SXEU31 DWAV 231800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 23.06.2025 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Nach Abzug der Gewitter heute Nacht rasche Wetterberuhigung und auch am Dienstag

  • abgesehen von stürmischen Böen an den Küsten – keine markanten Entwicklungen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Aktuell … hat – eingebettet in eine für die Jahreszeit außergewöhnlich
kräftige Frontalzone – ein markanter Höhentrog mit seiner Achse weite Teile des
Vorhersagegebietes ostwärts überquert und verabschiedet sich im laufe der ersten
Nachthälfte Richtung Polen. Dahinter stellt sich eine nach wie vor kräftige,
aber nur leicht mäandrierende westnordwestliche Höhenströmung ein. Darin
eingebettete kurzwellige Troganteile machen sich vor allem am morgigen Dienstag
in erster Linie über dem Norden und Nordosten des Landes wettertechnisch
bemerkbar.
Im Bodenfeld interagiert der Höhentrog mit einem mehrkernigen Tiefdruckkomplex
(„ZIROS“) über der Norwegischen See bzw. Südskandinavien, der sich im Laufe der
Nacht Richtung Finnland und Baltikum ausweitet. An dessen Südflanke überqueren
aktuell noch zwei Kaltfronten das Vorhersagegebiet südostwärts. Präfrontal
befand sich der Südosten des Landes heute tagsüber noch im Einflussbereich der
ehemals eingeströmten, inzwischen aber leicht modifizierten Subtropikluftmasse.
Vor allem im Bereich einer dort eingebetteten Feuchteflusskonvergenz, die sich
auch im Windfeld wiederspiegelte, entwickelten sich bei guter Überlappung von
Cape (um 2000 J/kg) und Scherung (25 m/s DLS, 15 m/s LLS) teils unwetterartige
Gewitter mit Fokus auf Hagel (Bilder bis 3 cm) und Sturmböen.
Inzwischen hat die erste Kaltfront die Konvergenz praktisch eingeholt und die
„potente“ Luftmasse wurde weitestgehend Richtung Tschechien und Österreich
abgedrängt. Eingangs der Nacht gibt es dort noch einzelne Gewitter, diese fallen
aber nicht mehr unwetterartig aus und dürften auch bald der Vergangenheit
angehören.
Während diese erste Kaltfront dynamisch nicht sonderlich gut gestützt wurde und
sich somit als nur wenig wetterwirksam erwies, konnte die folgende zweite
Kaltfront vom markanten dynamischen Hebungsantrieb unmittelbar auf der
Vorderseite des Troges profitieren. Die Scherungsbedingungen waren dort noch
etwas besser als im Südosten, allerdings hielten sich die Labilitätsparameter
sehr in Grenzen. Meistens konnten innerhalb der einströmenden maritim erwärmten
Subpolarluft (um 5 Grad in 850 hPa) nur noch wenige 100 J/kg Cape generiert
werden bei PPWs um 20 mm. Mit der dynamischen Hebung reichte es dennoch für
zahlreiche Schauer und Gewitter, wobei vor allem der Wind im Fokus stand. Schon
der für diese Jahreszeit ungewöhnlich scharfe Gradient ließ quasi landesweit bei
guter turbulenter Durchmischung steife, in freien Lagen und an den Küsten
stürmische Böen erwarten. Vor allem mit Durchschwenken der Kaltfront, an der
sich eine mehr oder minder gut ausgeprägte Konvektionslinie (vorübergehend auch
mit einem typischen Line echo wave pattern versehen) bildete, wurde noch einmal
eine Schippe draufgepackt. Vielerorts gab es Sturmböen, vereinzelt auch schwere
Sturmböen, in Brandenburg an der Havel sogar eine orkanartige Böe.
Inzwischen hat sich auch diese Schauer- und Gewitterlinie Richtung Polen
verabschiedet.
Von Westen her hat Druckanstieg eingesetzt und vor allem Süddeutschland gerät im
Laufe der Nacht rasch in den Einflussbereich eines langgestreckten, von den
Azoren bis zum östlichen Alpenraum reichenden Hochkeils. Die zweite Kaltfront
überquert noch die Mitte des Vorhersagegebietes, löst sich dort dann aber auf.
Der Gradient fächert im Süden und in der Mitte deutlich, im Norden nur
allmählich auf. Vor allem an den Küsten weht somit auch nachts noch
warnrelevanter Wind mit Böen Bft 7 bis 8 aus westlichen Richtungen, auf dem
Brocken gibt es weiterhin Sturmböen (Bft 9). Ansonsten spielt der Wind im Laufe
der Nacht warntechnisch aber keine Rolle mehr.
Während die Wolken sich nach Abzug der letzten Schauer im Süden und in der Mitte
mehr und mehr auflösen und der Himmel später gebietsweise sogar komplett
aufklart, bleibt es im Norden, im Bereich der Frontalzone, wolkig bis stark
bewölkt und ein weiterer kurzwelliger Troganteil sorgt vor allem an den Küsten
bzw. in Schleswig-Holstein im Laufe der Nacht noch für einzelne Schauer.
Gewitter sollten aber keine mehr dabei sein.
Die maritime Subpolarluft erreicht noch die mittleren Landesteile, während im
Süden die ehemals subtropische Luftmasse nach wie vor nicht komplett ausgeräumt
wird. Morgens liegt die Temperatur in 850 hPa im Norden und in der Mitte bei
etwa 5 Grad, im Süden und Südwesten dagegen zwischen 7 und 10 Grad, vom
Oberrhein bis zum Alpenvorland sogar noch zwischen 10 und 13 Grad. Somit steht
vor allem in den mittleren Landesteilen eine angenehm frische Nacht ins Haus mit
Minima zwischen 13 und 8 Grad. Im Norden und im Süden bleibt es mit 16 bis 11
Grad etwas milder, im südlichen Oberrheingraben liegen die Minima örtlich sogar
bei 18 Grad.

Dienstag … verbleibt das Vorhersagegebiet unterhalb der nach wie vor strammen
westnordwestlichen Höhenströmung. Diese ist meist recht glatt konturiert, weist
aber vor allem über dem Norden und Nordosten des Landes, im Bereich der
Frontalzone, kleinere Störungen auf. Ein vor allem in 300 hPa etwas besser
konturierter Kurzwellentrog überquert im Laufe des Nachmittags und abends
Norddeutschland ostwärts.
Die flache und langgestreckte Hochdruckzone über Süddeutschland wird vom
Troggeschehen weiter nördlich nicht tangiert. Im Gegenteil: Dort dominiert
Absinken (schwache Inversion im Bereich von ca. 800 hPa), und somit scheint etwa
entlang bzw. südlich von Main und Mosel überwiegend die Sonne, maximal reicht es
für flache Quellwolken. Die Luftmasse kann sich durch die Weinstrahlung wieder
erwärmen (T850 hPa zwischen 18 Grad an den Alpen und 14 Grad an Mosel bzw.
Main), und somit wird es dort hochsommerlich warm mit Maxima zwischen 25 und 30,
im südlichen Oberrheingraben vielleicht 31 Grad.
An den sonnigen Süden schließt sich ein zonal ausgerichteter Streifen über der
Mitte des Landes mit unterschiedlichen Bewölkungsverhältnissen an. Mit
Annäherung der Warmfront eines an den oben erwähnten Kurzwellentrog gekoppelten
Frontensystems (die zugehörige Frontalwelle zieht rasch von Schottland über die
mittlere Nordsee bis eingangs der Nacht in etwa zum Skagerrak) werden die Wolken
dort am Nachmittag tendenziell dichter, eventuell fallen von NRW über Nordhessen
bis nach Thüringen auch ein paar Tropfen Regen, ansonsten sollte es aber trocken
bleiben. Bei etwa 11 bis 13 Grad in 850 hPa erreichen die Höchsttemperaturen in
dieser Region (grob: NRW/Rheinland-Pfalz bis Sachsen) Werte zwischen 22 und 27
Grad.
Weiter nördlich bleibt es dagegen eher wolkig bis stark bewölkt. Einzelne
Schauer sind zunächst am ehesten an den Küsten zu erwarten. Mit Passage der
Warmfront kann es dann aber vor allem in Schleswig-Holstein am Nachmittag dann
auch mal etwas kräftiger regnen (bis nahe 10 l/qm in 6 bis 10 Stunden). Von
Warnrelevanz bleibt der Wind: An dem Gradienten ändert sich nur wenig und vor
allem nach Osten zu kommt vor der Warmfront auch zeitweise die Sonne durch. Das
reicht in der Norddeutschen Tiefebene und auch in der Osthälfte sowie nach Süden
zu zumindest noch in den Kammlagen der Mittelgebirge vielerorts für steife, an
den Küsten stürmische Böen aus westlichen Richtungen. Auf dem Brocken kann es
weiterhin Sturmböen geben.
Bei 7 bis 10 Grad in 850 hPa liegen die Höchstwerte in der Nordhälfte meist
zwischen 19 und 23 Grad, an den Küsten bleibt es teilweise noch etwas frischer.

In der Nacht zum Mittwoch zieht die Frontalwelle rasch Richtung Südschweden ab.
Die Warmfront zieht rasch nach Osten ab, Kaltfront gerät über Norddeutschland
ins Schleifen, gleichzeitig aber mehr und mehr unter Absinken und zeigt
deutliche Auflösungstendenzen. Immerhin kann es im Bereich der Norddeutschen
Tiefebene noch gebietsweise etwas regnen, an den Küsten gibt es noch einzelne
Schauer.
Der Gradient fächert nur langsam auf, zumal sich die Hochdruckzone über Südwest-
und Süddeutschland vorderseitig eines auf Frankreich übergreifenden flachen
Rückens vorübergehende noch etwas verstärken kann. Vor allem an den Küsten gibt
es weitere steife bis stürmische Böen, auf dem Brocken Sturmböen. Erst ausgangs
der Nacht lässt der Wind im Nordseeumfeld etwas nach. Im Binnenland ist der Wind
dagegen alsbald nicht mehr warnrelevant.
Im Süden bleibt es dagegen gering bewölkt oder wolkenlos und auch in den
mittleren Landesteilen lockern die Wolken zeitweise stärker auf.
Je nach Bewölkungsverhältnissen liegen die Minima zwischen 19 und 11 Grad; am
mildesten bleibt es wohl in den Ballungszentren von NRW und in mittleren
Höhenlagen Südwestdeutschlands.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch … hat sich gegenüber den Ausführungen in der Frühübersicht nichts
Relevantes geändert.
Ein von der Biskaya abends auf Westfrankreich übergreifender markanter Randtrog
schiebt einen Höhenkeil vor sich her, auf dessen Vorderseite sich auch im Norden
und Osten vorübergehend schwacher Hochdruckeinfluss einstellt. Die dort noch
schleifende Kaltfront löst sich auf; zwar gibt es keine nennenswerten
Niederschläge mehr (am ehesten reicht es noch im Nordosten für kurze Schauer,
dort liegt die Absinkinversion bei 700 hPa), allerdings bleibt es über der
Norddeutschen Tiefebene noch eher bewölkt, die Sonne zeigt sich erst am
Nachmittag dann allmählich häufiger.
In der Mitte und im Süden scheint dagegen die Sonne und die Luftmasse beginnt
sich nun auch advektiv weiter zu erwärmen. In 850 hPa steigt die Temperatur bis
18 UTC auf Werte zwischen 7 Grad im Nordosten und 23 Grad in Südbaden. Das
reicht im Norden und Nordosten für Höchstwerte zwischen 21 und 26 Grad (Küsten:
18 bis 21 Grad), in der Mitte für 26 bis 31 Grad und im Süden/Südwesten für
heiße 30 bis 35 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag greift dann der über Frankreich rasch
ostnordostwärts schwenkenden Kurzwellentrog in unser Wettergeschehen ein, was
angesichts der zunehmend feuchten und instabilen Luftmasse mit mindestens
markanter Gewittertätigkeit (voraussichtlich ein oder mehrere konvektive
Systeme) in der Westhälfte einhergeht. Dazu im Detail aber mehr in den folgenden
Übersichten.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis einschließlich Mittwochabend fahren die Modelle einen einheitlichen Kurs.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff