#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Samstag den 10.05.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 100800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.05.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
HNFa
Im Südschwarzwald und direkt an den Alpen tagsüber Gewitter möglich, lokal mit
Starkregenpotenzial. In den Nächten lokal Frost und stellenweise Nebel.
Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
Samstag… lässt sich zum wiederholten Male in diesem Frühjahr eine blockierende
Hochdruckwetterlage feststellen, deren Persistenz bis voraussichtlich weit in
die Mittelfrist hinein die eh schon ausgeprägte Trockenheit weiter
verschlimmert. In Zahlen ausgedrückt sind in diesem Frühling in der Fläche meist
erst um 1/3 des sonst üblichen Niederschlags gefallen, obwohl schon mehr als 2/3
der Zeit vergangen sind.
Aktuell wird die trockene Phase durch einen bis nach Nordnorwegen aufgewölbten
Rücken verursacht, der über der Nordsee ein Drehzentrum aufweist und der in der
Biskaya bzw. über der Iberischen Halbinsel von einem Höhentief unterlaufen wird.
Östlich des Rückens ist ein Langwellentrog bis nach Bulgarien vorgestoßen. Der
Rücken entfaltet im meridionalen Kontext blockierende Wirkung, weshalb die
Höhenströmung über Nord- und Mitteleuropa kaum Anstalten macht, sich progressiv
oder retrograd zu bewegen.
Bodennah korrespondiert der Rücken mit Hoch RICCARDA I mit Schwerpunkt über der
Nordsee. Dieses Hoch hat Verbindungen zu Hoch RICCARDA II mit Schwerpunkt über
Österreich sowie hohem Druck über dem zentralen Mittelmeer. Außerdem hat es
Kontakt zu Hoch SIMONE I mit Schwerpunkt über der Barentssee bzw. zu Hoch SIMONE
II mit Schwerpunkt über dem Bottnischen Meerbusen.
Gestört wird das Ganze durch Tief KLAUS mit Zentrum über Nordostpolen, dessen
Ausläufer mit einem weiteren Bodenminimum über dem Skagerrak bis ins Nordmeer
reichen. Dieses Frontensystem streift den Nordosten Deutschlands, weshalb im
Norden und Osten zum Teil dichtere Bewölkung aufgezogen ist. Am Nachmittag sind
an der Grenze zu Polen vereinzelt schwache Schauer nicht ausgeschlossen, zumal
die Höhenströmung im Bereich des Langwellentrogs durch einen Randtrog leicht
zyklonale Krümmung aufweist und geringe PVA induziert wird. Auf der anderen
Seite ist bodennahe KLA sicherlich nicht förderlich für Konvektion und eine
Deckelung bei rund 700 hPa lässt Gewitter unwahrscheinlich werden, auch wenn
geringer ML-CAPE zur Verfügung steht.
Eine weitere Zone mit niederschlagsverdächtiger Konvektion ist der direkte
Alpenrand und der Südschwarzwald. Dort ist in den Morgenstunden sogar noch ein
weiterer Randtrog zu finden, der als Rest aus der Abspaltung des Höhentiefs aus
der Biskaya hervorgeht, im Tagesverlauf aber schon seine Struktur verliert.
Immerhin ist noch ein wenig PVA vorhanden, die für Schauer gut ist und auf
ML-CAPE bis rund 200 J/kg trifft, sodass auch Gewitter möglich sind. Scherung
ist zwar keine vorhanden, dafür sind mögliche Zelle aber nicht besonders mobil,
sondern feiern lieber eine „Stehparty“. Das ruft bei PPWs von rund 15 mm
Starkregen auf den Plan, den ICON-D2 im Oberallgäu stellenweise dann sogar mit
bis zu 30 l/qm in kurzer Zeit würdigt. Die Wahrscheinlichkeit für mehr als 25
l/qm in einer Stunde (Unwetter) liegt bei bis zu 20 %.
Im Rest des Landes hat dagegen RICCARDA II das Sagen, was mit reichlich
Sonnenschein einhergeht und der Bundesliga-Meisterparty in München heute Abend
Kaiserwetter bescheren dürfte, auch wenn der Kaiser selber leider nicht mehr
daran teilnehmen kann. Jedenfalls schöpft die Sonne im Westen und Süden 80 bis
90 % ihrer möglichen Zeit aus, was 11 bis 14 Stunden Sonnenschein bedeutet.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus unterschiedlichen Richtungen.
Die Temperaturen steigen unter den Wolken auf 13 bis 19 Grad, sonst auf 16 bis
24 Grad.
In der Nacht zum Sonntag ändert sich an der Höhenströmung nichts Substanzielles
für unseren Bereich.
Der Randtrog im Süden ist dann Geschichte, womit die Konvektion im äußersten
Süden bei fehlendem Tagesgang wieder zum Erliegen kommt.
Ebenso glättet sich die Strömung im Osten nach Abzug des dortigen Randtrogs in
Richtung Österreich und etwaige Schauer an der Grenze zu Polen wandern dadurch
nach Tschechien ab.
Im Osten sorgt der Randtrog im Zusammenspiel mit etwas feuchterer Luft im
Bereich des sich auflösenden Frontensystems des Tiefs KLAUS zwar noch für teils
mehr Bewölkung, diese bekommt in den Nachtstunden aber zunehmend größere Lücken.
Ansonsten ist es vielerorts gering bewölkt oder klar und trocken.
Nebel gibt es bei meist schwacher Windbewegung nur vereinzelt, vornehmlich aber
in der Mitte.
Die Temperaturen sinken auf 10 bis 1 Grad, im Süden und im äußersten Nordosten
ist lokal leichter Frost nicht ganz ausgeschlossen und gebietsweise Frost in
Bodennähe zu erwarten.
Sonntag… vollzieht sich in der Höhe vorübergehend eine Umwandlung der
Konstellation in ein Omega. Das wird durch den Anschluss des Höhentiefs über der
Biskaya an einen Trogvorstoß über dem Nordostatlantik bewerkstelligt, während es
sonst keine großen Änderungen gibt. Der Höhenrücken mit Drehzentrum weiterhin
über der Nordsee bleibt damit das Maß der Dinge für uns. Bodennah verstärkt sich
die Verbindung von RICCARDA II über der Nordsee zum Skandinavienhoch, wobei sich
ein neuer Schwerpunkt über der Ostsee bzw. Südschweden bildet. Deutschland gerät
daher an die Südwestflanke des Hochs und die Strömung dreht auf Ost bis Südost.
Somit steht fast landesweit unter Absinken ein erneut sonniger Tag ins Haus, 11
bis 15 Stunden Sonnenschein sind die Regel.
Ein gewisses Restrisiko für Schauer und vereinzelte Gewitter besteht erneut am
direkten Alpenrand und im Südschwarzwald, weil zum einen die feuchte Luft nicht
ausgeräumt wird und zum anderen auch etwas PVA durch das Höhentief über der
Biskaya umlaufende flache Randtröge generiert wird. Bei wenig geändertem
Szenario ist wiederum Starkregen in sich kaum bewegenden Zellen nicht
ausgeschlossen.
Der Wind weht mäßig um Ost und frischt durch Sonnenböigkeit bei leichter
Supergeostrophie (antizyklonal
konturierte Isobarenführung) zeitweise böig auf. Warnschwellen werden vermutlich
nicht tangiert.
Mit der östlichen Strömung gelangt in den Osten ein wenig kühlere
Kontinentalluft mit T850 hPa von 0 bis 3 Grad, während nach Südwesten hin mit
südöstlicher Strömung mildere Mittelmeerluft mit T850 hPa von 5 bis 10 Grad
einfließt.
Die Höchstwerte in 2 m liegen entsprechend zwischen 12 und 20 Grad im Nordosten
und zwischen 19 und 26 Grad sonst.
In der Nacht zum Montag bleibt das Omega quasistationär bestehen, bekommt aber
bereits wieder einige Schönheitsmakel. So zeigen sich im Westen im
Langwellentrog neuerlich Ablösungstendenzen, wobei im Endeffekt ein Höhentief
nördlich von Irland überbleibt und das Höhentief über der Biskaya wieder
eigenständig wird.
Für Deutschland ändert das aber wenig. So bleibt das Bodenhoch mit Schwerpunkt
über Skandinavien standhaft, was uns weiterhin die Südwestrandlage zum Hoch
erhält.
Etwaige Schauer und Gewitter haben mit nachlassendem Tagesgang nichts mehr zu
melden, sodass die Nacht gering bewölkt oder klar verläuft. Das Nebelrisiko ist
gering, kleine Hinweise gibt es wieder für die Mitte und den Süden.
Der Wind weht schwach bis mäßig um Ost, was die Nebelneigung verringert.
Die Tiefstwerte liegen zwischen 11 Grad im Westen und 0 Grad im Osten, dort kann
es ganz vereinzelt leichten Frost bis -2 Grad geben. Frost in Bodennähe tritt im
Osten gebietsweise, im Norden und Südosten stellenweise auf.
Montag… kann auf eine detaillierte Beschreibung der Großwetterlage verzichtet
werden, weil sich für uns im Prinzip nichts Wesentliches ändert. Eine sich von
Südwesten etwas annähernde Tiefdruckrinne bleibt außen vor.
Die Südwestrandlage zum Hoch bringt also wettertechnisch eine Kopie des Vortages
mit verbreitetem Sonnenschein (11 bis 15 Stunden) und einzelnen Schauern oder
Gewittern mit Starkregenpotenzial am direkten Alpenrand und im Südschwarzwald.
Der Ostwind weht ähnlich wie am Vortage zum Teil böig, an der Nordsee sind
vereinzelte steife Böen um 55 km/h (Bft 7) denkbar.
Die Höchsttemperaturen erreichen 12 bis 21 Grad im Nordosten, sonst 18 bis 24
Grad.
In der Nacht zum Dienstag… siehe Nacht zum Montag.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren ohne größere Unterschiede sehr ähnlich.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler