SXEU31 DWAV 210800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 21.06.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
SWa

Heute im Süden (Südschwarzwald, Allgäu, Werdenfelser Land) einzelne kurze
Gewitter nicht komplett ausgeschlossen. Dazu verbreite Wärmebelastung.

Am Sonntag im Nordwesten starke Gewitter mit Sturmböen, Starkregen und Hagel.
Vereinzelt unwetterartige Entwicklungen mit heftigem Starkregen, orkanartigen
Böen und größerem Hagel nicht ausgeschlossen.

Am Montag allgemein windig und verbreitet steife Böen, exponiert (Berge, Küsten)
Sturmböen. Im Norden, speziell im Küstenumfeld kurze Gewitter mit Sturmböen oder
schweren Sturmböen und kleinem Hagel, im Süden gebietsweise starke oder schwere
Gewitter mit Sturmböen, vereinzelt größerem Hagel und (heftigem) Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC

Samstag… liegt Deutschland auf der Vorderseite eines westeuropäischen
Langwellentroges. Seine Hauptachse weist von Benelux über die Nordsee bis ins
Nordmeer und nach Grönland, im Tagesverlauf verlagert sie sich allmählich nach
Osten, greift aber noch nicht auf Deutschland über. Eine zweite Achse weist vom
Osten Deutschlands bis nach Nordwestrussland, zwischen beiden Achsen liegt über
Skandinavien ein flacher Trog der von Mittelschweden nach Südfinnland wandert,
der auf unser Wetter aber keinen Einfluss nimmt. Interessanter ist da schon ein
Kurzwellentrog auf der Vorderseite des Rückens im Bereich der
französisch-belgischen Grenze, der nach Südosten abläuft und es bis zum Abend in
den Alpenraum schafft. Er macht sich über dem Südwesten unseres Landes mit
Cirrus- und Cirrostratusfeldern bemerkbar, die aber abgesehen von ihrer reinen
Existenz das Wetter nicht entscheidend prägen.

Im Bodendruckfeld dominiert weiterhin Hoch ZORA, aktuell östlich von uns zu
finden und zusammen mit dem korrespondierenden Rücken auf einem gemächlichen Weg
nach Osten. Zum Abend soll es den Süden Polens erreichen, was bei uns insgesamt
mit leicht fallendem Druck verbunden ist. Entsprechend der Lage des Hochs weht
der Wind überwiegend aus östlichen bis südöstlichen Richtungen, nur im Nordosten
dreht er schon im Laufe des Vormittages von Süd über Südwest auf West.

Da die Cirruswolken über dem Südwesten die Strahlung, wie oben schon erwähnt,
kaum behindern, steht uns ein verbreitet sehr sonniger bzw. wolkenloser Tag ins
Haus. Bei 850er Temperaturen, die Stand jetzt zwischen 9 und 14°C liegen und bis
zum Abend auf 12 bis 17°C klettern, erwärmt sich die Luft, teils durch
Einstrahlung, teils durch Absinken, auf Hochsommerliche Werte. Entlang des
Rheins, vom Westen und Nordwesten bis zur Elbe sowie vom Südwesten bis nach
Unterfranken hinein sagt MOSMIX 30 bis 32°C vorher, im Westen können es lokal
bis zu 33°C werden. In den übrigen Gebieten reicht es immerhin für 26 bis 30°C,
nur auf den Bergen und an den Küsten bleibt es etwas kühler, was mancher als
durchaus angenehm empfinden dürfte.

Die niedertroposphärische Feuchte tritt weiterhin nur sehr moderat in
Erscheinung, so dass es zur Quellwolkenbildung allgemein nicht reicht. Lediglich
im Südwesten, wo auch aktuell schon die etwas feuchtere Luft liegt und das
Höhentief etwas unterstützt, kann es über den Bergen (Schwarzwald, Allgäu,
Werdenfelser Land) mal ein paar Quellungen geben. Am Südhimmel wird man aber
vielleicht mal ein paar höhere Wolkentürme sehen können, denn südlich des
Alpenhauptkamms soll unser Höhentief im Tagesverlauf Konvektion auslösen. Die
Niederschlagsmuster einiger deterministischer Modelle (ICON, IFS, UK10) deuten
für den Südschwarzwald mal ein paar Schauertropfen an, für den westlichen
Alpenbereich tun sie dies nicht, obwohl dort durchaus CAPE aufgebaut wird (bis
um 1000 J/kg, ähnlich wie im Südschwarzwald). Ob es am Ende mal für ein kurzes
Gewitter reicht bleibt abzuwarten, hoch sind die Wahrscheinlichkeiten jedenfalls
nicht. Sollte es aber doch mal klappen, sind die Rahmenbedingungen für
Starkregen bis 20 l/qm, kleinen Hagel und stürmischen Böen um 70 km/h passend.

In der Nacht zum Sonntag zieht das Höhentief über Oberitalien weiter nach Süden
ab. Derweil erreicht die Achse des Höhenrückens von Westen her unser Land. Das
Bodenhoch zieht sich noch etwas nach Südosteuropa zurück. Gleichzeitig erreicht
ein Langwellentrog die Britischen Inseln, das zugehörige Höhentief ist am Morgen
im Seegebiet zwischen Island und Irland zu finden. Mit ihm korrespondiert das
Zentraltiefs ZIROS südlich von Island. Seine (Haupt-)Kaltfront liegt zum Morgen
auf einer Linie von der westlichen Nordsee bis nach Nordwestfrankreich. Ihr
vorlaufend ist im Bodendruckfeld eine Konvergenzzone auszumachen, die die
belgische Küste und Zentralfrankreich tangiert. Weiters erkennt man einen
zweiten Kaltluftschub von der Irischen See bis zur westlichen Biskaya.

Auf der Vorderseite des Langwellentroges zieht im Nordwesten und Norden im
Nachtverlauf etwas hohe und mittelhohe Bewölkung auf. Ansonsten bleibt der
Himmel überwiegend klar. Der Wind dreht mehr und mehr in Richtung Süd und nimmt
in den Frühstunden im Nordwesten allmählich zu. Bei den Tiefstwerten ergeben
sich recht große Unterschiede: Während ganz im Westen die Temperatur nur noch
auf 19 bis 16°C zurück geht (mit Tropennächten über 20°C in Ballungsräumen) sind
es in den übrigen Landesteilen noch einmal recht kühle 15 bis 8°C.

Sonntag… bewegt sich die Achse des Höhenrückens weiter nach Osten und erreicht
am Abend Oder und Neiße, womit Deutschland komplett auf die diffluent
konturierte Vorderseite des westeuropäischen Langwellentroges gerät. Damit
kommen wir auch in den Bereich massiver Warmluftadvektion, die 850er
Temperaturen kratzen zum Abend im äußersten Südwesten an der 22°C-Marke, und
selbst an der Grenze zu Dänemark sind es dann fast 15°C. Während sich das
Zentraltief ZIROS allmählich ostwärts verlagert, tut es ihm das Höhentief gleich
und letzteres hat am Abend sein vorübergehendes Plätzchen vor der Nordwestspitze
Schottlands gefunden. Dem gegenüber schiebt sich das Bodenhoch noch etwas weiter
nach Südosten, es weist aber auch ein relatives Maximum über Oberitalien auf,
wobei es darüber hinaus weiterhin von Südosteuropa einen Keil bis nach Finnland
schiebt.

Die (erste) Kaltfront von Tief ZIROS erreicht zum Nachmittag hin die Küste
Belgiens und der Niederlande, erst zum Abend hin schafft sie es in den äußersten
Nordwesten Deutschlands bzw. an die deutsch-niederländische Grenze. Die
vorlaufende Konvergenzlinie erstreckt sich dagegen zum Abend etwa von der
Lübecker Bucht nach Süd-Südwesten und damit bis nach Hessen. Die höchsten
Theta-Werte deuten die Modelle zwischen der Front und der Konvergenzlinie an.
Ähnliches gilt für die potentielle Energie. Von der Westpfalz, dem Hunsrück und
der Eifel über Westhessen und Ostwestfalen bis hinauf nach Schleswig-Holstein
wird CAPE aufgebaut, im Norden nur moderat, in Ostwestfalen in der Spitze um
1000 J/kg, weiter südwestlich sogar bis zu 1500 J/kg. Dass der äußerste
Nordwesten bezüglich CAPE etwas in der Hinterhand ist, könnte am dort relativ
zeitig von statten gehenden Wolkenaufzug liegen. Etwas nach Westen versetzt vom
CAPE-Maximum (von der Saar/Eifel bis zur Nordsee) liegen die Bereiche mit der
feuchtesten Luft (PPWs in der Spitze bis 40 mm, spez. Feuchte bis 12 g/kg) und
mit der höchsten Scherung. Die labilste Schichtung zeigt sich dagegen etwas
vorlaufend zur Konvergenzlinie vom Südwesten bis zur Ostsee.

Da die Konvergenzlinie und die Front insgesamt recht spät hereinziehen, kommt
der größte Teil des Vorhersageraums (Ausnahme: der äußerste Nordwesten) noch
sehr sonnig, die Südosthälfte sogar verbreitet wolkenlos und dabei störungsfrei
über den Tag, auch wenn die massiv ansteigenden Temperaturen – die Rede ist von
31 bis 36, im Südwesten inkl. Unterfranken punktuell vielleicht 37°C, von so
Manchem durchaus als störend und etwas „too much“ empfunden werden dürfte. Nur
an der See und in den Hochalgen geht es z.T. etwas gemäßigter zu.

Was mögliche Gewitter an der Front und der Konvergenzlinie angeht, so sind sich
die Modelle noch keineswegs einig. Es scheint darauf hinauszulaufen, dass die
Auslöse erst mit dem Übergreifen der Konvergenzlinie einsetzt und es in der
vorderseitig überhitzten Luftmasse noch ruhig bleibt. Hinter der Konvergenzlinie
zeigt sich in der Luftmasse eine hohe Energie bei gleichzeitig noch mäßiger
Feuchte und vor allem sehr trockener Grundschicht. Entsprechend sind Fallböen
(Sturmböen oder schwere Sturmböen; Bft 9 oder 10) denkbar, aufgrund der
mangelnden Scherung sollte sich der Organisationsgrad der Gewitter dann aber
noch in Grenzen halten. Starkregen um 20 l/qm steht sicherlich auf dem Plan, die
Gefahr von unwetterartigem Starkregen ist zwar vorhanden, aber das Auftreten ist
eher unwahrscheinlich, ebenso wie die z.B. von ICON-D2 angedeuteten orkanartigen
Böen Bft 11. Weiter nach Nordwesten ist die Feuchte dann etwas ausgeprägter,
auch in der Grundschicht. Da zudem Scherung und Feuchte zunehmen, haben die
Gewitter einen besseren Organisationsgrad, was wiederum Sturmböen oder schwere
Sturmböen aus der Gewitterdynamik möglich macht. Der Starkregen könnte wegen der
Feuchte dann häufiger (aber nicht allzu oft) unwetterartig ausfallen (um 30
l/qm), wobei dem die recht rasche Verlagerung der Zellen entgegensteht. Dazu
könnte es auch mal größeren Hagel geben. Letztendlich bleibt abzuwarten, wie
sich die Dinge im Detail entwickeln.

In der Nacht zum Montag geht es für Front und Konvergenzlinie weiter nach Osten,
die Konvergenzlinie schafft es nach Polen, die Front nähert sich der
Oder-Neiße-Linie, sie wird im Süden aber schleifend und kommt dort laut der
meisten Modelle nur bis zum Main voran (nur GFS lässt die Front auch im Süden
recht schnell nach Südosten vorankommen). In die Nacht hinein bleibt es bei den
beschriebenen Gewitterparametern, im Nachtverlauf können die Gewitter aber auch
gebietsweise in ungewittrigen aber schauerartig verstärkten Starkregen
übergehen. Laut der meisten Modelle erreichen die schauerartigen und eventuell
auch noch gewittrigen Regenfälle bis zum Morgen eine Linie von der Lausitz bis
zum Schwarzwald, wodurch weiter südöstlich die feucht-labile Luftmasse erhalten
bleibt. Im Norden nimmt der Trog einen immer größer werdenden Raum ein. Die
damit einhergehende Labilisierung sorgt für Schauer (und eventuell kurze
Gewitter) im Nordseeumfeld, dort frischt auch der Wind auf mit einzelnen Böen
Bft 7 in exponierten Küstenabschnitten. Entlang des Oberrheins liegen die
Tiefstwerte knapp über 20°C, sonst sind es 19 bis 13°C mit den tiefsten Werten
in Südostbayern.

Montag… und in der Nacht zum Dienstag zieht der Langwellentrog über uns
hinweg, wobei er vor allem den Norden und die Mitte Deutschlands tangiert.
Rückseitig stellt sich eine stramme zonale Strömung ein, die durch ablaufende
kurzwellige Troganteile leicht mäandriert. Über Südnorwegen bildet sich ein
Teiltief des steuernden Tiefs ZIROS, das mit dazu beiträgt, dass der Gradient
über Mitteleuropa deutlich straffer wird. In der Folge legt der Wind zu,
deutschlandweit muss am Tage mit Windböen Bft 7 gerechnet werden. Stürmische
Böen Bft 8 gibt es dann in den Hochlagen, in Verbindung mit Schauern und
Gewittern und an den Küsten, wobei exponiert (u. a. Nordseeküste, Brocken,
Fichtelberg, Feldberg im Schwarzwald) auch Böen Bft 9 (Sturmböen), vereinzelt
sogar Bft 10 (schwere Sturmböen) denkbar sind.

Mit der weiter nach Südosten abziehenden Kaltfront sinken auch die 850er
Temperaturen. Am Abend sind es im äußersten Süden noch knapp 17°C, an der
dänischen Grenze dagegen nur noch 4°C. Da im Süden die angesprochene
feucht-labile Luftmasse erst im Laufe des Montags und in der Nacht zum Dienstag
ausgeräumt wird, kann es dort im Tagesverlauf zu schweren Gewittern kommen.
Südlich der Donau und bis nach Ostbayern liegen die CAPE-Werte um 1000 J/kg,
lokal können Werte bis 2000 J/kg erreicht werden. Dazu kommen PPW-Werte zwischen
30 und 40 mm sowie Scherungswerte von um die 20 m/s Deep-Layer-Shear und bis 15
m/s Low-Level-Shear. Letztendlich sind damit verbunden erneut starke und im
Vergleich zum Vortag auch vermehrt schwere Gewitter (Unwetter) zu erwarten mit
(heftigem) Starkregen, größerem Hagel und Sturmböen, wobei dem Starkregen erneut
die zügige Verlagerung entgegensteht.

Einzelne Gewitter werden auch im Norden erwartet, dort sind sie an den Trog
gekoppelt. Starkregen ist dort aufgrund der raschen Geschwindigkeit nicht zu
erwarten, dazu hat die dortige Luftmasse auch nicht das Feuchtepotential. Aber
Sturmböen und Schwere Sturmböen stehen auf der Agenda, zusammen mit eventuellem
kleinkörnigem Hagel.

Die Höchstwerte liegen nur im äußersten Südosten Bayerns und an der Neiße
nochmal um 30°C. Ansonsten sind es in der Südosthälfte meist 25 bis 28°C, in der
Nordwesthälfte dagegen nur 21 bis 25°C, an den Küsten ist es teils sogar noch
etwas kühler. Nachts sinken die Werte auf 16 bis 8°C.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle schätzen die Abläufe insgesamt recht ähnlich ein. Erste deutlichere
Unterschiede zeigen sich am morgigen Sonntag bezüglich der Gewitter im
Nordwesten. Während einige Modelle (z. B. ICON-D2, IFS oder auch ICON) noch am
Abend kaum auf Gewitterauslöse setzen und entsprechend zurückhaltende
Niederschlagssignale setzen, die dann erst in die Nacht hinein deutlich
kräftiger werden, zeigen sich GFS oder UK10 diesbezüglich schon frühzeitig
aggressiver. AROME setzt insgesamt auf eine recht langsame Verlagerung nach
Osten, die übrigen Modelle sind diesbezüglich schneller. Wie schon im Text
angesprochen verlagert GFS die Front auch im Süden recht rasch nach Südosten,
die übrigen Modelle lassen die Front dagegen schleifen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas