SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.07.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrW, ab Sonntag TrM
Heute im Süden erneut kräftige Gewitter mit Unwetterpotenzial bzgl. Starkregen,
auch mehrstündig.
Ab der kommenden Nacht und am Sonntag dann auch im Westen und in der Mitte
vermehrt Schauer und Gewitter mit Starkregen, Unwetter nicht ausgeschlossen, vor
allem im Süden.
Am Montag im Nordwesten weitere Schauer und Gewitter (maximal markant), an den
Alpen Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC

Samstag… hat sich über Island ein hochreichendes Zentraltief eingenistet. Der
zugehörige Langwellentrog überquert im Tagesverlauf mit seiner Hauptachse die
Britischen Inseln ostwärts und erreicht zum Abend die westliche Nordsee.
Schwache WLA auf dessen Vorderseite stützt heute anfangs noch einen flachen
Höhenkeil, der sich von Frankreich über Benelux bis nach West- bzw.
Nordwestdeutschland reicht, im Tagesverlauf aber mit Annäherung des Troges mehr
und mehr abgebaut wird.
Bei genauerem Hinschauen ist aktuell auch ein flacher Bodenhochkeil auszumachen,
der heute vor allem dem Norden und den mittleren Landesteilen einen
wettertechnisch ruhigen Tag beschert. Erst zum Nachmittag/Abend hin greift die
wellende Kaltfront des Islandtiefs (inzwischen dürfte sich das Wellentief „LUCA“
über Südskandinavien etabliert haben) auf den äußersten Nordwesten Deutschlands
über. Im Vorfeld ist die Luftmasse in der Grundschicht zwar weiterhin relativ
feucht, allerdings stabil geschichtet mit einer mehr (Westen) oder weniger
(Osten) markanten Absinkinversion in etwa 800 hPa. Vor allem in der Mitte und
nach Nordosten zu kann sich auch mal länger die Sonne durchsetzen, während die
Wolken im Nordwesten bereits wieder dichter werden. Spätnachmittags/abends
simuliert I-D2 sogar vom Niederrhein bis zum Emsland schon erste Schauer,
während es nach Lesart des ICON-EU noch trocken bleibt. An der Luftmasse ändert
sich gegenüber den Vortagen nur wenig. Sie ist nach wie vor maritimen Ursprungs
mit T850 hPa-Temperaturen um 10 Grad. Somit werden, je nach Sonne, Höchstwerte
zwischen 22 und 27 Grad erreicht, die höchsten Werte wohl im Westen.
Die Südhälfte, in etwa ab einer Linie Saarland/Pfalz über Südhessen und dem
Thüringer Wald bis zur Oberlausitz südwärts, befindet sich dagegen nach wie vor
im Einflussbereich eines Höhentiefs, das sich aktuell über dem Piemont befindet
und bis zum Abend allmählich südwärts Richtung Toskana vorankommt. An dessen
Nordflanke ist nach wie vor – wenn auch sehr diffus – schwacher dynamischer
Hebungsantrieb wirksam, zudem ist die Luftmasse weiterhin – im Gegensatz zu der
weiter nördlich – nicht nur innerhalb der Grundschicht, sondern hochreichend
nahezu feuchtegesättigt mit PPWs zwischen 30 und 35 mm. Insgesamt ist die
Luftmasse maximal leidlich labil geschichtet, dennoch können mit etwas
Einstrahlung – die am heutigen Vormittag vor allem vom Saarland/Südpfalz über
Nordbaden bis nach Oberfranken gegeben ist – gebietsweise 300 bis 600 J/kg Cape
generiert werden.
Ähnlich wie an den beiden Vortagen wird die Auslösetemperatur innerhalb der
rasch „ungedeckelten“ Luftmasse bereits am späten Vormittag erreicht und es
entwickeln sich – meist ausgehend von den Mittelgebirgen – teils kräftige
Gewitter. Der Zellmodus dürfte sich mangels Scherung ebenfalls gegenüber gestern
nicht ändern – es handelt sich um rasch zu unorganisierten Multizellensystemen
verclusternden Einzelzellen, wobei das Zusammenspiel von Orographie und Outflow
Boundaries bereits bestehender Gewitter, an denen es erneut auslöst, der ganzen
Gemengelage einen chaotischen Anstrich gibt. Zwar kann vor allem im Frühstadium
der Zellen auch mal Hagel auftreten, eindeutig steht aber weiterhin der
Starkregen im Fokus. Die Warnschwellen für Unwetter werden dabei auch heute
sicherlich wieder mehrfach gerissen, die höchsten Wahrscheinlichkeiten dafür hat
ICON-D2-EPS im südlichen BaWü sowie in Teilen Frankens auf der Agenda. Bei
mehrfachem Anbauen der Zellen sind auch extreme Unwetter (über 40 l/qm in kurzer
Zeit) nicht ganz ausgeschlossen, wobei diesbezüglich warntechnisch der Ball
flach gehalten werden sollte, zumal die Luftmasse bei Weitem noch nicht das
„high End“-Szenario diesbezüglich hergibt. Vor allem zum Abend hin kann
gebietsweise wohl durchaus auch mit mehrstündigen Starkregenwarnungen agiert
werden, vor allem Richtung Oberschwaben/Allgäu bietet sich das eventuell an.
Die Höchstwerte liegen auch in der Südhälfte meist zwischen 22 und 26 Grad,
dort, wo es länger bedeckt bleibt – vor allem am Alpenrand nach Osten zu scheint
das der Fall zu sein – findet nicht nur die Konvektion mit eher „gebremstem
Schaum“ statt, sondern auch die Maxima halten sich mit 18/19 Grad eher bedeckt.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das Höhentief langsam über die nördliche
Adria Richtung Slowenien/Kroatien, während von der westlichen Nordsee her der
Höhentrog auf Benelux und Nordwestdeutschland übergreift. Der von ihm ausgehende
dynamische Hebungsinput hält sich zwar in Grenzen, dennoch reicht er aus, um die
allmählich den Westen und Nordwesten Deutschlands überquerende Kaltfront etwas
zu aktivieren. Die Luftmasse im Frontbereich feuchtet wieder deutlich an, den
überwärmten Meeren westlich von uns geschuldet, erreichen die PPWs Werte um 30
mm. Dazu ist die Luftmasse zunehmend labil geschichtet mit einer schmalen, aber
immerhin hochreichenden Labilitätsfläche („skinny Cape (MU)“ mit mehreren 100
J/kg. Die Folge sind neben Schauern auch einzelne Gewitter im Westen und
Nordwesten, die morgens auch die mittleren Landesteile erfassen. Vor allem im
westlichen Bergland sowie im Emsland liefert I-D2-EPS auch geringe
Wahrscheinlichkeiten für Starkregen.
In der Osthälfte bleibt es noch trocken.
Im Süden klingen die Schauer und Gewitter tagesgangbedingt zwar ab, jedoch zum
Erliegen kommen sie nicht, zumal nun auch dort der sich nähernde Trog zusätzlich
etwas Hebungsinput liefert. Die feuchteste Luftmasse wird allerdings etwas nach
Süden abgedrängt, so dass sich bis nach Nordbaden und im nördlichen Bayern eine
gewisse Wetterberuhigung einstellt. Weiter südlich bleibt das Potenzial für
Starkregen (auch mehrstündig) vor allem in der ersten Nachthälfte noch hoch,
Unwetter nicht ausgeschlossen. Auch in der zweiten Nachthälfte reicht es noch
für einzelne Gewitter, am ehesten dann im Südosten Bayerns.
Die Minima liegen meist zwischen 17 und 10 Grad.

Sonntag… kommt der Langwellentrog (Drehzentrum inzwischen über dem Nordmeer
östlich von Island) kaum mehr nach Osten voran, beginnt aber zu amplifizieren,
abends reicht dessen Hauptachse über die Westhälfte Deutschlands hinweg südwärts
bis zur Westschweiz. Das Höhentief über dem Balkan wird nun in dessen
Zirkulation integriert, kommt nach Norden voran und befindet sich abends in etwa
über der Hohen Tatra.
Im Bodenfeld füllt sich das ehemals zentralsteuernde Tief rasch auf und es
etabliert sich eine mit mehreren Kernen gespickte, recht breite Tiefdruckrinne,
die vom Nordmeer über Skandinavien und dem östlichen Mitteleuropa bis nach
Südosteuropa reicht.
Die Kaltfront des ehemaligen Wellentiefs „LUCA“, das sich über dem Skagerrak
ebenfalls mehr und mehr auffüllt, kommt über der Nordwesthälfte nur noch langsam
südostwärts voran und erreicht bis zum Abend grade so die mittleren Landesteile.
Präfrontal bleibt die Luftmasse sehr feucht, wenngleich im Süden durch
Entrainment nicht mehr die hohen PPWs wie am Vortag zur Verfügung stehen. Meist
erreichen sie Werte zwischen 27 und 32 mm, nur regional darüber. Allerdings
liefern Trog und Front vor allem über den mittleren und südlichen Landesteilen
beständig dynamischen Hebungsantrieb, wenngleich nach wie vor nicht allzu
markant und sehr diffus.
Somit kommen die Schauer und Gewitter in der Nordwesthälfte rasch nach Süden
voran und auch in der Südhälfte lebt die konvektive Aktivität wieder auf.
Scherung ist nach wie vor kaum vorhanden, somit steht als Begleiterscheinung
erneut der Starkregen im Fokus. Vor allem in der Südhälfte können mit etwas
Einstrahlung auch wieder 200 bis 600 J/kg Cape generiert werden. Die Folge sind

  • ähnlich wie am Vortag – zahlreiche Schauer und Gewitter, nun allerdings auch
    in den mittleren Landesteilen, anfangs auch noch im Westen. Präfrontal dürften
    diese auch noch etwas nordostwärts ausgreifen, außen vor bleiben aber wohl der
    Nordosten und der äußerste Osten.
    Das Unwetterpotenzial dürfte gegenüber den Vortagen etwas geringer ausfallen,
    die höchsten Wahrscheinlichkeiten dafür zeigt I-D2-EPS nun im südlichen BaWü
    sowie gebietsweise in den zentralen Mittelgebirgen. Erneut dürften die Zellen
    stark verclustern, so dass vor allem zum Nachmittag und Abend hin auch
    mehrstündiger Starkregen denkbar ist.
    Postfrontal gelangt eine etwas trockenere und nur noch bis etwa 600 hPa labil
    geschichtete Luftmasse in den Nordwesten des Landes. Dort sollte es nur noch
    wenige Schauer geben und die Wolken lockern stärker auf. Am meisten Sonne gibt
    es wohl an den Küsten sowie Richtung Lausitz. In den Nordwesten sickert
    postfrontal eine nicht mehr ganz so warme Luftmasse mit etwa 7 bis 9 Grad in 850
    hPa, sonst ändert sich nur wenig, entsprechend liegen die Maxima zwischen 19
    Grad im Nordseeumfeld bzw. am Alpenrand (in den Alpentälern teilweise auch
    darunter) und 26, vielleicht 27 Grad in der Lausitz.

In der Nacht zum Montag beginnt der Langwellentrog über dem Alpenraum
auszutropfen, wobei sich die Trogachse nach wie vor über Westdeutschland
befindet. Das Höhentief wird auf dessen Vorderseite langsam über den Osten
Polens nordwärts geführt, wobei sich das begleitende Bodentief verstärkt und es
an dessen Westflanke zu ergiebigen Regenfällen kommt, die unser Vorhersagegebiet
glücklicherweise nicht tangieren.
Die Kaltfront ist mit der sich verstärkenden nordwestlichen Grundströmung vor
allem ab der zweiten Nachthälfte mit einer besseren Schubkomponente ausgestattet
und kommt bis Montagfrüh in etwa zur Donau voran. Vor allem in der ersten
Nachthälfte dauern die Schauer und Gewitter in der Mitte und im Süden noch an,
nach wie vor bleibt das Potenzial für Starkregen – nun auch mehrstündig – hoch,
von BaWü bis in den zentral-östlichen Mittelgebirgsraum sowie im Allgäu werden
seitens I-D2-EPS die höchsten Wahrscheinlichkeiten dafür simuliert. Auch
Unwetterpotenzial ist noch gegeben, wenngleich deutlich weniger wahrscheinlich.
Im Laufe der zweiten Nachthälfte klingen die Niederschläge postfrontal in den
mittleren Landesteilen mehr und mehr ab und verlieren auch weiter südlich
allmählich an Intensität, allerdings stellt sich mit der zunehmenden
nordwestlichen Anströmung im Schwarzwald und später auch im Allgäu eine Staulage
ein, die vor allem an den Alpen bis in den Dienstag hinein andauert.
Im Norden verläuft die Nacht wettertechnisch dagegen relativ ruhig. Der
Nordwestwind frischt etwas auf, erreicht aber bei Weitem keine Warnrelevanz
(Brocken eventuell Bft 8). Die Wolken lockern zeitweise auch mal stärker auf,
allerdings wird mit dem Trog etwas Höhenkaltluft advehiert, so dass es im
Küstenbereich, insbesondere an der Nordsee, vielleicht für einzelne Schauer
reicht.
Die Minima liegen meist zwischen 16 und 10 Grad, an der Nordsee um 17 Grad.

Montag… zieht das Cut-Off-Tief rasch vom Alpenraum Richtung Mittelitalien,
während sich der Langwellentrog von Nordwesten her regeneriert, aber erst einmal
nicht weiter nach Osten vorankommt. Das Höhentief über Ostpolen zieht zur
südöstlichen Ostsee, ebenso das korrespondierende, sich noch etwas vertiefende
Bodentief; die Aufgleitprozesse an dessen Westflanke tangieren nach Lesart aller
Modelle das Vorhersagegebiet nach wie vor nicht.
Hierzulande überquert die Kaltfront am Vormittag die Alpen. Dabei kann es vor
allem vom Schwarzwald bis zum Bayerwald und weiter südlich neben Schauern auch
noch einzelne Gewitter, lokal eng begrenzt mit Starkregen, geben. Postfrontal
nimmt die Schauer- und Gewittertätigkeit in der Südhälfte dann rasch ab, im Stau
der Alpen bis ins südliche Alpenvorland reichend regnet es aber – auch in der
Nacht zum Dienstag – weiter. Die Modelle gehen zwar noch etwas auseinander, aber
zumindest in den Staulagen dürften von Montagfrüh bis Dienstagvormittag die
Warnschwellen für markanten Dauerregen (30 bis 50 l/qm/24 h, in Staulagen mehr)
erreicht werden.
Ansonsten hat sich eine klassische Lage Trog Mitteleuropa eingestellt, die
Freunden stabilen Sommerwetters nicht grade entgegen kommt. Vor allem in der
Nordwesthälfte ist die Luftmasse im unmittelbaren Trogbereich hochreichend labil
geschichtet mit -18 Grad in 500 hPa und +8 Grad in 850 hPa. Cape (mehrere 100
J/kg) und PPWs (24 bis 28 mm) halten sich in Grenzen, lassen aber einige Schauer
und Gewitter zu, die bzgl. Starkregen auch mal markant ausfallen dürften. In der
Mitte und nach Osten zu werden die Schauer seltener und es bleibt mancherorts
auch komplett trocken, vor allem an der Ostsee, aber auch im Lee der
Mittelgebirge scheint auch mal länger die Sonne. Der Wind frischt mit dem
Tagesgang zeitweise böig aus Nordwest auf, in freien Lagen kann es vor allem im
Ostseeumfeld eventuell für die ein oder andere Bft 7 reichen.
Obwohl die Luftmasse direkt aus Nordwest zu uns advehiert wird, zeichnet sie
sich noch immer durch relativ hohe 850 hPa-Temperaturen zwischen 6 und 9 Grad
aus. Im überwiegend bedeckten Süden/Südosten bleibt es mit 15 bis 19 Grad (in
den Alpentälern vielleicht auch knapp darunter) allerdings recht kühlt, sonst
werden mäßig warme 18 bis 23 Grad erreicht.

Modellvergleich und -einschätzung

Im Groben fahren die Modelle einen einheitlichen Kurs, abgesehen von den
üblichen Differenzen, die räumliche Verteilung und Intensität der konvektiven
Niederschläge betreffend. Die Mengen im Alpenstau werden noch leicht
unterschiedlich simuliert, Dauerregen ab der Nacht zum Montag ist aber
wahrscheinlich.
Generell fällt einmal mehr die Unterscheidung Stark-/Dauerregen schwer. Als
Hinweis, dass am Alpenrand in Summe bis Dienstagmittag durchaus signifikante
Mengen zusammenkommen, wurde eine 72-stündige Dauerregenwarnung für diese Region
ausgegeben, auch, wenn es formal nicht ganz korrekt ist.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff