#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Samstag, den 06.09.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 06.09.2025 um 10.30 UTC
Unbeständig und mäßig warm; immer wieder Schauer und Gewitter, ab und zu auch
mit Starkregenpotenzial. Über der Nordsee und in Gipfellagen zeitweise
Sturmböen.
Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 13.09.2025
Bis in die erweiterte Mittelfrist steht eine sehr wechselhafte und mäßig warm
temperierte Witterungsphase ins Haus. Der Frühherbst streckt seine Fühler aus,
eine signifikante herbstliche Sturmlage ist aber voraussichtlich nicht zu
erwarten.
Am Dienstag zieht sich das am Wochenende landesweit, am Montag noch für die
Osthälfte Deutschlands wetterbestimmende umfangreiche Hochdruckgebiet über
Nordwestrussland weiter zurück. Vorderseitig eines Langwellentroges über
Nordwest- und Westeuropa mit einem zentralsteuernden Tief bei, später südlich
von Island stellt sich über dem Vorhersagegebiet eine südsüdwestliche
Höhenströmung ein, innerhalb derer ein Randtrog bis Mittwochfrüh das gesamte
Land nordostwärts überquert. Dieser interagiert im Bodenfeld mit einer
Tiefdruckrinne (samt eingebetteter ein bzw. zwei Drehzentren), die am
Dienstagfrüh etwa vom Südostbayern bis zum Emsland reicht, ebenfalls
nordostwärts vorankommt und in der Nacht zum Mittwoch auch die Osthälfte
überquert. Vorderseitig gibt es in der Nordosthälfte am Dienstag im Tagesverlauf
in leidlich labiler, aber sehr feuchter Luft noch einzelne kräftige Gewitter mit
Starkregenpotenzial, an der Südwestflanke der Rinne regnet es zunächst noch
kräftig (in der Nacht zum Dienstag durchaus auch mit Unwetterpotenzial), wobei
die Regenfälle sich unter Abschwächung im Tagesverlauf vom Westen bzw. den
mittleren Landesteilen nordostwärts verlagern und bis Mittwochfrüh nach Polen
bzw. Tschechien abgezogen sind. Die Höchstwerte liegen – je nach Sonne –
zwischen 17 und 23 Grad, Richtung Oder und Neiße werden nochmals knapp 25 Grad
erreicht.
Am Mittwoch kommt der Höhentrog über Westeuropa aufgrund der Blockadewirkung
durch das fennoskandische Hoch nur noch langsam ostwärts voran, amplifiziert
aber in den westlichen Mittelmeerraum und verliert im Zuge einer Regenerierung
des Zentraltiefs südlich von Irland und einer damit einhergehenden Austrogung
über dem nahen Ostatlantik deutlich an Kontur.
Die Höhenströmung steilt somit weiter auf und dreht auf glatt Süd, wobei im
Tagesverlauf ein weiterer Randtrog auf Süddeutschland übergreift und bis
Donnerstagfrüh über das Vorhersagegebiet hinwegzieht.
An den Alpen wird es vorübergehend föhnig, ehe sich das Lee-Tief gegen Abend vom
Alpenvorland löst und in der Nacht zum Donnerstag mit dem Trog nordwärts bis zur
westlichen Ostsee geführt wird. Dabei greifen im Tagesverlauf schauerartige
Regenfälle bzw. einzelne Schauer und Gewitter auf Südwest- bzw. Süddeutschland
über und ziehen in der Nacht zum Donnerstag über die Mitte und die Osthälfte
hinweg nordnordostwärts. Vor allem nachts fällt gebietsweise auch mehrstündig
Starkregen. Etwas außen vor bleiben der Westen und Nordwesten.
Insgesamt bleibt es mäßig warm mit Maxima zwischen 18 und 23 Grad.
Am Donnerstag überqueren die Reste des ehemaligen Troges das Vorhersagegebiet
rasch ost- bzw. nordostwärts, dahinter glättet die südwestliche Höhenströmung
durch. Bis Freitagfrüh greift der Höhentrog über dem nahen Ostatlantik unter
weiterer Amplifizierung auf die Britischen Inseln über und die Höhenströmung
steilt über dem Vorhersagegebiet erneut etwas auf.
Nach Abzug der Regenfälle im Nordosten gibt es mit Trogpassage noch einzelne
Schauer, am ehesten im Süden und Osten auch kurze Gewitter. Ansonsten stellt
sich nur eine vorübergehende Wetterberuhigung ein, ehe die wohl inzwischen
teilokkludierte Kaltfront des Zentraltiefs bei Island am Abend mit einzelnen
Schauern bzw. etwas Regen auf den Westen des Landes übergreift. Sie kommt in der
Nacht zum Freitag nordostwärts voran, schwächt sich aber ab und bringt
voraussichtlich kaum nennenswerte Niederschläge mehr. Innerhalb der
einströmenden subpolaren Meeresluft ändert sich am Temperaturniveau nur wenig.
Am Freitag und in der Nacht zum Samstag wird der Höhentrog durch das
blockierende fennoskandische Hoch erneut eingebremst und büßt aufgrund eines
neuen Trogvorstoßes über dem Nordostatlantik sowohl an Wellenlänge als auch an
Kontur ein. Samstagfrüh erreicht er die Nordsee, Benelux und Nordostfrankreich.
Trogvorderseitig greift ein weiteres Frontensystem mit einzelnen Schauern und
Gewittern auf den Westen und Nordwesten Deutschlands über und kommt bis zur
Nacht zum Samstag über der Nordhälfte rasch ostwärts voran, während die
Kaltfront über Süddeutschland ins Schleifen gerät. Präfrontal wird ein Schwall
wärmerer Luft in den Osten und Süden des Landes gesteuert mit Höchstwerten nahe
25 Grad, ansonsten ändert sich an den Temperaturen nur wenig. Ob es im
Warmsektor für kräftigere Gewitter reicht, ist noch sehr unsicher.
Vor allem in der Nacht zum Samstag kann es im Süden/Südosten im Bereich der
schleifenden Front bzw. im Zuge der Passage einer eventuellen Frontalwelle auch
kräftiger regnen, ansonsten stellt sich postfrontal eine rasche Wetterberuhigung
ein.
Am Samstag überquert der Höhentrog bei weiterem Konturverlust das
Vorhersagegebiet langsam ostwärts, die wellende Front kann noch längere Zeit
über dem Südosten und äußersten Osten des Landes schleifen, so dass es dort
schauerartig regnet.
Ansonsten stellt sich Zwischenhocheinfluss ein, ehe erste Ausläufer des sich von
Island Richtung Schottland verlagernden Sturmtiefs in der Nacht zum Sonntag auf
den Westen und Nordwesten Deutschlands übergreifen.
In der erweiterten Mittelfrist kommt es nach Lesart des IFS vorerst nicht zu
einer erneuten Austrogung über dem nahen Ostatlantik, so dass der zum von
Schottland langsam zur Norwegischen See gehörende Langwellentrog auf
Mitteleuropa übergreifen kann. Dabei bleibt es unbeständig und von Westnordwest
her können nun zu Beginn der übernächsten Woche kühlere Luftmassen polaren
Ursprungs nach Mitteleuropa vordringen. Die 20 Grad werden dann nicht mehr
erreicht.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der sich bis zum kommenden Wochenende immer wieder regenerierende Höhentrog über
dem Nordostatlantik wird auch von den gestrigen IFS-Läufen ähnlich simuliert,
der grobe Fahrplan steht also.
Differenzen ergeben sich allerdings bzgl. der zeitlichen Abfolge, Geometrie und
somit auch Wetterwirksamkeit der über das Vorhersagegebiet hinwegschwenkenden
Randtröge und bzgl. der mit ihnen interagierenden Frontensysteme.
Das in der Nacht zum Donnerstag über die Osthälfte Deutschlands ziehende
Lee-Tief hatte z.B. der gestrige 12 UTC-Lauf des IFS nicht auf der Agenda, der
gestrige 00 UTC-Lauf dagegen schon.
Insgesamt werden die Differenzen vor allem ab kommenden Donnerstag zwar größer,
am groben Wettercharakter ändert sich aber zunächst wenig.
Erst in der erweiterten Mittelfrist, etwa ab übernächsten Sonntag/Montag,
schwenkt der gestrige 12 UTC-Lauf Richtung West zyklonal, durchaus auch mit
Potenzial für Sturmböen zumindest an den Küsten und auf den Bergen. Der gestrige
00 UTC-Lauf tendiert dagegen, ähnlich wie der aktuelle, Richtung Troglage.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Ähnliches wie für die IFS-Läufe gilt auch für die vorliegenden Globalmodelle:
Differenzen ergeben sich insbesondere bzgl. der zeitlichen Abfolge und
Wetterwirksamkeit der Tröge und Fronten. Vor allem ICON und UK10 haben im Zuge
kräftigerer Randtiefentwicklungen am Donnerstag und Freitag ein erhöhtes
Potenzial für Sturmböen über der Nordsee sowie in Gipfellagen auf der Agenda,
eine erste herbstliche Sturmlage zeigt vorerst aber kein Modell.
In der erweiterten Mittelfrist tendiert dann GEM Richtung Westlage (im Süden
eher antizyklonal), während GFS – ähnlich wie das IFS, eher eine Troglage auf
der Agenda hat.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse zeigt zu Beginn der Mittelfrist (72 bis 96 Stunden) 5
Cluster, die allesamt mit Großwetterlagenregime „Blocking“ zugeordnet sind.
Unterschiede ergeben sich lediglich im Detail bzgl. der Ausprägung des
Höhentroges über Westeuropa, die auch Einfluss auf die sich langsam über das
Vorhersagegebiet hinweg ostwärts verlagernde Tiefdruckrinne inklusive der
simulierten Regenfälle haben.
Im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden) reduziert sich die Anzahl der
Cluster dann genau auf nur noch einen. Das sich immer wieder regenerierende
Zentraltief über dem Nordostatlantik wird dann zunehmend auch für West- und
Mitteleuropa relevant, so dass dieser trotz des nach wie vor blockierenden Hochs
über Russland zum Zeitpunkt T+168 Stunden dem Großwetterlagenregime NAO positiv
zugeordnet wird.
Die vier Cluster im erweiterten Mittelfristzeitraum (192 bis 240 Stunden) sind
dann allesamt weiterhin dem Großwetterlagenregime NAO positiv zugeordnet. CL
1(18 Member) tendiert dabei Richtung West antizyklonal, CL 2 (13 Member)
Richtung West zyklonal, durchaus auch mit Optionen für einen ersten Herbststurm.
CL 3 (11 Member, zzgl. Haupt- und Kontrolllauf) deutet eine Austrogung über
Mitteleuropa an und CL4 (9 Member) lässt einen Trog über Mittel- Richtung
Südosteuropa austropfen und schwenkt dann Richtung Westlage.
Insgesamt stützt die Clusteranalyse also sehr schön den bevorstehenden
unbeständigen Witterungsabschnitt.
Ähnliches gilt auch für die Rauchfahnen verschiedener Gitterpunkte im
Vorhersagegebiet.
Nach einem Peak am Sonntag/Montag geht es mit der Kurvenschar der 850
hPa-Temperatur der Einzelmember in einem relativ engen Spread am Montag/Dienstag
zunächst steil, danach nur noch langsam bergab (meist zwischen 5 und 10 Grad,
einige wärmere Lösungen im Süden auch darüber).
Erst zum kommenden Wochenende hin tauchen auch wieder vermehrt warme
Einzellösungen auf.
Die langsame Passagen der Tiefdruckrinnen bzw. Tiefs am Montag/Dienstag (vor
allem Westen/Südwesten/Mitte) und dann wieder am Mittwoch/Nacht zu Donnerstag
(dann hauptsächlich im Südosten und Osten) lässt sich gut anhand der verstärkten
Niederschlagssignale in den meisten Gitterpunkten ausmachen.
Ansonsten simulieren die Einzelmember immer wieder Niederschläge, allerdings
meist eher geringe Mengen. Erst Richtung kommendes Wochenende tauchen auch
wieder etwas nassere Lösungen auf.
FAZIT:
Bis in die erweiterte Mittelfrist steht ein unbeständiger und mäßig warmer
Witterungsabschnitt ins Haus. Mit Passage einer Tiefdruckrinne kann es in der
Nacht zum und am Dienstag vor allem im Westen/Südwesten sowie in der Mitte noch
kräftiger regnen. Auch danach fällt gebietsweise mal mehrstündiger Starkregen,
bei kurzeitigen Einschüben wärmerer Luftmassen sind am ehesten im Südosten auch
kräftigere Gewitter möglich bei aber kaum vorhandenem Unwetterpotenzial.
Insgesamt wird es Richtung Wochenende vor allem im Norden etwas kühler; ob es
dann Richtung Trog Mitteleuropa oder Richtung Westlage schwenkt, ist aber noch
unsicher.
Eines ist aber sicher: Es bleibt beständig unbeständig.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Signifikante Wettererscheinungen beschränken sich im Mittelfristzeitraum
weitgehend auf Stark- bzw. Dauerregenereignisse im Bereich schleifender
Frontensysteme, zunächst noch am Dienstagvormittag, dann aber insbesondere am
Mittwoch/Donnerstag und vielleicht auch noch einmal am Freitag/Nacht zum
Samstag.
In den Warmsektoren könnte es noch einmal für kräftigere Gewitter (Fokus auf
Starkregen) reichen; am Dienstag eventuell im Nordosten, am Mittwoch im Süden
bzw. Südosten und am Freitag im Südosten.
Das Unwetterpotenzial ist insgesamt nur als sehr gering einzustufen.
Nichtsdestotrotz ist ein Überschreiten der Warnschwellen für Unwetter-
Starkregen (ein- oder mehrstündig) lokal eng begrenzt nicht ganz ausgeschlossen.
Regionen mit erhöhtem Potenzial lassen sich aber noch nicht herausarbeiten, auch
IFS-EPS hat keine nennenswerten Signale für Stark- bzw. Dauerregen auf der
Agenda.
Mit kräftigeren Randtiefentwicklungen könnte insbesondere am Donnerstag und
Freitag auch der Wind warnrelevant werden. Zumindest über der Nordsee und in
einigen Gipfellagen sind dann stürmische Böen bzw. Sturmböen (Bft 8 bis 9)
möglich.
Eine großflächigere Sturmlage ist aber nicht in Sicht.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff