SXEU31 DWAV 101800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.06.2025 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Auf WAMMES folgt XARA – zunehmender Hochdruckeinfluss und von Südwesten her
immer wärmer.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Aktuell … befinden sich weite Teile Deutschlands noch auf zyklonaler Spur, was
sich aber schon bald ändern wird. Verantwortlich zeichnet der kleine Sonderling
WAMMES, seines Zeichens Tiefdruckgebiet, das gerade dabei ist, von der Nordsee
her die Kimbrische Halbinsel in Richtung Südschweden zu überqueren. Der
korrespondierende KW-Trog hat den Tiefkern bereits überlaufen, weshalb WAMMES
zunehmend unter Druckanstieg gelangt und sich von ca. 1005 hPa beginnt
aufzufüllen. Zwischen dem abziehenden Trog und einem sich über Westeuropa
respektive dem nahen Atlantik aufwölbenden Rücken stellt sich vorübergehend eine
indifferente nordwestliche Höhenströmung ein, welche die Kaltfront des Tiefs
landeinwärts Richtung südliche Mitte treibt. Auch die Kaltfront, die am
Spätnachmittag noch sehr schön als schmale Radarlinie zu erkennen war, wird in
den nächsten Stunden von Druckanstieg überlaufen, was ihrer Existenz alles
andere als zuträglich ist. Rückseitig strömt eine abgetrocknete und stabile
Meeresluft polaren Ursprungs ein (mP), in der T850 auf etwa 6 bis 2°C
zurückgeht. Wärmer bleibt es nur im Süden, wo die Kaltfront ja aber auch gar
nicht richtig hinkommt.

Mit bzw. vor der Front werden die anfangs noch auftretenden, zumindest bisher
nicht-elektrischen Schauer/schauerartigen Regenfälle auf die Ostsee sowie nach
Polen und Tschechien abgeschoben, so dass nach Mitternacht wahrscheinlich nur
noch ein paar Restschauer im Bereich von Oder und Neiße anzutreffen sind.
Ansonsten bleibt es bei unterschiedlicher Bewölkung (so richtig aufklaren willŽs
nicht, zumindest nicht großflächig) trocken, im Süden nimmt die Bewölkung
präfrontal sogar zu. Der westliche Wind lässt im Binnenland soweit nach, dass er
mit Ausnahme weniger exponierter Kämme oder Kuppen unter die untere Warnschwelle
(7 Bft) rutscht. Lebhafter gehtŽs nur noch an den Küsten zu, wo sich das Maximum
(Böen 7-8 Bft, exponiert Žne kleine 9 Bft) von der Nord- zur Ostsee verlagert
(dort Winddrehung von SW auf NW).

Die Temperatur geht auf 15 bis 8, in den Mittelgebirgen sowie dort, wo es doch
mal für längere Zeit aufklart, auf 8 bis 5°C zurück.

Mittwoch … wölbt sich der Höhenrücken durch permanente WLA vorderseitig eines
Troges mit Zentraltief über dem Ostatlantik nicht nur immer weiter auf, er kommt
auch dem Vorhersageraum immer näher. Am Abend reicht seine Hauptachse etwa von
den Balearen über die Normandie und die Westküste UKs bis hoch nach Ostgrönland.
Für uns bedeutet das weiterhin eine nordwestliche Höhenströmung, unter der sich
kräftiges Absinken bemerkbar macht. Der Luftdruck steigt weiter an auf etwas
über 1020 hPa. Außerdem bildet sich eine markante Inversion, die am Nachmittag
etwa zwischen 850 und 900 hPa liegt. Allerspätestens jetzt geht es der Kaltfront
irgendwo in Süddeutschland frontolytisch an den Kragen, weil sich ein
umfangreiches, von Mitteleuropa bis hoch zur Norwegischen See reichendes
Hochdruckgebiet positioniert (XARA), das keinen Platz für Fronten duldet.

Und so kommt es wie es kommen muss, der Sommer nimmt Fahrt auf, wenn auch morgen
noch mit angezogener Handbremse und einem äußerst bemerkenswerten
Temperaturgradienten. Vor allem im Süden und Westen sowie in Teilen der Mitte
scheint nach Auflösung nächtlicher Restbewölkung vielerorts die Sonne, garniert
von einigen flachen Cu hum. Einzig im südöstlichen Oberbayern könnten
resistentere Reste frontaler Wolken zumindest für einige Zeit die solare
Direktstrahlung hemmen. Egal, T850 macht einen Satz nach oben auf 8 bis 15°C,
was 2m-Temperaturen zwischen 22 und 26, an Hoch- und Oberrhein bis zu 28°C,
lokal vielleicht sogar 29°C zur Folge hat.

Deutlich gemäßigter geht es Richtung Norden und Osten zu, wo sich aus der
labilen Grundschicht heraus mehr Wolken entwickeln bzw. sich die Wolken aus der
Nacht als recht ausdauernd erweisen. Auflockerungen oder sonnige Fenster wird es
aber auch hier geben. Außerdem bleibt es trocken, weil die vertikale Mächtigkeit
der Quellungen nicht ausreicht, um Schauer zu generieren. Mit 17 bis 21°C (T850
3 bis 8°C), direkt an der See bei auflandigem Wind nur 15 oder 16°C, hält sich
der Temperaturanstieg noch stark in Grenzen

Der Nordwestwind weht an der Ostsee zunächst noch frisch mit Böen 7 Bft, nimmt
dann zum Nachmittag und Abend hin von Westen her aber immer weiter ab. Im großen
Rest der Nation ist schwacher bis mäßiger Wind angesagt, wobei er im
Tagesverlauf außer im Nordosten rechtdreht auf Nord bis Nordost.

In der Nacht zum Donnerstag kommt der Rücken noch etwas dichter an Deutschland
heran, was Bodenhoch XARA offensichtlich animiert, sich nicht nur zu kräftigen,
sondern auch zu expandieren. Am Morgen erstreckt sich die Gute vom Balkan über
Deutschland und Skandinavien bis etwa an den Nordrand der Norwegischen See. Der
Schwerpunkt liegt dann mit etwas über 1025 hPa über Südnorwegen bzw. dem
angrenzenden Seegebiet. Die Divergenzachse verlagert sich in den Nordosten, was
den meist schwachen Wind im größten Teil des Landes auf Ost drehen lässt.
Ansonsten lösen sich die abendlichen Restwolken zügig auf, so dass verbreitet
eine klare Nacht auf der Karte steht. Dabei kühlt die Luft im Norden und Osten
punktuell auf 5°C oder sogar etwas darunter ab, während es an einigen Orten im
Südwesten nicht kühler als 15°C wird.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag … 12-UTC-Lauf bestätigt Vorgängerläufe. Siehe Synoptische Übersicht
von heute früh.

Modellvergleich und -einschätzung

Nichts, was hier gesondert unter die Lupe genommen werden müsste.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann