S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 18.04.2025 um 10.30 UTC

Leicht unbeständig mit Schauern und Gewittern, mild.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 25.04.2025

In der Mittelfrist, die heute von Montag, 21. April, bis Freitag, 25. April
reicht, dominiert zunächst relativ mildes und leicht unbeständiges Wetter,
wenngleich der meist konvektive Charakter der Niederschläge in der Fläche keine
wirklich signifikanten Mengen vermuten lässt. Unter gebührender Berücksichtigung
der massiven Vorhersageunsicherheiten nach Wochenmitte deutet sich in Richtung
Wochenende (erweiterte Mittelfrist) ein tendenzieller Rückgang der
Niederschlagsneigung an, bei allerdings völlig unklarer Temperaturentwicklung.

Am Ostermontag befindet sich Deutschland zwischen einem Trog über Westeuropa mit
hochreichendem Drehzentrum knapp westlich von Irland und einem Rücken, der
ausgehend von einem Höhenhoch mit Kern über der Slowakei über Südskandinavien
bis zum Nordmeer reicht. Daraus ergibt sich bei uns eine südliche bis
südwestliche Höhenströmung. Ein von Frankreich über Benelux zur Nordsee
schwenkender Kurzwellentrog nebst kleinem Bodentief sorgen dabei vor allem über
dem Westen und Nordwesten für zyklonale Verhältnisse. In feuchter und marginal
labiler Luftmasse kommt es zu schauerartigen und mitunter gewittrigen
Regenfällen. Bei mäßiger bis starker Scherung kann sich die Konvektion
organisieren und Sturmböen mit sich bringen. Auch sonst weht ein mitunter stark
böiger Südwestwind. Im Rest des Landes herrschen – wie generell über weiten
Teilen Mittel- und Osteuropas – geringe Luftdruckgegensätze vor. In instabiler
und zumindest teilweise feuchter Luft können sich aber auch einzelne Schauer und
Gewitter bilden. Bei etwas mehr CAPE (Größenordnung +/- 500 J/kg), aber
geringerer Scherung steht der Fokus auf örtlichem Starkregen. Beim
Temperaturniveau zeigt sich ein leichtes Ost-West-Gefälle (T850 zwischen 9 Grad
im Westen und 2 Grad im Osten).

Am Dienstag neigt der Trog über Westeuropa abzutropfen, einerseits bedingt durch
die Blockadewirkung des Höhenhochs über Osteuropa, andererseits durch
„Downstream-Effekte“ einer neuen, kräftigen Austrogung bei Neufundland, deren
kräftige WLA einen Rücken von den Azoren Richtung Island aufwölben lässt. Die
über Deutschland insgesamt zunehmend flaue Strömung bekommt einen leicht
antizyklonalen Touch. Im Bodenfeld herrschen flache Luftdruckgegensätze vor,
sodass es zu keinem nennenswerten Luftmassenaustausch kommt. Trotz leicht
antizyklonalem Einfluss können sich in der leidlich labilen Luft einzelne
Schauer, eventuell auch wieder ein vereinzeltes Gewitter ausbilden. Bei den
schwach-windigen Verhältnissen gilt es nur etwas auf etwaigen, lokalen
Starkregen zu achten.

Ab Mittwoch wird die Vorhersage zunehmend unsicher. Unklar ist, ob sich der
nordatlantische Rücken weiter aufwölben und sich über dem Nordmeer ein
Blockadehoch aufbauen kann, oder der Rücken als flacherer Geselle nebst Hochkeil
Richtung West- und Mitteleuropa vorstoßen kann. In jedem Fall sorgt der
vorgelagerte Trog, sei es in Form eines Richtung Mitteleuropa strebenden
Residuums oder in Gestalt eines zum zentralen Mittelmeer abgetropften Cut-Offs
am Mittwoch und Donnerstag zunächst eher nochmal für zylonalere Verhältnisse und
rege Schauertätigkeit. Insbesondere bei einem Mittelmeer-Cut-Offs könnte die
Südhälfte des Landes in den Zustrom sehr feuchter Luft aus Südosten kommen,
sodass die Konvektion bezüglich Starkregens im markanten oder gar
unwetterartigen Bereich stattfinden könnte. Eventuell wären auch mal länger
anhaltende Regenfälle möglich.

Zum Wochenende nimmt die Unsicherheit weiter zu und haltbare Aussagen immer
schwieriger bis unmöglich. Von der Kombination Blockadehoch Nordmeer/Trog
Nord-/Osteuropa bis Blockadehoch Osteuropa/Trog Westeuropa scheint alles
möglich. Die meisten Szenarien haben aber gemein, dass die Luftmasse
vorübergehend abtrocknet und die Niederschläge seltener werden. Die
Temperaturentwicklung (kalte Nordströmung mit Nachtfrösten oder sehr milde
Südströmung?) ist aber völlig offen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz von IFS ist nur zu Beginn der Mittelfrist noch einigermaßen gut,
lässt aber schon ab Mittwoch dramatisch nach. Die beiden gestrigen Modellläufe,
insbesondere aber der von 00Z, waren gekennzeichnet von dem Aufbau eines neuen
Blockadehochs über dem Nordmeer. Der vorgelagerte Trog konnte effektiv in
Richtung Mittelmeerraum abtropfen, was Deutschland zunächst eine östliche
Strömung bescherte, in der fortwährend feuchte-milde und zu Schauern und
mitunter kräftigen Gewitter neigende Luft herangeführt werden konnte. Zum
Wochenende kam Deutschland dann in den Randbereich einer kräftigen Austrogung
über Skandinavien und dem östlichen Mitteleuropa, was eine kalte, dann aber
recht trockene Nordströmung zur Folge gehabt hatte.
Im heutigen 00Z-Lauf sieht das komplett anders aus: Flacherer, progressiver
Richtung West- und Mitteleuropa vorstoßender Rücken. Dadurch früher
Wetterberuhigung, aber auch etwas kühler. Dafür soll sich dann am Wochenende
über Osteuropa ein Blockadehoch entwickeln, an dessen Rand bei uns ruhiges, im
Vergleich zu den gestrigen Läufen aber auch ungleich milderes Wetter Einzug
halten würde.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

GFS und UK10 halten heute Morgen an der gestrigen IFS-Variante fest (siehe
oben), ICON springt dagegen dem heutigen IFS-Lauf zur Seite. Oder anders
ausgedrückt: Nach Wochenmitte keine haltbare Aussage möglich!

Bewertung der Ensemblevorhersagen

IFS-EPS:
Die Rauchfahnen des IFS-EPS sind bis einschließlich Mittwoch noch recht eng
gebündelt und führen hinsichtlich der Temperatur und des Geopotenzial eine
„Seitwärtsbewegung“ aus, oder anders ausgedrückt: Es tut sich nicht viel. Die
Niederschlagssignale sind dabei aber omnipräsent und zeichnen den für den
konvektiven Niederschlagscharakter typischen Tagesgang nach. Zur Wochenmitte
deutet sich vor allem in der Südhälfte in einigen Membern ein deutliches
Niederschlagsmaximum ab.
Ab Donnerstag weiten sich die Rauchfahnen dann massiv auf. Von
Geopotenzialaufbau und anhaltend milder Luft bis deutlichem Geopotenzialabbau
und Abkühlung findet man alles in der Memberschar. In der Mitte Deutschlands
beispielsweise reicht die Temperaturrange am Freitag von frühsommerlichen +12
Grad bis spätwinterlichen -6 Grad. Der Median liegt bei immer noch eher milden
+4 Grad. Der deterministische Lauf findet sich eher im oberen Drittel wieder
knapp oberhalb des EPS-Medians.

GFS-ENS:
In den GFS-ENS schlägt das Pendel deutlich in Richtung kälterer Witterung aus.
Hier liegt der Median am Wochenende in der Mitte des Landes nur bei rund 0 Grad.
Zu denken gibt dabei, dass sowohl Haupt- als auch Kontrolllauf zu den kälteren
Membern zählen.

EPS-CLUSTER/WETTERREGIME:
Im Zeitraum +72-96 h gibt es 3 Cluster, die aufgrund der positiven
Geopotenzialanomalie über Osteuropa am Ende alle dem Blocking-Regime zugeordnet
werden. Die Unterschiede sind noch marginal mit Blick auf Mitteleuropa.
Auch im Zeitraum +120-168 h werden 3 Cluster angeboten, die zunächst alle ein
Blocking-Regime zeigen. Lediglich in Cluster 3 (12/51) vollzieht sich der
Übergang zu Atlantic Ridge. Grund dafür ist der massive Rücken über dem
Ostatlantik und Westeuropa. Deutschland liegt zwischen diesem Rücken und einem
Trog über dem östlichen Mitteleuropa in einer wohl kühlen Nordströmung, wobei
leicht zyklonalen Verhältnisse vorherrschen dürften. In Cluster 1 (26/51) findet
sich die positive Geopotenzialanomalie abgeschnürt über dem Nordmeer
(Nordmeer-Blockade). Deutschland befindet sich am Rande dieser Blockade und
nördlich eines Cut-Offs über dem Mittelmeer unter sehr flachen
Geopotenzialgegensätzen. Nicht ganz störungsfreies Wetter und die Gefahr eines
Kaltlufteinbruches würde man daraus ableiten. Cluster 2 (13/51, inkl. det. Lauf
und Kontrolllauf) zeigt die positive, blockierende Anomalie westlicher über der
Nordsee und Skandinavien. Hier wäre dann beständigeres, mildes Wetter die Folge.

FAZIT:
Blendet man die typischen Unschärfen der Prognose konvektiven Niederschlags aus,
steht der Fahrplan bis etwa Wochenmitte wohl: Es geht leicht unbeständig, aber
vergleichsweise mild weiter. Schauer und Gewitter bringen in der Fläche wohl
keine signifikanten Mengen, es besteht aber durchaus das Potenzial für
regionalen Starkregen, vor allem um Wochenmitte herum.
Danach braucht man schon den Mut und irgendwie auch eine Prise Unverfrorenheit,
trotz massiver Vorhersageunsicherheiten irgendeine Aussage zum Wetter zu
treffen. Das einzige, was man wohl festhalten kann: Die Niederschlagsneigung,
die zur Wochenmitte gerade nach Süden zu ein Maximum erfährt, geht Richtung
Wochenende wieder zurück. Ob der zunehmende Hochdruckeinfluss auch einen
Kaltlufteinbruch mit Nachtfrösten zur Folge hat, steht noch in den Sternen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
In der Mittelfrist herrscht fast durchweg latente Gewitterneigung, wenngleich
meist keine stärkeren Entwicklungen zu erwarten sind. Lokaler Starkregen kann
aber nie ausgeschlossen werden, Signale dafür gibt es insbesondere am Montag im
Osten und um die Wochenmitte herum in der Südhälfte des Landes. Je nach
Ausprägung des Randtroges herrschen am Montag etwas günstigere
Scherungsbedingungen, besonders im Westen und Nordwesten, sodass organisierte
Entwicklungen mit Sturmböen ins Kalkül gezogen werden müssen.

STURM:
Zudem könnte ein kleines Randtief am Montag im Westen für vorübergehend
auffrischenden Südwestwind sorgen. Bevorzugt im Bergland sind dann stürmische
Böen möglich.

Basis für Mittelfristvorhersage
Bis Mittwoch IFS det./EPS/MOS, danach viel Modell-Mix und „aus den Fingern
saugen“

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser