#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Montag, den 30.06.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.06.2025 um 10.30 UTC
Ab Donnerstag allmähliche Abkühlung. Gebietsweise Gewitter, örtlich Unwetter vor
allem durch Starkregen. Ab dem Wochenende unbeständig und nur noch mäßig warm.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 07.07.2025
Am Donnerstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, geht nach IFS die sich
aktuell aufschaukelnde Hitzewelle allmählich wieder zu Ende. Der bislang
wetterbestimmende Höhenrücken ist mittlerweile in Osteuropa angekommen und
bewegt sich weiter gen Osten. Er stützt noch ein schwaches Bodenhoch über dem
Osten Europas. Dem Höhenrücken folgt von Westen ein langwelliger, aber nicht
weit nach Süden ausgreifender Trog. Dessen erste Achse ist bereits in der Nacht
über die Nordsee geschwenkt und verlagert sich tagsüber über Dänemark und
Südschweden in die nördliche Ostsee. Dieser Kurzwellentrog lässt auch ein
Tiefdruckgebiet, das im Tagesverlauf nach Finnland zieht, stärker werden. Von
diesem ausgehend erstreckt sich eine flache Bodentiefdruckrinne, in die auch
eine Kaltfront eingelagert ist südwestwärts. Sie liegt morgens über dem
Nordwesten Deutschlands und kommt im Tagesverlauf zur Mitte voran. Südöstlich
davon liegt nach wie vor die heiße (T850 um 12 UTC immer noch bis 20°C), mäßig
feuchte und potentiell instabile Luftmasse, während in den Nordwesten schon eine
kühlere und stabil geschichtete Luftmasse (T850 nur noch um 6°C) eingeflossen
ist. Rückseitig der Rinne schiebt sich ein Keil des kräftigen Azorenhochs bis
zur Nordsee vor. Damit setzt sich bei uns von Nordwesten her nördlicher Wind
durch, was auch die Progression der Kaltfront verursacht. Insgesamt fließt bei
dieser Konstellation die Kaltluft recht flach ein, so dass im Umfeld der Front
die Schichtung schon recht stabil ist. Dort kommt es zwar zu Regenfällen und
Gewittern, nach der großen Unwetterlage sieht es aber nicht aus. Im Südosten
steht in der heißen Luftmasse reichlich CAPE zur Verfügung, dort sind aber die
Antriebe noch schwach und Gewittern treten nur vereinzelt vom Bergland ausgehend
auf. Leichtes Unwetterpotential besteht vor allem wegen Starkregens. In der
Nacht zum Freitag dringt die Kaltfront in den Süden vor und bringt weitere
Schauer und Gewitter, während es im Nordwesten ruhig und recht kühl ist.
Am Freitag zieht erneut ein Kurzwellentrog über Dänemark und Norddeutschland
Richtung Polen und Baltikum. Bodennah breitet sich der Keil des Azorenhochs bei
uns aus, dessen Achse über dem Norden des Landes verlaufen soll. Die Kaltfront
verlagert sich somit weiter südwärts und erreicht im Tagesverlauf die Alpen.
Konvektive Umlagerungen sollten vor allem auf die Regionen südlich der Donau
beschränkt bleiben, aber weiterhin mit nur begrenztem Unwetterpotential, da
bodennah schon etwas weniger warme Luft einsickert. Im Nordwesten steht dagegen
in der stabilen Luftmasse ein ruhiger und sonniger Tag auf dem Programm, auch
der Kurzwellentrog vermag nach aktuellem Stand keine Schauer auszulösen.
Am Samstag kommt es im Bereich der Britischen Inseln zu einer weiteren
Austrogung, die den Langwellentrog im Westen regeneriert und zu weiterem
leichten Geopotentialverlust führt. Allerdings kommt mit leichter Drehung der
Strömung Richtung Südwest die warme Luft wieder in den Nordwesten zurück, dort
steigt in 850 hPa die Temperatur wieder auf 10°C. Im Südosten verharrt sie um
16°C. In den Nordwesten wird auch eine schwache Front gesteuert, die zu Schauern
führen kann. Auch im Südosten kommt es in der nicht ganz ausgeräumten Warmluft
zu Gewittern. Ansonsten herrscht unter dem weiterhin bestehenden Hochdruckkeil
recht ruhiges Wetter.
Am Sonntag weitet sich der Trog über Frankreich weiter südwärts aus und wird das
dominierende System. Auf seiner Vorderseite dreht die Strömung auf Südsüdwest.
Bodennah baut sich der Azorenhochkeil ab und ein Nordseetief übernimmt die
Regie. Damit gelangt in den Osten wieder heiße Luft mit um 16°C in 850 hPa,
während es im Westen deutlich kühler ist und dort schauerartige Regenfälle und
Gewitter aufziehen. In der Nacht zum Montag kommt der Trog weiter ostwärts voran
und damit auch die Regenfälle. Auch aus den Alpen heraus sollen kräftige
Regenfälle auf den Südosten übergreifen.
Am Montag schwenkt dann die Achse des Langwellentroges nach Deutschland herein
und die Kaltfront des Tiefs, das nach Skandinavien zieht überquert das ganze
Land. In 850 hPa geht die Temperatur auf 8 bis 10°C zurück. Es kommt zu weiteren
Regenfällen und Gewittern. Zudem weht der westliche Wind mitunter frisch. Damit
geht dann die Hitzewelle endgültig zu Ende.
Die beiden Folgetage stehen unter dem Einfluss des sich regenerierenden
Langwellentroges über Mitteleuropa. Das Temperaturniveau geht noch etwas zurück
und weitere (gern genommene) Regenfälle stehen auf der Agenda. Erst zum
Donnerstag steigt von Westen her das Geopotential wieder und der Azorenhochkeil
schiebt sich wieder herein, nach aktuellem Stand aber eher über Süddeutschland,
so dass weiterhin eher nur mäßig warme Luftmassen aus Westen einfließen und die
südeuropäische Heißluft ferngehalten wird.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle Lauf des IFS ist mit seinen beiden Vorgängerläufen in sehr guter
Übereinstimmung. Insbesondere gibt es nur maximale kleine Detailunterschiede
zwischen dem gestrigen 00-UTC-Lauf und dem heutigen 00-UTC-Lauf. Der gestrige
12-UTC zeigte sich insgesamt geringfügig progressiver, sowohl bei der ersten
Front am Donnerstag/Freitag, als auch bei der nächsten am Samstag und auch bei
dem nachfolgenden Langwellentrog.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die heutigen vorliegenden deterministischen Läufe zeigen bis zum Ende der
jeweiligen Vorhersagedauer bzw. bis nächsten Sonntag eine sehr gute
Übereinstimmung. Am Sonntag sieht die Trogkonfiguration etwas unterschiedlich
aus, insgesamt sollte das aber noch kaum Auswirkungen haben. Erst zum Montag
gibt es größere Unterschiede beim Aussehen des Langwellentroges: Während nach
IFS und GFS der Langwellentrog voll hereinschwenkt, kommt es bei GEM und ICON zu
einer Regeneration des Troges westlich von uns, so dass wir noch leicht
vorderseitig liegen. Darin, dass die Folgetage dann erstmal troggeprägt sein
werden, sind sich GEM, GFS und IFS einig.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das Ensemble des IFS verteilt sich im Zeitraum von Samstag, 00 UTC bis Montag,
00 UTC auf drei Cluster. Diese zeigen großskalig die gleiche Entwicklung. Der
Blick in die Details offenbart leichte Timingunterschiede, im Prinzip also die
gleiche Unsicherheit, die auch aus dem Modellvergleich resultiert. Im weiteren
Zeitraum von Dienstag bis Donnerstag werden zwei Cluster gebildet, die beide
zeigen, dass nächste Woche von einer Troglage dominiert wird. Das wird auch von
den Temperaturprognosen des „sub-seasonal forecasts“ des EZMW von gestern
gezeigt, die am Wochenende zunehmend zu einer kühlen Witterung in der Woche ab
- Juli umgeschwenkt sind.
Die Rauchfahnen für verschiedene Regionen Deutschlands zeigen eine
kontinuierlichen Rückgang des Geopotentials von dem aktuell sehr hohen Niveau
auf ein eher unterdurchschnittliches Niveau in der nächsten Woche, wobei die
Streuung erwartungsgemäß zunimmt und der IFS-Hauptlauf eher unterhalb der
Mehrheit der Läufe zu finden ist.
Die Temperaturkurven erreichen am Mittwoch ihre Spitze und fallen dann deutlich
ab, wobei es im Süden etwas länger dauert und die Unsicherheit etwas größer ist.
Zum Wochenende deutet sich überall wieder ein leichter Anstieg an, bevor es
nächste Woche dann noch weiter runtergeht, wenn auch dann mit leichten
Unsicherheiten und auch deutlichen Ausreißern nach oben. Die Mehrheit der Läufe
ist dann aber zwischen 6 und 10°C in 850 hPa im Norden und 8 bis 12°C im Süden
angesiedelt, also auf eher leicht unterdurchschnittlichem Niveau.
Niederschlagssignale finden sich in allen Regionen Deutschlands ab Donnerstag
wieder verstärkt.
Die Rauchfahnen des GFS zeigen eine sehr ähnliche Entwicklung wie jene des IFS.
Damit lässt sich folgendes Mittelfrist-Fazit ziehen: Die Hitzewelle wird ab
Donnerstag langsam, aber nachhaltig beendet. Dabei kommt es wohl zu einer
Gewitterlage, eine größere Unwetterlage scheint sich aber nach aktuellem Stand
nicht zu entwickeln. Nachfolgend stellt sich ein unbeständiger und zunächst nur
noch mäßig warmer Witterungsabschnitt ein. Größere Niederschlagssummen, die die
herrschende Trockenheit nachhaltig lindern könnten, stehen aber nicht auf dem
Programm.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI:
Der EFI zeigt am Donnerstag in der Südosthälfte noch eine Wärmesignal, ansonsten
gibt es keine Signale.
Regen:
Die vorliegenden Ensembles zeigen ab Donnerstag von Nordwest nach Südost
regional geringe Signale für mehr als 25 l/qm in 12 Stunden. Dies ist Gewittern
geschuldet und aktuell sieht es nicht nach größerflächigem Stark- oder
Dauerregen aus.
Gewitter:
Am Donnerstag und Freitag kann es in der noch heißen und feuchten Luftmasse (am
Donnerstag von der Mitte bis in den Südosten, am Freitag vor allem noch südlich
der Donau) starke Gewitter geben. Nach aktuellem Stand sollte die Überlappung
von CAPE und Scherung nicht optimal sein, Unwettergefahr besteht demnach vor
allem durch Starkregen, weniger durch Hagel und kaum durch orkanartige Böen.
Am Samstag kann es in den Resten der feuchtwarmen Luft im Südosten weitere
Gewitter geben, die Unwettergefahr sollte aber auch in Bezug auf Starkregen
abnehmen.
Am Sonntag und Montag kann es von West nach Ost wieder verstärkt zu Gewittern
kommen, wahrscheinlich dann mit weniger CAPE, aber besserer Scherung. Markante
Gewitter sind deshalb wahrscheinlich, auch Unwetter sind möglich, wobei neben
Starkregen auch Hagel und ggf. auch orkanartige Böen in den Fokus rücken.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann