#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Montag, den 28.04.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.04.2025 um 10.30 UTC
Anfangs Hochdruckeinfluss und warm. Zum kommenden Wochenende von Nord nach Süd
allmählich kälter und unbeständiger.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 05.05.2025
Am Donnerstag liegt Deutschland unter dem Einfluss eines Hochkeils, der sich vom
westlichen Mittelmeer über Frankreich nach Deutschland erstreckt. Jedoch zeigt
sich über dem Nordmeer ein Trogvorstoß, der zunächst keine direkten Auswirkungen
auf das Wetter in Deutschland hat, aber der Vorstoß sorgt dafür, dass sich die
Hochachse langsam nach Westen verlagert. Das Wetter zeigt sich freundlich und
mit 20 bis 25, im Süden bis 29 Grad auch frühsommerlich warm. An den Alpen
besteht ein sehr geringes Gewitterrisiko. Der Wind bleibt noch schwach, aber
dreht langsam auf südwestliche Richtungen.
In der Nacht zum Freitag schenkt der Trog nach Südskandinavien durch, dabei
greift die Kaltfront eines Tiefs mit Kern über Skandinavien auf Norddeutschland
über. Der Hochdruckeinfluss nimmt von Norden weiter ab und von Norden her nimmt
die Bewölkung zu. An der Nordsee kann dann in den Frühstunden etwas Regen
fallen. Der Wind spielt noch keine große Rolle und weht meist schwach, im Norden
auch mäßig. Die Nacht bleibt auch relativ mild.
Am Freitag zieht sich die Achse des höchsten Geopotentials weiter nach Westen
zurück und liegt dann über Frankreich und Irland, während sich gleichzeitig von
Nordosten die Frontalzone annähert. Auch der Schwerpunkt des Bodenhochs liegt
weiter über den Britischen Inseln und nordwestlich davon. Damit kann die kaum
wetteraktive Kaltfront des Tiefs über Skandinavien bis zur Mitte des Landes
eindringen. Die Kaltfront interagiert nicht richtig mit dem Trog, sie bringt in
der Mitte und im Norden dichtere Bewölkung, aber kaum Regen. Im Nordosten
verschärft sich aber der Gradient und der Wind verstärkt sich deutlich mit
steifen Böen im Norden und Sturmböen auf dem Brocken. Allerdings ist die
Kaltfront thermisch stark ausgeprägt, so dass in 850 hPa die 2°C-Isotherme den
Norden Deutschlands erreicht. Damit gehen im Norden die Temperaturen spürbar
zurück auf Höchstwerte um 15°C, während sich im Süden zunächst kaum etwas an dem
sonnigen und warmen Wetter ändert. Im Vorfeld der Kaltfront in der Mitte und im
Süden kann sich mit der Einstrahlung CAPE aufgebaut werden und auch die Scherung
nimmt zu, so dass ein gewisses Risiko für einzelne markanten Gewitter besteht.
Starkregen, Hagel und Sturmböen sind dann die Begleiterscheinungen. Die
Organisationsgrad der Gewitter ist dann relativ gut auch einzelne Superzelle
sind dabei möglich.
In der Nacht zum Samstag erreicht die Kaltfront dann die Alpen und sorgt dort
noch für schauerartige Regenfälle und einzelne Gewitter. Im Norden klart der
Himmel auf. Der Wind bleibt vor allem an den Küsten und auf dem Brocken spürbar.
Die Nachttemperatur kann nicht so stark zurückgehen, da der Wind relativ stark
ist. In den zentralen Mittelgebirgen werden Tiefwerte um 3 Grad erreicht.
Am Samstag zieht sich das Hoch weiter nach Westen in den Bereich des
Nordatlantiks zurück, während mit einer Erneuerung des Troges im Bereich
Skandinaviens dort ein Sturmtief über Südskandinavien entsteht. Mit böigem Wind,
an der See stürmisch, aus Nordwest dringt eine neue Kaltfront in die Nordhälfte
ein, die zwar wieder nicht viel Regen bringt, aber viele Wolken und noch einmal
einen Ticken kühlere Luft, so dass die Warmluft immer weiter in den Süden
zurückgedrängt wird. Nur Südlich der Donau hält sich wärmere und feuchtere Luft,
dabei können sich einzelne Schauer oder Gewitter bilden. Zwischen dem Norden und
Süden des Landes besteht ein markanter Temperaturgradient zwischen 16 Grad im
Norden und 27 Grad im Süden. Die Frostgefahr bleibt wegen des Windes und der
Bewölkung noch gering.
Am Sonntag liegt die Kaltfront in den Alpen und von Westen setzt sich langsam
ein Zwischenhoch durch. Während in der Mitte und im Norden ein relativ kühler
aber sonniger Tag bevorsteht, können sich hingegen im äußersten Süden
Deutschlands im Bereich der Kaltfront noch einzelne Schauer oder Gewitter
entwickeln. Die Front liegt nähe an der Hochachse, die knapp westlich von uns
verläuft, deswegen ist sie nicht sonderlich wetteraktiv. Der Druckgradient nimmt
wieder ab, so dass keine markanten Böen mehr auftreten. Klarer Himmel und
schwacher Wind lassen die Frostgefahr vor allem in der Mitte und in Teilen des
Nordens etwas ansteigen.
Ab Montag verbleiben wir voraussichtlich im Umfeld eines Langwellentroges,
geraten aber wieder zunehmend auf dessen Vorderseite, weil er sich hauptsächlich
westlich unseres Landes erneuert. Die quasistationäre Front liegt weiter an den
Alpen und sorgt dort für weitere schauerartige Regenfälle. Sollte die neue
Austrogung westlicher Verlaufen, dann würde Deutschland an der Vorderseite
gelangen und mit der Drehung des Windes auf Südwest. Somit kämmeP die wärmere
und feuchtere Luft zurück. Die Wahrscheinlichkeit für Starkregen in Form von
Gewittern oder von schauerartigem Regen steigt von Süden wieder an.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Es besteht ab dem Ende der Woche eine Umstellung der Wetterlage von einer
antizyklonalen und frühsommerlichen in eine zyklonale und deutlich kältere und
unbeständigere Witterung. Wie die Umstellung vonstattengeht, ist noch ziemlich
unklar. Daher ist die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden
Vorgängerläufen schon zum Beginn der Mittelfrist nur bedingt gut.
Über dem Nordmeer macht sich ein Trog bemerkbar. Der Hochkeil bestimmt noch das
Wetter in Deutschland, aber ab Freitag schwenkt der Trog nach Südosten durch und
macht zusammen mit der Kaltfront eines Tiefs über Skandinavien den Weg frei für
deutlich kältere Luft. Unklar ist es, wo genau diese Austrogung stattfindet:
weiter östlich über der Ostsee und Osteuropa oder weiter westlich eher über
Polen bzw. Ostdeutschland. Der Hochkeil bzw. die Hochachse verlaufen dann
westlich von uns, dies ist ziemlich sicher.
Bezüglich der Temperatur ist die Prognose besser, es erfolgt eine Abnahme der
Temperatur. Bezüglich des Niederschlages ist die Prognose hingegen sehr
unsicher, denn es steht nicht fest wie die Kaltfront mit dem Trog interagiert.
Für einzelne Gewitter in der Mitte und im Süden und für auffrischender
Nordwestwind vor allem an den Küsten und generell im Norden dürfte es reichen.
In der neuen Woche verbleibt Deutschland genau zwischen dem Langwellentrog über
Skandinavien und dem Keil westlich von uns. Daraus ergibt sich eine
nordwestliche Strömung, die mehr oder weniger zyklonal geprägt ist. Die
Abkühlung setz sich fort, so dass die Frostgefahr in den Nächten wieder zunimmt,
vor allem bei längerem Aufklaren und schwachen Windverhältnissen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die vorliegenden aktuellen deterministischen Läufe zeigen bis Donnerstag eine
hohe Übereinstimmung. Ab Freitag ergeben sich dann schon erste Unterschiede in
der Stärke des Vorstoßes des Troges nach Süden und dem Vorankommen der Kaltfront
über Deutschland. Nach ICON Ist der Vorstoß etwas westlicher und markanter, so
dass die Kaltfront aktiver gerechnet wird. Im Vorfeld der Kaltfront sie die
Bedingung günstig für markante Gewitter. GFS UK sind ähnlich wie IFS, eine
Passage der Kaltfront ohne große Auswirkungen bezüglich des Niederschlags.
Thermisch sind alle Modelle einig, dass es ab Freitag von Norden eine Abkühlung
stattfindet. Der Süden bleibt am längsten in der wärmeren und potenziell
instabileren Luft. Wahrscheinlich erreicht zunächst die kältere Luft nicht. Was
die neue Woche betrifft nehmen die Unterschiede eher zu.
Die Mittelfristprognose steht also auf wackligere Füße. Eine kleinere Änderung
kann große Folgen ergeben.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahne verschiedener Städte zeigen die zunehmende Unsicherheit in der
Prognose schon ab Freitag. Ab dem Tag nimmt der Spread kontinuierlich zu. Die
Tendenz ist eher eine Abkühlung, die sich von Nord nach Süden fortsetzt. Am
längsten in der warmen Luft bleibt der äußerste Süden. Jedoch gibt es, mehr oder
weniger, gleich verteilte Member, die lange auf der warmen Seite bleiben und
einige, die richtig in den Keller stürzen. Die Niederschlagssignale sind erst ab
Freitag vorhanden, aber auch nicht sonderlich ausgeprägt. Dies korreliert mit
einigen Membern, die hohes Geopotential zeigen.
Die Clusteranalyse (von dem gestrigen 12 UTC Lauf) zeigt im Zeitraum t+96 h
Deutschland unter Hochdruckeinfluss und eine nördliche Frontalzone mit dem
Beginn der Austrogung über dem Nordmeer. Alle 5 Cluster zeige ein ähnliches
Muster.
Beim Zeitraum t+168 h steht ein Blocking bei den Britischen Inseln und den Trog
über Skandinavien gegenüber. Deutschland befindet sich dann in einer nördlichen
Strömung. Die Frage ist, wo liegt die Keilachse und wie stark ist die
Austrogung. Kontroll- und Hauptlauf lassen die Austrogung knapp östlich von uns
stattfinden. Draus gibt sich aber auch andere Lösung, wo der Austrogung kaum
oder weiterböstlich stattfinden, dann überwiegt der Hochruckeinfluss und die
Abkühlung wäre dann nur auf den Norden des Landes beschränkt.
Bei t+ 240 h gibt es all mögliches: Trog Mitteleuropa bis weiterhin Blocking und
Hochdruckeinfluss (Randlage). Unbeständig und kühl oder gemäßigt warm und
relativ trocken.
Fazit: so große Sicherheiten in der Mittelfrist gibt es diesmal nicht. Ab
Freitag erfolgt von Norden her eine markante Abkühlung. Die Niederschläge, wenn
überhaupt, sind eher auf den Süden beschränkt. Kleine Änderungen ergeben jedoch
große Auswirkungen auf den Wetterverlauf ab dem nächsten Wochenende, es bleibt
also spannend.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
GEWITTER:
Am Freitag in der Mitte und im Süden, am Samstag südlich der Donau einzelne
markanten Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen. In der neuen Woche
steigt im Süden die Starkregengefahr in Form von Gewittern oder schauerartige
Regenfälle erneut an (sehr unsicher).
WIND:
Am Freitag mit der Kaltfrontpassage im Nordosten auffrischender Nordwestwind,
auf dem Brocken Sturmböen, sonst steife Böen. Am Samstag vor allem an den Küsten
und auf dem Brocken stürmische bzw. Sturmböen.
Frost:
Frostgefahr besteht nach aktuellem Stand in den Nächten zum Sonntag und zu
Montag.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta