#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 10.09.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 10.09.2025 um 10.30 UTC
Samstag wechselhaft mit Schauern und Gewittern, am Sonntag Zwischenhoch. In der
neuen Woche zyklonale West- bis Südwestlage mit regionalen Niederschlägen, am
Montag im Nordwesten teils stürmisch.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 17.09.2025
Samstag … dominiert ein markanter Langwellentrog über Nordwesteuropa, der
langsam nach Mitteleuropa schwenkt und dabei seine Wellenlänge verringert.
Ursächlich dafür ist der blockierende Höhenrücken über dem Westen Russlands und
das sich aufbauende höhere Geopotential westlich der Britischen Inseln. Die
Trogachse erreicht den Westen Deutschlands in der Nacht zum Sonntag und verlässt
das Land in Richtung Polen am Abend. Weite Teile der Bundesrepublik sind damit
am Samstag durch die Vorderseite des Langwellentroges beeinflusst, der besonders
im Nordwesten im Bereich der Höhenkaltluft Wirkung zeigt. Nach einem trockenen
Tagesbeginn kommen zunächst in der Nordwesthälfte Schauer und Gewitter auf, die
sich am Nachmittag verstärken und auf den Osten und Südosten ausweiten können.
Hier zeigen sich schon leichte zeitliche Unschärfen, IFS ist beispielsweise mit
dem Übergreifen nach Osten langsamer als ICON und GFS. Die Gewitter können
durchaus stark ausfallen mit stürmischen Böen oder Sturmböen, Starkregen ist
durch die höhere Zuggeschwindigkeit nur gering wahrscheinlich. An der
Nordseeküste sind häufig stürmische Böen aus Südwest wahrscheinlich. Mit dem
Durchzug des Troges wird ein Schwall frischerer Meeresluft herangeführt, sodass
die Maxima im Nordwesten die 20-Grad-Marke nicht mehr erreichen. In Niederbayern
und in der Lausitz sind dagegen etwas über 20 Grad möglich. In der Nacht zum
Sonntag sorgt der nachfolgende flache Rücken für ein Abklingen der Schauer und
Gewitter, am längsten halten diese im Südosten an.
Sonntag … schwenkt im Vorfeld eines Höhentiefs ein sich wenig entwickelndes,
aber stark ausgeprägtes Bodentief vom Atlantik nach Schottland. Dessen Warmfront
erreicht den Westen bereits am Nachmittag, die Kaltfront tangiert den Nordwesten
schließlich ausgangs der Nacht zum Montag. Der bis dahin besonders im Süden
wirkende Höhenrücken wird dabei abgeflacht. Im Westen dominiert daher bereits am
Vormittag Aufzugsbewölkung, wobei am Nachmittag da und dort ein paar Tropfen
Regen fallen können. Im Südosten ist die Schauerneigung etwas erhöht, sonst
bleibt es weitgehend trocken. In der Nacht zum Montag muss dagegen einhergehend
mit der Kaltfront im Nordwesten mit Schauern oder schauerartigem Regen gerechnet
werden. Dabei sind an der See weiterhin stürmische Böen, an der Nordsee
Sturmböen, in exponierten Lagen schwere Sturmböen aus Südwest möglich.
Montag bis Mittwoch … stellt sich ein Südwest- bis Westlage ein, wobei der
zyklonale Einfluss aufgrund des Langwellentroges über Nordeuropa im Norden
Deutschlands stärker ausgeprägt ist als im Süden. Die sich aus der Kaltfront
entwickelnde wellende Luftmassengrenze legt sich zunehmend quer über das Land,
bevor sie sich am Mittwoch dem Süden nähert, die Alpen aber erst später. Im
Nordwesten dominieren 850 hPa-Werte um +5 Grad, während die alpennahen Gebiete
noch 10 bis 13 Grad aufweisen. Im Detail sind am Montag Schauer und
schauerartiger Regen im Nordwesten sowie in der Mitte wahrscheinlich, die sich
auf dem Weg nach Süden und Osten zunehmend abschwächen. An der Nordsee bleibt
die Schauerneigung dagegen erhalten. Am Dienstag lebt der schauerartige Regen an
der Luftmassengrenze im Süden wieder auf und weitet sich in der Nacht zum
Mittwoch an die Alpen und nach Niederbayern aus. Postfrontal kommt es zu
weiteren Schauern, vor allem an der Nordsee. Am Mittwoch setzt sich die
wechselhafte Witterung mit Schauern und vielen Wolken fort. Die Temperaturen
erreichen vielerorts über 20 Grad, im Nordwesten liegen sie etwas darunter.
Thema wird aber noch der Wind sein: Mit der Kaltfront kommt es am Montag in der
Nordwesthälfte zu starken bis stürmischen Böen, an den nachfolgenden Tagen
konzentrieren sich diese wieder auf die küstennahen Regionen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs ist als gut zu bezeichnen. Die Passage
des Langwellentroges am Samstag und in der Nacht zum Sonntag ist sicher. Auch
der Einfluss des Rückens am Sonntag wird beständig gerechnet. Die Südwest- bis
Westwetterlage in der ersten Hälfte der kommenden Woche unterliegt zwar noch
leichten Unschärfen, der Pfad ist allerdings gelegt. Besonders beim Durschwenken
von Randtrögen wird es noch zu Änderungen in Zeit und Raum beim Niederschlag
kommen. Das zur Wochenmitte ansteigende Geopotential wird im aktuellen Lauf
nicht mehr in dem Ausmaß gezeigt. Ab Mittwoch wird es daher deutlich unsicherer.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch der Vergleich mit den anderen Globalmodellen lässt keine großen
Unsicherheiten aufkommen. Der nach Osten schwenkende Trog ist in Ausprägung und
Timing sehr ähnlich simuliert, nur UK10 hat diesen etwas schwächer konturiert im
Programm. Selbst die Lage der Kaltfront am Montag unterscheidet sich nur wenig.
Anschließend werden die Unsicherheiten aber größer, besonders GFS hat mit einem
durchschwenkenden Randtrog einen deutlich zyklonaleren Einfluss im Programm.
Auch die weiteren Randtröge an den Folgetagen unterliegen deutlichen
Unsicherheiten, was sich auf die Zuverlässigkeit der Niederschlagsprognose
negativ auswirkt.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative deutsche Orte stützen die deterministischen
Aussagen bis Montag im Wesentlichen. Nach der Trogachsenpassage in der Nacht zum
Sonntag steigt überall das Geopotential an und erreicht sein Maximum am Montag.
Auch die 850 hPa-Temperatur macht einen Satz nach oben – im Norden einen
kleinen, im Süden einen größeren. Anschließend erfolgt ein stetiger Abbau des
Potentials, wobei sich die Streuung nun deutlich vergrößert. Während die
Temperaturkurven im Norden und der Mitte gleichzeitig wieder nach unten gehen
und dort verharren, ist deren Verlauf im Süden ausgesprochen unsicher. Typisch
sind die für Westlagen stark streuenden Niederschlagssignale.
CLUSTER:
+120…+168h: Es liegen zwar 6 Cluster vor, alle sind aber dem Strömungsmuster
NAO+ zugeordnet. Der Hauptlauf ist dem C1 beigefügt, das den markanten
Langwellentrog über Nordwesteuropa zeigt. Dabei nimmt der zyklonale Touch mit
der Zeit zu. C2 schließt sich im Wesentlichen C1 an. Die weiteren Cluster lassen
den unmittelbaren Trog etwas weiter nach Mitteleuropa ausgreifen, bei C6 ist er
schwächer ausgeprägt.
+192…+240h: Die Cluster werden nun deutlich vielfältiger. Im C1 nimmt der
Trogeinfluss auf Mitteleuropa zu (wie auch bei C4 und C5), bei C2 weist der
Süden positive Geopotentialanomalien auf. C6 ist einer zyklonalen
Südwestströmung zuordenbar. In der erweiterten Mittelfrist ist daher noch viel
möglich, eine starke positive Geopotentialanomalie über Mitteleuropa
(„Altweibersommer“) ist allerding nicht im Programm.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
GEWITTER:
Am Samstag einzelne starke Gewitter mit stürmischen Böen oder Sturmböen,
Starkregen gering wahrscheinlich.
WIND:
Am Samstag und Sonntag an der Nordsee sowie in den Kammlagen der Mittelgebirge
stürmische Böen aus Südwest. In der Nacht zum Montag an der See Sturmböen, in
exponierten Lagen schwere Sturmböen. Am Montag in der Nordwesthälfte generell
starke bis stürmische Böen, an der See und auf den Bergen Sturmböen aus Südwest.
In der Nacht zum Dienstag an der Küste anhaltend, sonst abflauend. Am Dienstag
und Mittwoch an der See weitere stürmische Böen.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (det/prob), MOSMix
VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri