SXEU31 DWAV 170800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 17.07.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrM zu HFa

Im Norden und Osten wechselhaft, Richtung Schleswig-Holstein mit teils kräftigen
Schauern und Gewittern. Dabei lokal Starkregengefahr bis in den Unwetterbereich.
Im Südwesten und Süden überwiegend sommerlich warm und trocken, zum Wochenende
jedoch ansteigendes Gewitterpotenzial. Im Norden in den Nächten regional teils
dichter Nebel.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC

Donnerstag… kommt nun etwas Bewegung in das seit Tagen recht statisch
aufgebaute Geopotenzialmuster über Europa. Die beständige und blockierende
Antizyklone über dem Europäischen Nordmeer schwächt sich ab und wandert nun
wieder ostwärts in Richtung Skandinavien, während sich die Antizyklone über
Südwesteuropa westwärts auf den subtropischen Atlantik verlagert. Derweilen wird
ein umfangreicher Trog, der klimatologisch gesehen normale Geopotenzialwerte
aufweist durch eine von Neufundland nahende Welle erneuert und baut sich die
Kurzfrist über in Form eines für die Jahreszeit sehr kräftigen Langwellentroges
vor der Westküste Europas auf. Dabei weist dieser Trog die stärksten negativen
Geopotenzialanomalien knapp westlich der Biskaya auf. Begleitet wird dieser Trog
von einem ebenso agilen Bodentief, das nach Leseart des jüngsten IFS-ENS
allerdings noch mit einer größeren Memberstreuung bezüglich Intensität und Lage
zum Ende der Kurzfrist südlich von Irland berechnet wird. Je kräftiger die
Entwicklung, umso westlicher die Platzierung, wobei in den jüngsten 6 bis 10
Modellläufen von GFS/IFS noch eine nennenswerte Unsicherheit der Platzierung des
Bodentiefkerns zu erkennen war, nicht aber die Lokalisierung des gesamten
Bodentiefkomplexes. Entsprechend ergeben sich im Ensemble die größten
Unsicherheiten an der Südflanke des Troges bei der Frage, wie weit sich dieser
südwärts noch ausweiten kann und weniger bei der zonalen Platzierung.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Numerik recht homogen den Wechsel von
einer Troglage hin zu einem vorübergehenden Keileinfluss zeigt. Dabei sorgt das
Hoch EDELTRAUD besonders im Westen und Süden für eine zunehmend sommerliche
Witterung in dieser Kurzfrist.

Am heutigen Donnerstag ist diese Zweiteilung bereits gut auszumachen.

Im gesamten Norden und Nordosten (zwischen Schleswig-Holstein und Erzgebirge)
dominiert weiterhin das nach Polen abziehende Höhentief. In der zyklonal
geprägten Höhenströmung wird besonders ein zunächst recht scharf konturierter
Trog in der mittleren und unteren Troposphäre unter Aufweitung mit seiner Achse
von Dänemark zunehmend nach Norddeutschland geführt, wobei dort beständige
Hebung peripher des Troges für einen wechselhaften Tag sorgt. Gleichzeitig wird
von Skandinavien eine sehr feuchte (PW 30 bis 35 mm) und gealterte (kontinental
geprägte) subtropische Luftmasse südwärts nach Norddeutschland advehiert.
Die Folge in dieser diffluent, jedoch nur schwach divergent geprägten
Höhenströmung ist, dass zunächst skalige bzw. nur regional konvektiv durchsetzte
Niederschläge aus der Nacht heraus auf Norddeutschland übergreifen und sich bis
zum Abend in etwa bis zu den östlichen zentralen Mittelgebirgen ausweiten. Die
12std. Niederschlagsmengen fallen mit 5 bis 10 l/qm nicht warnrelevant aus.

Zwei Bereiche seien jedoch kurz hervorgehoben. Zum einen wäre das grob ein
Streifen von der Uckermark über Berlin bis in die Lausitz. Hier fallen die
skaligen Niederschläge besonders zum Nachmittag bis in die erste Nachthälfte
regional teils konvektiv verstärkt, hier und da auch mit Gewittern durchsetzt,
sodass die 12std. Mengen hier bei rund 20 bis 30 l/qm liegen, was auch innerhalb
der Ensembleverfahren mit geringen Wahrscheinlichkeiten (markant) hinterlegt
wird. RUC geht dabei ein bisschen aggressiver an die Entwicklung heran, legt den
Schwerpunkt aber östlich von Berlin und verbleibt von den Mengen ebenfalls
(wenngleich eher im oberen) Bereich einer markanten mehrstündigen
Starkregenwarnung.

Der andere Schwerpunkt ist in Richtung Schleswig-Holstein zu finden. Die
Platzierung eines Bodenkeils über der Deutschen Bucht und der zyklonale Einfluss
von Polen sorgen im Tagesverlauf für die Ausbildung einer meridional
ausgerichteten Massenflusskonfluenz/Bodenkonvergenz, die nach letzten Daten
westlich von Flensburg ansetzt und sich östlich von Hamburg nach Süden windet.
400-1000 J/kg MUCAPE, um 200 J/kg CAPE in den untersten 2 km AGL sowie sehr
niedriges Hebungskondensationsniveau deuten auf ein erhöhtes Risiko für einzelne
Tornados (Typ 2) entlang dieser Konvergenz hin. Das Hauptrisiko wird aber das
recht stationäre Verhalten der Zellen entlang der Konvergenz sein, was in der
feucht-labilen Luftmasse schnell Starkregen zur Folge hat, lokal bis in den
unwetterartigen Bereich. Dies wird im ID2-EPS auch mit mehr als 20% für Unwetter
hervorgehoben. Wenngleich das Risiko nur sehr lokaler Natur ist, so könnte u.U.
auch Hamburg von einem solch lokalen Starkregenereignis betroffen sein.

Im Westen und Süden dominiert hingegen schon der Keileinfluss über Frankreich
und sorgt für einen zunehmend freundlichen, zwischen Eifel, Südpfalz und
Oberschwaben auch sonnigen Donnerstag. Dort bleibt es trocken, während in
Richtung Bayern ab der Mittagszeit noch zahlreiche Schauer südostwärts ziehen
und strichweise etwas Nass bringen. Dank einer üppigen Inversion bei rund 650
hPa wird jedoch in den meisten Fällen der Vorstoß in den graupelbildenden
Bereich unterdrückt, was das Gewitterrisiko stark mindert.

Im Südwesten liegen die Höchstwerte zwischen 24 und 27 Grad, während sie sonst
je nach Bewölkung und Niederschlag zwischen 18 und 24 Grad verweilen.

Der Wind aus West bis Nordwest weht dem Tagesgang folgend zeitweise mäßig bis
frisch und auf dem Brocken hin und wieder auch mal stürmisch. Die
vergleichsweise höchsten Windgeschwindigkeiten werden peripher einer
umfangreichen Bodenwindkonfluenz erwartet, die sich von der Deutschen Bucht bis
zum Erzgebirge erstreckt mit einem regionalen Maximum (Bft 6 bis 7) am Nordrand
des Harzes.

In der Nacht zum Freitag ziehen sich die Niederschläge (anfangs auch noch
konvektiv durchsetzt) immer mehr ans Erzgebirge zurück, wo auch die höchsten
12std. Niederschlagsmengen zu erwarten sind mit Mengen von 10 bis lokal 25 l/qm.
Ansonsten fällt die Ausbeute geringer aus. Sollte es in der Tat im Verlauf der
Nacht östlich der Elbe etwas auflockern, könnten sich teils ausgedehnte und
dichte Boden- bzw. Hochnebelfelder ausbilden, was auch Nordwestdeutschland
betrifft.

Ansonsten verläuft die Nacht teils klar, teils stärker bewölkt und trocken bei
Minima zwischen 17 Grad unter der dichten Bewölkung im Norden und 7 oder 8 Grad
im Südwesten. Der Wind bleibt im Umfeld der Konfluenz etwas kräftiger (mäßig bis
frisch), kommt sonst meist schwach aus Nord (im Nordosten) daher und wartet mit
variablen Richtungen im Westen und Süden auf (tendenziell eher West bis
Südwest).

Freitag… ändert sich kaum etwas. Das Höhentief rutscht noch ein bisschen
ostwärts, sodass sich ein seichter Keil über weiten Bereichen des
Vorhersagegebietes ausweiten kann.

Bedeutet im Norden und Osten in einer leicht labilen Luftmasse weitere Schauer
und hier und da ein kurzes Gewitter. Erneut kristallisiert sich über
Schleswig-Holstein bis ins östliche Niedersachsen/westliche Sachsen-Anhalt
reichend eine Massenflusskonvergenz aus, die sich durch erhöhtes SBCAPE
auszeichnet, sodass hier erneut zahlreiche langsam ziehende und kräftige Schauer
bzw. Gewitter auftreten können. Die PW Werte steigen noch etwas an und liegen um
35 mm, sodass das Thema Starkregen weiterhin der Hauptfokus bleibt. Das ID2-EPS
wirft dabei für Schleswig-Holstein mit recht beeindruckenden
Wahrscheinlichkeiten für Unwetter bzw. extremes Unwetter um sich (z.B. über 60
l/qm in 6 Stunden mit rund 20%), liegt damit aber deutlich am oberen Ende
dessen, was andere Modelle anvisieren. Dies liegt auch daran, dass im ID2 die
Windkonvergenz sehr üppig hinterlegt ist, während diese sonst eher verschwommen
daherkommt. Natürlich spielt hier auch die numerische Auflösung der Orografie
eine Rolle, sodass die weitere Entwicklung von ID2 (später RUC) bezüglich des
Starkregenpotenzials genau verfolgt wird. Daneben sind auch weiterhin einzelne
Tornados Typ 2 im direkten Umfeld der Konvergenz nicht ausgeschlossen.

Im Westen und Süden verläuft der Tag freundlich oder sonnig und trocken.

Es wird deutschlandweit sommerlich mit Maxima von 25 bis 30 Grad, mit den
höchsten Werten am Oberrhein und im Saarland. Der Wind weht schwach bis mäßig
aus Nordost bis Nord.

In der Nacht zum Samstag klingen die Niederschläge im Norden und Osten zügig ab
und bei raschem Aufklaren über einer zur Ruhe kommenden, sehr feuchten
Grenzschicht muss häufig mit ausgedehnten und teils warnrelevanten Nebelfeldern
gerechnet werden. Im Westen und Süden bleibt es hingegen meist klar und trocken.

Die Minima liegen im Westen um 15 Grad und sonst zwischen 13 und 8 Grad.

Samstag… wandert der Keil unter Abschwächung mit seiner Achse zunehmend in den
Osten von Deutschland, sodass im Westen im Tagesverlauf rasch wieder eine
zyklonal geprägte Südwestströmung vorderseitig des umfangreichen Atlantiktroges
unser Wetter beeinflusst.

Der thermische Keil weitet sich nun gänzlich auf Deutschland aus mit
Temperaturwerten in 850 hPa von 14 bis 17 Grad, was deutschlandweit
hochsommerlichen Maxima von 27 bis 32 Grad entspricht.
Nach Auflösung der teils dichten Nebel- und/oder Hochnebelfelder im Norden
beginnt der Tag überall freundlich oder sonnig, bevor im Tagesverlauf von
Südwesten präfrontal einer nahenden Kaltfront mit dem Aufzug mehrschichtiger
Bewölkung zu rechnen ist und nachfolgend muss zum Nachmittag und Abend aus
Südwest mit einigen, teils kräftigen Gewittern gerechnet werden. Allerdings
sollten schwache bis mäßige Windscherung und überschaubare Labilitätswerte (vor
allem dank einer durchmischten Grenzschicht und höhenmilder Luftmasse) die
Intensität der Gewitter insgesamt recht überschaubar halten. Starkregen ist bei
PW Werten von 30 bis 35 mm aber auf jeden Fall ein Thema, lokal bis in den
Unwetterbereich.

Der Wind kommt im Südwesten mäßig bis frisch aus Südwest und sonst schwach bis
mäßig aus Ost bis Nordost.

In der Nacht zum Sonntag breiten sich die teils gewittrig durchsetzten
regionalen Niederschlagsgebiete auf weite Bereiche von Deutschland aus. Nur der
Nordosten bleibt noch trocken. Eine insgesamt sehr inhomogene
Niederschlagsverteilung innerhalb der Numerik lässt noch keine endgültigen
Rückschlüsse auf mögliche Schwerpunkte zu. Diese könnten sich aber in der Folge
noch innerhalb der Numerik am Alpenrand (aus den Alpen herauslaufende Cluster)
und im Nordwesten (etwas bessere Dynamik) herauskristallisieren.

Die Tiefstwerte liegen zwischen 19 und 11 Grad, lokal sind auch tropische Minima
nicht auszuschließen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Numerik sieht die Gesamtentwicklung sehr ähnlich. Größere Diskrepanzen
ergeben sich mittlerweile nur noch bei mesoskaligen Phänomenen, wie der
Ausbildung regionaler Bodenwindkonvergenzen über Schleswig-Holstein. Zum Samstag
nehmen die Unsicherheiten bei der Frage nach möglichen
Niederschlagsschwerpunkten rasch zu, was aber dem konvektiven Verhalten des
Niederschlags geschuldet ist.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy