#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Freitag den 01.08.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 010800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 01.08.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrM
Wechselhaft mit teils kräftigen Schauern und Gewittern, lokal unwetterartiger
Starkregen. Am Sonntag vorübergehende Wetterberuhigung. Mäßig warm und über der
Deutschen Bucht zeitweise stürmischer Wind aus Nordwest bis West.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
Freitag… , wie auch den Rest der Kurzfrist über bleibt das statische
Wellenmuster über Europa noch bestehen. Die mittlerweile allseits bekannten
Protagonisten sind ein zonal von den Azoren in Richtung Alpenraum gerichteter
diffuser Keil, der mittlerweile mit mehreren eigenen Zentren über der Biskaya
(HEDWIG) und Südosteuropa (GABRIELE) analysiert wird. Demgegenüber wirbelt
KARLHEINZ mit seinen zahlreichen Zentren weiterhin über Norwegen/Schweden eine
feucht-labile und sehr warme Luftmasse nach Skandinavien, sodass die stabile und
umfangreiche blockierende Antizyklone über dem Weißen Meer/dem Norden Finnlands
weiter gestützt wird und die dort „Rekorde pulverisierende“ Hitzewelle weiter
andauern lässt.
In Deutschland ändert sich somit kaum etwas. KARLHEINZ bleibt seiner Lage über
Dänemark/Südschweden treu und liegt auch weiterhin direkt unter einem Höhentief.
Dieses weist im IPV Feld mehrere Trogachsen auf, wobei eine davon heute ostwärts
über Deutschland geführt wird. In dieser zyklonal geprägten, labilen und nur
schwach gedeckelten Grundströmung sind somit ausreichend Hebungsmechanismen
vorhanden.
Die Luftmasse ist und bleibt recht feucht mit einem niederschlagbaren
Wassergehalt von 25 bis regional nahe 30 mm. Dank mäßig ausgeprägter
Temperaturabnahme mit der Höhe reicht es im Norden immerhin für 200 bis regional
600 J/kg, im Süden für 400 bis lokal nahe 1000 J/kg MUCAPE. Die hochreichende
Scherung bleibt im Norden nahe des Höhentiefs sehr schwach und nimmt nach Süden
auf immerhin rund 10 bis nahe 15 m/s zu – in einen Intensitätsbereich, wo man
also einige etwas organisiertere Aufwinde erwarten kann.
Von der Früh weg entwickeln sich im Süden daher wiederholt teils kräftige
Schauer und einzelne Gewitter, wobei das Risiko für Gewitter zum späten
Vormittag und Mittag insgesamt zügig ansteigt und im Nachmittagsverlauf auch die
Bereiche peripher des Mains betrifft. Dabei steht der Starkregen punktuell im
Hauptfokus, der zwar dank der zügigen Zellverlagerung überwiegend markant
ausfällt, bei Mehrfachtreffern oder verschmelzenden Zellzentroiden jedoch hier
und da auch mal unwetterartig ausfallen kann (um 30 l/qm in kurzer Zeit). Zudem
kann sich kurzzeitig bei kräftigeren Zellen auch mal kleiner Hagel unter den
Niederschlag mischen, sind doch auch transient rotierende Aufwinde in den
genannten Bereichen nicht ausgeschlossen. Auch sind einzelne stürmische Böen aus
West nicht unmöglich, die jedoch eher durch zellinterne Dynamik ausgelöst
werden. Ein lokales Tornadorisiko besteht bei ausreichend 0-3 km CAPE, doch
findet die dafür notwendige Scherung und das daraus resultierende Kippen der
Vorticity ebenfalls auf zellinterner bzw. mesoskaliger Ebene statt und müsste
ggf. im Nowcast bewarnt werden (ggf. per Radialwinddaten aus dem Radar).
Auch im Norden ziehen heute wiederholt Schauer und einzelne Gewitter ostwärts
durch, die jedoch insgesamt nicht die Intensität der Zellen im Süden aufweisen.
Punktuell Starkregen und einzelne Böen sollte das höchste der Gefühle sein,
wobei es zwischen den Niederschlägen auch längere Zeit trocken bleibt (z.B. im
Nordosten).
Die Höchstwerte liegen heute zwischen 19 und 24 Grad und der Wind weht mäßig bis
frisch aus Südwest bis West, in Schauernähe sowie im süddeutschen Bergland
treten auch mal kräftigere Böen (Bft 6 bis 7, exponiert auch mal die Bft 8) auf.
In der Nacht zum Samstag baut sich bereits die nächste Höhentrogachse/IPV
Anomalie über dem Nordwesten von Deutschland bis zu den Vogesen reichend auf und
sorgt stromab für anhaltende Hebungsimpulse. Somit dauern im Süden die Schauer
und Gewitter mehr oder weniger die gesamte Nacht über weiter an bei MUCAPE
regional bis 400 J/kg und geringer Scherung. Die Aktivität verclustert zudem im
Verlauf der Nacht dank zunehmender Höhendivergenz, sodass der Starkregen
einstündig, wie auch mehrstündig wenigstens strichweise im Fokus steht. Im
ID2-EPS wird der Schwerpunkt auf den Südwesten gelegt, UK10 trägt das Risiko
aber auch ostwärts bis ins Alpenvorland.
Über der Mitte und dem Norden schwächt sich die Schauer- und vor allem
Gewitteraktivität vom Tage allmählich ab und besonders von den östlichen
zentralen Mittelgebirgen bis in die Uckermark bleibt es in der 2. Nachthälfte
bei lokaler Nebelbildung meist trocken.
Ansonsten ziehen weiterhin einige Schauer in den Nordwesten und äußersten Norden
und peripher der Deutschen Bucht und Kieler/Mecklenburger Bucht entwickeln sich
auch einzelne Gewitter, die vor allem mit Starkregen daherkommen. Ein
kurzzeitiger Tornadoereignis über Wasser kann bei labilen
Grenzschichtverhältnissen nicht ausgeschlossen werden.
Die Minima liegen zwischen 16 und 9 Grad mit den höchsten Werten entlang der
Küsten. Der Westwind weht schwach bis mäßig, und kommt über der Deutschen Bucht
mehr aus Nordwest, auf Rügen eher aus Südwest.
Samstag… schiebt sich die Trogachse mittig über ganz Deutschland, wobei die
Achse einen Schwerpunkt über Südschweden und einen über Süddeutschland aufweist.
Dazwischen sorgt nur schwach mit der Höhe zunehmende Vorticityadvektion,
zeitweise auch kompensatorisches Absinken und das Einbeziehen etwas trockener
Luftmassen (PW unter 20 mm) einmal quer von der Pfalz nordostwärts bis zur Oder
für einen freundlichen und wetterberuhigten Streifen. Erst zum späten Nachmittag
sind hier einzelne Schauer, vielleicht auch ein kurzes Gewitter nicht
ausgeschlossen.
Im Nordwesten und Norden wird bei geringer Scherung und mäßiger Labilität erneut
ein Tag mit agiler Schauertätigkeit erwartet, im Tagesverlauf auch immer mehr
von einigen Gewittern begleitet. Starkregen ist bei PW Werten zwischen 25 und 30
mm das Hauptthema, zumeist markant aber lokal auch unwetterartig ausfallend.
Ähnliches gilt für den Süden, wo besonders entlang und südlich der Donau
zahlreiche kräftige Schauer und einige Gewitter lokal mit Starkregen auftreten,
zumeist markant, punktuell aber auch mal mit unwetterartigen Mengen.
Die Höchstwerte liegen im Süden bei viel Nass zwischen 16 und 20 Grad und sonst
zwischen 19 und 24 Grad, mit den höchsten Werten in Richtung Oder. Der Wind weht
mäßig bis frisch aus West und frischt über der Deutschen Bucht im Tagesverlauf
stark böig, zeitweise auch stürmisch auf aus Nordwest.
In der Nacht zum Sonntag verbleiben wir recht mittig unter dem umfangreichen
Langwellentrog. Dabei nähert sich das nördliche Drehzentrum Schleswig-Holstein
immer weiter an. Dies geht mit recht kräftiger Hebung auf synoptisch-skaliger
Ebene einher, die zudem von einem Schwall modifizierter subtropischer Luft und
PW Werten um 30 mm begleitet wird. Dies hat zur Folge, dass auf den Norden
(besonders Schleswig-Holstein) erneut länger anhaltende und teils konvektiv
verstärkte Niederschläge von Dänemark her übergreifen, die 12std. Mengen um 10
l/qm bringen, nach UK10 in Richtung Nordfriesland auch um 25 l/qm.
Ansonsten verläuft die Nacht überwiegend stark bewölkt mit einem geringen
Schauerrisiko, wobei davon besonders der Süden und die Lausitz betroffen sind.
Die Minima liegen zwischen 16 und 9 Grad, mit den höchsten Werten an der Küste.
Der Westwind weht meist schwach bis mäßig, im Umfeld der Deutschen Bucht
zeitweise auch stark böig (Bft 6 bis 7) und offshore teils auch markant (Bft 8).
Sonntag… schwenkt der Langwellentrog langsam nach Osten weiter, sodass
besonders in den Westen/Südwesten der Republik ein mobiler kleiner Keil
wetterberuhigend wirkt. Doch die nächste markante Kurzwelle steht bereits über
Benelux in den Startlöchern.
Der Tag beginnt meist mit dichten und ausgedehnten Wolkenfeldern und einer regen
Schauertätigkeit, wobei die Luftmasse weiter abtrocknet und selbst Starkregen
aus heutiger Sicht keine größere Rolle mehr spielt (abgesehen vom direkten
östlichen Alpenrand, wo die Konvektion etwas staut, inklusive eines geringen
Gewitterpotenzials bei PW Werten um 25 mm). Ansonsten lockert die Bewölkung im
Tagesverlauf von Westen auf, sodass der Nachmittag im ganzen Westen freundlich,
teils auch sonnig und trocken über die Bühne geht. Zum Abend verdichtet sich die
Bewölkung im Grenzbereich zu Benelux erneut und nachfolgend setzt Regen ein. Die
Maxima liegen zwischen 16 und 24 Grad. Der Südwestwind weht schwach bis mäßig,
im Nordwesten auch frisch und küstennah zeitweise stark böig.
In der Nacht zum Montag erfolgt dann mit der Kurzwellen- und begleitenden
teilokkludierten Frontpassage die Passage eines umfangreichen Regengebietes, das
vom Nordwesten bis zur Mitte um 10 l/qm Nass bringt, in Staulagen lokal auch
etwas mehr. Südlich der Donau kommt der Niederschlag spät und abgeschwächt an,
sodass dort nur unbedeutende Mengen fallen und es regional auch ganz trocken
bleibt. Der Südwestwind (präfrontal schwach bis mäßig) dreht postfrontal
wenigstens vorübergehend mehr auf West und frischt etwas auf. Über der Deutschen
Bucht wird ein stark böiger bis stürmischer West- bis Nordwestwind erwartet. Die
Minima liegen zwischen 16 und 10 Grad.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Numerik hat die Kurzfrist sehr gut im Griff und selbst die Passagen der
Kurzwellen wird recht homogen gezeigt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy