SXEU31 DWAV 210800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 21.09.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrW

Im Süden Temperatursturz und immer wieder Regen, zeitweise markanter Dauerregen.
Im Nordwesten heute markante Böen, im Tagesverlauf abklingend. Nacht zum Montag
im Süden einige, teils kräftige Gewitter. Im Norden zunehmender
Hochdruckeinfluss.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC

Sonntag… starten wir in eine wechselhafte Kurzfrist, wobei sich eingangs
dieses Zeitraums besonders im Süden und Osten die thermischen Vorzeichen von
„sehr warm“ zu „sehr kühl“ ändern.

Geschuldet ist diese Entwicklung einem umfangreichen Langwellentrog, der sich
eingangs der Kurzfrist mit seiner Achse vom Europäischen Nordmeer über England
bis in die Biskaya erstreckt. Seine Ostverlagerung wird allerdings teilweise
durch die blockierende hochreichend warme Antizyklone OLDENBURGIA über
Südosteuropa unterbunden, sodass ein umfangreicher Abtropfprozess initiiert
wird. Dieser entsendet zum Wochenbeginn ein sich bildendes Höhentief nach
Frankreich, in der Folge ostwärts zu den Seealpen ziehend. Der nördliche und an
Wellenamplitude einbüßende restliche Troganteil schwenkt zügig ostwärts in
Richtung Finnland weiter. Folglich ergibt sich über Nordeuropa/Skandinavien ein
weiterhin progressives Wellenmuster, während dieses über Mittel-/Osteuropa dank
der blockierenden OLDENBURGIA stagniert. Daraus geht zum Ende der Kurzfrist bzw.
zum Beginn der Mittelfrist eine stabile Hoch- über Tief Blockierung hervor, die
aus einer über Skandinavien aufwölbenden blockierenden Antizyklone und unserem
abgetropften Höhentief über Norditalien/Südfrankreich hervorgeht.

Heute, am Tag des beginnenden Abtropfprozesses, starten wir mit einer quer über
Deutschland liegenden Frontalzone, die sich im Westen regional durch viel Gewölk
und länger andauernde Regenfälle äußert. Diese Niederschläge greifen am
Vormittag von Frankreich über das Saarland und Rheinland-Pfalz nordostwärts bis
Niedersachsen/Sachsen-Anhalt aus, büßen dort jedoch dank seichten
Geopotenzialanstiegs an Kraft ein, sodass die Mengen insgesamt keine
Warnschwellen erreichen sollten. Geringe Wahrscheinlichkeiten bezüglich
Starkregens ergeben sich am Vormittag noch vom Saarland bis nach
Rheinland-Pfalz, wo konvektive Verstärkung bzw. eingelagerte Gewitter lokal für
mehrstündigen Starkregen um 20 l/qm gut sein können. Diese Konvektion wird noch
durch Reste einer ostwärts abziehenden und abgehobenen Mischungsschicht
gespeist, die innerhalb der 00Z Aufstiege lokal für mehr als 1000 J/kg MUCAPE
gut war, im Verlauf jedoch rasch abnehmend.

Der anafrontale Charakter der Front, ein der Frontfläche weit vorauseilender
Windsprung auf Nordwest sowie eine sehr höhenmilde präfrontale Luftmasse lassen
heute tagsüber konvektive Umlagerungen eher nur sporadisch zu, insgesamt sollte
diese eher kurzlebig und zumeist wenig organisiert ausfallen (dank der
ineffektiven Scherung bzw. des zumeist abgehobenen Erscheinungsbildes). Die
einzige Option für ein langlebiges Ereignis kann sich aus der morgendlichen
Konvektion über Saarland/Rheinland-Pfalz entwickeln. Ausreichend MUCAPE und
hochreichende Scherung könnten einen kleinen Cluster initiieren, der
nordostwärts zieht und im Tagesverlauf über dem Nordosten gar in eine besser
durchmischte Umgebung zieht. Sollte diese Option eintreten, wäre ein erhöhtes
Böenpotenzial und lokal Hagel nicht ausgeschlossen. Dies wird aber nur von einem
Teil der Numerik gestützt.

Im Nordwesten verläuft der Tag meist wolkenverhangen mit einzelnen Schauern,
während weiten Bereichen Bayerns und Sachsens nochmal ein freundlicher, regional
auch sonniger Tag bevorsteht (dank Absinkens nördlich der Alpen/des
Erzgebirges).

Die Höchstwerte liegen in Richtung Eifel bei 12 oder 13 Grad, während präfrontal
besonders in Richtung Niederbayern und Lausitz lokal nochmal die 30 Grad
erreicht werden kann.

Bleibt noch der Wind zu erwähnen, der besonders im Nordwesten im Zuge eines sich
auffüllenden und sich rasch von der Deutschen Bucht nordostwärts verlagernden
Bodentiefs stark böig aus Südwest, später Nordwest weht. Im Bereich von
Ostfriesland bis Angeln werden gar wiederholt markante Böen erwartet, was die
Ausgabe einer entsprechenden Warnstufe nach sich gezogen hat. Das Windfeld
schwächt sich unter Ostverlagerung im Tagesverlauf rasch von Westen ab.
Ansonsten weht ein schwacher bis mäßiger Wind aus Nordwest bis Nord, sieht man
von optionalen Konvektionsböen im Nordosten ab.

In der Nacht zum Montag baut sich im Zuge Druckfalls über Südwesteuropa und
einer anhaltenden niedertroposphärischen Nordströmung unter der südwestlichen
Höhenströmung eine Gegenstromlage auf, die die Niederschlagsaktivität entlang
der ostwärts ziehenden Kaltfront verbreitet anfacht. Die Kombination aus
kräftiger Höhendivergenz, der Richtungsscherung beim Wind sowie PWATs von 25 bis
30 mm lassen diese Niederschläge besonders im Südwesten recht kräftig und
warnrelevant ausfallen. 12 std. Mengen von 25 bis 45 l/qm sind somit besonders
vom Breisgau bis ins westliche Oberschwaben und nordwärts bis ins Kraichgau in
der Fläche zu erwarten. Lokal eingebettete konvektive Elemente bzw. orografische
Verstärkung können die Mengen lokal auch in den Unwetterbereich anheben (über 50
l/qm/12h), was innerhalb der EPS Verfahren jedoch nur mit breiten/diffusen
Wahrscheinlichkeiten hervorgehoben wird.
Der Niederschlag erstreckt sich über die Mitte weiter ostwärts bis ins südliche
Brandenburg, wo die 12 std. Mengen meist zwischen 10 und 25 l/qm verbleiben.
Auch hier gilt, das eingebettete konvektive Elemente lokal die Mengen in den
markanten Bereich anheben können, was warntechnisch aber kaum hervorgehoben
werden dürfte bzw. eher durch Gewitterwarnungen abgedeckt wird.

Kniffelig wird die Vorhersage für die späten Abendstunden und die erste
Nachthälfte in einem Streifen vom Bodensee/Oberschwaben bis zur Fränkischen Alb.
Je nach Lage und Ausprägung einer konfluenten Strömung innerhalb der
Grenzschicht kann sich entlang der stark geneigten Frontfläche ausreichend
MUCAPE halten, sodass Gewitter zu erwarten sind. Diese können sich je nach
Effektivität (bzw. vertikaler Mächtigkeit der stabilisierten Grenzschicht) gar
zu längerlebigen konvektiven Clustern entwickeln. Sollte dies der Fall sein,
wäre bei der Schichtungseigenschaft ggf. ein opulenter optischer Aufzug der
Konvektion zu erwarten (eventuell mehrschichtige Shelfcloud), warnrelevante
Begleiterscheinungen sollten sich aber mehr auf Starkregen und lokal etwas Hagel
beschränken. Sollte allerdings eine durchmischte Luftmasse vorliegen, würde das
Böenpotenzial wiederum in den Vordergrund rücken. Dieser Abschnitt der
Vorhersage wird im Nowcast weiter genau zu verfolgen sein.

Im Nordwesten verläuft die Nacht meist bedeckt und abgesehen von einem lokalen
Schauerrisiko meist trocken.

Die Minima liegen im Südosten noch um 13 Grad und gehen postfrontal auf 9 bis 6
Grad zurück. Der Nordwind weht im Süden und Osten mäßig bis frisch, sonst
schwach bis mäßig. Peripher der Küsten sind auch immer wieder Bft 6 bis 7 Böen
zu erwarten.

Montag… ändert sich auf der synoptischen Skala wenig, sodass auch die
Gegenstromlage über dem Süden und Osten weiter andauert.

Das Bedeutendste vorweg – im Süden und da besonders im Südosten dürften die
Maxima rund 10 bis 15 Kelvin unter denen zum Vortag liegen – lokal vielleicht
mit noch größeren Abstürzen.
Dabei regnet es im Süden und Osten länger anhaltend mit nur kurzen
Unterbrechungen, allerdings dank nachlassenden Feuchtegehalts der Atmosphäre und
schwächerer Höhendivergenz auch mit abnehmenden Stundenraten. 12 std. Mengen
liegen mit variablen Schwerpunkten zwischen 5 und 20 l/qm, wobei die meisten
Modelle die höchsten Werte von Oberschwaben bis zum Erzgebirge sehen. Die
Schneefallgrenze verbleibt oberhalb von 2000 m, sodass von keiner nennenswerten
Akkumulation auszugehen ist, zumal die Luftmasse im Süden weiterhin hochreichend
mild bleibt.

Im Nordwesten verläuft der Tag entweder wolkenverhangen oder hochnebelartig
trüb, besonders vom Emsland bis zur Mecklenburgischen Seenplatte lockert die
Bewölkung im Tagesverlauf stärker auf und es bleibt trocken. Dies ist einem
zonal ausgerichteten Hochdruckkeil zu verdanken, der sich von England ausgehend
mit stetigem Druckanstieg nach Norddeutschland ausweitet.
Während die Höchstwerte im Dauernass im Süden und über der östlichen Mitte
zwischen 8 und 12 Grad verharren, werden es in Richtung östlicher Alpenrand
sowie im Nordwesten 15 bis 17 Grad.

Der Wind aus Nord bis Nordost spielt warntechnisch keine Rolle, kann allerdings
im exponierten Bergland sowie im Küstenumfeld zeitweise böig auffrischen (Bft 6
bis 7).

In der Nacht zum Dienstag bleibt es im Süden wolkenverhangen und zeitweise
regnet es leicht mit unbedeutenden Mengen. Dazwischen bleibt es aber auch
längere Zeit trocken. Im Norden verläuft die Nacht unter Hochdruckeinfluss
überwiegend klar und trocken, nur entlang der Küsten sind einige diabatisch
induzierte Schauer nicht ausgeschlossen.
Die Minima liegen meist zwischen 9 und 3 Grad, mit den niedrigsten Werten im
Norden. In Richtung Niederbayern und entlang der Küsten verläuft die Nacht mit
13 bis 10 Grad milder. Der Wind frischt im Süden exponiert zeitweise stärker auf
(Bft 7 bis 8) und kommt sonst mäßig bis frisch aus Nordost. Im Norden findet
unter der Divergenzachse des Keils keine nennenswerte Luftbewegung statt.

Dienstag… sorgt weiterer Geopotenzialanstieg über Deutschland für einen
warntechnisch ruhigen Tag. Besonders im Südwesten regnet es peripher des
abgetropften Höhentiefs und anhaltender Scherung zeitweise leicht bis mäßig,
sodass 12 std. 5 bis 10 l/qm Nass erwartet werden. In Bayern bleibt es hingegen
meist trocken. Derweilen sorgt Hochdruckeinfluss im Norden für recht sonniges
und trockenes Wetter, sieht man von einzelnen Schauern entlang der Küsten ab.

Die Höchstwerte liegen im Südwesten bei 6 bis 10 Grad, sonst im Süden zwischen
10 und 15 Grad und im Norden verbreitet zwischen 15 und 19 Grad. Der Wind kommt
mäßig bis frisch aus Nordost, frischt im exponierten Bergland zeitweise stärker
auf (Bft 6 bis 7) und schwächt sich über dem Nordosten Deutschlands insgesamt
ab.

In der Nacht zum Mittwoch hängt dann viel von der genauen Lage und Zugbahn des
Höhentiefs bzw. einer über Norditalien induzierten Bodenzyklogenese ab, die
unter Umständen im Südwesten von Deutschland eine stark konfluente Ostströmung
induzieren könnte. Besonders IFS und ICON heben im Bereich
Rheinland-Pfalz/Saarland teils markante Dauerniederschläge hervor (inklusive
eingebetteter Konvektion), während GFS nahezu trocken durch die Nacht geht. Die
Unsicherheiten sind also noch erheblich. Dennoch sind Anzeichen für gröbere
Dauerniederschläge über der westlichen Mitte und dem Südwesten vorhanden, die
auch über die Kurzfrist hinaus andauern könnten.

Im Norden bleibt es klar und trocken. Die Minima liegen zwischen 10 und 4 Grad
und auch beim Wind gibt es im Vergleich zum Tag nichts Neues zu berichten – ggf.
fallen die Böen aus Nordost im exponierten Bergland etwas kräftiger aus.

Modellvergleich und -einschätzung

Auf der Bühne der synoptischen Skala ergeben sich innerhalb der Kurzfrist keine
nennenswerten Diskrepanzen. Vorhandene Unsicherheiten besonders im konvektiven
Geschehen wurden im Text angesprochen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy