S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 20.09.2025 um 10.30 UTC

Vor allem im Süden und Teilen der Mitte nass mit möglichem Stark- oder
Dauerregen, nach Norden hin dagegen unter Hochdruckeinfluss eher trocken. Dabei
meist kühl.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 27.09.2025

Der Herbst kommt! Nicht nur für die Meteorologen (bereits seit dem 01.09.2025),
sondern auch kalendarisch am Montag (22.09.2025) und obendrauf auch beim Wetter!
Die Temperaturen gehen mit den aufkommenden Niederschlägen den Bach runter,
sodass das teils hochsommerlichen Temperaturniveau an diesem Wochenende im
Wochenverlauf auf die Hälfte geschrumpft wird.

Der grobe Fahrplan zeigt sich bereits bei einem schnellen Blick auf die
Großwetterlagenklassifizierung nach Paul James. Zum Anfang der Mittelfrist am
kommenden Dienstag sind diese auf TrW gepolt, um im weiteren Verlauf auf HFNz
oder HFz zu wechseln. Alle Wetterlagen vereinen meist kühles und im Süden und
Teilen der Mitte nasses Wetter. Erst in der erweiterten Mittelfrist ab kommender
Woche Samstag (27.09.2025) mischen vermehrt wieder Wetterlagen wie HNFa, HFa,
SEa oder Sa mit, die auch dem Süden trockeneres Wetter bei allgemein
ansteigenden Temperaturen bringen könnte (Altweibersommer?).

Im Detail zeigt sich am kommenden Dienstag TrW durch einen Langwellentrog mit
positiver Achsneigung, der sich von Frankreich und dem westlichen Mittelmeer bis
nach Skandinavien erstreckt, im Südteil aber abtropft. Das Drehzentrum des
Cut-Offs ist knapp westlich des Alpenhauptkamms über Frankreich zu finden, es
zieht langsam Richtung Löwengolf weiter. Das Trogresiduum hingegen wandert rasch
über die Ostsee nach Osten, womit das Cut-Off den Anschluss an die Höhenströmung
verliert. Bodennah bewirkt das Cut-Off tiefen Druck über dem zentralen
Mittelmeer, wobei Ausläufer des mehrkernigen Tiefdrucksystems mit einem weiteren
Tief über der Barentssee bzw. dem nordwestlichen Russland verbunden sind. Im
Randbereich des Tiefdrucksystems über dem zentralen Mittelmeer werden feuchte
Luftmassen in den Süden Deutschlands gesteuert, während nach Norden hin hinter
dem Trog Hochdruckeinfluss aufkommt. Dieser folgt nach dem Durchgang eines
schwachen Frontensystems im Bereich des Trogresiduums und dem nachfolgenden,
durch einen Rücken gestützten Aufbau eines Hochs mit Schwerpunkt über den
Britischen Inseln und der Nordsee („High-over-Low“). Die T850 hPa liegen
zwischen 2 Grad im Norden und 8 Grad in Südostbayern.

Bis zum Freitag ändert sich am High-over-Low zumindest in der Höhe nicht viel,
am Boden verliert der Tiefdruckkomplex über dem zentralen Mittelmeer aber an
Substanz, außerdem wandert das Hoch allmählich Richtung Skandinavien. So wird
die genaue Wanderung des Cut-Offs entscheidend für die Frage sein, inwieweit die
feuchte Luft mit Niederschlägen wieder bis in den Norden ausgreifen kann. Nach
Version des aktuellen EZMW-Laufs von heute 0 UTC kreist das Höhentief meist über
der Schweiz, womit der Norden raus wäre, die Mitte aber zeitweise und der Süden
permanent im Bereich der feuchten Luft wäre. Die T850 hPa ändern sich nur
marginal.

Am Samstag schwenkt das Höhentief zur Mitte Italiens weiter, verliert seinen
Einfluss auf uns und macht daher überall Platz für das Skandinavienhoch. Mit
südöstlicher Strömung steigen die T850 hPa auf 5 bis 8 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist ab kommender Woche Sonntag rückt Ex-Hurrikan
GABRIELLE in den Fokus. Er zieht vom Atlantik kommend rasch in den westlichen
Ärmelkanal, um dort länger zu verweilen. Folglich würde ein erstes
spiralförmiges Feuchteband in der Nacht zum Montag unter Abschwächung auf den
Westen und Südwesten Deutschlands übergreifen. Ansonsten soll der
Hochdruckeinfluss anhalten. Die T850 hPa würden auf 7 bis 13 Grad steigen. In
der Vergangenheit hat sich jedoch gezeigt, dass Ex-Hurrikane, die in europäische
Gefilde gelangen, den Modellen Probleme bereiten, sodass die Entwicklung noch
abgewartet werden muss.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der drei jüngsten Läufe des EZMW ist bis zum Freitag noch
einigermaßen gut. Der Cut-Off zieht im neuesten Lauf allerdings geringfügig
südlicher seine Kreise, womit der Norden in den Einflussbereich des
Skandinavienhochs gelangt und es dort eher trocken bleibt. Ab Samstag wandert
der Cut-off zwar bei allen drei Läufen südwärts ab, das restliche Geschehen ist
dagegen deutlich differenzierter. Es reicht von Aufbau einer zonalen Strömung
(anhaltend zyklonal, aber wärmer; gestriger 0 UTC-Lauf) über das Aufwölben eines
schmalen, bis zu den Lofoten reichenden Rücken (vorderseitiger
Hochdruckeinfluss, aber kühl; heutiger 12 UTC-Lauf) bis zum Heranziehen von
ex-GABRIELLE zum Ärmelkanal (zyklonal im Südwesten, moderate Erwärmung; heutiger
0 UTC-Lauf). Ex-GABRIELLE ist sogar völlig neu in den Karten und wird die
nächsten Läufe sicherlich weiter durcheinanderwirbeln.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Kasus Knaxus ist auch beim Modellvergleich der Cut-Off. Beim ICON verläuft er
ein wenig nördlicher, womit die Lage dem gestrigen 0 UTC-Lauf des EZMW ähnelt
und die neuesten Entwicklungen des neuen 0 UTC-Lauf nicht mitgegangen werden.
Zum Ende hin bewegt sich der Cut-Off nach Frankreich und nicht nach Italien wie
beim EZMW.
GFS ist zunächst dem EZMW ähnlich, lässt zum Ende hin das Höhentief allerdings
nach Frankreich wandern. ICON und GFS sind folglich in der erweiterten
Mittelfrist zyklonaler aufgestellt als EZMW.
In der KI-Welt wird die EZMW-Lösung bis Freitag in ähnlicher Weise geteilt, das
Höhentief ist jedoch meist etwas nordwestlich nach Frankreich verschoben. Damit
wäre nur der Nordosten antizyklonal und trocken. Ab nächster Woche Samstag
driften die Lösungen stark auseinander, wobei Ex-GABRIELLE von keiner KI-Lösung
deutlich herausgearbeitet, von einigen aber zumindest angedeutet wird.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles sind für diverse deutsche Städte bei T850 hPa
bis Samstag, beim Geopot 500 hPa bis zum Mittwoch eng gebündelt mit gut im
Median eingebetteten Kontrolllauf, sodass der Hauptlauf im Wesentlichen
bestätigt wird. Niederschlagssignale gibt es in der Mitte und vor allem nach
Süden hin, insbesondere am Dienstag und Mittwoch. Die ab Donnerstag sich etwas
öffnenden Kurven des Geopot 500 hPa mit zuweilen bifurkaler Verteilung vor allem
in nördlichen Städten zeigen, dass in der Positionierung des Höhentiefs noch
nicht das letzte Wort gesprochen ist und der Hochdruckeinfluss im Norden noch
auf leicht wackeligen Füßen steht.

CLUSTER:
5 Cluster werden für den Zeitraum Donnerstag 0 UTC bis Samstag 0 UTC benötigt,
um die Unsicherheiten im Ensembleraum zu beschreiben (alle mit
Blockierungs-Regime). Das Höhentief wird in Nuancen unterschiedlich angezeigt,
bei C1 mit 18 Mitgliedern im Unterschied zum Hauptlauf sogar über Benelux. Bei
C2 bis C5 mit 33 Mitgliedern liegt es fast an identischer Position über der
Schweiz.
Ebenfalls 5 Cluster werden dann für Sonntag 0 UTC bis Dienstag 0 UTC (erweiterte
Mittelfrist) ausgegeben (Mehrheit weiterhin bei Blockierung). Die Lösungen
unterscheiden sich zum Teil gravierend, was sich ja auch schon bei den
Konsistenzbetrachtungen und der Modelldiskussion zeigte.

FAZIT:
Die nasse und kühle Woche mit Stark- oder Dauerregen ist im Süden und Teilen der
Mitte sicher. Die Frage, wie weit die feuchte Luft im Wochenverlauf auch wieder
auf dem Norden übergreift, ist dagegen noch ungeklärt. Eine Mehrheit tendiert
dort allerdings zu anhaltendem Hochdruckeinfluss bei etwas südlicherem Kreisen
des Höhentiefs etwa über der Schweiz. Zum Wochenende kommender Woche wird die
Vorhersage dann diffus. Besonders der Einbezug von Ex-GABRIELLE stellt die
Modelle vor neue Herausforderungen. EZMW beantwortet die Lage zunächst mit dem
Abwandern des Höhentiefs nach Süden und dadurch überall zunehmenden
Hochdruckeinfluss, bevor ab Sonntagabend ein erstes spiralförmiges Feuchteband
des Ex-Hurrikans auf den Südwesten übergreifen soll.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

STARK-/DAUERREGEN:
Am Dienstag und Mittwoch finden sich im EFI Hinweise für überdurchschnittlich
viel Niederschlag in der Mitte und im Süden Deutschlands. In den Ensembles gibt
es am Dienstag im Südwesten und am Mittwoch in der östlichen Mitte und im
Südosten jeweils geringe Wahrscheinlichkeiten bis 40% für mehr als 30 l/qm in 24
Stunden. Die Wahrscheinlichkeiten für Unwetter mit mehr als 50 l/qm in 24
Stunden sind dagegen nur gering.

WIND:
Am Mittwoch werden vom EFI darüber hinaus für die östliche Mitte schwache
Signale für starken Wind gezeigt. In den Ensembles sind dort aber nur für die
höheren Berglagen erhöhte Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8
vorhanden.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS. Zum Ende hin eher EZMW, da ICON noch an gestriger Lösung
festhält.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler