#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Freitag, den 15.08.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 15.08.2025 um 10.30 UTC
Zunächst weitgehend trocken und sehr warm, teils heiß, ab Wochenmitte zunehmend
unbeständig mit Schauern und Gewittern, im Süden regional Stark-/Dauerregen,
kühler.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 22.08.2025
Der Blick auf das IFS-EPs und die prognostizierten Wetterlagen deutet einen
Wechsel an. Während zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums nahezu komplett die
Wetterlage Hoch Nordmeer antizyklonal das EPS bestimmt, übernimmt ab Mittwoch
die Wetterlage Hoch Nordmeer zyklonal und kann am Donnerstag sogar fast alle
Member unter sich vereinen. Erst ab Freitag mischen sich weiter Wetterlagen
signifikant unter die Menge. Der kleine aber feine Unterschied des
Wetterlagenanhangs von a zu z kann jedoch signifikante Veränderungen beim Wetter
bedeutet.
Im Detail startet der mittelfristige Zeitraum über weite Teile Mitteleuropas
unter hohem Geopotential wobei sich die Achse des Rückens von der Iberischen
Halbinsel über Frankreich hinweg bis in die Nordsee erstreckt, wo sich einen
Höhenhoch aufplustert. Bodennah spannt der Rücken eine Hochdruckzone von
Westpolen über Norddeutschland und Dänemark und die Britischen Inseln hinweg bis
nach Island auf. Somit gelangt die eingeflossene kühlere Nordseeluft rasch unter
Hochdruckeinfluss. Die Temperaturen in 850 hPa liegen zwischen 7 und 14 Grad.
Aufgrund von fehlenden, signifikanten Hebungsimpulsen bleibt es in Deutschland
weitgehend trocken. Allenfalls im Nordseeumfeld sowie am östlichen Alpenrand
sind vereinzelte Schauer gering wahrscheinlich. Der Wind spielt keine Rolle.
Auch am Dienstag bleibt hohes Geopotential sowie das korrelierende Bodenhoch für
das Wetter hierzulande bestimmend. Allerdings macht sich langsam ein Höhentief
samt Bodentief über Skandinavien bemerkbar. Das Bodentief hat zudem eine
Kaltfront im Programm, die sich von Dänemark langsam dem Norden Deutschland
nähert und in der Nacht zum Mittwoch übergreift. Gleichzeitig kann sich ein
hochreichendes Tief von der Bretagne zur Biskaya verlagern und über Frankreich
ordentlich Hebung induzieren. Hierzulande ist allenfalls im Nordseeumfeld ab der
Nacht zum Mittwoch eine geringe Niederschlagsneigung vorhanden. Zudem kann es
direkt am Alpenrand blubbern und hier und da einzelne Schauer, vielleicht auch
Gewitter auslösen. Die Temperaturen in 850 hPa bewegen sich dabei zwischen 9
Grad im Nordosten und bis 20 Grad an den Alpen. Der wind steht weiter nicht auf
der Agenda.
Am Mittwoch wird Deutschland dann in die Zange genommen. Zum einen können die
zyklonalen Strömungsbedingungen des hochreichenden Tiefs über Nordosteuropa bis
in den Nordosten Deutschlands reichen und gleichzeitig die langsam ins
Binnenland vorankommende Kaltfront aktivieren, zu anderen wirbelt das andere
hochreichende Tief nun über Zentralfrankreich und schiebt sehr warme Luft von
Süden auch nach Deutschland. Resultierend werden auch hierzulande, im Südwesten
und an den Alpen, durch PVA und diabatischen Prozessen vertikale Umlagerungen in
Gang gesetzt. Resultierend muss vom Saarland, der Pfalz sowie den Vogesen bis
zum östlichen Alpenrand mit Schauern und teils kräftigen Gewittern gerechnet
werden. Aufgrund einer recht langsamen Verlagerung und PPWs von 20 bis 27 mm
steht der Starkregen wieder im Fokus. Da die Cape-Werte noch kaum existent sind,
dürfte Hagel (allenfalls kleinkörnig) genauso wie der Wind (steife bis
stürmische Böen) keine größere Rollen innehaben. In der Nacht zum Donnerstag
können sich die schauerartig verstärkten, im Südwesten auch noch gewittrigen
Niederschläge fast bis zu Mosel und Main nordwärts ausbreiten. Die Kaltfront im
Norden und Nordosten bringt dagegen nur örtlich schwache Schauer hervor. Die
Temperaturen in 850 hPa im Norden um 8 Grad und erreichen sonst 10 bis 16 Grad
mit den höchsten Werten an den Alpen. Der Wind kann tagsüber an der
vorpommerischen Ostseeküste aufleben und stark böig daherkommen, inklusive
einzelner steifer Böen.
Am Donnerstag hat sich der Rücken aus der mitteleuropäischen Wetterküche
komplett verabschiedet. Stattdessen wird das Wetter von einem Langwellentrog
bestimmt, der von dem Höhentief über Lappland aufgespannt wird. Die Achse des
Troges erstreckt sich dabei am Mittag von Finnland über Südschweden bis in de
südliche Nordsee. Zudem hat das IFS über dem südlichen Alpenraum ein kleines
Höhentief im Programm. Bodennah stützt der Trog eine Tiefdruckzone von Ost- bis
nach Mitteleuropa erzeigt ein kleines Tief über Nordwestdeutschland zusammen mit
PVA des Troges für Hebung. Zudem bleibt es im Tiefdrucksumpf südlich einer
Luftmassengrenze südlich von Mosel und Main in der warmen und feuchten Luft
nass, wobei im Südwesten in den schauerartig verstärkten Regen auch vereinzelte
Gewitter eingelagert sein können. An den Alpen regnet es auch länger anhaltend.
Zwischen beiden Niederschlagsschwerpunkten ist kompensierendes Absinken im Spiel
und produziert einen Streifen, wo es wohl weitgehend trocken bleibt. Die
Temperaturen in 850 hPa erreichen auf der warmen Seite 10 bis 13 Grad und im
kühleren Norden 5 bis 10 Grad. Der Wind lebt im Norden auflandig stark böig auf
und erreicht im Küstenumfeld steife, exponiert stürmische Böen.
Am Freitag verbleibt Deutschland im Bereich des Langwellentroges, wobei sich
dieser etwas ostwärts verlagert, sodass hierzulande eine nordwestliche
Grundströmung zu verzeichnen ist. In diese sind Kurzwellentröge eingelagert, die
mit der Strömung um das Höhentief herumgeführt werden. Über dem Ostatlantik kann
sich gleichzeitig ein breiter Rücken bis ins Seegebiet um Island aufbäumen und
bodennah ein Hoch von Island über die Britischen Inseln hinweg bis nach
Frankreich stützen. Insgesamt liegt Deutschland somit in einer hochreichenden
nordwestlichen Strömung mit der kühle Luft polaren Ursprungs Richtung
Deutschland transportiert wird. Durch die kurzwelligen Anteile und
Kurzwellentröge mischt auch immer wieder PVA mit. Resultierend können im
Küstenumfeld, an der Nordsee auch bis ins Binnenland ausgreifend Schauer und
Gewitter Marke Kaltluft auftreten. Zudem sorgt die Nordwestströmung an den Alpen
weiter für länger anhaltende Stauniederschläge. Ansonsten sollte die
Schauerneigung nur gering sein. Die Temperaturen in 850 hPa sinken deutlich auf
Werte zwischen 2 und 10 Grad. Der wind bleibt vor allem im Küstenumfeld ein
Thema, wo er mit steifen Böen daherkommt.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die vergangenen IFS-Läufe bilden die Geopotential- und Luftdruckstruktur im
mittelfristigen Zeitraum vergleichbar ab und weisen insgesamt eine recht hohe
Konsistenz auf. Bis einschließlich Dienstag gibt es auch auf der kleineren Skala
kaum signifikante Abweichungen.
Am Mittwoch hängt allenfalls der Trog beim gestrigen 12 UTC-Lauf etwas zurück.
Zudem ist das Höhentief etwas nordwestlicher verortet. In Korrelation mit der
Tiefdruckzone am Boden mit einigen kleineren Tiefs wurden die potentiellen
Niederschläge bei 12 UTC-Lauf geringfügig weiter nordwärts verfrachtet. Am
Donnerstag nehmen zumindest über Mitteleuropa im Detail zu. Alle Läufe
präsentieren zwar einen Kurzwellentrog mit Höhenrandtief, doch die Ausrichtung
und die Verlagerungstendenzen weichen voneinander ab. Während der gestrige 12
UTC-Lauf nun deutlich zurückhängt, ist der aktuelle 00 UTC-Lauf zwar langsamer
als der gestrige 00 UTC-Lauf aber gleichzeitig wesentlich rascher als der 12
UTC-Lauf. Zudem zeigt er aktuelle Lauf eine größere Amplitude und das kräftigste
Höhentief. Alles zusammen führt dazu, dass die potentiellen Niederschläge in der
neusten Berechnung wesentlich weiter südostwärts zu verzeichnen sind. Der
gestrige 12 UTC-Lauf nimmt dagegen noch Regionen im Norden und der Mitte
Deutschlands ein.
Am Freitag nach Abzug des Kurzwellentroges nimmt die Konsistenz wieder
signifikant zu. Alle Läufe zeigen über Mitteleuropa einen Langwellentrog, der
sich nach Süden amplifiziert. Dabei ist die Amplitude von Lauf zu Lauf leicht
unterschiedlich. Der gestrige 00 UTC-Lauf hatte zudem noch einen schwachen
Kurzwellentrog im Programm, der von Frankreich nach Deutschland schwenken sollte
und so hierzulande Hebung induzierte. Die neusten Berechnungen sind jedoch von
die Entwicklung abgerückt. Dort befindet sich Deutschland im Trogbereich,
rückseitig der Trogachse, in einer nordwestlichen Höhenströmung.
Zusammenfassend ist über den mittelfristigen Zeitraum insgesamt eine recht gute
Konsistenz unter den IFS-Läufen vorhanden. Im Verlauf des Zeitraum gibt es meist
nur Phasenverschiebungen, was wiederum zu Timingunterschiede bezüglich
potentieller Fronten und Niederschläge führt.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch andere Globalmodelle (ICON, GFS, UK10) simulieren eine zum IFS
vergleichbare Geopotential- und Luftdruckverteilung.
Am Montag und Dienstag sind vor allem bezüglich des Wetters in Deutschland keine
signifikanten Abweichungen zu erkennen.
Am Mittwoch gibt es vor allem bezüglich der Lage und Ausdehnung des
hochreichenden Tiefs über Frankreich gewissen Unterschiede. Resultierend wird
zum einen das Vorankommen der schauerartig verstärkten, teils gewittrigen
Niederschläge von Südwesten etwas abweichend abgebildet, zum anderen gibt es
kleine Unterschiede bei der Niederschlagsart. Während IFS mehr auf skalig setzt,
ist ICON zunächst noch überwiegend konvektiv aufgestellt.
Am Donnerstag haben alle betrachteten Modelle das kleine Randhöhentief im
Programm, allerdings weicht die Lage sowie die Verlagerung leicht voneinander
ab. GFS ist am schnellsten, IFS kommt aber direkt dahinter, das Uk10 ist
schwächer und langsamer unterwegs. Das Verlagerungstiming hat schließlich
Einfluss auf die genau räumliche Einordung der teils kräftigen und länger
anhaltenden Niederschläge in der Südhälfte des Landes. ICON lässt dabei die
Niederschläge etwas weiter als IFS nordwärts vorankommen, UK10 hat die
nördlichste Schiene auf der Agenda.
Am Freitag nähern sich die Modelle wieder an, allenfalls das GFS geht noch
signifikant andere Wege.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland weisen bei einem sehr
geringen Spread der Temperatur in 850 hPa und dem Geopotential in 500 hPa bis
Dienstag eine sehr hohe Vorhersagegüte aus. Auch im weiteren Verlauf der
Mittelfrist ist bei nur leichter Spreizung des EPS-Raum mit einem Spread von 7
bis 10 Grad bzw. 10 bis 20 hPa, aber einem definierten Bereich hoher
Auftrittswahrscheinlichkeit und klarem Trend eine recht hohe Vorhersagegüte zu
verzeichnen. Insgesamt fallen die Unsicherheiten im Süden und Norden etwas höher
als in der Mitte aus.
Bei der Einordnung des EPS in verschiedene Grundmuster werden im Zeitraum von
+72 bis +96h vier Lösungen benötigt, um alle Unsicherheiten ausreichend zu
erklären. Alle Cluster werden dem Schema Blocking zugeschrieben. Vor allem
zwischen den ersten drei Lösungen gibt es mit Fokus auf Mitteleuropa kaum
Unterschiede. Geringe Unterschiede gibt es vor allem bei dem Trog auf dem
Atlantik sowie den Höhentiefeiern in Nord- und Osteuropa. Haupt- und
Kontrolllauf liegen im ersten Cluster.
Im Zeitraum von +120 bis +168h beschreiben drei Cluster die Unsicherheiten im
EPS-Raum des IFS. Alle Lösungen werden nun dem Schema eines atlantischen Rückens
zugewiesen. Dieses Mal betreffen die Abweichungen auch den mitteleuropäischen
Raum, indem der Langwellentrog in Ausrichtung, Amplitude und potentieller
Abschnürung eines Kurzwellentroges mehr Variabilität zeigt. Die erste Lösung
weist dabei den mächtigsten Trog auf, der sich stabil über ganz Mitteleuropa
ausdehnt, sodass Deutschland eine stabile Troglage bevorstände. Die Folge wäre
ein unbeständiger und kühler Witterungsabschnitt. Die Aussichten stützen 21
Member. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich im zweiten Cluster, welches den
Trog weiter amplifiziert und ein zusätzliches Höhentief generiert. Bei einer
geringfügig geringeren Wellenlänge würde der Trog aber langsam ostwärts
verlagert, sodass der Westen im Verlauf schon wieder von höherem Luftdruck
profitieren könnte. Grundsätzlich ist bei dieser Lösung aber auch eher kühles
und vielerorts unbeständiges Wetter an der Tagesordnung. Cluster 3 kommt der
ersten Lösung nahe, braucht aber etwas länger den stabilen und kräftigen Trog zu
induzieren. Zudem ist die Ausrichtung zum ersten Cluster leicht abweichend,
indem sich der Trog eher nach Süden anstatt Südwesten amplifiziert.
In der erweiterten Mittelfrist sind vier IFS Cluster nötig, um die
Unsicherheiten zu erklären. Alle Lösungen verbleiben beim Schema eines
atlantischen Rückens. Dies ist auch nicht verwunderlich, da sich schon im
vorherigen Zeitraum eine stabile Omegalage ausbildete, die sich bis in die
erweiterte Mittelfrist hält. Mitteleuropa würde dabei aber nicht vom Rücken,
sondern weiter vom Trog dominiert. Resultierend wäre weiter eher kühles und bei
den ersten beiden Clustern auch unbeständiges Wetter Trumpf. Nur die letzten
beiden Lösungen schiebe im Verlauf ein Hoch Richtung Deutschland, was zu einer
Wetterberuhigung führen würde.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der EFI des ECMWF zeigt über den mittelfristigen Zeitraum bezüglich des
Modellklimas keine überdurchschnittlichen Wetterereignisse.
WIND:
Die Deterministik einzelner Modelle lässt vor allem am Donnerstag im
Küstenumfeld steife, exponiert stürmische Böen zu. Die Probabilistik stützt
steife Böen mit nicht signifikanten Wahrscheinlichkeiten bis 20%. Sonst gibt das
EPS über den mittelfristigen Zeitraum keine Hinweise auf markante Böen.
Stark-/Dauerregen:
Ab Mittwochabend werden modellübergreifend im Süden schauerartig verstärkte,
teils auch gewittrige und länger anhaltende Regenfälle simuliert. Dabei weist
das ICON-EPS bis Freitagfrüh am Alpenrand Wahrscheinlichkeiten bis 25% für
Mengen über 30 l/qm/24h aus. IFS-EPS stützt dies gebietsweise mit ähnlichen
Werten. Von der Deterministik gibt es im Südwesten gebietsweise zudem Hinweise
für mehrstündigen Starkregen zwischen 20 und 35 l/qm/6h.
Gewitter:
Am Montag gibt es allenfalls am Alpenrand ein geringes Gewitterrisiko, meist
sollten die Gewitter aber inneralpin bleiben. Durch PPWs um 20 mm und der recht
stationären potentiellen Auslöse muss mit Starkregen bis 25 l/qm in kurzer Zeit
gerechnet werden, heftiger Starkregen bis 40 l/qm in kurzer Zeit wäre nicht
auszuschließen.
Ab Mittwochabend bis Donnerstagabend bei recht stabiler Schichtung im Südwesten
vereinzelte, teils kräftige Gewitter. Bei PPWs von 25 bis 38 mm, kaum
Verlagerungstendenzen und wiederholt auftretenden Niederschlägen ist Starkregen
bis 25 l/qm in kurzer Zeit, kleinkörniger Hagel und steife Böen wahrscheinlich,
heftiger starkregen bis 40 l/qm in kurzer Zeit möglich.
Basis für Mittelfristvorhersage
ICON-EPS, IFS-EPS, v.a. anfangs auch det. ICON/IFS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. *ars Kirchhübel