S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 08.06.2025 um 10.30 UTC

Zunehmend hochsommerlich warm bis heiß, zum nächsten Wochenende ansteigende
Gewittergefahr (mit Unwetterpotential).

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 15.06.2025

Am Montag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, bestimmt beim IFS ein kräftiger
Höhenrücken mit Achse westlich unseres Landes das Wettergeschehen. Dieser stützt
ein Hoch über Mitteleuropa, dessen Schwerpunkt sich langsam ostwärts verlagert,
so dass sich Tagesverlauf meist Winde um Ost durchsetzen, während anfangs in der
Nordosthälfte noch mäßiger Nordwestwind weht. Mit der Verlagerung des Hochs ist
auch die Zufuhr einer deutlich wärmeren Luftmasse verbunden. So steigt nach der
vorangegangen recht kühlen Periode die Temperatur in 850 hPa bis zum Abend im
Nordosten immerhin schon auf 6°C, im Südwesten bis auf 14°C. Regional ist noch
recht viel Quellbewölkung am Himmel, diese sollte aber im Tagesverlauf weniger
werden und Schauer sollten nicht mehr auftreten.

Westlich der Biskaya zieht ein Langwellentrog heran, auf dessen Vorderseite sehr
warme Luft Frankreich erreicht.

Am Donnerstag zieht an diesem Langwellentrog ein Kurzwellentrog über Frankreich
nordwärts. Derweil erreicht der Rücken bis zum Abend in etwa den 10. östlichen
Längengrad und damit die Mitte unseres Landes. Das Bodenhoch verlagert dabei
seinen Schwerpunkt in den Ostseeraum. Der Wind weht damit tagsüber oftmals mäßig
um Ost. In 850 hPa setzt sich der Temperaturanstieg fort, so dass bereits zur
Mittagszeit im Osten um 7°C in 850 hPa erreicht werden, im Südwesten 17°C. Bei
überwiegend sonnigem Wetter stellt sich damit abgesehen vom Osten ein
hochsommerliches Temperaturniveau ein.

In der Nacht zum Freitag, zwar noch unter dem Höhenrücken gelegen, kann von
Westen eine erste Störung mit Gewittern übergreifen, da ist es angeraten, die
Entwicklung über Frankreich zu beobachten, deren nächtliche Überreste uns dann
im Westen schon traktieren könnten.

Am Freitag selbst ist der Kurzwellentrog nach Norden abgezogen. Die Achse des
Rückens liegt in etwa im Bereich der Oder, der Rücken regeneriert sich aber nach
Westen hin wieder, so dass sich die Wetterlage tagsüber wieder recht stabil und
verbreitet sonnig gestaltet. Da aber im Südwesten und Westen jetzt etwas
feuchtere Luft eingesteuert wurde, muss über dem Bergland dort mit verstärkter
Quellbewölkung und einzelnen Gewittern gerechnet werden. Das Temperaturniveau in
850 hPa liegt am Mittag zwischen 12°C an der Neiße und 19°C im Südwesten, so
dass sich landesweit ein hochsommerlich warmer bis heißer Tag einstellt.

Spannend wird es in der Nacht zum Samstag, wenn erneut ein Trog über dem Westen
Europas nordwärts läuft. Damit gelangt erneut feuchte Luft in den Westen des
Landes und abermals könnten Gewitter aus Frankreich auf das Vorhersagegebiet
übergreifen.

Am Samstag hat der Langwellentrog stark an Ausdehnung nach Süden verloren, damit
kommt er langsam ostwärts voran und wir gelangen etwas näher an seine
Vorderseite. Die Achse des Rückens weicht dagegen kaum. Östlich unseres Landes
ist weiterhin leichter Hochdruckeinfluss zu finden, hierzulande greift dagegen
bodennah eine meridional ausgerichtete Rinne von Westen über, die am Abend den
Osten des Landes erreicht. In dieser dürften sich Tagesverlauf von West nach Ost
Gewitter bilden. Da der Trog noch recht weit weg ist dürfte die Scherung nur
mäßig ausfallen, so dass bei den Gewittern Unwettergefahr vornehmlich wegen
Starkregens besteht, aber auch etwas größerer Hagel sollte nicht ausgeschlossen
werden. Rückseitig der Rinne schiebt sich dann von Frankreich schon wieder ein
Hochdruckkeil rein.

Auch am Sonntag weicht der Höhenkeil noch nicht so richtig, allerdings kommt uns
der Trog noch ein wenig näher, so dass wir etwas stärker auf dessen Vorderseite
geraten. Bodennah ist im Westen der Hochkeil wetterwirksam, dort fließt wieder
etwas kühlere (8 bis 10°C in 850 hPa) und trockenere Luft ein, so dass sich dort
das Wetter beruhigt. Im Südosten, wenngleich am Sonntag auch schon westlich des
Rinnenachse gelegen, lässt sich die feuchtheiße Luft noch nicht ausräumen, so
dass der Gewitterschwerpunkt (wieder mit Unwettergefahr) hier zu suchen sein
wird.

Am Montag und in der Nacht zum Dienstag soll dann der Trog sehr abgeschwächt
durchschwenken, so dass sich die mäßig warme Atlantikluft erstmal überall
durchsetzen kann. Nachfolgend wird ein Hochdruckgebiet nordwestlich der Azoren
zunehmend prominent, so dass sich eine vor allem im Norden und Nordosten nicht
ganz störungsfreie Westnordwestlage durchsetzen kann (bodennah antizyklonal, in
der Höhe teils zyklonal).

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufes mit seinen beiden Vorgängern kann nur
bis Donnerstag tagsüber als gut bezeichnet werden. In der Nacht zum Freitag
zeigt der gestrige 00-UTC-Lauf ein Höhentief, das von Süden her
Zentralfrankreich erreicht. Beim gestrigen 12-UTC-Lauf erreicht dieses Höhentief
bis Freitagmorgen schon das Seegebiet vor den Niederlanden. Im jüngsten Lauf ist
davon nur noch ein flacher Trog übrig, der schon Donnerstagabend westlich
unseres Landes nordwärts gesteuert wird und von dem am Freitagmorgen nichts mehr
übrig ist. Dieses System steuert allerdings feuchte Luft in den Westen
Deutschlands, so dass die Gewittersituation ab der Nacht zum Freitag noch sehr
unklar ist.

Das Höhentief bleibt uns nach den beiden älteren Läufen auch am Freitag und
Samstag erhalten und triggert die Gewittertätigkeit, während es im jüngsten Lauf
nicht mehr vorhanden ist. In diesem ist dagegen die bodennahe Rinne am Samstag
etwas prominenter, wenngleich mit wenig Unterstützung aus der Höhe. Am Sonntag
läuft dann endgültig alles auseinander. Nach dem jüngsten Lauf setzt sich von
Nordwesten allmählich kühlere Luft durch und die Gewitter ziehen sich in den
Südosten zurück, während die gestrigen Läufe dann eine eher antriebsschwache
feuchtheiße Wetterlage zeigen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die aktuell verfügbaren deterministischen Modelle sind sich bis Donnerstagmittag
noch ziemlich ähnlich. Sehen wir in die Nacht zum Freitag, so finden sich zwar
nirgends Höhentiefs, der flache Trog wird aber überall etwas anders simuliert,
somit ist auch unklar, wie weit etwas feuchtere Luft mit Gewittern schon nach
Deutschland eindringen kann.

Der Freitag wird dann wieder allgemein von hohem Geopotential geprägt, Gewitter
dürften sich nach allen Modellen auf jene Regionen beschränken, in denen schon
feuchte Luft angekommen ist und wo das Bergland zur Auslösung beiträgt.

Bis Samstagabend greift dann bei allen Modellen außer GFS die Rinne mit
Gewittern über. Bei IFS und GEM erreicht sie schon den Osten des Landes, bei
ICON und UK10 dagegen erst den Nordwesten. Bei GFS herrscht antizyklonale Hitze.

Diese hält sich bei GFS noch mindestens bis Sonntagabend, wo im Westen erste
Gewitter auftauchen können. Bei IFS und GEM ist bis dahin die größte Hitze schon
ausgeräumt und von Westen setzt sich in mäßig warmer Luftmasse der Hochdruckkeil
durch.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das Ensemble des IFS-Laufes von 00 UTC verteilt sich im Zeitraum von Freitag bis
Sonntag auf vier verschiedene Cluster. Schon zu Beginn um Freitag, 00 UTC, ist
zu sehen, dass der Kurzwellentrog leicht unterschiedlich simuliert wird. Ein
Höhentief ist aber nirgends mehr zu finden. Bis Sonntag, 00 UTC zeigen dann die
Cluster größere Unterschiede: Bei C1 und C4 (zusammen 27 Mitglieder, Hauptlauf,
Kontrolllauf) liegt die Achse des Langwellentroges dann noch westlich der
Britischen Inseln und der Biskaya. C2 (12 Mitglieder) zeigt die Achse in etwa
zwischen England und Irland, C3 (12 Mitglieder) schon auf der Höhe Englands. Die
etwas langsameren Entwicklungen sind also leicht dominierend.

Die Rauchfahnen des IFS-EPS für verschiedene Städte Deutschlands zeigen ein
Ansteigen der Kurvenscharen des Geopotentials bis Freitag und der
850-hPa-Tempertatur bis Samstag bei nur geringer Streuung. Bis Freitag soll es
auch weitgehend trocken bleiben. Nachfolgend nimmt der Schwerpunkt der Werte für
Temperatur und Geopotential wieder überall ab, allerdings nimmt die Streuung
deutlich zu. Die Mehrheit der Läufe liegt dabei bei den etwas tieferen Werten
und damit auf einem mäßig-warmen bis warmen Temperaturniveau. Es soll aber nicht
verschwiegen werden, dass mehrere Läufe ein beständig hohes Niveau von
Temperatur und Geopotential anzeigen. Zum Wochenende und zum Beginn der neuen
Woche gibt es an allen Orten wieder deutliche Niederschlagssignale.

Die Rauchfahnen des GFS sehen denen des IFS sehr ähnlich. Was allerdings
auffällt, dass nach nächstem Wochenende der „heiße Ast“ etwas stärker ausgeprägt
ist als beim IFS. So liegen zum Beispiel nächsten Dienstag (17.06.) über dem
Norden Deutschlands noch 4 (von 32) Kurven über 15°C, im Süden sind es noch ca.
10 Kurven.

Somit kommen wir zum Mittelfristfazit: Im Laufe der kommenden Woche geraten wir
zunehmend in eine sehr warme bis heiße Witterungsperiode. Nachfolgend steigt
auch die Gewitterneigung etwas an, wenngleich noch unklar ist, wie schnell das
gehen wird und wie lange der Osten verschont bleibt. Wie und wann wir aus dieser
heißen Witterungsperiode wieder raus kommen, ist noch vollkommen unklar. Das
kann schon nächsten Sonntag sein, kann sich aber auch noch weit in die
nachfolgende Woche hineinziehen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bezüglich signifikanter Wettererscheinungen sind – abgesehen von Hitze – für die
kommende Woche nur Gewitter zu erwähnen:

Mittwoch: dürfte gewitterfrei bleiben.

Donnerstag: dürfte tagsüber noch gewitterfrei bleiben. In der Nacht zum Freitag
im Westen und Südwesten einzelne Gewitter nicht ganz ausgeschlossen. Bei sehr
hoher Feuchte, aber geringer Scherung kann es bezüglich des Starkregens Unwetter
geben.

Freitag: tagsüber/abends kann es im westlichen und südwestlichen Bergland
vereinzelte Hitzegewitter geben. Bezüglich Starkregens dann auch Unwettergefahr.
In der Nacht zum Samstag in der Westhälfte mit langsam steigender Gefahr
einzelne Gewitter, dabei durchaus markante Entwicklungen mit Starkregen,
Sturmböen und Hagel, wegen Starkregens und Hagels kann es auch Unwetter geben,
denn die Scherung nimmt zu.

Samstag und Sonntag: Ist die Lage noch sehr unsicher. Nach Durchsicht aller
Modelle kann man aber an beiden Tagen in keiner Region starke Gewitter
ausschließen. Bei mäßiger Dynamik sollte man beim Wind zumindest die schweren
Sturmböen einkalkulieren, bezüglich Starkregens und Hagels können
Unwetterkriterien gerissen werden. Eine räumliche Eingrenzung erscheint nicht
sinnvoll.

Bezüglich der Temperaturen bleibt zu ergänzen, dass es ab Donnerstag im
Südwesten zu erster Wärmebelastung kommen kann, die sich am Freitag auf weitere
Landesteile ausweiten kann und deren Andauer noch nicht ganz klar abgeschätzt
werden kann.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann