#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Montag, den 14.04.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 14.04.2025 um 10.30 UTC
Hohe Unsicherheiten, aber wohl weiter unbeständig und teils gewittrig, mitunter
in Verbindung mit Starkregen. In den Alpen zudem föhnig.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 21.04.2025
Die gegenwärtige numerische Prognostik des Mittelfristzeitraums ist
gekennzeichnet von großen Unsicherheiten. Dies ergibt sich unter anderem aus der
Grundkonfiguration der Großwetterlage.
Dabei ist am (Grün-)Donnerstag ein großes blockierendes Hoch über Russland
maßgeblich, dessen Ausläufer bis zu uns nach Deutschland reichen und sich in der
Höhe durch eine Keilstruktur im Geopotential am ehesten bemerkbar machen. Damit
ist die Westwindzirkulation weiterhin gestört, sodass die bereits im
Kurzfristbereich bestehenden meridionalen Strömungsmuster weiterhin Bestand
haben.
Gegenspieler dieses Russland-Hochs ist ein hochamplifizierter Langwellentrog mit
Achse über dem Atlantik. Aus diesem tropfen zum Donnerstag hin zwei
eigenständige Höhentiefs ab, von denen jenes mit Zentrum über dem Golf von Genua
für unser Wettergeschehen wichtig sein wird. Das zweite Höhentief liegt weitab
auf dem Atlantik und ist für uns erst einmal unbedeutend.
Bedeutend ist dagegen die Luftmassengrenze, die sich wahrscheinlich genau über
Deutschland ausbildet. Ein ziemlich scharfer und ausgeprägter Temperaturkontrast
ist die Folge und führt zu einer Spanne bei den TMax-Werten zwischen etwa 8°C in
der Eifel und bis zu schon hochsommerlich anmutenden 28°C in der Lausitz. Bei
12-13°C in 850 hPa wären solche Werte aber auch das alleroberste Ende der
Fahnenstange. Bemerkenswert, dass im Westen dagegen noch die 0°C-Isotherme zu
finden ist. Mit der südlichen Anströmung bilden sich dabei auch schon aus der
Kurzfrist kommend wiederholt Leetiefdruckgebiete, die anschließend nordwärts
ziehen und die Luftmassengrenze per Hebungsantrieb aktivieren. In der Nacht zum
Donnerstag kommt es dabei gebietsweise zu teils kräftigen und gewittrigen
Niederschlägen, die im Tagesverlauf noch anhalten, in ihrer Intensität aber wohl
etwas nachlassen.
Am (Kar-)Freitag bleibt die Luftmassengrenze auch weiter wetterbestimmend. Dabei
richtet sie sich nun zunehmend zonal aus. Während es im Norden unter kräftiger
WLA zu Druckanstieg kommt, kommt die Kaltluft im Süden ostwärts voran. Dort ist
sie an das Italientief gekoppelt, welches sich ostwärts Richtung Adria
verlagert. Anschließend bekommt sie zunehmenden Kaltfrontcharakter, denn mit
einem weiteren nordwärts ziehenden Leetief wird die vorderseitige Warmluft
Richtung Nordosten verdrängt. Dabei kommt es auch weiterhin zu teils
schauerartigen Niederschlägen; das Konvektionspotential der Warmluft ist aber
erst einmal passé. Vielmehr kommt es im Süden zunehmend zu einem Aufgleitprozess
über die Alpen, wodurch es vor allem im bayrischen Raum allerhand Regen geben
könnte. Verantwortlich dafür ist eine erneute Amplifizierung des atlantischen
Langwellentroges, der vorderseitig zu einem neuerlichen Advektionsschub
mediterraner Warmluft nach Norden führt.
Der Ostersamstag zeigt sich schließlich von seiner eher kühleren Seite – wobei
„kühl“ hier angesichts der teils abnorm hohen Temperaturen der Vortage im
relativen Sinne zu verstehen ist. Nichtsdestotrotz gewinnt der atlantische
Langwellentrog bezüglich der vorherrschenden Luftmasse bei uns die Oberhand,
während das Russlandhoch weiter versucht, mit Warmluft aus Osten
dagegenzuhalten, dabei aber kaum noch erfolgreich scheint. Insgesamt zeigen sich
die Druck- und Geopotentialfelder zunehmend gradientarm, sodass die Dynamik des
Wettergeschehens wohl zunehmend einschläft. Eventuell sorgt ein Randtiefableger
auf der Trogvorderseite nochmal für etwas flächigere Niederschläge, aber
angesichts der nun mittlerweile enorm hohen Unsicherheiten muss hier auf das
Reich der Spekulationen verwiesen werden.
Am Ostersonntag soll anschließend das nächste umfangreiche Höhentief vom
Langwellentrog über dem Atlantik abtropfen und sich rasch ostwärts verlagern.
Mit vorderseitig südlicher Strömung würde dabei Alpenföhn in Gang kommen.
Ansonsten zeichnet sich ein tendenziell eher freundlicher und halbwegs milder
Tag ab, an dem es wohl – wenn überhaupt – nur sporadisch Niederschläge gibt.
Synoptisch landen wir dabei zunehmend in den mittlerweile berühmten
„Sumpf“-Gebieten, in denen sich kaum noch etwas tut. Allerdings ist nicht ganz
ausgeschlossen, dass sich lokal das ein oder andere ortsfeste Gewitter bilden
könnte.
Schlussendlich ist auch der Ostermontag gekennzeichnet von deutlich gestörter
nordhemisphärischer Zirkulation, bei der die Strömung zunehmend auf östliche
Richtungen dreht. Dabei wird Dank des nächsten abgetropften Höhentiefs über
Italien wieder milde, und vor allem sehr feuchte Luft herangeführt, die ein
erhöhtes Konvektionspotential aufweist. Sollte das eintreten, haben wir es mit
dem seltenen Szenario intensiverer Gewitter aus Osten zu tun. Dabei werden
durchaus 500 bis 1000 J/kg an MUCAPE simuliert, die aber in einem
hydrostatischen Modell wie dem IFS mit Vorsicht zu genießen sind.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs ist – vorsichtig formuliert – schlecht.
Die obigen Ausführungen beziehen sich in erster Linie auf den heutigen 00Z-Lauf,
allerdings weist dieser gegenüber den Vorläufen erhebliche Abweichungen auf. Die
Numerik hat erhebliche Probleme, die Abtropfvorgänge über dem Atlantik in den
Griff zu bekommen. Je nach Verhalten der daraus entstehenden eigenständigen
Höhentiefs ergeben sich daraus bei uns erhebliche Unterschiede im Osterwetter,
die Stand heute quasi kaum prognostizierbar sind. Jeder Modelllauf birgt zurzeit
neue Überraschungen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch der Vergleich mit anderen Modellen führt zu keinen besseren Ergebnissen.
Spätestens ab Tag vier driften die Modelle komplett auseinander und bieten gegen
Ende des Vorhersagezeitraumes sämtliche Lösungen vom Sommergewitter bis zum
Wintereinbruch an.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Entsprechend der Unsicherheiten weist das IFS-EPS entsprechend große Streuung
auf. Allerdings gibt es doch eine Bündelung von Membern, die einen gewissen
Trend erkennen lässt. So scheint der Warmlufteinschub von Osten zum Ostersonntag
durchaus nicht unwahrscheinlich zu sein. Im GFS-EPS sind diese Signale, sollte
es sie geben, zu stark verrauscht. Hier sind vor allem die wiederholt auf
Konvektion hinweisenden Niederschlagsspitzen auffällig.
Die Cluster bilden vor allem das Unsicherheitsregime bezüglich der atlantischen
Abtropfvorgänge ab und schwanken deswegen kontinuierlich zwischen Blocking und
NAO, je nach Ausprägung der positiven Geopotentialanomalien.
Betreffs der Anomalien ist auch die aktuelle Version des Hovmøller-Diagramms
(Zonal gemittelte Geopotentialanomalien gegen Längengrad und Zeit) vielsagend.
Dort befindet sich Mitteleuropa genau auf der Grenze zwischen einer ausgeprägten
positiven und negativen Anomalie, woraus sich die Vorhersageunsicherheiten
ableiten lassen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Wiederholt auftretende markante Gewitter, voraussichtlich in der Osthälfte mit
erhöhter Wahrscheinlichkeit, dabei Starkregen ebenfalls wahrscheinlich.
Im Südwesten geringe Wahrscheinlichkeit für Stark-/Dauerregen.
Geringe Wahrscheinlichkeit für föhnbedingte Sturmböen auf Alpengipfeln und
-kammlagen.
Basis für Mittelfristvorhersage
Hauptsächlich IFS und IFS-EPS, zzgl. COSMO-LEPS, MOSMIX.
VBZ Offenbach / M.Sc. Felix Dietzsch