SXEU31 DWAV 010800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 01.06.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
SW z
Abgesehen vom Nordwesten und Westen weitere Gewitter; Unwetter nicht
auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC

Sonntag… liegt Deutschland an der Vorderseite eines auf die Britischen Inseln
übergreifenden Troges. Während dessen nördlicher Teil sich bereits Südnorwegen
nähert, hängt der Trog mit einem südlichen Teil zurück, d.h. dessen Achse
erstreckt sich in das Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel. Somit dauert
die trogvorderseitige südwestliche Strömung noch längere Zeit an und wird zudem
zyklonaler. Die darin eingelagerte Kaltfront greift schleifend auf den
Nordwesten und Westen Deutschlands über, wodurch sich dort hinsichtlich der
Gewittertätigkeit eine Entspannung einstellt. Dabei wird die Kaltfront von
Kaltluftadvektion überlaufen und ist daher nur wenig wetterwirksam.
Wesentlich interessanter ist, was präfrontal passiert. Südlich und östlich einer
Linie Lübecker Bucht – Vogtland – Südpfalz werden noch einmal 1000 bis über 2000
J/kg MU-CAPE generiert; der Flüssigwassergehalt liegt bei 30 bis knapp 40 mm,
ein nach Nordosten ablaufender Kurzwellentrog induziert Hebung. Im Zusammenspiel
mit einer bodennahen Konvergenz entwickeln sich Gewitter, wobei erneut Unwetter
durch heftigen Starkregen (diesen vor allem in der Mitte, etwas nordostwärts
ausgreifend), Sturmböen und besonders im Süden und Südosten größerem Hagel
zustande kommen können. Dieser Kurzwellentrog ist vor allem im Nordosten und in
der Mitte Deutschlands wetterwirksam, was den Schwerpunkt der Gewittertätigkeit
in diesen Gebieten erklärt. Nach Süden zu ist die Strömung relativ glatt, so
dass es sich dort eher um isolierte Entwicklungen handeln dürfte, die dank
orografischer Unterstützung ausgelöst werden, aber genauso in Form von
Superzellen unwetterträchtig sind. Zudem ist es fraglich, ob aufgrund der im
Süden vorhandenen stärkeren Bewölkung so hohes CAPE zustande kommen kann.
Da gegenüber gestern die Luftmasse bereits etwas „entschärft“ wurde, kann von
der Ausgabe einer Unwetter-Vorabinfo abgesehen werden.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 24 bis (nach Südosten hin) 29 Grad. Im
Bereich der gemäßigteren Luftmasse, d.h. im Nordwesten und Westen sowie in
ostseenähe, sind 19 bis 23 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Montag greift die Kaltfront des sich nach Nordskandinavien
verlagernden Tiefs im Norden Deutschlands rasch ostwärts über, hängt aber im
Süden zurück, so dass südlich einer Linie Oberfranken – Südpfalz ein
Luftmassenwechsel ausbleibt. Wenngleich durch Entrainmentprozesse (die bodennahe
Strömung dreht dann vollständig auf westliche Richtungen) die Luftmasse
entschärft wird, so sind doch weitere, teils auch mehrstündige Starkregenfälle,
die zumindest in der ersten Nachthälfte noch von Gewittern durchsetzt und
unwetterartig sein können, vorstellbar. Ob in der zweiten Nachthälfte in
Verbindung mit einer Welle die Konvektion im Südwesten erneut auflebt, ist noch
nicht sicher.
Im Norden und Westen sowie in Teilen der Mitte lässt Absinken die Bewölkung
auflockern, wobei die Temperaturminima größtenteils zweistellig bleiben.

Montag… läuft ein weiterer, kräftigerer Teiltrog nordostwärts ab und erfasst
im Tagesverlauf den Nordwesten Deutschlands. In seinem südlichen Teil kann der
Trog nach wie vor nicht auf die Iberische Halbinsel übergreifen. Gleichzeitig
regeneriert sich, bedingt durch einen Kaltluftvorstoß aus dem Raum Grönland, der
über dem nahen Ostatlantik liegende Haupttrog.
Mit dem hereinschwenkenden Kurzwellentrog wird die bisherige feucht-labile
Luftmasse weiter in den Südosten Deutschlands gedrückt und kann im Tagesverlauf
südlich einer Linie Oberpfälzer Wald – Hochschwarzwald noch einmal ihr Potential
entfalten. Allerdings ist diese Luftmasse nicht mehr mit der von gestern
vergleichbar – CAPE erreicht nur noch 500 bis knapp über 1000 J/kg, der Gehalt
an niederschlagbarem Wasser 25 bis etwa 35 mm. Ein relativ weit südlich nach
Nordosten ablaufender Kurzwellentrog lässt in diesen Gebieten die Konvektion
erneut aufleben, wobei die Wahrscheinlichkeit für Unwetter geringer ist als an
den beiden Vortagen.
Im Nordwesten und Norden Deutschlands macht sich der neue, nach Nordosten
ablaufende kräftigere Kurzwellentrog zur tagesgangsbedingt aktivsten Zeit
bemerkbar. In diesen Gebieten werden dank Einstrahlung bis etwa 500 J/kg CAPE
generiert, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser erreicht etwas mehr als 20 mm,
so dass dort vermehrt kurze Gewitter, durchaus mit stürmischen Böen, auftreten
können. Für Starkregen sollte es in diesen Gebieten aufgrund der raschen
Verlagerung der Konvektionszellen nicht reichen.
In einem breiten Streifen, der sich vom Westen Deutschlands bis zur Oder
erstreckt, sorgt kompensierendes Absinken für größere Auflockerungen und es
bleibt weitgehend trocken.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 20 bis 24, im Nordwesten, in Ostseenähe
und im höheren Bergland Werte um 18 Grad.

In der Nacht zum Dienstag wird mit Abzug des Kurzwellentroges die südwestliche
Strömung vorübergehend antizyklonaler. Hieraus ergibt sich schwacher
Zwischenhocheinfluss. Dieser bringt die Konvektion auch ganz im Süden zum
Erliegen, so dass auch in diesen Gebieten Wetterberuhigung erfolgt. Da die
Luftdruckgegensätze nur sehr gering sind, können sich dort, wo es zuvor viel
geregnet hatte, flache Nebelfelder bilden. Im Norden und in der Mitte
Deutschlands kühlt es sich bis in den einstelligen Temperaturbereich ab.

Dienstag… greift der Haupttrog auf die Britischen Inseln über, was die
südwestliche Strömung aufsteilen und wieder zyklonaler werden lässt. Dabei
verlagert sich der südliche Teil dieses Troges zur Iberischen Halbinsel und
zapft die über dem westlichen Mittelmeer liegende Subtropikluft an. Mit der
rückdrehenden Strömung stößt feuchtlabile Luft von Südwesten her wieder bis zur
Mittelgebirgsschwelle vor. In diesen Gebieten lebt dann hoch reichende
Konvektion wieder auf. CAPE erreicht 1000 bis über 1500 J/kg, der
Flüssigwassergehalt 25 bis über 30 mm, Hebungsantrieb wird durch die leicht
flatternde südwestliche Strömung generiert. Somit können sich erneut Gewitter
bis hin zum Unwetter entwickeln, wobei dann aufgrund der signifikanten
niedertroposphärischen wie auch hochreichenden Scherung organisierte Konvektion
(Squall lines, Superzellen mit Hagel, durchaus auch (schwere) Sturmböen,
vorstellbar sind.
Der Norden und weitgehend auch die Mitte bleiben von diesen Entwicklungen noch
verschont. Dort hält sich noch trockenere und auch etwas stabilere Luft. In
diesen Gebieten stellen sich auch längere sonnige Abschnitte ein. Gegenüber
Montag erfolgt jedoch keine wesentliche Temperaturänderung.

In der Nacht zum Mittwoch bleibt die südwestliche Strömung bestehen. Mit dieser
erfasst die feuchtlabile Luft auch die östlichen Landesteile. Etwas Hebung
zeichnet sich nur im Nordwesten durch einen weiteren, nordostwärts ablaufenden
Kurzwellentrog ab. Diese ist an eine weitere hereinlaufende Kaltfront gekoppelt,
mit welcher von der Nordsee her ein paar Schauer aufkommen. Zudem frischt an der
Nordsee der Wind mit Böen Bft 7, an der Nordfriesischen Küste mit stürmischen
Böen Bft 8, auf.
Ansonsten dominiert Absinken. Im Zusammenspiel mit dem dann nicht wirksamen
Tagesgang dürfte die Konvektion abklingen. Bereits ab dem späten Abend sollte es
dann für unwetterartige Entwicklungen nicht mehr reichen. Ob im Zusammenhang mit
einer nach Nordosten laufenden Welle im Südwesten erneut Konvektion oder
zumindest Niederschläge einsetzen, ist noch nicht sicher.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann