S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.08.2025 um 10.30 UTC

Am Donnerstag regional kräftige Gewitter und Regenfälle, danach unbeständig und
kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 01.09.2025

Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag und Freitag (28./29.08.) liegt der
ehemalige Hurrikan ERIN als nunmehr außertropisches, hochreichendes und sich
weiter auffüllendes Zentraltief bei den Britischen Inseln. Von ihm geht ein Trog
aus, der zum westlichen Mittelmeer schwenkt. Dem Trog ist ein Rücken
vorgelagert, dessen Achse vom Schwarzen Meer über das Baltikum nach Skandinavien
reicht und schließlich in eine blockierende Höhenantizyklone mit Kern über dem
Seegebiet zwischen Island und Spitzbergen mündet. Daraus ergibt sich über
Deutschland eine stramme südwestliche Höhenströmung, in der kurzwellige
Troganteile für Hebung sorgen. Im Bodenfeld wird dabei eine Rinne gestützt, die
bereits am Donnerstag nordostwärts über das Land hinwegzieht. Ihr folgt eine
anfangs diagonal vom Südwesten bis in den Nordosten über Deutschland schleifende
Kaltfront, die sehr feuchte und instabile Subtropikluft im Südosten und Osten
(T850 teils noch um 15 °C) von bereits etwas moderaterer, aber ebenfalls
instabiler Biskayaluft im übrigen Land (T850 auf 10 °C sinkend) trennt. Eine
Kaltfrontstaffel folgt später von Benelux her, hinter der dann noch etwas
kühlere subpolare Meeresluft einfließt (T850 um 8 °C).

Entlang der schleifenden Front deuten sich teils länger anhaltende, kräftige
Niederschläge an. Insbesondere vom Südwesten und Süden über die Mitte nach Osten
gibt es am Donnerstag Hinweise auf Stark-, respektive Dauerregen, am Freitag
auch im Südosten. Im Südwesten und Süden sind auch unwetterartige Mengen nicht
ganz auszuschließen. Inwiefern in Resten der subtropischen Warmluft im Südosten
und Osten durch Einstrahlung nochmal nennenswert Labilität aufgebaut werden
kann, ist fraglich. Dann wären bei moderater Scherung und sehr hohen PPWs um 40
mm unwetterartige Gewitter mit heftigem Starkregen, schweren Sturmböen und Hagel
denkbar. Wahrscheinlicher ist Konvektion in der postfrontalen Biskayaluft,
insbesondere entlang der nachfolgenden Kaltfrontstaffel. Bei PPWs um 20 mm
dürfte sich der etwaige Starkregen im markanten Bereich abspielen, allerdings
besteht bei mäßiger bis starker hochreichender Scherung erhöhtes Organisations-
und Sturmpotenzial.

Ab Samstag wird die Vorhersage unsicher. Klar ist, dass sich über dem
Nordostatlantik der nächste Trog nebst hochreichendem Tief westlich der
Britischen Inseln positioniert. Unklar ist aber, ob und wie der neue Tropensturm
FERNAND mit dem diesem Trog interagiert. Nach den jüngsten Prognosen soll er
zumindest nicht destruktiv mit dem Trog wechselwirken und als kleines, wenn auch
wenig entwicklungsfähiges, außertropisches Randtief nach Westeuropa gesteuert
werden. Vorderseitig greift WLA weit nach Osten aus und sorgt dafür, dass der am
Samstag auf Mitteleuropa übergreifende Trog langsam zugeschüttet wird bzw. nach
Süden abtropft. Damit sind auch die Tage von Ex-ERIN gezählt, der sich
wahrscheinlich im Bereich der Orkneys und Shetlands auflöst. Hinter dem nach
Osten abziehenden Trogresiduum folgt ein flacher Rücken, der im Bodenfeld einen
Hochkeil über dem Alpenraum und Süddeutschland stützt. Mit der durchschwenkenden
Trogachse ist aber zunächst noch mit Schauern und kurzen Gewittern zu rechnen.
Bei abflauender Scherung und noch etwas zurückgehenden PPWs dürften die sich
aber im gelben, bezüglich Starkregens maximal und lokal im markanten Bereich
abspielen. In der zweiten Tageshälfte beruhigt sich das Wetter vorübergehend
etwas.

Am Sonntag schwenkt das hochreichende Drehzentrum des Troges nach Schottland.
Deutschland gelangt auf die Vorderseite in eine südwestliche Höhenströmung, in
der kurzwellige Tröge für Hebung sorgen. Ex-FERNAND degeneriert wahrscheinlich
zum einem Bodentrog, der über Deutschland nordostwärts gesteuert wird. Dabei
gelangt ein Schwall feucht warmer Subtropikluft vor allem in die Südosthälfte
des Landes (T850 auf 10 bis 14 °C ansteigend). Inwiefern die (moderate)
Labilität mit mäßiger bis starker hochreichender Scherung überlappt, ist unklar.
Organisierte Gewitter mit erhöhter Unwettergefahr müssen aber ins Kalkül gezogen
werden.

Zu Beginn der nächsten Woche weitet sich der mit Kern zum Nordmeer verlagernde,
sich in seinem Westteil regenerierende Trog zunehmend bis nach Mitteleuropa und
Deutschland aus, womit die Strömung von Südwest langsam auf West dreht und sich
wieder kühlere Meeresluft durchsetzt. Diese wird durch kurzwellige Tröge gehoben
und labilisiert. Bei zumindest teilweise moderater Scherung können die daraus
resultierenden Schauer und Gewitter stürmische Böen bringen, bewegen sich in der
Fläche aber eher im „gelben“ Bereich. Eventuell schleift die Frontalzone über
dem Süden und Südosten des Landes anfangs noch, was zu Dauerregen führen könnte.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag und Freitag kann dem IFS noch eine gute
Konsistenz bescheinigt werden, wenngleich im Detail, vor allem hinsichtlich der
etwaigen Gewitter bzw. konvektiven Starkniederschläge am Donnerstag noch gewisse
Unsicherheiten gibt.
Ab Samstag laufen die Prognosen bereits stärker auseinander. Unsicherheitsfaktor
ist der Tropensturm FERNAND, der in den neusten IFS-Simulationen stärker
gerechnet wird und günstiger mit dem nordatlantischen Trog interagiert. Bei der
extratropischen Umwandlung kommt es stromab zur Aufwölbung eines flachen
Rückens. Überlaufende WLA schüttet den vorgelagerten Trog über West- und
Mitteleuropa zu, sodass sich eventuell schwacher Zwischenhocheinfluss
durchsetzen könnte, bevor sich danach wieder eine feuchte, mäßig warme
Trogvorderseite mit neuen konvektiven Starkniederschlägen einstellt. In den
älteren Prognosen war der Einfluss durch FERNAND noch schwächer, sodass sich im
Zuge einer Zonalisierung der Strömung eine zyklonale Westlage mit windigem und
kühlerem Wetter durchgesetzt hatte.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch für die anderen globalen Modelle erweist sich FERNAND als
Unsicherheitsfaktor. In GFS-00z interagiert FERNAND am konstruktivsten und
mauserst sich im Zuge seiner „ET“ zu einem kleinen, intensiven Randtief, das in
der Folge über den Britischen Inseln die Funktion des steuernden Zentaltiefs
übernimmt. Alle anderen an dieser Stelle betrachtenden Modelle rechnen wie IFS
eine flache Welle oder ein wenig entwicklungsfähiges Randtief. Größere Relevanz
hat das aber tatsächlich nicht für unser Wetter.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des IFS-EPS sind bis Samstag relativ eng gebündelt. So erfolgt
sowohl bei der Temperatur als auch beim Geopotenzial ein Rückgang (Troglage,
Abkühlung). Der deterministische Lauf ist dabei gut eingebettet.
Ab Sonntag weiten sich die Rauchfahnen etwas weiter auf. Die überwiegende
Mehrheit der Member rechnen mittlerweile beim Geopotenzial, mit Abstrichen auch
bei der Temperatur mit einem vorübergehenden Anstieg am Sonntag/Montag (Einschub
wärmerer Luft vor Ex-FERNAND, kurzer Zwischenhocheinfluss?). Im weiteren
Wochenverlauf zeigt sich ein teils stärker phasenverschobenens erneutes Ab und
Auf (zyklonale Westlage?). Der deterministische Lauf findet sich am Sonntag eher
am oberen, in der nächsten Woche am unteren Rand der Memberschar.

CLUSTER:
Im Zeitraum 72-96 h (Do/Fr) werden vier Cluster gebildet, die aufgrund der
blockierenden Antizyklonale nordöstlich von Island und dem sich südlich
anschließenden Trog alle der Klasse „Negative NAO“ zugeordnet werden.
Unterschiede mit Fokus auf Deutschland lassen sich nicht ausmachen (Trog
Westeuropa/zyklonale Südwestlage).
Im Zeitraum 120-168 h (Sa-Mo) schwanken die drei Cluster zwischen „Positive NAO“
und „Negative NAO“, bedingt durch den sich langsam vom Nordatlantik Richtung
Nordmeer und Skandinavien ausweitenden Trogeinfluss. Cluster 1 und 3
(22+13=35/51 Member) rechnen nach Trogpassage eine recht zügige Zonalisierung
(zyklonale Westlage), Cluster 2 (16/51) dagegen eine neue Trogvorderseite (Trog
Westeuropa/zyklonale Südwestlage).
Im Zeitraum 192-240 h (Di-Do) stehen erneut drei Cluster zur Auswahl, wobei nun
„Positive NAO“ klar dominiert. Vor allem in Cluster 1 und 3 (23+12=35/51 Member)
simulieren tiefes Geopotenzial über Nordwest- und Nordeuropa und bei uns
folglich eine zyklonale Westlage. In Cluster 2 (16/51) liegt der Schwerpunkt des
tiefen Geopotenzials eher über dem Ostatlantik, was für uns eher eine
Trogvorderseite bzw. südwestliche Strömung bedeutet.

FAZIT:
Zu Beginn der Mittelfrist erfolgt – mit freundlicher Unterstützung von
Ex-Hurrikan ERIN – der Übergang von einer warmen Südwest- zu einer eher kühlen
Troglage. Der Luftmassenwechsel vollzieht sich aber schleppend, sodass es neben
teils kräftigeren Gewittern auch zu länger anhaltendem Stark- und/oder
Dauerregen entlang einer schleifenden Front kommen kann. Lokale Unwetter können
dabei nicht völlig ausgeschlossen werden.
Ab dem Wochenende wird die Vorhersage etwas unsicherer, bedingt durch das
Einbinden des Tropensturms FERNAND in die Westdrift und dessen extratropische
Umwandlung. Eventuell kann sich im Vorfeld mal kurz schwacher
Zwischenhocheinfluss durchsetzen, was so zunächst noch nicht auf der Agenda
stand. Sonntag, spätestens Montag stellt sich dann aber wieder Trogeinfluss ein,
wobei durch einen kurzen, subtropischen Einschub im Zuge von FERNANDs Rudimenten
wieder kräftigere Gewitter und Starkniederschläge möglich sind.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

STARK-/DAUERREGEN:
Am Donnerstag vor allem vom Südwesten und Süden, mit geringerer
Wahrscheinlichkeit auch über die Mitte bis in den Osten strichweise kräftiger,
teils gewittriger Regen mit Mengen zwischen 30 und 40 l/qm in etwa 6 bis 18
Stunden, örtlich mehr.
Am Freitag im Süden und Südosten anfangs Dauerregen um 30 l/qm in 12 Stunden
gering wahrscheinlich.

GEWITTER:
Am Donnerstag einzelne Gewitter mit lokalem Starkregen um 20 l/qm in kurzer Zeit
und stürmischen Böen 8 Bft. Im Südosten und Osten unwetterartige Entwicklungen
mit heftigem Starkregen über 25 l/qm und Hagel nicht ausgeschlossen.
Auch am Freitag und Samstag einzelne Gewitter, aber kaum mit markanten
Begleiterscheinungen.
Am Sonntag wieder ansteigendes Gewitterrisiko, lokal Starkregen, Hagel und
Sturmböen. Örtlich Unwetter nicht ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det.+EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser Sturm