#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Dienstag den 15.04.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 15.04.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Heute im Westen und Süden einzelne Gewitter; Starkregen und/oder stürmische Böen
nur wenig wahrscheinlich.
Mittwoch vom nördlichen Baden-Württemberg über die Mitte und die Harzregion und
in der Nacht zum Donnerstag nach Norddeutschland ausgreifend Gewitter, teils
auch in Niederschlag eingelagert. Starkregen und/oder stürmische Böen
wahrscheinlicher als heute.
Darüber hinaus auf Alpengipfeln bis Donnerstagabend Föhnsturm.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Aktuell … liegt Deutschland an der Vorderseite eines Langwellentroges, der
sich vom Raum Island zur Iberischen Halbinsel erstreckt und sich nach Algerien
ausweitet. Dieser Trog wird von einem Rücken flankiert, der von der
Balkanhalbinsel bis nach Nordskandinavien reicht. Hieraus ergibt sich eine
süd-südwestliche Strömung, mit welcher Kurzwellentröge nordwärts gesteuert
werden und die für einen wechselhaften Wettercharakter sorgen. Einer dieser
Kurzwellentröge hat den Südwesten Deutschlands erfasst, diesem Trog ist eine
flache Tiefdruckrinne vorgelagert, die auf die Mitte Deutschlands übergreift.
Die darin eingelagerte wellende Kaltfront weist Anacharakter auf, d.h. das
Niederschlagsgeschehen konzentriert sich im wesentlichen auf den postfrontalken
Bereich, wobei jedoch nur wenige, in Staulagen der westlichen und
südwestdeutschen Mittelgebirge etwa 10 mm Niederschlag zusammenkommen.
Interessanter sind die präfrontal erfolgenden Entwicklungen. Dort (und auch im
Süden, wo die Front etwas zurückhängt) konnten sich dank Einstrahlung bis über
1000 J/kg CAPE aufbauen, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser erreicht 20 bis
25 mm und der nach Norden ablaufende Kurzwellentrog generiert etwas Hebung, so
dass die Auslösung konvektiver Umlagerungen erfolgte. Die Voraussetzungen für
Starkregen um 15 mm in kurzer Zeit waren durchaus gegeben. Aufgrund der stark
ausgeprägten Labilität sind auch einzelne Gewitter, die in den Niederschlag
eingelagert sein können, vorstellbar.
An der Nordostflanke der Tiefdruckrinne hatte sich ein kräftiger Gradient
entwickelt, der jedoch mit dem weiteren Voranschreiten der Rinne nach Osten
zusehends aufweicht. Warnrelevante Böen sollten daher auf die Kamm- und
Gipfellagen der sächsischen Mittelgebirge beschränkt bleiben.
In der Nacht zum Mittwoch dringt das Niederschlagsband unter Abschwächung
nordostwärts vor und erreicht den Norden Deutschlands. Da die Niederschläge von
dem Kurzwellentrog überlaufen werden, fehlt dann der Hebungsantrieb, so dass
eine rasche Abschwächung erfolgt. Nur anfangs sind diese Niederschläge noch
konvektiv durchsetzt, wobei noch einzelne Gewitter, aber mit weiter abnehmender
Starkregengefahr, auftreten können.
Im weitaus größten Teil Deutschlands bleibt es meist niederschlagsfrei. Dort, wo
es zuvor viel geregnet hatte, können sich flache Nebelfelder bilden.
Ein weiterer, nach Norden ablaufender und relativ schwach ausgeprägter
Kurzwellentrog macht sich ausgangs der Nacht zum Mittwoch mit erneuten
Niederschlägen bemerkbar, die auf den Westen Deutschlands übergreifen. Diese
erfassen wahrscheinlich nur die Mittelgebirge westlich des Rheins, können aber
leicht konvektiv durchsetzt und somit schauerartig verstärkt sein.
Mittwoch … deutet sich hinsichtlich des über Westeuropa liegenden Troges ein
Austropfprozess in Richtung Algerien/Tunesien an. Dies lässt die Strömung
vollends auf Süd drehen. An und in den Alpen setzt hierdurch Föhn ein, der mit
Windböen bis Bft 7 in den hierfür anfälligen Tälern und Sturmböen Bft 8/9 auf
Alpengipfeln einhergeht. In exponierten Gipfellagen besteht die Gefahr schwerer
Sturmböen.
Durch Überströmung der Alpen entwickelt sich über Bayern ein Leetief, das sich
bis zum Abend von den Alpen löst. In dessen Bereich trocknet die Luft
föhnbedingt zu stark aus, als dass hoch reichende Konvektion zustande kommen
kann.
An der Westflanke dieses Tiefs legt der Gradient merklich zu; warnrelevante Böen
(Bft 7, exponiert Bft 8) sind jedoch auf die Hochlagen der dortigen
Mittelgebirge beschränkt. Bedingt durch die Gegenläufigkeit zwischen bodennaher
und mitteltroposphärischer Strömung und der hieraus resultierenden Hebung
greifen skalige Niederschläge von den Mittelgebirgen westlich des Rheins bis ins
Emsland aus. Meist sind es auch hier nur wenige Millimeter, Mengen um 10 mm sind
auf die Staulagen der dortigen Mittelgebirge beschränkt.
Mehr Aufmerksamkeit verdient, was unmittelbar an der Nordwest- und Westflanke
des fachen Tiefs, aber noch in der Warmluft passiert. Das betrifft einen Bereich
vom Grenzgebiet Baden-Württemberg – Bayern, Unterfranken, den zentralen
Mittelgebirgsraum, die Harzregion, das westliche Thüringen und das südliche
Niedersachsen. In diesen Gebieten kommt neben der Orografie und der nahezu
gegenläufigen Strömung deren leichte Mäandrierungen in Form von weiteren, nach
Norden ablaufenden kurzwelligen Anteilen hinzu. In diesen Regionen liegt der
Flüssigwassergehalt nahezu durchweg etwas über 25 mm, zudem erreicht CAPE (MU,
KK) mit Werten bis deutlich über 1000 J/kg bereits sommerliche Werte. Gegenüber
heute ist die Scherung sowohl niedertroposphärisch als auch hochreichend
signifikant. Somit sind die Voraussetzungen für hoch reichende Konvektion
gegeben; markant zu bewarnende Gewitter sind demnach wahrscheinlicher als dies
heute der Fall war. Dabei besteht Gefahr durch Starkregen um 20 mm in kurzer
Zeit; auch stürmische Böen sind nicht auszuschließen. Auch lassen sich Hinweise
für die Entwicklung von Superzellen finden, dann wäre auch kleinerer Hagel
vorstellbar.
Der Nordosten Deutschlands bleibt von diesen Entwicklungen verschont. Zwar ist
die Schichtung dort auch labil, aber bedingt durch die dort vorherrschende
östliche bodennahe Strömung ist die Labilität zu sehr gedeckelt. Allenfalls noch
in den sächsischen Mittelgebirgen ist dank orografischer Unterstützung eine
Auslösung vorstellbar.
Während im Osten längere Zeit die Sonne scheint, bleibt nach Westen hin die
Bewölkung weitgehend geschlossen. In diesen Gebieten werden nur 13 bis 19 und im
westlichen Bergland kaum 11 Grad erreicht. Weiter nach Osten hin steigt die
Temperatur auf 20 bis 25, in der Lausitz bis 27 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag wird das Leetief über das östliche Bergland hinweg
in den Nordosten gesteuert. Warmluft, die an der Nordflanke dieses Tiefs
herumgeführt wird, ersetzt den Hebungsantrieb, der dann infolge ausbleibender
weiterer Kurzwellentröge und der flachen Orografie in Norddeutschland nicht mehr
gegeben ist. Folglich wird die Konvektion am Leben gehalten, wobei zumindest in
der ersten Nachthälfte noch Gefahr von Starkregen besteht. Hiervon dürfte
hauptsächlich das östliche Niedersachsen betroffen sein; die Altmark und
Westmecklenburg werden hiervon nur gestreift. Dabei dürfte es sich im
wesentlichen um abgehobene Konvektion handeln; Gewitter sind in den Niederschlag
eingelagert. Ausgangs der Nacht kommen diese Gewitter bis nach
Schleswig-Holstein voran, wobei dann eine merkliche Abschwächung erfolgt.
Starkregen sollte dann nicht mehr auftreten.
Der Nordosten Deutschlands verbleibt zwar in der labilen Luft. Mangels Hebung
und Tagesgang sollten dort jedoch konvektive Umlagerungen ausbleiben.
Der über Westeuropa liegende Trog tropft nunmehr vollends in Richtung Tunesien
aus. Dies induziert über dem Golf von Genua eine markante Zyklogenese, was eine
Verstärkung der Niederschläge über dem Nordwesten Italiens zur Folge haben
dürfte. Innerhalb von 12 Stunden werden dort bis über 150 mm simuliert.
Kompensierendes Absinken lässt über Frankreich einen Hochkeil entstehen, der
sich in Richtung Nordsee ausweitet. Zudem schwächt sich hierdurch das über dem
Westen Deutschlands liegende Niederschlagsband etwas ab.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Donnerstag … regeneriert sich der Trog durch einen hereinlaufenden
Kurzwellentrog über dem nahen Ostatlantik. Das aus dem o.g. Austropfprozess
hervorgegangene Residuum wird von Kaltluftadvektion überlaufen und unter
Abflachung rasch in Richtung Südnorwegen geführt. Über Mitteleuropa bleibt eine
südliche und antizyklonal gekrümmte Strömung bestehen, so dass an und in den
Alpen die weiter oben beschrieben Föhnsituation mit Sturmböen auf höheren
Alpengipfeln zunächst noch andauert.
Von den Alpen löst sich ein weiteres Leetief, das jedoch weiter im Osten nach
Norden gesteuert wird. An deren Westflanke kann sich die trockenere und stabil
geschichtete Luft etwas weiter nach Osten durchsetzen. Mit der Ablösung dieses
Tiefs sollte dann auch von Westen her der Föhn an und in den Alpen
zusammenbrechen. Der Wind frischt aus Nordwest auf; warnrelevante Böen Bft 7,
exponiert Bft 8 sollten jedoch auf exponiert Kamm- und Gipfellagen beschränkt
bleiben.
Von Vorpommern über den östlichen Mittelgebirgsraum hinweg bis zu den Alpen
bleibt die Schichtung jedoch sehr labil, wobei CAPE erneut Werte über 1000 J/kg
erreicht. Allerdings kommt kaum Hebung zustande, so dass allenfalls über den
östlichen Mittelgebirgen eine Auslösung erfolgen kann. Somit ist auch an der
Nordwestflanke des sich ablösenden Tiefs, vielmehr einer Tiefdruckrinne, die
Wahrscheinlichkeit für konvektive Umlagerungen geringer als am Vortag. Im
Gegensatz hierzu lassen sich bei EZMW und UK10 über dem Südwesten Deutschlands
Signale für vermehrte Gewitter finden, ähnlich wie es am Vortag in der Mitte
Deutschlands der Fall war. Beide Modelle zeigen das Leetief ein wenig weiter
westlich als ICON und GFS.
Im Westen Deutschlands dauern die Niederschläge an der Luftmassengrenze, die
Anacharakter hat, noch an, wenngleich sich dort eine merkliche Abschwächung
zeigt.
Von Vorpommern bis zum östlichen Alpenrand sind erneut längere sonnige
Abschnitte zu erwarten, was in diesen Gebieten die Temperatur auf sommerliche 23
bis 29 Grad steigen lässt. In einem Streifen von Ostholstein und Westmecklenburg
bis nach Oberschwaben werden 15 bis 20, weiter westlich nur 10 bis 15 Grad
erreicht. In den west- und südwestdeutschen Mittelgebirgen bleibt es mit
Höchstwerten unter 10 Grad kühl.
In der Nacht zum Freitag verlagert sich das Cut-Off-Tief nach Oberitalien,
wodurch sich das Tief südlich der Alpen auffüllt. Ein weiterer Tiefkern, der vor
allem im 850n hPa-Niveaus ausgeprägt ist, entwickelt sich über dem Südwesten
Deutschlands und wird von dort in den zentralen Mittelgebirgsraum gesteuert.
Rückseitig dreht die Strömung auf Nordwest. Aufgrund der nach wie vor
mitteltroposphärischen südlichen Strömung ist dann die Gegenläufigkeit
wiederhergestellt, zudem kommt noch Warmluftadvektion ins Spiel, so dass sich
die Niederschläge wieder verstärken. Das ist in einem breiten Band von
Schleswig-Holstein über den zentralen Mittelgebirgsraum hinweg bis in den
Südwesten Deutschlands hinein der Fall, je nach Modell mit unterschiedlichen
Schwerpunkten. Dabei werden Niederschlagsmaxima großflächig von mehr als 10 und
kleinräumig bis über 30 mm innerhalb von 12 Stunden simuliert. Da die Schichtung
jedoch weitgehend stabil ist, sollte es sich hierbei um skalige Niederschläge
handeln.
Im Osten bleiben nach wie vor die Niederschläge aus; auch in Nordseenähe bleibt
es weitgehend niederschlagsfrei.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann