#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Freitag, den 06.06.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 06.06.2025 um 10.30 UTC
Anfangs im Norden wechselhaft und mäßig warm, in der Folge unter
Hochdruckeinfluss immer wärmer. Im Süden unter Hochdruckeinfluss zunehmend
sommerlich warm, entlang des Oberrheins auch heiß und trocken. Ab Freitag von
Westen zunehmendes Gewitterpotenzial.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 13.06.2025
Die nun anstehende Mittelfrist wird durch eine allmähliche Umstellung hin zu
mehr Blockierungsoptionen geprägt und weist einen zunehmend hochsommerlich
warmen Witterungsabschnitt auf. Bevor wir aber zur aktuellen Mittelfrist kommen,
schauen wir erst kurz auf die letzten Wochen und in welche Richtung sich das
Grundmuster eizustellen scheint. Sollte die eigentliche Mittelfrist vom
Hauptinteresse sein, so möge man zur Überschrift MITTELFRIST weiterspringen.
Retrospektiv besitzen die Aussagen der Mittelfrist vom 18. Mai bisher weiterhin
ihre Gültigkeit u.a. mit dieser Zusammenfassung der entsprechenden (erweiterten)
Mittelfrist:
„Zusammenfassend lässt sich also zu alldem sagen, dass die Zeichen für eine
nachhaltige Umstellung der Anomalien im Geopotenzial gegeben sind und auch vom
vorhandenen Grundzustand der Atmosphäre gestützt werden. Dies bedeutet einen
größeren Einfluss aus westlichen und südlichen Gefilden, ohne jedoch die
klassischen Signaturen von beständigen und weit nordwärts ausgreifenden
Hitzewellen (u.a. durch die Ausrichtung des Azorenhochkeils beeinflusst). Dies
gilt für die erweiterte Mittelfrist bis weit in den Juni hinein.“
Dieser Rückblick ist deshalb von Bedeutung, da aufbauend auf die eingetroffene
Entwicklung ggf. Änderungen bei der Betrachtungsweise der dominanten Antriebe
für den nun anstehenden Abschnitt notwendig werden könnten.
Betrachtet man sich den Zeitraum vom 18. Mai bis zum 3. Juni 2025, so haben sich
die Vorzeichen in der Tat gewechselt mit deutlich negativen Anomalien vom 500
hPa Geopotenzial über Norwegen/Schweden und positiven Werten westlich von
Portugal und somit die Azoren betreffend. Erst zum Ende des Monats Mai erfasste
uns kurz ein Schwall feuchter und sommerlich warmer Luftmassen aus Südwest (31.
Mai mit 32.5 Grad in Waghäusel-Kirrlach, 01. Juni mit 30.1 Grad in
Emmendingen-Mundingen), aber bisher war von Stabilität (Blockierung, Hitzewelle
etc.) keine Spur.
Auf dieser Erkenntnis aufbauend schauen wir nun, was sich bei den treibenden
Kräften seitdem geändert hat, um nun die weitere Entwicklung „aufzuspannen“.
Angetrieben von einem kräftigen Eintrag des globalen Gebirgsimpulses
(Interaktion regionaler Druckzentren mit den größten Gebirgen auf globaler
Perspektive) stieg auch die Gesamtbilanz des Impulses bei der Atmosphäre zum
ersten Mal seit Monaten Ende Mai kurz in den positiven Bereich, nur um nun
wieder in den allseits bekannten negativen Bereich zurückzugehen. Dieser
Impulseintrag von Ende Mai erreicht nun die Außertropen und erhöht nun
vorübergehend etwas die Blockierungstendenzen. Dies wird auch durch eine
retrotrage Wellenverlagerung eines Troges in der oberen Troposphäre gestützt,
der grob peripher der Dänemarkstraße liegend sich nun in Richtung Grönland
verlagert. Somit steigen über die Monatsmitte des Juni hinaus die
Blockierungstendenzen über dem Nordostatlantik, aber auch über Europa wieder an,
was auch innerhalb der subsaisonalen Vorhersage des EZ so hervorgehoben wird.
Summa summarum befinden wir uns nun in der Umstellung hin zu einem wieder etwas
blockierungsfreundlicheren „background“, wobei dies aber nicht eins zu eins mit
anhaltenden Hitzewellen gleichzusetzen ist. Dies wird auch durch die jüngste
Trendentwicklung des Geopotenzial innerhalb der unteren Stratosphäre zur
Monatsmitte (Juni) gestützt, die nach Abzug des nach Grönland ziehenden Troges
nun erneut die Ausbildung eines weiteren Troges in Richtung Europäisches
Nordmeer/Skandinavien andeutet. Dies fällt dann wieder mit einer Abnahme des
globalen Impulses der Atmosphäre zusammen, sodass die Entwicklung recht
diffus/chaotisch ausfallen könnte mit einer Zunahme der Abtropftendenzen (je
nachdem, wo sich blockierende Potenzialzentren ausbilden können). Daraus kann
man sowohl Hitzewellen, aber auch längere wechselhafte Phasen basteln, sodass
eine Trendaussage nur schwer herauszuarbeiten ist.
Grundsätzlich steigt aber insgesamt das Temperaturniveau im Vergleich zum
letzten Abschnitt (Mitte Mai bis Anfang Juni) besonders im Westen und Süden an
und die Option (an Hand von Wahrscheinlichkeitsaussagen) für Hitzewellen nimmt
insgesamt etwas zu – dem saisonalen Verlauf des Sommers entsprechend.
MITTELFRIST
Was erwartet uns nun während der aktuellen Mittelfrist vom Montag, den 09. Juni
bis zum Freitag, den 13. Juni 2025?
Der Montag und Dienstag werden beide noch durch den sich sukzessive nach
Skandinavien zurückziehenden Höhentrog beeinflusst, an dessen Südflanke weitere
Wellen ostwärts ablaufen und besonders dem Norden zwei recht wechselhafte Tage
mit zahlreichen Schauer bescheren. Zeitweise regnet es auch peripher
durchschwenkender Fronten mal für einige Stunden und besonders am Montag sind
auch eingelagerte Gewitter je nach tageszeitlichem „timing“ der Wellen mit von
der Partie.
Deutlich stabiler und auch trocken verlaufen beide Tage bereits über der Mitte
und dem Süden, am Montag noch mit einer regen Quellbewölkung, bevor am Dienstag
im Süden bereits durchweg die Sonne scheint. Diese Wetterberuhigung steht im
Zusammenhang mit einem beständigen Anstieg des Geopotenzials bei gleichzeitig
steigendem Bodendruck.
Mittwoch und Donnerstag stellen die Weichen hin zu einer kurzen Hitzewelle dank
eines von Südwesten nahenden Keils, der das Wetter in weiten Bereichen
Deutschlands sonnig und trocken gestaltet. Einzig im Norden sind anfangs noch
Reste der feuchten Luftmasse in Form letzter Schauer wirksam.
Zum Freitag flacht der Keil etwas ab und die Höhenströmung kippt von Westen ins
leicht zyklonale, sodass grundsätzlich der Weg frei wäre für erste
Kurzwellenpassagen, die den Keil umrunden. Diese könnten dann die ersten
kräftigen Gewitter in einer schwül-warmen bis heißen Luftmasse zünden.
Die Maxima der Temperatur spiegeln am Montag/Dienstag noch die Zweiteilung des
Wetters gut wider mit Höchstwerten von 15 bis 19 Grad im Norden und selbst zum
Mittwoch werden dort nur zaghaft die 20 Grad angepeilt. Derweilen erwärmt sich
die Luftmasse im Süden bis Dienstag zügig auf über 20 Grad mit sommerlichen 25
oder 26 Grad am Oberrhein.
In der Folge weitet sich die sommerliche Luftmasse immer weiter nordwärts aus
und erreicht auch zum Freitag mit rund 25 Grad den Norden (äußerste Norden dank
steigendem Bodendruck über Skandinavien und östlicher Bodenwindkomponente eher
noch darunter). Ansonsten wird es verbreitet sommerlich warm, entlang des
Oberrheins mit Maxima um 30 Grad auch sommerlich heiß (wo die Werte auch gut und
gerne für 4 oder 5 Tage in diesem Bereich verbleiben).
Die Nächte kühlen vorerst gut ab dank der Advektion einer modifizierten maritim
polaren Luftmasse, die unter Hochdruckeinfluss zur Ruhe kommt. Minima während
der ersten Nächte deutlich unter 10 Grad sind verbreitet ein Thema und die
bodennahen Werte liegen je nach Aufklaren über der Mitte und dem Süden regional
teils im unteren einstelligen Bereich. In der Folge sorgt dann aber der
Luftmassenwechsel für immer mildere Nächte, sodass in der Nacht zum Samstag im
Südwesten die Minima besonders am Oberrhein kaum noch unter 15 Grad zurückgehen.
Der Westwind weht am Montag und Dienstag im Norden weiterhin stark, zeitweise
auch böig (Bft 6 bis 7), küstennah wiederholt mit stürmischen Böen Bft 8. In der
Folge schwächt sich der Wind unter Drehung über Nord auf Nordost bis Ost immer
weiter ab (unter jegliche Warnschwellen). Sonst kommt der Wind nur schwach bis
mäßig aus unterschiedlichen Richtungen (dank der mauen Druckgegensätze im Süden)
und dreht zum Ende der Mittelfrist eher auf östliche, später südliche Richtung.
In der erweiterten Mittelfrist, am kommenden Wochenende, deutet sich mit
weiterem Geopotenzialabbau von Westen eine gewitterträchtige Entwicklung in
einer sehr energiereichen Luftmasse an, die sukzessive nach Osten verdrängt
wird. Über Feinheiten muss nicht gesprochen werden, doch das Unwetterpotenzial
wäre auf jeden Fall wieder erhöht.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die jüngsten 5 Modellläufe von EZ haben die Entwicklung während dieser
Mittelfrist insgesamt gut im Griff. Sie betonen alle konstant einen zonal
geprägten Beginn der Mittelfrist mit tiefem Druck über Skandinavien. Im weiteren
Verlauf der Mittelfrist (ab der Wochenmitte) wölbt sich über Westeuropa ein Keil
auf, der in der Folge ostwärts nach Mitteleuropa wandert. Dieser Keil wird
gestützt durch einen Trog vor den Toren Portugals, der im Verlauf der
Mittelfrist unter Abschwächung nordostwärts nach Nordwesteuropa zieht und einen
Schwall vermischter modifizierter kontinentaler und maritimer Tropikluft nach
Norden in den Keil lenkt, was somit für Mitteleuropa ein „vorübergehende“
deutliche Erwärmung zur Folge hat. Zum Ende der Mittelfrist (am Freitag) setzt
aber von Westen wieder Druckfall ein und deutet einen nahenden Atlantiktrog an.
Diese gesamte Entwicklung wird ohne gröbere Abweichungen und somit recht
konsistent gezeigt. Unsicherheiten ergeben sich vor allem zum Ende der
Mittelfrist bei der Frage, wie agil der Keil zu uns hereinwandert und wie
schnell Störungen von Westen die Gewitteraktivität aufleben lassen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen internationalen Modelle sehen die Entwicklung sehr ähnlich zu EZ. Am
Mittwoch halten ICON/GFS die Nordwestströmung besonders über Norddeutschland
deutlich ausgeprägter aufrecht als die anderen Modelle. Dies könnte eine
weiterhin rege Schauertätigkeit bei gedämpftem Temperaturniveau im Norden zur
Folge haben.
Etwas größer wird die Streuung der Modelle zum Donnerstag/Freitag bei der Frage,
wo genau die Keilachse liegt und wie schnell von Westen wieder Druckfall
einsetzt. Dies wirft noch einige Fragen auf bezüglich der Ausprägung der
Gewitteraktivität, die zum Ende der Mittelfrist von Westen immer mehr in den
Fokus rückt. Mit der herangeführten feucht-warmen bis heißen Luftmasse wäre aber
erneut die Grundlage für kräftige Gewitter vorhanden.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse steigt am Montag mit einem Cluster und dem klimat. Regime
eines Atlantikrückens in diese Mittelfrist ein. Noch dominiert tiefes
Geopotenzial über Skandinavien und steht positiven Anomalieabweichungen über
Südeuropa und dem Nordostatlantik gegenüber. Deutschland liegt somit noch in
einer wechselhaften und nur mäßig warmen Westströmung.
In der Folge verliert der Trog über Skandinavien zwar immer mehr an Kontur und
die drei Cluster heben von Dienstag bis Donnerstag insgesamt eine
blockierungsfreundlichere Entwicklung über Europa hervor. Allerdings geht diese
Entwicklung noch mit gröberen Unsicherheiten einher. Einige der Fragen werden
sein, wo das Trogresiduum über Nordosteuropa zum Liegen kommt, wie kräftig die
Keilaufwölbung über West- und Mitteleuropa ausfallen wird und wie umfangreich
das Geopotenzial über dem Nordostatlantik fällt. Besonders die beiden am
stärksten besetzten Cluster 1 und 2 stützen für Mitteleuropa einen stetigen
Anstieg des Geopotenzials mit einer Erwärmung aus Südwest.
Zum Ende der Mittelfrist und in die erweiterte Mittelfrist hineingehend hebt der
erste Cluster die jüngste Entwicklungstendenz der NAM hervor, die aus dem
Positiven zunehmend ins leicht Negative zurückgehen soll. Dieser Cluster setzt
somit auf eine kräftige Keilaufwölbung nach Norden mit Kontaktaufnahme zu einem
umfangreichen Keil über der Uralregion. In diesem Fall würde uns der Keil noch
über das kommende Wochenende hinaus begleiten mit gelegentlichen Einflüssen von
Störungen aus West.
Der zweite Cluster hebt im Grunde eher die vorherrschenden
Hintergrundbedingungen (sie Mittelfrist vom 18. Mai) hervor mit leicht positiven
Geopotenzialanomalien über Südwesteuropa und einer fortwährenden leichten
Westströmung – sommerlich warm, aber deutlich wechselhafter.
Tief in der erweiterten Mittelfrist hebt nur ein Cluster über die Monatsmitte
hinaus eine Dominanz der Blockierung hervor (auch beim klimat. Regime) und folgt
dem ersten Cluster aus dem vorherigen Zeitschritt. In dem Fall würden dann
Abtropfprozesse eine Abschätzung der Entwicklung kaum ermöglichen, wenngleich
eine Fortdauer der sommerlich temperierten und wechselhaften Witterung
vorstellbar wäre.
Die Meteogramme ergeben keinen nennenswerte neuen Informationsgewinn, zeigen sie
doch alle einen vorübergehenden Stabilisierungstrend ab der Wochenmitte (im
Süden schon ab Dienstag) bei allgemein steigendem Temperaturniveau auf
hochsommerliche Werte (im Norden auf sommerliche). Zum Wochenende nehmen die
Niederschlagssignale wieder von West nach Ost zu und hohe Memberspitzen heben
das Potenzial für kräftige Schauer und Gewitter in der feucht-labilen Luftmasse
hervor.
Der Kontrolllauf liegt gut eingebettet in den jeweiligen Rauchfahnen und zeigt
jeweils beim 500 hPa Geopotenzial wie auch bei der 850 hPa Temperatur zum Ende
der kommenden Woche ein größere Plateau mit einer zunehmenden Aufweitung der
Memberschar in der erweiterten Mittelfrist.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND:
Am Montag treten besonders entlang der Küsten und auch auf dem Brocken
wiederholt stürmische Böen Bft 8 aus West auf, die zum Dienstag immer weniger
werden. Nachfolgend spielt der Wind warntechnisch keine Rolle mehr.
GEWITTER:
Am Montag sind im Norden einige Kaltluftgewitter zu erwarten, die teils mit
stürmischen Böen Bft 8 einhergehen.
Zum Freitag nimmt dann von Westen allgemein das Gewitterrisiko deutlich und
verbreitet zu, wobei mit Einsickern einer feuchten und sehr warmen Luftmasse
auch das Potenzial für Unwetter stetig steigt.
Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-ENS, GEFS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy