#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Donnerstag, den 21.08.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 21.08.2025 um 10.30 UTC
Anfangs leichter Hochdruckeinfluss mit allmählich wieder steigenden
Temperaturen. Voraussichtlich ab nächsten Mittwoch wechselhafter mit
schauerartigen Regenfällen und Gewittern.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 28.08.2025
Am kommenden Sonntag, dem offiziellen Beginn des mittelfristigen
Prognosezeitraums, starten wir mit einer Blockierungslage par excellence. Wenn
man so will – Volleyballer aufgepasst – sogar mit einem Doppelblock, denn nicht
nur das umfangreiche, von Ostgrönland bis zur Nordsee (mit Keil bis zum Balkan)
reichende und von einem schmalen, aber langgestreckten Rücken gestützte Hoch
LUISA leistet seinen Beitrag. Auch der von der Barentssee/Raum Spitzbergen bis
hinunter in die Schwarzmeerregion verlaufende Potenzialtrog zeigt wenig
Anstalten, von seiner Position nennenswert abzurücken, so dass insgesamt wenig
bis keine Bewegung in der Troposphäre zu verzeichnen ist. Draußen auf dem
Atlantik ist aber Licht am Horizont in Form des aktuell noch als Hurrikan
fungierenden, ab dem Wochenende (extratropical transition sehr wahrscheinlich am
Samstag) dann aber als „Ex“ auftretenden Tiefs ERIN. Ex-ERIN läuft von Westen
her gegen den Doppelblock an, um diesen final zu sprengen – kein einfaches
Unterfangen, wie die folgenden Zeilen illustrieren.
Am Sonntag und Montag passiert bei uns zunächst noch nicht viel. Inmitten des
o.e. Hochkeils dürfen sich weite Landesteile über sonnenscheinreiches
Spätsommerwetter freuen. Die zuvor eingeflossene abgetrocknete Polarluft kann
sich allmählich erwärmen (T850 von 3 bis 10°C am Sonntag auf 5 bis 12°C am
Montag), was dem Westen und Südwesten am Montag nach einem kühleren
3-Tages-Intermezzo mal wieder Tageshöchstwerte von rund 25°C beschert.
Kühler und auch etwas wechselhafter bleibt es im Norden und Nordosten, was der
Nähe zum Trog geschuldet ist. Nichtsdestotrotz, viel Regen wird nicht simuliert
und zwischen den Wolken lässt sich auch immer mal die Sonne blicken.
Am Dienstag erreicht Ex-ERIN mit einem Kerndruck von voraussichtlich rund 965
hPa das Seegebiet nordwestlich von UK/Irland. Zur Mittagszeit sind es aber noch
etwa 1000 km bis zur Grünen Insel – zu weit, um sich bei uns schon in
irgendeiner Form spürbar anzumelden. Trotzdem beginnt der Luftdruck, wenn auch
nur infinitesimal, zu fallen und auch der Rücken zeigt erste Verspannungen. So
deutet sich ein antizyklonaler Cut-Off über der Norwegischen See an, der am
Mittwoch in die Abspaltung eines eigenständigen Höhenhoch mündet. Zuvor schwenkt
südlich der Alpen ein KW-Trog ostwärts, der ganz im Süden des Vorhersageraums
für eine leicht erhöhte Schauer- und Gewitterneigung sorgt. Im Großen und Ganzen
kann aber davon ausgegangen werden, dass der Dienstag noch hochdruckgeprägt ist,
auch im Norden und Nordosten. Die Temperatur steigt noch etwas und pendelt sich
landesweit im mäßig warmen bis warmen Bereich ein.
Ab Mittwoch kommt Ex-ERIN kaum noch nach Osten voran, während er sich
gleichzeitig deutlich auffüllt. Der Bursche hat in seiner Vita ja auch schon so
viel Energie verballert (glücklicherweise fast ausschließlich über Wasser),
irgendwann ist dann doch mal Schluss. Dass es bei uns trotzdem unbeständiger
wird, geht auf den zugehörigen Höhentrog zurück, der sich vom nahen Atlantik
mehr und mehr dem europäischen Kontinent nähert. Das südliche Residuum des
ehemaligen Rückens wird peu a peu gen Osten gedrückt, was uns unter eine
südwestliche Höhenströmung bringt. Gleichzeitig wandert der Keil des Bodenhochs
(Zentrum nun über dem Europäischen Nordmeer) langsam zum Östlichen Mitteleuropa.
Für uns hat das vor allem am Mittwoch frontogenetische Konsequenzen: Während mit
Winddrehung auf Ost trockene, aber nicht überbordend warme Kontinentalluft in
den Nordosten gelangt, sickert in der Südwesthälfte feuchte und potenziell
instabile Subtropikluft ein. Mittwochmittag reicht die Spanne auf 850 hPa von
rund 6°C in Vorpommern bis rund 13°C im Süden und Westen. Gut möglich, dass sich
eine nordwest-südost-exponierte Luftmassengrenze etabliert, die dann auch in den
Analysen zu finden ist. Auf alle Fälle simuliert IFS schauerartige Regenfälle
und Gewitter, die sich tagsüber auf die Südwesthälfte ausdehnen, um danach unter
Abschwächung nordostwärts voranzukommen.
Bis zum übernächsten Wochenende verfolgt IFS dann ganz klar zyklonale Pläne.
Nicht nur dass der Höhentrog langsam aber sicher immer näherkommt. Auch das
Bodendruckfeld nimmt zyklonale Züge in Form eines rinnenartigen, zunehmend zonal
ausgerichteten Tiefdruckgebietes an. Dabei muss – ohne dass es wirklich kühl
oder gar kalt wird – mit weiteren Regenfällen und Gewittern gerechnet werden,
ohne dass hier freilich schon auf Details eingegangen werden kann.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis zum Beginn der nächsten Woche kann dem IFS (ECMF) eine hervorragende
Konsistenz attestiert werden. Im weiteren Verlauf allerdings nehmen die
Unsicherheiten zu, was keine wirkliche Überraschung ist. Eine der Hauptgründe
ist der Tropensturm ERIN, der sich sehr wahrscheinlich am Samstag in ein
außertropisches Tief umwandelt, um danach den nahen Ostatlantik anzusteuern. Und
genau diese Ansteuerung wird in jedem Modelllauf etwas anders simuliert. Der
aktuelle Lauf von heute 00 UTC zeigt eine nördlichere Zugbahn als bisher.
Außerdem scheint das Tief etwas schneller zu sein als bisher angenommen, was bei
uns einen etwas flotteren Abbau des vorher wirksamen Hochdruckeinflusses zur
Folge hätte. Es schwirren also durchaus noch einige Fragezeichen durch die
Atmosphäre, aber eine zunehmende Wechselhaftigkeit mit schauerartigen
Regenfällen und Gewittern bei spätsommerlichen Temperaturen ab Mittwoch scheint
immer wahrscheinlicher zu werden.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Das sehen übrigens die anderen etablierten Globalmodelle genauso. Erst
Hochdruckeinfluss mit leichten Schwächen im Norden, danach wechselhafter
respektive unbeständiger, wie man mag. Es soll natürlich nicht verschwiegen
werden, dass jedes Modell seine eigenen Ideen hat, wie der Programmwechsel
vonstattengehen soll. Das geht schon damit los, dass Ex-ERIN nicht immer auf
dieselbe Position geschickt wird und endet damit, dass die aufkommenden
Regenfälle und Gewitter keinesfalls kongruent simuliert werden. Es geht hier
also rein um den Wetterwechsel ganz im Allgemeinen, der unstrittig zu sein
scheint. Bemerkenswert noch, dass die anderen Modelle den am Dienstag südlich
der Alpen durchschwenkenden KW-Trog nicht auf der Agenda haben. Und dass GFS am
Mittwoch vorübergehend eine Portion Heißluft im Süden platzieren möchte (T850
Richtung Alpen rund 20°C!), was vom eigenen Ensemble aber nur recht spartanisch
gestützt wird.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte spiegeln genau das wider,
was weiter oben schon geschrieben wurde: ab Sonntag seichter Anstieg von T850
und Pot500 mit graduell zunehmender Spreizung der Einzelkurven. Maximum je nach
Region Dienstag/Mittwoch, danach tendenziell wieder Temperatur- und
Potenzialrückgang bei gleichzeitig einsetzenden Regensignalen. Auffallend dabei,
dass der HRES zur Wochenmitte mit beiden Parametern (T850 und Pot500) am unteren
Rand der Kurvenschar rumkrebst. Gut möglich also, dass die Temperaturen etwas
höher ausfallen als vom HRES vorgesehen.
Sieht man mal von klitzekleinen Anomalien im o.e. Keil-Trog-Muster ab, zeigen
die vier Cluster für den ersten Zeitraum (T+72…96h, Sonntag/Montag) für unseren
Raum dasselbe Muster. Ab Dienstag (T+120…168h) reduziert sich die Anzahl der
Cluster auf zwei (beide NAO-), die sich zumindest für unseren Raum kaum
voneinander unterscheiden. Beide signalisieren eine schleichende Annäherung des
an Ex-ERIN gebundenen Potenzialtrogs. Dabei scheint der Widerstand des Rückens
respektive dessen Residuums in CL 1 (30 Fälle + HRES) geringfügig höher als in
CL 2 (21 Fälle). Bei der CL-2-Variante würden der Regen und die Gewitter am
nächsten Mittwoch vielleicht etwas weiter nach Nordosten ausgreifen, als vom
HRES gerechnet. Allerdings sollte an dieser Stelle nicht zu viel
hineininterpretiert werden. Keine Interpretation sondern Fakt sind die vier
Cluster im Zeitfenster T+192…240h (Freitag bis Sonntag), die alle dem Regime
NAO- treu bleiben. Und alle zeigen sie ein Übergreifen des Höhentroges,
mehrheitlich in breiter Form mit Zonalstruktur, teils (CL 3 mit 12 Fällen) aber
auch mit stärker gekrümmten Isohypsen. Eine wechselhafte Wetterperiode wäre so
oder so gewährleistet.
FAZIT:
Es ist auf breiter numerischer Basis unzweifelhaft, dass bis Anfang nächster
Woche (voraussichtlich bis Dienstag) leichter Hochdruckeinfluss wirksam ist und
die Temperatur nach der vorherigen Abkühlung langsam wieder ansteigt. Kleine
Schwachstellen gibt es im Norden und Nordosten, wo sich die Nähe zum
nordosteuropäischen Trog bemerkbar macht. Unstrittig scheint auch, dass ab
Mittwoch – Ex-ERIN lässt grüßen – ein Programmwechsel hin zu wechselhaftem
Wetter mit schauerartigen Regenfällen und Gewittern auf der Karte steht.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Im ersten Teil der Mittelfrist gibt es nix zu holen in Sachen markante
Wettererscheinungen. Interessant wird es wie beschrieben ab Mittwoch
(Regenfälle, Gewitter), wobei es heute aber noch keinen Sinn macht, sich in
irgendwelchen Details zu verlieren. Dass der Spätsommer dabei aber noch mal ein
paar Knaller loslässt, kann als gesichert angesehen werden.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit IFS-EPS.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann