#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 28.05.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 28.05.2025 um 10.30 UTC
Erste Schwergewitterlage des Sommers. Höhepunkt wahrscheinlich Dienstag.
Wetterberuhigung wahrscheinlich erst ab Donnerstag kommender Woche.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 04.06.2025
Am Samstag liegt Deutschland unter einer westlichen, leicht mäandrierenden
Strömung. Ein darin eingelagerter abflachender Rücken greift von der Nordsee
kommend auf Mitteleuropa über. Dieser wird von kurzwelligen Keil-Trog-Strukturen
überlaufen, die in der von der Biskaya einfließenden feuchtwarmen Luft Hebung
induzieren. Somit können sich im Tagesverlauf zunächst im Westen und von dort
über die Mitte bis nach Ostsachsen übergreifend und darüber hinaus orografisch
getriggert auch über dem süddeutschen Bergland Gewitter entwickeln, Unwetter
durch heftigen Starkregen und Hagel sind nicht auszuschließen.
Im Süden wird sonst die Gewittertätigkeit durch Absinken im Randbereich eines
schwachen Hochs über dem Alpenraum gedämpft, im Norden hält sich eine
gemäßigtere Luftmasse, so dass es dort nur für Schauer reicht. In der Nacht zum
Sonntag greift auf die Britischen Inseln ein Trog über, was die Strömung auf
Südwest drehen lässt. Daher klingt die Gewittertätigkeit nur sehr zögernd ab.
Am Sonntag läuft aus dem über den Britischen Inseln liegenden Trog ein
kurzwelliger Anteil in die Nordsee ab, was die Strömung über Mitteleuropa
zyklonaler werden lässt. Im Bereich einer flachen Druckverteilung erfassen die
Gewitter bis hin zum Unwetter von der Mitte Deutschlands rasch auch den Osten
und Süden, wogegen im Nordwesten und Westen Deutschlands im Bereich einer
einfließenden etwas trockeneren Luftmasse eine Wetterberuhigung erfolgt.
Da aber der Haupttrog über dem nahen Ostatlantik und Westeuropa bestehen bleibt,
dauert die südwestliche Strömung unverändert an. Demzufolge bleibt in der Nacht
zum Montag im Süden und Osten Deutschlands ein Luftmassenwechsel aus und die
Gewittertätigkeit dauert, wenngleich unter Abschwächung, zumindest in der ersten
Nachthälfte noch an.
Am Montag läuft in den o.g. Trog ein weiterer Kurzwellentrog hinein, der sich
zur Iberischen Halbinsel ausweitet. Dies lässt die Strömung aufsteilen, wodurch
die Konvektion im Süden bis etwa zur Mainlinie erneut auflebt. Dabei sind erneut
unwetterartige Entwicklungen nicht auszuschließen. In der Nacht zum Dienstag
werden hiervon auch Teile der Mitte erfasst, wobei sich kaum eine Abschwächung
der Entwicklungen abzeichnet. Vielmehr ist dann von mehrstündigem und teils
gewittrigem Starkregen auszugehen. Wahrscheinlich bleibt nur der Nordwesten und
Norden Deutschlands noch von konvektiven Umlagerungen verschont.
Am Dienstag schwenkt dann der Haupttrog nach Mittelfrankreich. Vorderseitig
entwickelt sich eine flache Tiefdruckrinne, die auf Deutschland übergreift. In
dieser organisiert sich dann die stärkste Gewittertätigkeit. Da sich
vorderseitig die Zufuhr von Subtropikluft intensiviert und im Südosten und Osten
eine Aufheizung bis 30 Grad erfolgen dürfte, können bis über 2000 J/kg Cape
generiert werden. Da die Scherung dann sowohl niedertroposphärisch als auch
hochreichend signifikante Werte annimmt, sind organisiertere Strukturen hoch
reichender Konvektion wahrscheinlich, d.h. auch größerer Hagel und (schwere)
Sturmböen kommen als Unwetterparameter in Frage. Zweifellos dürfte dies der
Höhepunkt der ersten Gewitterwelle dieses Sommers sein. In der Nacht zum
Mittwoch bleibt im Osten und Südosten ein Luftmassenwechsel aus, so dass dort
die Gewittertätigkeit nur sehr zögernd abklingt.
Am Mittwoch läuft an der Ostflanke des mittlerweile ausgetropften Troges ein
weiterer kurzwelliger Anteil nach Nordosten ab und erfasst dabei den Westen und
Nordwesten Deutschlands. Da das gesamte Zirkulationsmuster dann etwas nach Osten
vorankommt, wird die labilste Luft nebst eingelagerter Tiefdruckrinne nach Osten
abgedrängt. Dennoch können sich, getriggert durch diesen Kurzwellentrog, erneut
Gewitter entwickeln, wobei dann aufgrund der gemäßigteren Luftmasse die
Unwettergefahr merklich geringer ist als an den Vortagen. Allerdings sind dann
in Verbindung mit Gewittern Sturm- und schwere Sturmböen mehr in den Fokus zu
rücken. Wind- und stürmische Böen sind im Nordwesten und Westen Deutschlands
sowie in höheren Berglagen auch abseits von Schauern und Gewittern zu erwarten.
In der Nacht zum Donnerstag setzt sich dann im Bereich des auf Ostfrankreich
übergreifenden Troges trockenere und kühlere Luft bis nach Osten hin durch, so
dass die Gewittertätigkeit vollends nach Osten abgedrängt wird. Im Trogbereich
ist jedoch weiterhin mit einer regen Schauertätigkeit zu rechnen.
Am Donnerstag überquert dann der Trog das Vorhersagegebiet, wodurch sich von der
Küste bis etwa zur Mittelgebirgsschwelle Schauerwetter einstellt. Vorübergehend
erfolgt ein Temperaturrückgang. Ab Freitag setzt sich antizyklonaler Einfluss
durch. Im Norden kommen, aus der Nähe zur Frontalzone resultierend, noch ein
paar Schauer zustande. Ansonsten bleibt es trocken, wobei am Sonntag dann
vielerorts wieder Maxima um 25 Grad erreicht werden.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Dienstag ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Simulationen weitgehend konsistent. Die flache Tiefdruckrinne, in welcher sich
am Dienstag der Höhepunkt der Gewittertätigkeit abzeichnet, war auch bei den
beiden gestrigen Modellläufen zu sehen.
Auch die nachfolgende Trogpassage ist bei den Modellläufen des Vortages
erkennbar. Der sich zum Wochenende hin abzeichnende zunehmende Hochdruckeinfluss
wurde bereits beim gestrigen 00 UTC-Lauf angedeutet, nicht aber vom
darauffolgenden 12 UTC-Lauf.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Montag wird die oben beschriebene Entwicklung von den
verfügbaren Modellen gestützt. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis
dahin nicht ableiten. Hinsichtlich der Gewittertätigkeit am Dienstag wird von
EZMW das „stärkste“ Szenario gezeigt, ICON belässt den Trog etwas, UK10
wesentlich weiter westlich, nach GFS erfolgt ein Übergreifen des Troges weiter
im Norden. Demzufolge wäre nach ICON erst am Mittwoch das Maximum der
Gewittertätigkeit zu erwarten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bleibt nach GFS eine eher
zyklonale Westströmung bestehen. Der Trog tropft zum Golf von Genua und nicht
wie bei EZMW nach Südosteuropa aus, so dass sich kein antizyklonaler Einfluss
durchsetzen kann. Auch nach dem Modell des kanadischen Wetterdienstes stellt
sich zum Wochenende hin eine zyklonale Westlage ein.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS folgt eher der oben beschriebenen Version als dem hauseigenen
deterministischen Modell und zeigt, wenngleich nicht so ausgeprägt wie beim
EZMW, zumindest Signale für eine über Mitteleuropa hinweg ostwärts gerichtete
Hochbrücke. Diese Tendenz lässt sich auch aus den Rauchfahnen ableiten. Nach der
Passage einer flachen tiefdruckrinne am Dienstag (oder Mittwoch), die vor allem
vom jüngsten Modelllauf am ausgeprägtesten gezeigt wird, erfolgt Druckanstieg
und es setzt sich antizyklonaler Einfluss durch. Dabei nimmt etwa ab Mitte der
kommenden Woche der Spread signifikant zu.
Das EPS des EZMW kann anhand des EFI, vor allem beim Kombi-Produkt mit der
Windscherung, auch den Höhepunkt der Gewittertätigkeit am Dienstag
herausarbeiten. Allerdings steht hier die antizyklonale Lage nach Passage des
Troges auf wackligen Füßen. Vielmehr dürfte sich (nach dem EPS-Mittel) an der
Vorderseite eines breiten Troges über dem mittleren Nordatlantik eher wieder
eine südwestliche Strömung einstellen, was immerhin von zwei Fünfteln der
Einzellösungen gestützt wird. Aber die Ausprägung einer Hochbrücke heißt ja
nicht, dass eine Blockierung zustande kommt. Diese ist nicht in Sicht. Beim
Clustering gemäß Großwetterlagen sind zwar antizyklonale Strömungsmuster klar
dominant, aber mindestens ein Drittel der Einzellösungen zeigen nach wie vor
eine südwestliche Komponente. Bemerkenswert ist der Trend zu rasch ansteigendem
Geopotential im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum, der nahezu von
allen EPS-Membern mitgetragen wird.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Samstag sind vom Westen über die Mitte bis nach Ostsachsen übergreifend
Gewitter zu erwarten; Unwetter durch heftigen Starkregen um 30 l/qm in kurzer
Zeit und Hagelansammlungen sind dabei nicht auszuschließen. In der Nacht zum
Sonntag zeichnet sich vor allem im Westen und Südwesten mehrstündiger, anfangs
gewittriger Starkregen ab.
Am Sonntag entwickeln sich abgesehen vom Nordwesten und Westen, im Tagesverlauf
Gewitter, dabei besteht Unwettergefahr durch heftigen Starkregen um 30 l/qm in
kurzer Zeit und Hagelansammlungen. Zumindest in der ersten Nachthälfte der Nacht
zum Montag sind noch weitere und zum Teil mehrstündige Starkregenfälle zu
erwarten, die anfangs noch gewittrig und unwetterartig sein können.
Am Montag lebt im Süden die Gewittertätigkeit auf, erneut bis hin zum Unwetter
durch heftige Regengüsse und Hagel. In der Nacht zum Dienstag erfolgt ein
Übergang in wahrscheinlich mehrstündigen und zumindest anfangs noch gewittrigen
Starkregen, der auf Teile der Mitte übergreift. Dabei besteht weiterhin
Unwettergefahr.
Am Dienstag zeichnet sich wahrscheinlich der Höhepunkt der Gewitterlage ab,
häufiger als an den Vortagen muss mit schweren Gewittern gerechnet werden, dann
besteht auch Unwettergefahr durch größeren Hagel und (schwere) Sturmböen.
Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann