S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 23.06.2025 um 10.30 UTC

Am Donnerstag teils schwere Gewitter, anschließend ruhiger und wieder zunehmend
heiß.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 30.06.2025

Fazit vorweg: Nach dem Trog am Donnerstag (erster Tag der Mittelfrist) mit
potenziell schweren Gewittern passiert nicht mehr viel. Im Süden ist es
sommerlich heiß und trocken. Im Norden ist die Temperatur gedämpfter und ab und
zu sind in feuchter Meeresluft aus Westen ein paar scheue Schauer möglich. In
der neuen Woche kommt die warme Luft dann nach Norden voran. Trogvorderseitig
könnte die Labilität im Verlauf zunehmen.

Die Mittelfrist startet am Donnerstag mit ostwärts abziehendem
Hochdruckeinfluss. Von Westen zieht ein Trog heran, der in der Höhe etwas
zurückhängt, aber in allen Höhenschichten gut ausgeprägt ist und bis in den
Löwengolf reicht. Sein Bodentief liegt im Seegebiet zwischen Island und
Schottland. Am frühen Morgen überquert zunächst die zum Tief gehörige Warmfront
den Norden und Nordosten Deutschlands nord-nordostwärts. Gegen Mittag schwappt
der Bodentrog von Westen herein. Der Druckgradient erhöht sich, der Wind nimmt
zu. Über der Mitte und im Süden sind steife bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8)
wahrscheinlich. Die eingeflossene Warmluft (11 bis 16 Grad in 850 hPa) wird
labilisiert und mit Feuchte angereichert. CAPE erreicht Werte zwischen 700 und
1700 J/kg, die PPW-Werte steigen auf 30 bis 40 mm. Vor allem in den unteren
Schichten sind die Scherwerte hoch. Kurzum: Es ist vor allem über der Mitte und
dem Süden alles da, für teils schwere Gewitter (Unwetter). Im Norden könnte sich
am frühen Nachmittag ein kleinräumiges Bodenhoch bilden, was den Dampf dort
etwas rausnimmt. Gegen Abend zieht der Höhentrog (500 und 300 hPa) samt
Kaltfront von Westen her ins Land und der Bodentrog allmählich ostwärts raus.
Der Gradient fächert wieder auf, der Wind lässt nach. In der Nacht zum Freitag
überquert der Höhentrog die Republik von West nach Ost und bringt weitere, teils
stärkere Niederschläge, die sich rasch ost- und südostwärts verlagern.
Vorübergehend fließt kühlere Luft (5 bis 10 Grad in 850 hPa) ins Land und
erreicht im Süden etwa die Donau. Südlich davon bleibt wärmere Luft liegen.

Am Freitag breitet sich aus Südwesten hoher Luftdruck über uns aus. Gestützt
wird das Bodenhoch von einem satten Keil, der von Nordafrika über die Iberische
Halbinsel und Frankreich bis nach Südskandinavien reicht. Bei Island hält sich
indes ein Tiefdruckkomplex, dessen Ausläufer in den Folgetagen das Wetter im
Norden des Landes beeinflussen. Letzte Regenreste im Osten und Südosten
verabschieden sich bis Mittag. Aus Süden und Westen breitet sich wieder mildere
Luft (850 hPa: 10 bis 14 Grad) aus.

Am Samstag wird die Strömung zonal. Der Norden wird von einem Tiefausläufer
gestreift, der teils dichtere Wolken und hier und da etwas Regen bringt. Nach
Süden hin dominiert Sommerwetter. In 850 hPa werden ab den Mittelgebirgen
südwärts 15 bis 18 Grad erreicht, was am Boden in meist 28 bis 32 Grad
resultiert. Im Norden reicht es noch für 20 bis 25 Grad.

Der Sonntag ist in der Hauptsache hochdruckbestimmt (>1020 hPa). Allerdings
könnte ein kleinräumiges Tief von der Nordsee her über die Ems nach Deutschland
ziehen und im Nordwesten für mehr Wolken und vielleicht auch etwas/wenig Regen
sorgen. Es soll nach aktuellem Stand langsam ostwärts wandern, sich am Abend
aber auch schon wieder auflösen. In der Südhälfte ist es weiterhin
hochsommerlich mit Temperaturen verbreitet über 30 Grad, in der Nordhälfte ist
die Temperatur gedämpfter (22 bis 28 Grad).

Am Montag geraten wir auf die Rückseite des Hochdruckgebietes. Die Keilachse
verschiebt sich etwas ostwärts. Aus dem Mittelmeerraum wird feuchte Luft an die
Alpen geführt, die in der zweiten Tageshälfte auch an unseren bayerischen Alpen
für einzelne Schauer oder Gewitter sorgen kann. Im äußersten Norden sorgt die
Nähe zum tieferen Geopotenzial für leichte Schauerneigung. Im restlichen
Bundesgebiet ist es trocken. Bei 13 (Norden) bis 21 (Süden) Grad in 850 hPa
erwärmt sich die Luft am Boden überall auf sommerliche oder hochsommerliche
Werte. Über der Mitte und im Süden gibt es meist über 30 Grad.

Am Dienstag zieht im Norden ein Bodentrog aus Westen herein und ostwärts durch.
Er bringt im Norden und über der nördlichen Mitte dichtere Wolken und eine
steigende Schauer- und Gewitterneigung. Im Süden hält sich Hochdruckeinfluss mit
Wärme und Trockenheit, wenn man von den möglichen Schauern/Gewittern am
Alpenrand absieht.
Am Mittwoch setzt sich schon wieder Hochdruckeinfluss durch, zum Donnerstag
könnte ein Tief von Frankreich her zu uns ziehen, muss aber auch nicht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle IFS-Lauf ist zu seinen Vorgängern konsistent: Am Donnerstag
Trogdurchgang, dann zyklonale Strömung mit Warmlufteinschub aus Süden. Am
Sonntag wird die Strömung antizyklonal und zu Beginn der neuen Woche dann
zyklonal, wobei die Warmluft unter dem Keil und vorderseitig eines Tiefs
nördlich der Britischen Inseln bis weit in den Norden Deutschlands geführt wird.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Vergleich mit anderen Modellen ergibt im Wesentlichen keine großen
Unterschiede. Bei ICON ist die Strömung ab Freitag etwas antizyklonaler, dafür
fällt der Keil zu Wochenbeginn flacher aus.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Cluster stützen die Vorhersage. Im ersten Zeitschritt gibt es drei Cluster,
durchweg NAO+, kaum Unterschiede für Deutschland: Der Trog kommt am Donnerstag
und geht auf/am Freitag. Zeitschritt zwei (Samstag bis Montag) liefert in allen
fünf Szenarien (Member-Verteilung: 12-10-10-10-9) durchweg NAO+, der Keil mal
flacher, mal steiler, aber immer da. Haupt- und Kontrolllauf in Cluster vier
(steilerer Keil). Die erweiterte Mittelfrist (Dienstag bis Donnerstag) liefert
einen Mono-Cluster mit NAO+ und antizyklonaler (Dienstag) bzw. leicht zyklonaler
Strömung.

Die Rauchfahnen sind in den südlichen Gebieten Deutschlands eng, im Norden und
Osten ist der Spread ab dem Wochenende etwas größer. Einheitlich ist der
Temperatur- und Geopotentialsturz zum/am Freitag, aber auch der anschließende,
stetige Anstieg. Die Niederschlagsensembles geben ein trauriges Bild ab: Nach
Donnerstag/Freitag gibt es kaum noch Ausschläge und das durch die gesamte
Mittelfrist. Erst Mitte nächster Woche sind wieder Signale vorhanden.

Die Ensembles anderer Modelle ergeben kein anderes Bild. Allerdings schießt bei
GFS der operationelle Lauf in der kommenden Woche auffällig über die
Temperaturensembles hinaus.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Donnerstag sind zum teil schwere Gewitter wahrscheinlich. Das gibt auch der
EFI wieder, sowohl beim Niederschlag, als auch beim CAPE. Auch der grundsätzlich
auffrischende Wind sorgt im EFI für deutliche Signale. Allerdings sind Windlagen
im Sommer auch eher selten.
Zum Wochenende springt der EFI dann auch wieder bei der Temperatur an. In der
Südhälfte Deutschlands gibt es Signale für ungewöhnlich hohe Maximalwerte.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn