S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 25.05.2025 um 10.30 UTC

Wechselhaft, meist nur mäßig warm. Kein Sommerwetter in Sicht.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 01.06.2025

Deutschland liegt im Bereich der Frontalzone, die sich über Mitteleuropa,
bedingt durch ein blockierendes Hoch über Westrussland, aufsplittet.
Frontensysteme greifen vom Atlantik kommend daher rasch auf Deutschland über,
werden dann aber ausgebremst. So wird das Vorhersagegebiet am Mittwoch von der
Kaltfront eines nach Dänemark ziehenden Randtiefs erfasst, die leicht schleifend
nach Osten und Süden vordringt. Deutschlandweit sind daher schauerartige
Niederschläge zu erwarten, anfangs sind im Süden und Südosten Gewitter möglich,
Sturmböen sind jedoch nur wenig wahrscheinlich. Ansonsten sind einzelne
Sturmböen auf exponierte Küstenabschnitte sowie höhere Berggipfel beschränkt.
In der Nacht zum Donnerstag setzt sich, gestützt durch einen breiten Rücken über
dem nahen Ostatlantik, von Westen her der Keil des Azorenhochs nach
Süddeutschland durch. Die Niederschläge werden nach Osten und zu den Alpen
abgedrängt, weitere Schauer sind aber noch vorstellbar.
Am Donnerstag nähert sich die Warmfront einer flachen, auf Schottland
übergreifenden Welle. Diese läuft schleifend in die über Mitteleuropa bestehende
nordwestliche Strömung hinein, wodurch sich die Niederschläge in einem breiten
band vom Westen Deutschlands bis in den Südosten hinein wieder intensivieren. Im
Norden und Nordosten Deutschlands bleibt antizyklonaler Einfluss im Bereich des
nach Osten abziehenden Zwischenhochkeils bestehen. An beiden Tagen dürfte die 20
Grad-Marke wohl eher kaum erreicht werden.
In der Nacht zum Freitag intensiviert sich die Welle von Schottland kommend zu
einem Randtief, das nach Schleswig-Holstein gesteuert wird. Hierdurch verlagert
sich das Niederschlagsgeschehen in den Norden und in die Mitte Deutschlands.
Zudem kann der Wind auffrischen, wodurch an der Nordsee, später auch an der
Ostseeküste und auf exponierten Berggipfeln stürmische Böen auftreten können.
Lediglich im Südwesten kann sich schwacher antizyklonaler Einfluss durchsetzen.
Dieser bleibt dort auch am Freitag bestehen, so dass dort nur geringe
Niederschläge zu erwarten sind. Von Norden her greift schleifend die Kaltfront
des nach Nordwestpolen ziehenden Randtiefs über, so dass zeitweise Regen fällt,
der nach Nordosten hin schauerartig verstärkt sein kann. Rückseitig dieses
Randtiefs frischt der Wind an der Ostsee und im östlichen Bergland mit
stürmischen Böen auf.
In der Nacht zum Samstag beginnt die Strömung stärker zu mäandrieren. Ein darin
eingelagerter Keil greift auf die Britischen Inseln über. Hierdurch gestützt
weitet sich ein Zwischenhoch bis nach Deutschland aus. Die noch über dem
Mittelgebirgsraum schleifende Kaltfront dringt zögernd noch etwas nach Süden
vor, verliert dabei an Wetterwirksamkeit, wodurch die Niederschläge allmählich
nachlassen. Absinken im Randbereich des Zwischenhochs bewirkt eine
vorübergehende Austrocknung der Luftmasse.
Am Samstag greift der Höhenkeil von den Britischen Inseln kommend unter
Abflachung und Verkürzung der Wellenlänge auf die Nordsee über. Hierdurch
schwächt sich auch das nach Osten vorrückende Zwischenhoch ab. Kurzwellige
Tröge, die in der nordwestlichen Strömung über Deutschland hinweg nach Südosten
ablaufen, halten die dann über dem Südwesten und Süden Deutschlands schleifende
Kaltfront am Leben, so dass dort weitere Niederschläge zu erwarten sind.
Ansonsten bleibt es, abgesehen von ein paar Schauern in Ostseenähe, weitgehend
trocken.
Am Sonntag erfasst ein weiterer Trog die Britischen Inseln. Die Achse des
wetterbestimmenden Keils erreicht den Osten Deutschlands, so dass sich
trogvorderseitig eine südwestliche Strömung einstellt. Mit dieser gelangt
wärmere, aber auch labil geschichtete Luft in das Vorhersagegebiet. Im Bereich
einer flachen Tiefdruckrinne entwickeln sich von Westen und Südwesten bis auf
die Mitte und den Süden übergreifend Gewitter. Unwetter durch heftigen
Starkregen um 30 mm in kurzer Zeit und Hagel sind nicht auszuschließen. Zuvor
sind im Süden und in der Mitte Temperaturmaxima bis deutlich über 25 Grad
möglich.
In der Nacht zum Montag dringt eine Kaltfront nach Deutschland vor. Die anfangs
noch gewittrigen Niederschläge werden rasch und unter Abschwächung nach Norden
und Nordosten abgedrängt.
Mit Annäherung des von den Britischen Inseln kommenden Troges wird die
südwestliche Strömung über Mitteleuropa zyklonaler. Hierdurch wird im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum die über Deutschland schleifende
Kaltfront aktiviert, so dass weitere kräftige, vor allem nach Südosten zum Teil
gewittrige Niederschläge zu erwarten sind.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Unterschiede ergeben sich bereits am Donnerstag – die Sturmtiefentwicklung, die
der gestrige 12 UTC-Lauf im Programm hatte, ist kein Thema mehr. Der
nachfolgende breite Rücken nähert sich rascher Mitteleuropa an, als dass dies
bei den beiden gestrigen Modellläufen zu sehen war. Allerdings ist das Randtief,
das am Freitag auf Schleswig-Holstein übergreift, eine Idee des neuesten
Modelllaufes. Der am Samstag folgende Zwischenhocheinfluss war wiederum bei den
gestrigen Simulationen schwächer ausgeprägt. Den Warmluftvorstoß am Sonntag
hatten jedoch alle Modellläufe im Programm, genauso wie die sich danach
einstellende Lage „Trog Westeuropa“.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Donnerstag wird die oben beschriebene Entwicklung von den
verfügbaren Modellen gestützt. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis
dahin nicht ableiten. Das am Freitag zu erwartende Randtief wird mit einer etwas
verzögerten Version auch von ICON simuliert. Die anderen Modelle haben diese
Entwicklung nicht im Programm oder zeigen maximal eine flache, weiter nördlich
ablaufende Welle wie das Modell des kanadischen Wetterdienstes.
Der Warmluftvorstoß am Wochenende wird von UK10 einen Tag früher erwartet. Nach
dem kanadischen Modell ist die Erwärmung ausgeprägter, demnach wären bis
einschließlich Mittwoch (der ersten Juniwoche) im Süden und Südosten
Deutschlands Temperaturen bis deutlich über 30 Grad zu erwarten. Auch nach GFS
würde die Warmluft nicht so rasch nach Osten abgedrängt werden wie oben
beschrieben. Dies wäre nach GFS erst am Montag/Dienstag der Fall. Bemerkenswert
ist zudem, dass über der Nordsee, wo das EZMW zur Wochenmitte hin einen
Tiefdruckkomplex simuliert (mit der Lage Südwest zyklonal, siehe weiter hinten)
GFS über selbigem Gebiet ein blockierendes Hoch in Position bringt. Eine
Blockierung, die jedoch weiter nördlich, etwa zwischen Island, Schottland und
Südnorwegen ansetzt, wird auch vom kanadischen Modell angedeutet.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS folgt eher der oben beschriebenen Entwicklung als dem
hauseigenen deterministischen Modell und bringt ebenfalls ab dem Monatswechsel
einen Trog über Westeuropa ins Spiel. Dieser soll jedoch bereits zur Mitte der
ersten Juniwoche hin weiter nach Osten vorankommen, worauf sich danach eine eher
zonale Strömung mit Tendenz zu höherem Geopotential vom Seegebiet nördlich der
Azoren über Mitteleuropa hinweg nach Osten einstellt. Das wäre eine
antizyklonale Westlage, vielleicht auch eine Hochbrücke über Mitteleuropa. Dabei
ist der deterministische Lauf am oberen Rand der Verteilung der Einzellösungen
zu finden, d.h. dieser ist am antizyklonalsten aufgestellt und zeigt auch das
höchste Temperaturniveau, was auch die im Hauptlauf kam vorhandenen
Niederschlagssignale erklärt. Zudem dürfte sich zur Mitte der ersten Juniwoche
hin im Süden Deutschlands labilere Luft durchsetzen.
Das EPS des EZMW stützt die oben beschriebene Entwicklung – mit der Troglage
über Westeuropa und einer erneuten und sehr ausgeprägten Zonalisierung über den
gesamten Nordatlantik hinweg. Allerdings ist es wahrscheinlicher, dass sich der
ab dem Wochenende über Westeuropa liegende Trog in Bewegung setzt und auf
Mitteleuropa übergreift. Dies wird von der Hälfte der Einzellösungen gestützt,
wogegen nur 8 EPS-Member diesen Trog über Westeuropa belassen. Das Clustering
gemäß Großwetterlagen favorisiert zyklonale Südwestlagen, die von ca. der Hälfte
der Member gezeigt werden. Antizyklonale Strömungsmuster sind nur bei etwa einem
Fünftel der Einzellösungen zu finden. Der Spread wird dabei ab Freitag merklich
ausgeprägter, was insgesamt als Hinweis für eine größere Unsicherheit der
Vorhersage zu sehen ist. Am Sonntag lassen sich auch beim EPS Signale für eine
erhöhte Wahrscheinlichkeit für Gewitter zu finden, ohne dass sich bereits eine
ausgewachsene Schwergewitterlage abzeichnet. Zur Mitte der ersten Juniwoche hin
liegt der deterministische Lauf eher am unteren Rand der Verteilung der
Einzellösungen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Mittwoch sind an einigen Küstenabschnitten sowie auf exponierten Gipfeln der
Mittelgebirge und später auch auf Alpengipfeln Sturmböen Bft 8/9 nicht
auszuschließen.
Am Donnerstag sind wahrscheinlich keine markanten Wettergefahren zu erwarten.
Am Freitag besteht in Verbindung mit dem oben beschriebenen Randtief zunächst an
der Nordseeküste und auf exponierten Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge,
danach auch an der Ostsee und in den Kamm- und Gipfellagen der östlichen
Mittelgebirge die Gefahr von Sturmböen.
Am Samstag gibt es im Bereich eines Zwischenhochs voraussichtlich keine
markanten Wettergefahren.
Am Sonntag sind im Tagesverlauf im Westen und nachfolgend auch im Süden sowie in
Teilen der Mitte starke Gewitter zu erwarten. Unwetter durch heftigen Starkregen
und auch Hagel können dabei nicht ausgeschlossen werden.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann