#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Sonntag, den 17.08.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 17.08.2025 um 10.30 UTC
Trograndlage; in der Südhälfte anfangs schauerartige, teils gewittrige
Niederschläge mit Starkregenpotenzial. Danach leicht unbeständig und vor allem
im Norden und Osten recht kühl.
Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 24.08.2025
Im Mittelfristzeitraum stellt sich eine leicht wechselhafte und zumeist angenehm
temperierte, im Norden und Osten vorübergehend sogar leicht unterkühlte
Witterungsperiode ein.
Zu Beginn, am kommenden Mittwoch, befindet sich unser schon aus der Kurzfrist
bekanntes, blockierendes Hochdruckgebiet („KYRA“) im Bereich Island/Nordmeer,
wobei ein recht kräftiger Keil südwärts bis zu den Britischen Inseln reicht.
Gestützt wird das Hoch durch einen umfangreichen Höhenrücken, der sich westlich
der Britischen Inseln nordwärts bis nach Südgrönland erstreckt und dort in eine
eigenständige Höhenantizyklone mündet.
Diesem Rücken steht ein breiter Langwellentrog über Skandinavien (Drehzentrum
etwa im Bereich der Kola-Halbinsel), der durch von Norden her einlaufende
Randtröge immer wieder regeneriert wird. Über Deutschland hat sich somit eine
leicht zyklonal konturierte nordwestliche Höhenströmung eingestellt. Derweil
schwenkt ein Höhentief im Tagesverlauf über Süd- bzw. Zentralfrankreich hinweg
südostwärts und wird in weiterer Folge bis Donnerstagfrüh als Randtrog über dem
Norden Italiens in das Zirkulationssystem des Langwellentroges aufgenommen.
Mit Amplifizierung des Skandinavientroges und Annäherung des Höhentiefs über
Frankreich geht auch über dem Vorhersagegebiet ein Geopotenzialverlust einher,
was im Bodenfeld Druckfall zur Folge hat. Von Norden her greift bereits in der
Vornacht eine schwache Kaltfront auf Deutschland über und kommt im Tagesverlauf
zunächst rasch, später, mit Etablierung einer Tiefdruckrinne über der südlichen
Mitte des Landes, nur noch langsam nach Süden voran, wobei sie verwellt. Ihr
folgt von Skandinavien her durch das Überströmen des Norwegischen Küstengebirges
abgetrocknete und leicht erwärmte ehemals maritime Polarluft, die bis Tagesende
weite Teile Norddeutschlands flutet (T850 hPa: 6 bis 10 Grad). Dort bleibt es
unterschiedlich bewölkt, trocken und mäßig warm bis warm.
Südlich der wellenden Front befindet sich über Süddeutschland eine instabil
geschichtete und recht feuchte Luftmasse aus Südwesteuropa (T850 hPa: 13 bis 16
Grad), innerhalb derer sich teils kräftige Schauer und Gewitter, in erster Linie
mit Starkregenpotenzial, entwickeln können. Wie weit diese Luftmasse nordwärts
reicht, ist noch unsicher. Auf jeden Fall werden dort nochmals sommerliche
Höchstwerte erreicht, heiß wird es jedoch nicht.
Am Donnerstag greift an der Südwestflanke des Langwellentroges ein kurzwelliger
Randtrog auf Norddeutschland über und überquert bis Freitagfrüh auch die
Osthälfte südostwärts. Die über Süddeutschland wellende Kaltfront kommt zunächst
langsam, nach Trogpassage rasch südwärts voran und erreicht in der Nacht zum
Freitag die Alpen. Präfrontal fallen in der Südhälfte, eventuell auch nur noch
ganz im Süden/Südwesten (Detailfragen diesbezüglich sind noch ungeklärt)
nochmals schauerartige, teils gewittrige Niederschläge (mit Starkregenpotenzial.
Rückseitig kann die kühlere Luftmasse südwärts, in der Nacht zum Freitag
schließlich bis zu den Alpen vordringen. Dabei gibt es im Einflussbereich eines
flachen Bodenhochkeils bei wechselnder Bewölkung kaum Niederschläge, lediglich
mit Passage des Randtroges bzw. auf dessen Rückseite sind insbesondere an den
Küsten und im angrenzenden Binnenland kurze Schauer möglich. Die 850
hPa-Temperatur geht im Zustrom maritimer Polarluft weiter zurück; in der Nacht
zum Freitag nach Lesart des IFS sogar auf Werte zwischen 2 Grad im Nordwesten
und 9 Grad an den Alpen.
Am Freitag und Samstag ändert sich an der großräumigen Geopotenzialverteilung
kaum etwas: Der Langwellentrog über Skandinavien wird durch einlaufende
Randtröge immer wieder regeneriert und amplifiziert östlich von uns noch etwas
nach Süden. Ihm gegenüber steht ein Höhenrücken, der sich über den nahen
Ostatlantik nordwärts bis nach Island/Südgrönland erstreckt, tendenziell aber
vor allem mit seinem Südteil allmählich nach Osten vorankommt und auf die
Britischen Inseln übergreift.
Somit bleiben wir an der Südwestflanke des Langwellentroges unterhalb einer
relativ glatten nordwestlichen Höhenströmung. Mit Annäherung des Rückens
gelangen der Westen und Süden des Landes allmählich in den Einflussbereich einer
umfangreichen Hochdruckzone über Südwest- und Westeuropa; dort kann sich wieder
länger die Sonne durchsetzen und die Luftmasse erwärmt sich zögernd (Samstag im
Süden um 10 Grad in 850 hPa, am Oberrhein dürfte es somit für einen Sommertag
reichen).
In den Norden und Osten gelangen dagegen etwas kühlere und wolkenreichere
Luftmassen. Mit Passage eventueller Randtröge sind vor allem an den Küsten sowie
im angrenzenden Binnenland immer mal wieder kurze Schauer möglich, dazu weht
böiger West- bis Nordwestwind. Signifikante Regenmengen kommen aber bei Weitem
nicht zustande. In 850 hPa liegen die Werte am Freitag teilweise unter 5 Grad,
am Samstag wird es wieder etwas milder, mehr als 18 bis 23 Grad sind aber wohl
nicht drin.
Am Sonntag zieht sich der Langwellentrog über Skandinavien bzw. dem Westen
Russlands allmählich aus Mitteleuropa zurück und es kann sich landesweit
schwacher Hochdruckeinfluss durchsetzen. Tendenziell bleibt es im Norden und
Nordosten bei nordwestlicher Anströmung noch etwas bewölkter und kühler als im
Süden und in der Mitte. Im Südwesten dürfte es für Höchstwerte zwischen 23 und
27 Grad reichen, sonst für 19 bis 24 Grad, an den Küsten bleibt es eventuell
noch etwas kühler.
In der erweiterten Mittelfrist greift dann nach Lesart des IFS der ehemalige
Hurrikan „ERIN“ ins Wettergeschehen über West- und Mitteleuropa ein. Nach
Passage eines vorlaufenden Randtroges (eine Art „Downstream Development“) am
Montag läuft das am Dienstag und Mittwoch auf eine mehr oder weniger zyklonale
und warme West- bis Südwestlage im Vorhersagegebiet hinaus.
Wie immer beim Eingreifen ehemaliger Tropenstürme auf das Wettergeschehen in
Europa dürfte das aber mit erheblichen Unsicherheiten einhergehen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis Samstag erweisen sich die letzten drei IFS-Läufe als konsistent. Lediglich
Detailfragen sind zu klären: So lässt z.B. der gestrige 00 UTC-Lauf den
Langwellentrog deutlich weiter südwärts amplifizieren, was hierzulande vor allem
zum Samstag hin eher eine fast schon Nordlage zur Folge hätte mit kühleren
Luftmassen auch in Süddeutschland. Der gestrige 12 UTC-Lauf hat den Trogeinfluss
dagegen eher schwächer als der aktuelle Lauf auf der Agenda.
Ab Sonntag, aber vor allem in der erweiterten Mittelfrist werden die Differenzen
dann aber mit zunehmendem Einfluss des Ex-Hurrikans rasch größer.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die externen Modelle fahren bis Sonntag einen mehr oder weniger
einheitlichen Kurs. Im Detail ist allerdings noch unklar, wie weit die an die
wellende Kaltfront gekoppelten konvektiven Niederschläge am Mittwoch und
Donnerstag nach Norden ausgreifen. Nach Lesart der meisten Modelle beschränken
sich diese mehr oder weniger auf Südwest- und Süddeutschland, am Donnerstag
sogar lediglich auf den äußersten Süden. UK10 lässt diese jedoch vor allem am
Donnerstag weiter nach Norden, nämlich bis in die mittleren Landesteile,
ausgreifen.
Danach gleichen sich UK10 und die anderen Modelle aber wieder an.
In der erweiterten Mittelfrist werden die Differenzen dann aus bereits weiter
oben beschriebenen Gründen deutlich größer. Das beginnt schon mit dem
vorlaufenden Randtrog am Montag, den GFS gar nicht auf der Agenda hat, während
er nach GEM über Frankreich abtropfen soll.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Auch, wenn sich die 51 ENS-Member, der Haupt- und Kontrolllauf im Zeitraum 72
bis 96 Stunden auf drei Cluster verteilen, ist die Wetterentwicklung unstrittig:
Alle Cluster unterliegen dem Großwetterlagenregime „atlantic Ridge“ mit einem
Skandinavientrog und dem blockierenden Rücken über dem Raum
Ostatlantik/Nordmeer/Island.
Im Zeitraum 120 bis 168 Stunden tauchen drei Cluster auf; im Großen und Ganzen
ändert sich an der Geopotenzialverteilung über Europa nach Lesart aller drei
Cluster erst einmal kaum etwas. Bzgl. der Amplifizierung des Langwellentroges
und somit auch bzgl. dessen Einflussnahme auf das Wettergeschehen hierzulande
gibt es aber kleinere Differenzen: Insbesondere CL3 (15 Member), aber auch CL2
(17 Member) haben eine stärkere Amplifizierung auf der Agenda als der Hauptlauf,
der, ebenso wie der Kontrolllauf, CL1 (19 Member) zugeordnet wird. Somit sind
noch Detailfragen offen, z.B. wie weit die kühle Luftmasse mit einzelnen
Schauern am Freitag/Samstag noch nach Süddeutschland ausgreifen kann.
Danach greift Ex-Hurrikan „ERIN“ ins Wettergeschehen ein. Im Zeitraum 192 bis
240 Stunden läuft das auf drei Cluster hinaus. CL1 und CL2 lassen des
Ex-Tropensturm als zentralsteuerndes Tief irgendwo im Bereich
westlich/nordwestlich der Britischen Inseln aufschlagen, was in Mitteleuropa
nach CL1 (24 Member) auf die Großwetterlage Hoch Mitteleuropa bzw. nach CL 2 (15
Member, inklusive Haupt- und Kontrollauf)) auf West/Südwest zyklonal
hinausläuft.
Nach Lesart des CL3 (12 Member) verlagert er sich in den Raum
Island/Südgrönland, woraus Mitte übernächster Woche ein Blocking über
Mitteleuropa/Skandinavien resultiert.
Die Rauchfahnen einiger über das gesamte Vorhersagegebiet verteilten
Gitterpunkte haben zu Beginn der Mittelfrist (im Norden bereits am Mittwoch, im
Süden am Donnerstag) einen vor allem nach Norden zu deutlichen und in einem
recht engen Spread verlaufenden Rückgang der 850 hPa-Temperatur auf der Agenda.
Im Zeitraum Donnerstag bis Sonntag schwankt diese dann im Norden lediglich
zwischen 2 und 5 Grad.
Im Süden fällt die Abkühlung nicht so drastisch aus und die Unsicherheiten bzgl.
des Ausgreifens der maritimen Polarluft nach Süden spielt sich auch in einem
breiteren Spread wieder. Der Hauptlauf ist dabei in den süddeutschen
Gitterpunkten im oberen Bereich der Kurvenschar angesiedelt.
Niederschlagssignale haben am Mittwoch/Donnerstag in erster Linie die
süddeutschen Gitterpunkte auf der Agenda, vereinzelt auch noch die in den
mittleren Landesteilen (Offenbach, Leipzig, was darauf hindeutet, dass einige
ENS-Member der UK10-Lösung folgen (siehe Modellvergleich).
Bei insgesamt leicht ansteigender Tendenz wird dann der Spread der 850
hPa-Temperatur ab Sonntag bzw. Montag für alle Gitterpunkte rasch und deutlich
größer. Niederschlagssignale halten sich dann eher in Grenzen und treten am
häufigsten noch im Norden auf, was auf viele antizyklonale Lösungen hindeutet.
FAZIT:
Der grobe Fahrplan steht – am Mittwoch wird es in der Südhälfte nochmals
sommerlich warm mit einzelnen kräftigen Gewittern, aber keiner großräumigen
Unwetterlage. Wie schnell die kühlere Luftmasse dann nach Süden vorankommt, ist
im Detail unklar.
Jedenfalls stellt sich danach bis Sonntag ein vor allem im Norden und Osten
leicht unbeständiger und kühlerer Witterungsabschnitte ein, während sich im
Südwesten und Süden schwacher Hochdruckeinfluss etabliert und es mäßig warm bis
warm bleibt.
Danach greift Ex-ERIN“ ins Wettergeschehen ein und die Unsicherheiten werden
deutlich größer. Insgesamt scheinen aber eher antizyklonale und „warme“ Lösungen
zu überwiegen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Südlich der wellenden Kaltfront bzw. Luftmassengrenze kann es am Mittwoch in
potenziell instabiler Luftmasse in der Südhälfte teils kräftige Gewitter mit
Hagel und Starkregen geben, das Unwetterpotenzial ist aber eher als gering zu
beziffern und beschränkt sich auf lokal eng begrenzte Starkregenereignisse.
In der Nacht zum und am Donnerstag kommt die Front nur langsam Richtung Alpen
voran und erreicht diese wohl erst in der Nacht zum Freitag. Präfrontal muss
dann weiterhin gebietsweise mit Starkregen gerechnet werden, teilweise auch ohne
Gewitter und mehrstündig.
An der Südwestflanke des Höhentroges gibt es am Freitag und Samstag bei
lebhaftem West- bis Nordwestwind im Norden und Nordosten einzelne Schauer. Am
ehesten an den Küsten können auch ein kurzes Gewitter bzw. einzelne stürmische
Böen (Bft 8) nicht ausgeschlossen werden.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff