#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Donnerstag, den 11.09.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 11.09.2025 um 10.30 UTC
Kein Spätsommerwetter in Sicht. Weiterhin wechselhaft. Montag im Nordwesten und
Westen, Dienstag im Norden Gefahr einer Sturmlage.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 18.09.2025
Deutschland liegt im Bereich der Frontalzone, wodurch wechselhaftes Wetter zu
erwarten ist. Allenfalls im Süden wird es dabei mäßig warm, sonst bleibt es oft
kühl mit Höchsttemperaturen meist unter 20 Grad.
Am Sonntag macht sich schwacher Zwischenhocheinfluss bemerkbar. Die
Niederschläge eines Frontensystems, das über Polen liegt, ziehen nach Osten ab,
mit der Warmfront eines sich Schottland nähernden Sturmtiefs setzt zum Abend hin
im Westen neuer Regen ein. Dazwischen gibt es Auflockerungen mit einzelnen
Schauern vor allem an der See und im Bergland. In der Nacht zum Montag überquert
dieses Sturmtief Schottland. Die Niederschläge von dessen Frontensystem weiten
sich bis in die Mitte Deutschlands aus. Zudem frischt der Wind aus Südwest mit
Sturmböen an der Nordsee sowie im westlichen Bergland auf.
Am Montag dringt die Kaltfront des dann über der nördlichen Nordsee liegenden
Sturmtiefs von Nordwesten her bis in die Mitte Deutschlands vor. Die
Niederschläge, die im Nordwesten auch gewittrig sein können, weiten sich bis zur
Mainlinie und in den Erzgebirgsraum aus, weiter südöstlich bleibt es
wahrscheinlich noch trocken und wird vorübergehend warm und in Richtung Alpen
leicht föhnig. Im Nordwesten und Westen erreicht der Wind vor allem in
Verbindung mit Schauern und kurzen Gewittern in Böen Sturmstärke, an der Nordsee
und im dortigen höheren Bergland sowie in Verbindung mit kurzen Gewittern
besteht die Gefahr schwerer Sturmböen.
Ab der Nacht zum Dienstag verlagert sich das o.g. Tief unter beginnender
Auffüllung nach Jütland. Ein von der Nordsee hereinschwenkender und am Dienstag
auch auf den Nordosten Deutschlands übergreifender Boden- und Höhentrog lässt
den Sturm (mit schweren Sturmböen an der Nordsee und am Dienstag auch an Teilen
der Ostseeküste nebst Schauer- und Gewittertätigkeit incl. Starkregengefahr an
der Nordsee) andauern, während sich sonst leichte Wetterberuhigung einstellt.
Diese erfolgt in der Nacht zum Mittwoch dann auch in den nördlichen
Landesteilen.
Am Mittwoch zeichnet sich schwacher Zwischenhocheinfluss ab, wobei kaum mehr als
20 Grad zu erwarten sind. An den Alpen macht sich die längst südwärts abgezogene
Kaltfront des vorherigen Sturmtiefs mit Niederschlägen bemerkbar, an der See
bleibt es durch weitere, nach Osten ablaufende Kurzwellentröge unbeständig.
Bereits in der Nacht zum Donnerstag setzt in Verbindung mit einer von Südengland
kommenden nicht entwicklungsträchtigen Welle erneut Regen ein. Dieser erfasst am
Donnerstag abgesehen vom Südosten das gesamte Vorhersagegebiet und arbeitet sich
in der Nacht zum Freitag auch in die südöstlichen Landesteile vor, während sich
sonst abseits der Küste Wetterberuhigung durchsetzt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum greift ein Höhenkeil auf
Mitteleuropa über. Im Bereich des korrespondierenden Bodenhochs stellt sich
zumindest vorübergehend ruhiges Spätsommerwetter ein, wobei dann auch eine
Erwärmung erfolgt. Zumindest der Nordwesten und der Norden Deutschlands werden
weiterhin von schwachen Fronten gestreift, so dass es dort leicht unbeständig
bleibt. In den südlichen Landesteilen nimmt dann die Nebelneigung zu.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Montag ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Abweichungen sind bis
dahin nicht erkennbar. Der am Dienstag den Norden Deutschlands überquerende
Boden- und Höhentrog wurde vom gestrigen 12 UTC-Lauf erkannt, nicht aber vom
vorherigen 00 UTC-Lauf.
Sehr inkonsistent wird die in der Nacht zum Donnerstag auf weit südlicher
Zugbahn übergreifende Welle simuliert. Diese lag beim gestrigen 00 UTC-Lauf ca.
500 km und bei der Modellrechnung von 12 UTC sogar etwa 1000 km weiter westlich,
d.h. noch über der Bretagne. Den am Donnerstag auf Westeuropa übergreifenden und
zunächst flachen Höhenrücken hatten die beiden gestrigen Modellrechnungen noch
nicht im Programm. Dieser wird im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
auch vom aktuellsten Modelllauf am ausgeprägtesten gezeigt und von den beiden
Simulationen des Vortages nur angedeutet und rascher nach Osten verlagert.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis in die Nacht zum Mittwoch hinein zeigen sich keine signifikanten
Unterschiede zwischen den verfügbaren Modellen. Diese ergeben sich erst mit der
auf südlicher Zugbahn übergreifenden Welle. Diese hat noch UK10 zu bieten, wobei
dieses Modell diese Welle auf Schottland übergreifen lässt. Das kanadische
Modell hat eine Zwischenlösung zu bieten, bei ICON und GFS ist diese Welle nicht
zu finden.
Am Donnerstag lässt ICON an der Südflanke eines über Südschweden hinweg ostwärts
ziehenden Sturmtiefs im Norden und im Mittelgebirgsraum erneut Sturmböen
aufkommen, was sich mit der Vorhersage des Modells des kanadischen
Wetterdienstes deckt. Die anderen Modelle zeigen diese Entwicklung weiter
nördlich und auch schwächer.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigen alle Modelle Signale
für eine Wetterbesserung und Erwärmung, wobei es im Norden und Nordwesten mehr
(nach dem kanadischen Modell) oder nur leicht (nach GFS und EZMW) unbeständig
bleiben dürfte.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS zeigt anhand der Anomaliefelder 500 hPa zwar im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum auch Signale für eine Wetterbesserung hin zu
ruhigem Spätsommerwetter, wobei aber gegenüber dem hauseigenen deterministischen
Lauf der Norden Deutschlands außen vor bleibt und auch eine nachhaltige
Erwärmung nicht in Gang kommt. Vielmehr ergibt sich am Donnerstag kommender
Woche ein rasch zunehmender Spread, wobei der deterministische Lauf die obere
Grenze der Verteilung der EPS-Member hinsichtlich Geopotential und Temperaturen
850 hPa markiert. Niederschlagssignale sind über den gesamten Vorhersagezeitraum
hinweg zu finden.
Das EPS des EZMW deutet den Höhenrücken, der zum dritten Septemberwochenende auf
Mitteleuropa übergreifen soll, ebenfalls nur an. Wesentlich wahrscheinlicher
ist, dass sich erneut eine mäandrierende Westlage einstellt. Beständiges
Spätsommerwetter würde sich nur anhand eines Clusters mit 6 Membern ergeben. In
dieser Beziehung ist der aktuelle Modelllauf „zurückgerudert“, der gestrige 12
UTC-Lauf war mehr auf eine stabile Hochdruck(rand)lage ausgerichtet. Auch der
EFI zeigt im Nordwesten und Norden Deutschlands noch Niederschlagssignale, was
dort auf andauernde Unbeständigkeit hindeutet. Demzufolge bleibt im Norden
Deutschlands der Temperaturanstieg aus und auch im Süden erfolgt nur eine
verhaltene Erwärmung, wobei zumindest dort die Niederschlagssignale schwächer
werden, aber nicht verschwinden. Eine nachhaltige Umstellung der Wetterlage ist
demnach nicht abzusehen.
Wie beim EPS des GFS nimmt ab Donnerstag der Spread signifikant zu, wobei zum
Wochenende hin der deterministische Lauf eher an der warmen Seite der Verteilung
zu finden ist, aber die Mehrzahl der Lösungen den Temperaturanstieg nicht
mitträgt.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Sonntag sind tagsüber keine signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten. In
der Nacht zum Dienstag kommen in Verbindung mit einem sich Schottland nähernden
Sturmtiefs an der Nordsee und im westlichen Bergland mit auffrischendem
Südwestwind stürmischen Böen, an der Nordfriesischen Küste und über der offenen
Nordsee Sturmböen Bft 9 auf.
Am Montag sind an der Südflanke des sich in die nördliche Nordsee verlagernden
Sturmtiefs im Nordwesten und Westen bis in tiefe Lagen, in den nördlichen und
zentralen Mittelgebirgen und auf Schwarzwaldgipfeln Sturmböen Bft 8/9 aus
Südwest zu erwarten. In den westlichen Mittelgebirgen sowie an und über der
Nordsee kommen wahrscheinlich schwere Sturmböen bis 100 km/h zustande, die dort
auch in der Nacht zum Dienstag noch andauern.
Darüber hinaus entladen sich in Nordseenähe zum Teil wiederholt kurze Gewitter,
die ebenfalls mit schweren Sturmböen einhergehen können.
Am Dienstag sind in Verbindung mit einem über den Norden Deutschlands hinweg
ostwärts schwenkenden Kurzwellentrog bis ins nördliche Binnenland hinein und mit
geringerer Wahrscheinlichkeit auch im Lee der nördlichen Mittelgebirge
stürmische Böen möglich. An Nord- und Ostsee sowie in den Höhenlagen der
nördlichen Mittelgebirge gibt es weiterhin Sturmböen Bft 9, von Südwest auf West
drehend, exponiert sind schwere Sturmböen bis 100 km/h nicht auszuschließen. In
der Nacht zum Mittwoch flaut der Wind weitgehend ab.
Am Mittwoch sind nur an exponierten Küstenabschnitten noch einzelne stürmische
Böen vorstellbar. Sonst sind wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse zu erwarten.
Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann