg bis 5 UTC mit 52.1
l/qm in 12 h).
Wie bereits geschrieben ziehen sich die stärksten Aufgleitprozesse und
Niederschläge nach Sachsen zurück. Auch in den Stauregionen vom Bodensee bis zum
Allgäu (nördliche Strömung am Boden) fällt noch länger Regen. Warnwürdige Mengen
werden dann voraussichtlich nicht mehr erwartet.
Die Maxima liegen bei grauem Dauerregen nur noch zwischen 11 und 15 Grad, was
mit Blick auf die gestern noch teils hochsommerlichen Höchstwerte einem
richtigen Temperaturschock gleichkommt. Mit Sonne im nach Norden und den Resten
der Warmluft im äußersten Südosten steigen die Werte nochmal über die 15 Grad
Marke.
Mit dem Jetmaximum bei etwa 850 hPa, springen vor allem die Hochlagen der
Mittelgebirge an (ausgenommen der äußerste Süden), wo zeitweise Windböen bis in
die Nacht hinein zu erwarten sind.
In der Nacht auf Dienstag ändert sich an der Grundkonstellation in der Höhe und
am Boden nur wenig. Man erkennt aber, dass sich der Bodenhochkeil im Norden
weiter verstärken kann. Die Aufgleitprozesse im Südwesten und Süden sind zwar
weiter vorhanden, aber schwächer als am Tage. So ist die Winddrehung weniger
stark und auch die Höhenwinde sind etwas schwächer. Es gibt weitere
Niederschläge, die in der zweiten Nachthälfte dann nur noch den Südwesten
betreffen. Warnschwellen werden damit nicht erreicht.
Die Werte sinken abgesehen von der Küste häufig auf Werte um oder unter 10 Grad.
Bei Aufklaren sind in Norden Tiefstwerte bis 2 Grad und Frost in Bodennähe zu
erwarten (Binnenland Schleswig-Holstein bis nach Ostniedersachsen und
Nordbrandenburg).
Dienstag… bleibt die großräumige Zirkulation bestehen. Der Hochkeil kann sich
aber etwas stärker in den Südosten ausdehnen. Damit konzentrieren sich die
Niederschläge tagsüber auf den Südwesten Deutschlands. Zunächst sind diese eher
schwach, können sich aber im Laufe des Nachmittags vom Saarland bis nach
Rheinland-Pfalz verstärken. Diese Verstärkung kann man auch gut in den
Hodographen verfolgen. Insbesondere im Niveau zwischen 1 und 2 km legen dann die
Winde wieder zu. In der Folge erkennt man ein Anstieg der SRH, was wiederum die
neuerliche Intensivierung der Aufgleitprozesse zeigt.
Davon abgesehen spielt weiterhin der Wind in den Mittelgebirgshochlagen eine
Rolle. Da sich die Höhenwinde nachmittags verstärken sind vor allem dann
Windböen zu erwarten.
Mit der Ausweitung des Hochkeils, können auch größere Landesteile von Sonne
profitieren. Die meiste Sonne gibt es nördlich des Mains, aber auch im Südosten
kann sich die Sonne ab und an zeigen.
Im Dauergrau steigen die Werte nur auf 11 bis 14 Grad, in höheren
Schwarzwaldlagen bleiben die Maxima einstellig. Mit viel Sonnenschein werden
hingegen 15 bis 19 Grad erwartet.
In der Nacht auf Mittwoch verlagert sich das Zentrum des Höhentiefs nach
Südostfrankreich. Gleichzeitig zieht das Höhenhoch nach Südnorwegen, sodass sich
eine High-over Low Lage ergibt. Das Bodenhoch weitet sich ebenso ostwärts aus.
Die Bodenströmung kommt damit aus Nordost und die Höhenströmung aus Ost. Zwar
ist damit die Drehung des Windes nicht mehr so stark, dafür sind aber die
Windgeschwindigkeiten insgesamt etwas stärker. In jedem Fall simulieren die
Modelle als Folge eine Intensivierung der Aufgleitniederschläge.
Allerdings gibt es noch größere Unterschiede was die genaue Lokalisierung der
Regionen betrifft, wo die größten Mengen zu erwarten sind. Man Vergleiche ICON
mit GFS. Das ICON zeigt den Schwerpunkt über der westlichen Mitte ausgehend von
Rheinland-Pfalz / Saarland bis nach Südhessen und den Norden von
Baden-Württemberg. Das GFS zeigt den Schwerpunkt deutlich weiter südwestlich
schwerpunktmäßig über Ostfrankreich. Das ECMWF ist tendenziell auch etwas
stärker Richtung Baden-Württemberg orientiert, aber deutlich ähnlicher zum ICON.
Allerdings werden die Mengen nicht so hoch angesetzt. Während beim ICON markante
Dauerniederschläge zu erwarten sind, fallen diese im ECMWF Modell schwächer aus.
Mittwoch… zieht das Höhentief etwas nordwärts und liegt dann zwischen
Ostfrankreich und der Schweiz. In manchen Höhenschichten lassen sich auch zwei
Tiefzentren finden, was sicherlich auch ein Grund für die noch bestehenden
Unsicherheiten in der Vorhersage ist. Alle Modelle zeigen anhaltende
Niederschläge zwischen dem Südwesten und der westlichen Mitte Deutschlands.
Auch sieht man in allen Modellen Regionen, in denen die markante
Dauerregenschwelle überschritten wird. Allerdings kann man noch nicht sagen, wo
die stärksten Niederschläge fallen werden. Das ICON sieht den Schwerpunkt vor
allem über Saarland und Rheinland-Pfalz bis nach Südniedersachsen und das
nördliche Baden-Württemberg. Das ECMWF Modell zeigt den Schwerpunkt weiter
südlich, primär von Ostfrankreich bis nach Baden-Württemberg (mit einem Zipfel
Rheinland-Pfalz). Schaut man sich das Ensemble an, dann sieht man, dass das
ECMWF Ensemble noch ziemlich ähnlich dem ICON ausgeschaut hat.
Hochauflösende Modelle zeigen durchaus Hinweise, dass vereinzelt in den
Anstaugebieten auch die Unwetterschwelle gerissen wird.
Spätestens morgen Vormittag, wenn die hochauflösenden Modelle noch etwas weiter
reichen und sich die genaue Positionierung besser abzeichnen lässt, müsste eine
Ausgabe der Warnungen gemacht werden. Zudem stellt sich auch noch die Frage nach
der Andauer der Dauerregensituation. Das ECMWF Modell lässt diese nämlich auch
noch den ganzen Donnerstag aktiv, während ICON den Schwerpunkt dann etwas nach
Norden verschiebt.
Neben den Dauerniederschlägen ist auch noch der Wind ein Thema. Die
Windgeschwindigkeiten zwischen 925 und 850 hPa intensivieren sich über der Mitte
des Landes im Tagesverlauf weiter. Im höheren Bergland kommt es zu Windböen und
exponiert stürmischen Böen, Fichtelberg Bft 9. Im Süden und Südwesten sind die
Höhenwinde deutlich schwächer. Nahfolgend schiebt sich der Schwerpunkt wie bei
den Niederschlägen etwas nach Norden, sodass dann nur noch die nördlichen
Mittelgebirge betroffen wären, nur beim ECMWF blieb die Lage nahezu unverändert.
Nördlich der Dauerregensituationen gibt es einen sehr scharfen Cut. Mit
trockenen Luftmassen und stabilen Verhältnissen gibt es über der Nordhälfte viel
Sonnenschein. Temperaturverteilung wie an den Vortagen.
Modellvergleich und -einschätzung
Die grundlegende Entwicklung der Großwetterlage im kurzfristigen
Vorhersagebereich wird gleich prognostiziert. Die bestehenden Unsicherheiten
bezüglich der Schwerpunkte der Dauerregensituation am Mittwoch wurden bereits im
Haupttext angesprochen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer