#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 21.04.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 210800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.04.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrW, Übergang zu HNz bzw. NEz
Unbeständig, aber nicht durchwegs unfreundlich und mild; vor allem am heutigen
Ostermontag sowie am Mittwoch auch einzelne markante Gewitter mit kleinkörnigem
Hagel und Starkregen möglich.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
Montag… reicht eine Potenzialrinne mit eingelagerten Höhentiefs bzw. -trögen
vom Seegebiet südlich Grönlands über die Britischen Inseln bis nach
Mitteleuropa. Flankiert wird diese Rinne von einer Höhenantizyklone über der
Dänemarkstraße, die ein umfangreiches Bodenhoch über Südgrönland bzw. dem
Nordmeer stützt, und einem durch WLA vorderseitig eines hochreichenden Tiefs bei
Neufundland sich verstärkenden Höhenrücken über dem mittleren Nordatlantik.
Eines der in die Rinne eingelagerten Höhentiefs befindet sich heute Vormittag
über Nordostfrankreich und greift mit beginnendem Konturverlust am Nachmittag
auf den Westen Deutschlands über. Somit geraten zunächst der Südwesten und
Westen, im weiteren Verlauf dann die mittleren Landesteile auf dessen diffluente
Vorderseite, wobei durch PVA auch dynamische Hebung generiert werden kann.
Im Bodenfeld interagiert das Höhentief mit dem kleinräumigen Tief „FRITZ“ über
Frankreich, das inzwischen deutliche Auflösungstendenzen aufweist. Es kommt im
Tagesverlauf noch etwas nach Nordosten, Richtung Belgien, voran, geht dann aber
mehr und mehr über in eine von dort aus über West- und Norddeutschland
ostnordostwärts reichende Tiefdruckrinne, die inzwischen so weit nach Norden
vorangekommen ist, dass sie auch aus dem Norden und vor allem Osten die bisher
trockene Luftmasse, die diesen Regionen gestern einen sonnigen und trockenen
Osterfeiertag beschert hat, weitgehend verdrängt hat. Vor allem im Nordwesten –
dort sorgt ein kleinräumiges PVA-Maximum an der Westflanke eines allmählich
nordwärts ziehenden kurzwelligen Troganteils für dynamische Hebung – fällt
gebietsweise schauerartiger Regen, der nur langsam über die Deutsche Bucht
nordwärts abzieht, im Bereich der Ostfriesischen Inseln kann es noch bis in den
Nachmittag hinein immer wieder schauerartig regnen. Warnschwellen für Dauer-
bzw. Starkregen werden bei PPWs um 20 mm aber voraussichtlich nicht gerissen.
Ansonsten ist es im Rinnenbereich bzw. an deren Nordflanke über der
Norddeutschen Tiefebene aktuell zwar meist stark bewölkt bis bedeckt, aber
überwiegend trocken.
Auch im Osten und Südosten hält sich recht dichte, teils kompakte mehrschichtige
Bewölkung, die der vom Höhentief etwas abgesetzten mitteltroposphärischen Hebung
geschuldet ist und aus der es auch gebietsweise ein wenig regnen kann. Im
Tagesverlauf zieht diese aber allmählich nordostwärts ab und von Westen her
kommt zeitweise die Sonne durch.
Während sich im Südwesten und ganz im Westen bereits das Höhentief selbst mit
dichter Bewölkung und im Vormittagsverlauf auch ersten schauerartigen
Regenfällen bemerkbar macht, beginnt der Tag vor allem in den mittleren
Landesteilen noch recht sonnig bzw. locker bewölkt. Auch nach Osten und
Nordosten zu kann sich im Tagesverlauf mehr und mehr die Sonne durchsetzen.
Innerhalb der noch leidlich instabilen, aber nicht mehr allzu warmen Luftmasse
(es handelt sich um maritim erwärmte Subpolarluft) südlich der Rinne (T850 hPa
zwischen 2 Grad im Westen und 6 Grad im Südosten) stehen vor allem dort, wo die
Sonne länger scheint, etwa 200 bis 500 J/kg ML-Cape zur Verfügung bei PPW-Werten
von etwa 15 bis 20 mm. Mit dem mit Annäherung zunehmenden dynamischen
Hebungsantrieb kommen die schauerartigen Regenfälle von Südwesten her allmählich
nach Osten bzw. Nordosten voran, wobei vor allem ab den Mittagsstunden dann auch
wieder einzelne Gewitter mit im Spiel sind bzw. im Vorfeld, wohl zusätzlich
orographisch getriggert, ausgelöst werden. Dabei ist noch etwas unsicher, ob und
wo die trogvorderseitig recht markante hochreichende Scherung (20 bis 25 m/s im
Südwesten und Süden) und Cape günstig überlappen. Am ehesten könne das in Teilen
von Baden-Württemberg, am Nachmittag und Abend dann auch an den Alpen bzw. im
südlichen Vorland der Fall sein. Dort können dann etwas besser organisierte
Multizellensysteme auftreten, durch Orographie getriggert sind auch Zellen mit
kurzzeitig rotierenden Aufwindbereichen nicht ganz ausgeschlossen.
In den mittleren Landesteilen. Dort, wo durch die Einstrahlung wohl noch am
meisten Cape zur Verfügung steht, sind die Scherungsbedingungen dagegen wohl
eher ungünstig, so dass entstehende Einzelzellen rasch zu ziemlich
unorganisierten Multizellensystemen verclustern.
Dennoch treten insgesamt gesehen markante Begleiterscheinungen vor allem
aufgrund der niedrigeren PPWs und Cape seltener als am gestrigen Ostersonntag
auf. Hier und da – am ehesten wohl im zentralen und nördlichen Mittelgebirgsraum
(I-D2-EPS) dürfte es dennoch für Starkregen reichen, kleinkörniger Hagel ist
auch mit im Spiel, ebenso wie steife bis stürmische Böen (Hagel und Böen vor
allem im Südwesten und am Alpenrand). Unwetter (bzgl. Starkregen) können aber
fast ausgeschlossen werden.
Einen weiteren kleinen Gewitterschwerpunkt deutet I-D2 im Nordosten an,
vermutlich im Bereich einer durch Seewind (Nordost an der Küste und im
küstennahen Binnenland, Südwest weiter südlich) sich etablierenden Konvergenz in
Ostvorpommern. Auch dort zeigt I-D2-EPS leicht erhöhte Wahrscheinlichkeiten für
Starkregen. Bodennah ist die Konvergenz zudem recht scharf ausgeprägt, mit ein
wenig mehr Labilität könnte man in der Region auch einen Typ-II Tornado nicht
ausschließen, aber vermutlich wird es dafür wohl nicht reichen.
Die Höchsttemperaturen erreichen nicht mehr die Werte des Vortages, dennoch
reicht es mit Sonne vor allem in den mittleren Landesteilen nochmals für knapp
über 20 Grad, sonst werden 15 bis 19 Grad erreicht, lediglich an den Küsten
bleibt es mit 10 bis 15 Grad frischer.
In der Nacht zum Dienstag zieht unser Höhentief als kurzwelliger Randtrog
allmählich über die Mitte des Landes hinweg ostnordostwärts und befindet sich
morgens mit seiner Achse in etwa über Sachsen-Anhalt und Westsachsen. Vor allem
unmittelbar vorderseitig gehen die Schauer und Gewitter über den mittleren
Landesteilen in schauerartigen Regen über, der zögernd ostnordostwärts
vorankommt und neben dem östlichen Niedersachsen bzw. Sachsen-Anhalt später auch
Brandenburg erfasst. Vor allem rund um den Harz hat I-D2 erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für mehrstündigen Starkregen auf der Agenda, im Laufe der
zweiten Nachthälfte nehmen diese dann aber deutlich ab.
Ansonsten klingen die Schauer und Gewitter tagesgangbedingt bald ab; am ehesten
fällt im Nordseeumfeld, im Westen sowie an den Alpen noch längere Zeit etwas
Regen. Hier und da lockern die Wolken stärker auf, vor allem in der
Norddeutschen Tiefebene besteht dann eine recht hohe Nebelwahrscheinlichkeit.
Von Südwesten her steigt der Luftdruck und ein flacher Bodenhochkeil schiebt
sich in die Mitte und in den Süden des Landes, während die Tiefdruckrinne nach
Nordosten abgedrängt wird. Die subpolare Meeresluft weitet sich landesweit aus
mit 850 hPa-Temperaturen zwischen 2 und 4 Grad. Entsprechend fällt die Nacht
relativ frisch aus mit Minima zwischen 10 und 4 Grad, bei Aufklaren in einigen
„Kältelöchern“ auch etwas darunter.
Dienstag… zieht der zunehmend an Kontur verlierende Kurzwellentrog nach Polen
ab, dahinter stellt sich über dem Vorhersagegebiet eine leicht „flatternde“
südwestliche Höhenströmung ein. Darin eingebettete kurzwellige Troganteile
bieten zwar immer wieder etwas dynamischen Hebungsantrieb, die große Nummer ist
das aber nicht, zumal sich der Bodenhochkeil noch etwas nach Nordosten ausweitet
und sich ein wenig verstärkt.
Dennoch ist die einströmende Luftmasse maritim geprägt und auch recht feucht
sowie leidlich labil, lediglich im Süden und Südosten sowie in der Lausitz
trocknet sie durch das Überströmen von Alpen und Erzgebirge recht deutlich ab.
Dort steht auch ein relativ sonniger, vor allem aber überwiegend trockener Tag
ins Haus.
Im Rest des Landes dürften sich aber nach teils freundlichem Beginn mit dem
Tagesgang und der diabatischen Erwärmung relativ rasch hochreichende Quellwolken
mit Schauern entwickeln. Meist können durch die Einstrahlung lediglich 50 bis
300 J/kg ML-Cape generiert werden bei PPWs von 15 bis 20 mm (im Südosten unter
15 mm), so dass es nur noch selten für Gewitter reicht, am ehesten vielleicht
noch im Nordosten und Osten, wo vor allem SuperHD durchaus noch welche auf der
Agenda hat. Markante Begleiterscheinungen dürften aber auch dort die Ausnahme
darstellen.
Vor allem im Südosten und Süden kann sich die Luftmasse niedertroposphärisch
wieder etwas erwärmen, abends schwankt die 850 hPa-Temperatur zwischen 2 Grad im
Nordseeumfeld und 6 Grad im Südosten. Die Höchsttemperaturen erreichen somit
Werte zwischen 15 und 19 Grad, im Südosten vielleicht um oder knapp über 20
Grad. Frischer bleibt es im Nordwesten, wo sich bei bis 800 hPa- teils
feuchtegesättiger Luftmasse auch kaum die Sonne zeigen dürfte. Rund um die
Nordsee werden die 10 Grad kaum überschritten.
In der Nacht zum Mittwoch stößt ein markanter Randtrog samt eingebettetem
Höhentief von Irland Richtung England und Nordwestfrankreich vor. Vorderseitig
steilt die südwestliche Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet etwas auf und
nimmt eine leicht antizyklonale Kontur an.
Auch im Bodenfeld kann sich der Hochkeil vorübergehend etwas verstärken, die
Schauer und eventuellen Gewitter klingen somit rasch ab und vor allem im
Nordosten, Osten und Süden ist es teils gering bewölkt, örtlich bildet sich dort
dichter Nebel (am ehesten wohl im Ostteil der Norddeutschen Tiefebene).
Im Westen und Nordwesten setzt mit Annäherung eines mit dem Trog
korrespondierenden Bodentiefs, das sich morgens über Nordengland befindet,
Druckfall ein. WLA und ein vorlaufender flacher Randtrog generieren dort etwas
dynamische Hebung, so dass die Bewölkung dort kaum auflockert, sich sogar später
wieder eher verdichtet. Einige Modelle (I-EU z.B.) simulieren im Laufe der
zweiten Nachthälfte vom Saarland und westlichen Rheinland-Pfalz über weite Teile
NRWs bis ins südwestliche Niedersachsen auch etwas Regen.
Die Minima ändern sich gegenüber der Vornacht nur wenig.
Mittwoch… greift der Randtrog auf das westliche Mitteleuropa über, das
Höhentief zieht bis zum Abend mit seinem Drehzentrum nach Nordfrankreich (knapp
nördlich des Großraums Paris). Ein weiterer kurzwelliger Troganteil erreicht
abends die Deutsche Bucht. Vorderseitig nimmt die Höhenströmung eine deutlich
diffluente Kontur an und vor allem im Südwesten/Westen und im Nordwesten, später
auch im Süden bzw. in der Mitte wird aufgrund von PVA recht markante dynamische
Hebung generiert.
Über dem nahen Ostatlantik wölbt sich derweil ein umfangreicher Höhenrücken
Richtung Island und Dänemarkstraße auf.
Dieser stützt im Bodenfeld nach wie vor das Hochdruckgebiet über dem Nordmeer,
das sich allmählich Richtung Nord- und Mittelskandinavien, aber auch etwas nach
Süden, Richtung Schottland ausweitet. Das mit dem Höhentief korrespondierende
Bodentief zieht bis zum Abend über Südostengland nach Nordfrankreich, füllt sich
dabei aber deutlich auf. Vorderseitig fällt vor allem über der Mitte und dem
Süden des Landes der Luftdruck und dorthin weitet sich eine rinnenartige
Struktur aus.
Während es im Westen und Südwesten bereits am Vormittag überwiegend stark
bewölkt bleibt mit gebietsweise auftretenden schauerartigen Regenfällen – im
Verlauf auch einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen – scheint nach Osten zu noch
länger die Sonne. Mit Ausweiten der Rinne wird die Luftmasse allerdings
insgesamt wieder labiler und feuchter, die PPWs steigen gebietsweise auf über 20
mm und je nach Einstrahlung können vor allem in den mittleren Landesteilen sowie
an den Alpen und im Alpenvorland 200 bis örtlich über 500 J/kg ML-Cape generiert
werden. Erneut liegt bei allen noch gegebenen Unsicherheiten eine für
interessante bzw. organisierte konvektive Entwicklungen eher ungünstige
Cape/Shear-Überlappung vor. Lediglich am Alpenrand könnte es mit Ausbildung
eines Lee-Tiefs und der dadurch induzierten bodennahen Winddrehung auf Nordost
(„alpines Pumpen“) diesbezüglich besser passen.
Somit erscheint folgendes Szenario aktuell am Plausibelsten: Die schauerartigen
Regenfälle über dem Westen/Südwesten des Landes kommen allmählich
ostnordostwärts voran, im Vorfeld bilden sich im Tagesverlauf vor allem
orographisch getriggert einzelne Gewitter. Diese dürften sich zu
Multizellenclustern organisieren, so dass der Starkregen als Begleiterscheinung
im Fokus steht, eventuell noch kleinkörniger Hagel. Aus den Alpen heraus könnte
es dann am späten Nachmittag und Abend stärkere Entwicklungen geben, die über
das Alpenvorland ostnordostwärts ziehen. Hier liegt der Schwerpunkt mehr auf
Hagel (1 bis 2 cm bzw. größere Ansammlungen) und eventuell auch Böen Bft 8 bis
- Mit der ausgeprägten bodennahen Richtungsscherung sind auch Superzellen (mit
Hagel um 3 cm und unwetterartigem Starkregen) nicht ganz ausgeschlossen,
erscheinen aus aktueller Sicht aber eher unwahrscheinlich.
In den Norden und Osten gelangt nördlich bzw. östlich der Rinne von Nordosten
her bereits eine stabilere und vor allem trockenere Luftmasse, so dass es dort
wohl kaum für Gewitter reicht und vor allem in der Osthälfte, aber eventuell
auch im Nordseeumfeld bereits komplett trocken bleibt.
Vor allem im Osten und Süden steigen je nach Sonne die Temperaturen gegenüber
dem Vortag etwas an und erreichen Höchstwerte von 20 bis 23 Grad, auch sonst
bleibt es mit 15 bis nahe 20 Grad mild. Lediglich an den Küsten, aber bei
längerer Zeit bedecktem Himmel ganz im Südwesten bleibt es etwas kühler.
In der Nacht zum Donnerstag zieht das Höhentief über die Westalpen südostwärts
ins Ligurische Meer, eine Potenzialrinne reicht aber von dort aus nach wie vor
bis nach Nordostfrankreich und Südwestdeutschland. Der Höhenrücken greift
derweil allmählich auf die Britischen Inseln über.
Im Bodenfeld weitet sich das Nordmeerhoch über Skandinavien hinweg weiter nach
Osten aus, gleichzeitig verstärkt sich ein zu den Britischen Inseln gerichteter
Hochkeil. Somit steigt auch über dem Vorhersagegebiet der Luftdruck von
Nordwesten her und die Tiefdruckrinne wird langsam etwas nach Süden abgedrängt.
Vor allem an der Südflanke der Rinne gibt es weitere schauerartige, anfangs auch
teils gewittrige Regenfälle, die mit Passage des Höhentiefs auf dessen
Vorderseite gebietsweise auch kräftig ausfallen können. Signale für
mehrstündigen Starkregen haben die vorliegenden Modelle bevorzugt über Teilen
Bayerns auf der Agenda.
Im Osten und Norden des Landes fällt dagegen kaum Regen bzw. bleibt es dagegen
wohl meist schon trocken. Die räumliche Verteilung und Intensität der Regenfälle
in der Mitte, im Westen und Südwesten ist dagegen noch mit größeren
Modellunsicherheiten verbunden, zumal die genaue Lage der Rinne ebenfalls noch
unklar ist.
Mit Tiefstwerten zwischen 11 und 6 Grad verläuft die Nacht relativ mild; sollte
es ganz im Norden und Nordosten länger aufklaren, kann es dort etwas kälter
werden.
Modellvergleich und -einschätzung
Der grobe Fahrplan steht, die synoptischen Basisfelder werden von allen Modellen
sehr ähnlich simuliert. Die räumliche Verteilung und Intensität der zumeist
konvektiven Niederschläge sind naturgemäß noch gewissen Unsicherheiten
unterworfen, vor allem am Mittwoch bzw. in der Nacht zum Donnerstag.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff