#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Freitag den 02.05.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 020800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 02.05.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
W z
Heute im Nordosten kräftige Gewitter mit Sturmböen oder Hagel. Am Samstag mit
Schwerpunkt über der Mitte Gewitter, mit Starkregen, teils auch Hagel und
Sturmböen. Vereinzelt Unwetter durch heftigen Starkregen und Hagel. Am Sonntag
ganz in den Süden zurückziehender Regen und Gewitter. Starker
Temperaturrückgang.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
Freitag… liegen wir unter einer westlichen Strömung, die durch einen
Höhenrücken über dem Mittelmeer nach Süden hin einen antizyklonalen Anstrich, im
Norden durch einen Trog über Skandinavien einen zyklonalen Touch hat.
Dabei greift die Kaltfront eines über Skandinavien nach Osten ziehenden Tiefs
auf Norddeutschland über, die gefolgt wird von einem Schwall polarer Meeresluft,
der dort einen markanten Temperaturrückgang einleitet. Präfrontal strömt in die
meisten Landesteile noch eine sehr warme Luftmasse, die allerdings begleitet
ist, von einer deutlichen Feuchteanreicherung (PPW 25 mm) präfrontal im Norden.
Dabei kann sich im Tagesverlauf ML Cape von 200 bis 500 J/kg aufbauen. Bei
zunehmender Strömung und Scherung werden u.a. durch kurzwellige Tröge einzelne
Gewitter ausgelöst, die durchaus stark ausfallen können und von Starkregen,
Hagel und Sturmböen begleitet sein können. Die in der Grundschicht trockene Luft
stützt mit inverted V, viel D Cape die Wahrscheinlichkeit von Sturmböen, die
besonders nach Osten hin auftreten können. Auch orkanartige Böen und größerer
Hagel sind nicht ausgeschlossen, entsprechend gibt es eine gering WU
Möglichkeit. Auch für den Fall, dass es nur Schauer gibt, sind einzelne starke
bis stürmische Böen aus West in den östlichen Landesteilen nicht ausgeschlossen.
Postfrontal geht bei Stabilisierung der Schichtung ganz im Norden nicht mehr
viel und über der Mitte und dem Süden bleibt es bei sonnigem und warmem
Hochdruckeinfluss. Die Temperatur steigt auf 25 bis 30°C, nur ganz im Norden
setzt schon ein Rückgang ein.
In der Nacht zum Samstag kommt die Kaltfront schleifend bis in die Mitte voran
und die Gewitter ziehen allmählich nach Polen ab, was aber teilweise (Sachsen,
Lausitz) bis in die 2.Nachthälfte dauern kann. Im Verlauf der Nacht nähert sich
ausgehend von einem hochreichenden Tief vor Portugal ein PVA Maximum dem
Südwesten und führt schon zu starker Bewölkung und eventuell zu ersten Schauern
nahe Frankereich und Benelux. Sonst überwiegt aufgelockerte oder geringe
Bewölkung und es passiert wettertechnisch nicht mehr viel.
Samstag… wird die Kaltfront über der Mitte vorübergehend stationär und liegt
etwa von der Eifel bis zur Lausitz. An ihr zieht im Tagesverlauf eine Welle nach
Osten. Postfrontale Kaltluftadvektion lässt die 850er Temperaturen ganz im
Norden unter 0°C sinken, präfrontal dauert die Zufuhr sehr warmer und verstärkt
feuchterer Luftmassen an. Das Umfeld ist damit stark frontogenetisch geprägt.
Die morgendlichen Schauer, schauerartiger Regen, vielleicht auch mit
vereinzelten Gewittern breiten sich mit dem abflachenden Kurzwellentrog nach
Osten bis Nordosten aus. Der Regen und die Bewölkung sind aber ziemlich
stabilisierend.
Daneben reichert sich auch im frontalen Bereich weiter Feuchte an,
Feuchteflusskonvergenz, und es baut sich Cape um 500 J/kg auf und die Feuchte
steigt auf 30 mm PPW. Entsprechend bilden sich tagsüber verbreitet Schauer und
gebietsweise teils kräftige Gewitter. Hier kann aber eventuell schon vorhandene
Bewölkung das Zünglein an der Waage darstellen und die Konvektion auch dämpfen
oder unterdrücken.
Nach Osten hin, östliches Bergland bis Sachsen ist ein gewisser Überlapp mit
Scherung erkennbar, was zu stärker organisierten Zellen und zusätzlicher Gefahr
von Sturmböen und Hagel führen kann. Ansonsten steht der Starkregen im Focus.
Die in der Regel markanten Entwicklung bieten auch ein leichtes
Unwetterpotential durch heftigen Starkregen, nach Osten hin größeren Hagel und
teils schwere Sturmböen.
Dort, wo der vormittägliche Regen durchzieht, ist im Nachgang konvektiv
wahrscheinlich nicht mehr viel zu holen, je nachdem wie rasch und ob die
Bewölkung wieder stärker auflockert. Erst am Alpenrand steigt dann wieder die
Gewitterwahrscheinlichkeit.
Im Norden geht es in der trockenen und stabilen Luft sehr ruhig zu; zunächst
jedenfalls. Im Tagesverlauf erreicht ein markanter Trog und eine Kaltfront den
äußersten Norden mit Schauern und auffrischendem Nordwestwind, der vor allem an
der Nordsee in Böen 7, vereinzelt Bft 8 erreichen kann.
Während in Teilen Bayerns ein Sommertag anvisiert wird, langt es im Norden
teilweise nur noch zu 15°C.
Von Frankreich her deutet sich abends und in der ersten Nachthälfte mit einem KW
Trog nochmal eine Zunahme der Gewitter im Südwesten an, auch mit der Option
stärkerer diskreter Entwicklungen und vereinzelter Unwettergefahr.
Nach Abzug der Welle greift die Kaltfront in der Nacht zum Sonntag mit Regen
und, da die Schichtung durch Hebung auch über die Nacht hinweg labil bleibt,
auch mit Gewittern auf den Süden über. Auch starke Gewitter, vereinzelt mit
Unwettergefahr sind möglich. Danach regnet es gebietsweise noch, bevor sich im
Laufe der Nacht das Wetter von Norden her beruhigt und stabilisiert.
Über den Norden schwenkt der Trog ostwärts mit einigen Schauern ganz im Norden
und auffrischendem West- bis Nordwestwind. An den Küsten mit starken bis
vereinzelt stürmischen Böen. Minima zwischen 14°C im Südosten und 4°C lokal im
westlichen Bergland.
Sonntag… schwenkt ein weiterer Troganteil des Skandinavientroges nach
Nordwestdeutschland, was zu einem Rückdrehen der Höhenströmung nach Südwest
führt. Das kann aber nicht verhindern, dass die Kaltfront im Tagesverlauf die
Alpen erreicht. Am Rand des großen blockierenden Hochs über Nordwesteuropa
verstärkt sich die Zufuhr meist trockenstabiler Kaltluft in große Teile
Deutschlands, die im Norden <0°C in 850 hPa bringt. Nur im Norden unter dem Trog
ist die Schichtung etwas labiler und es kommt zu Schauern bei auffrischendem und
stark böigem West- bis Nordwind. An den Küsten, vorübergehend landeinwärts ist
die ein oder andere Bft 7 möglich.
Die feuchtlabile Luft wird mit der Luftmassengrenze ganz in den Süden
abgedrängt, wo zunächst weitere schauerartige Regenfälle auftreten, in die im
Tagesverlauf auch wieder Gewitter eingelagert sind. Der Wassergehalt der Luft
ist nach wie vor hoch und es baut sich je nach Einstrahlung auch wieder Cape
auf. Dabei sind einzelne starke Entwicklungen mit vereinzelter Unwettergefahr
durch Starkregen und eventuell durch Hagel nicht ausgeschlossen. Die Konvektion
legt sich dann an die Alpen und geht (auch) staubedingt in teils längere
Regenfälle mit Stark- und Dauerregenpotential über.
Ansonsten bilden sich in der kühlen Luftmasse nur flache Quellwolken und es
bleibt über großen Landesteilen niederschlagsfrei.
Die 20°C werden wohl auch im Südosten kaum noch erreicht, gebietsweise ist bei
13 bis 15°C Schluss (15 K weniger als am Freitag).
In der Nacht zum Montag kommt der Trog über Norddeutschland langsam nach Süden
voran mit Bewölkung und einigen schwachen Schauern. Dahinter baut sich eine
Hochdruckzone über Südskandinavien auf, die sich von Norden auch nach
Deutschland ausdehnt.
Die Kaltfront im Süden zieht ab, da sich südlich der Alpen ein Tief bildet,
durch einen Trog über Frankreich und dem westlichen Mittelmeer, regnet es ganz
im Süden weiter. Eventuell in Staulagen mit Mengen nahe den Dauerregenschwellen.
Ansonsten klart es teilweise auf mit lokalem Bodenfrost und Werten nahe 0°C
vereinzelt im nördlichen Bergland.
Modellvergleich und -einschätzung
Die synoptische Entwicklung ist einigermaßen sicher mit Unschärfen, was die Lage
der LMG am Samstag angeht. Die Konvektion ist unsicher. Die deutsche Modellkette
simuliert die Gewitter heute verhalten, andere hochauflösende Modelle sind viel
offensiver, z.B: SHD, Arome.
Diese liefern Signale für unwetterartige Entwicklungen mit orkanartigen Böen.
Bei den Gewittern am Samstag wird trotz regional unwetterartiger Entwicklungen
zunächst auf eine Vorabinfo verzichtet, weil neben den Unsicherheiten das Ausmaß
der erwarteten Entwicklungen dem nicht gerecht wird.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner