SXEU31 DWAV 141800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 14.04.2025 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Am Dienstag gebietsweise teils markante Gewitter und im Nordosten windig. Im
weiteren Verlauf leicht unbeständig.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Aktuell … liegt über dem Nordostatlantik ein breiter Trog, der in seinem
Südteil Richtung Iberische Halbinsel amplifiziert. Stromaufwärts wölbt sich
ausgehend vom zentralen Mittelmeer ein Rücken auf, der bis in den Nordwesten
Russlands reicht. Über Deutschland ergibt sich daraus eine südwestliche
Höhenströmung (Sz), in der immer wieder Kurzwellentröge integriert sind. Am
heutigen Montagabend hat ein erster Kurzwellentrog den Nordosten Deutschlands
überquert, dahinter hat sich in der Höhe eine antizyklonale Isohypsenkrümmung
über Deutschland eingestellt. Der damit verbundene flache Rücken zieht im
Nachtverlauf nach Nordosten durch, wobei es kaum Hebungsimpulse gibt.
Folglich ist die Konvektion in der Nacht ziemlich eingeschränkt, einzig über dem
Osten werden schwache Schauer simuliert, die zum Morgen die Ostsee erreichen.
Diese werden rückseitig des dann bereits durchgezogenen Rückens generiert, und
können auf einen sehr kleinen Randtrog bezogen werden, der in den Karten
allerdings nur mit Mühe zu erkennen ist. Jedenfalls stehen etwas Labilität und
geringer MU-CAPE bis 100 J/kg zur Verfügung. Angesichts des fehlenden Tagesgangs
sind Gewitter eher unwahrscheinlich, die Regenmengen bleiben mit bis zu 2 l/qm
gering. Während die konvektionserlaubenden Modelle die schwachen Schauer auf dem
Schirm haben (außer UK10), negieren die Globalmodelle die Konvektion.
Im Rest des Landes lockern die Wolken unter Absinken gebietsweise auf. Im Süden
sind allerdings öfter dichtere Wolken unterwegs, die den Resten der aufgelösten
Front des Tiefs CHRISTIAN mit Zentrum vor der norwegischen Küste zugeschrieben
werden können. Im Nachtverlauf werden die Wolken auch nach Norden hin hinter dem
abgezogenen Rücken zum Teil wieder dichter. Zudem ist hier und da ist Nebel
möglich.
Mit der Drehung der Strömung auf Südwest stellt sich an den Alpen Föhn ein, der
in höheren Lagen steife Böen bis 60 km/h (Bft 7), exponiert stürmische Böen bis
70 km/h (Bft 8) bringt. Ansonsten weht schwacher bis mäßiger Wind um Ost, auf
einigen Gipfeln der zentralen und östlichen Mittelgebirge sind ebenfalls steife
Böen bis 60 km/h (Bft 7) wahrscheinlich.
Die Temperaturen sinken auf 12 bis 6 Grad.

Dienstag … schwenkt der südliche Teil des Troges allmählich bis in den Westen
Frankreichs und dem westlichen Mittelmeer progressiv weiter. Damit steilt die
Strömung bei uns auf, wird glatter und dreht auf süd-südwestliche Richtung.
Außerdem erreicht uns ein zweiter Randrog, der in der südlichen Strömung
nordwärts zieht und gebietsweise PVA liefert.
Bodennah korrespondiert der Südteil des Troges mit dem Bodentief DARIUS, das im
Tagesverlauf von der Bretagne in den Südwesten der Britischen Inseln wandert.
Das zugehörige Frontensystem greift am Nachmittag von Westen und Südwesten auf
Deutschland über und bildet dabei eine Tiefdruckrinne aus in Verbindung mit
einer Leetiefzyklognese über dem südlichen Bayern. Die Tiefdruckrinne wandert
bis zum Abend bis auf eine Linie südliches Emsland – südöstliches Niedersachsen

  • Erzgebirge weiter.
    Entlang des Frontensytems/der Tiefdruckrinne treten gebietsweise schauerartige
    Niederschläge auf. Weil die zuvor nach Deutschland eingeflossene warme und
    feuchte Mittelmeerluft (mS) auf schwache Labilität (außer im Nordosten) trifft,
    durch den Tagesgang ein wenig ML-CAPE bis knapp 750 J/kg generiert wird und auch
    Feuchtigkeit in der unteren Atmosphäre ebenfalls gut vorhanden ist (jedoch nicht
    im Boden), sind die schauerartigen Niederschläge am Nachmittag zum Teil von
    Gewittern durchsetzt. Bei PPWs bis 30 mm besteht lokal Starkregengefahr mit
    Regenmengen über 15 l/qm in kurzer Zeit. Bei etwa 25 km/h Zuggeschwindigkeit
    sind unwetterartige Regenmengen über 25 l/qm dagegen eher unwahrscheinlich, aber
    nicht völlig ausgeschlossen. Trocken bleiben könnte es im südöstlichen
    Baden-Württemberg und weiten Teilen Bayerns, dort hemmt geringere PVA die
    Niederschlagsaktivität. Allerdings sehen das nicht alle Modelle so, EZMW und
    AROME beispielsweise simulieren auch dort Regenfälle und einzelne Gewitter.
    Das Potenzial für Böen bei Gewittern ist durch recht schwache Oberwinde
    begrenzt, immerhin kann es örtlich für steife Böen um 55 km/h (Bft 7), im
    schlimmsten Fall vereinzelt für stürmische Böen um 65 km/h (Bft 8) reichen.
    Scherung ist dagegen durchaus vorhanden, was kleinkörnigen Hagel wahrscheinlich
    macht.
    Nordöstlich der Tiefdruckrinne ziehen die Schauer an der Ostsee bereits am
    Morgen nach Nordosten ab. Dann stellt sich ein Gemisch aus Sonne und immer
    häufiger dichteren Wolken ein, aus denen es zum Abend hin mit Herannahen des
    Troges vereinzelt tropfen kann.
    Zudem nimmt der Gradient im Nordosten mit Ausbildung und Herannahen der
    Tiefdruckrinne zu, weil der hohe Druck in Skandinavien noch dagegenhält. Das
    führt mit dem Tagesgang zu steifen Böen um 55 km/h (Bft 7), im Erzgebirge durch
    Föhn zu stürmischen Böen zwischen 60 und 70 km/h (Bft 7 bis 8) und exponiert
    dort zu Sturmböen um 80 km/h (Bft 9) aus Ost bis Südost. In den Alpen bleibt der
    Föhn bestehen, schwächt sich am Vormittag aber vorübergehend etwas ab. In den
    anderen Landesteilen weht abseits möglicher Schauer- und Gewitterböen schwacher
    bis mäßiger, von Südost auf Südwest drehender Wind.
    Die Temperaturen steigen auf 17 bis 24, im Nordwesten lokal möglicherweise auf
    25 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch überquert der Randtrog in immer noch süd-südwestlicher
Strömung den Norden von Deutschland. Mit ihm wird auch die Tiefdruckrinne nach
Norden abgeführt. Die schauerartigen, anfangs vereinzelt noch gewittrigen
Niederschlägen wandern damit ebenfalls über den Norden nach Norden ab. Die
Regenmengen liegen zwischen 1 und 10 l/qm bis zum Morgen, anfangs ist lokal noch
Starkregen bis 15 l/qm in kurzer Zeit denkbar. Nach Osten hin sind die
Niederschlagssignale in der Rinne geringer (deutlich geringere Hebungssignale).

Hinter der Tiefdruckrinne beruhigt sich das Wetter und die Wolken lockern zum
Teil auf.
Im Südwesten wird in der leicht flatternden Strömung aber neue Hebung generiert
(PVA), die an einem weiteren flachen Kurzwellentrog festgemacht werden können.
So werden im Südwesten neue schauerartige Regenfälle ausgelöst, die anfangs
ebenfalls gewittrig sein können. ICON-D2 haut dabei sogar mächtig auf die Pauke
und bringt bis Mitternacht Niederschlagssummen bis 35 l/qm in kurzer Zeit.
Andere Lokalmodelle folgen dieser Meinung nicht, meist ist bei etwa 15 l/qm in
kurzer Zeit Feierabend. Unwetter sind daher unwahrscheinlich. Die schauerartigen
Niederschläge breiten sich bis zum Morgen etwa bis ins südöstliche
Rheinland-Pfalz, dem nordwestlichen Baden-Württemberg, dem südöstlichen Hessen
und dem nordöstlichen Bayern aus. In den Details offenbaren die Modelle einige
Unterschiede in Intensität und Räumlichkeit. Vor allem wird von einigen Modellen
eine weiter westlich gelegene Niederschlagszone präferiert.
Ohne Tagesgang und bei nachlassendem Gradienten mit Durchzug der Tiefdruckrinne
schwächt sich der Wind im Nordosten wieder ab. Dann weht er meist nur noch
schwach aus West bis Südwest. In den Alpen verstärkt sich der Föhn dagegen
wieder etwas.
Die Temperaturen sinken auf 13 bis 5 Grad.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch … bestätigt der neueste 12 UTC-Lauf von ICON den 0 UTC-Lauf ohne
signifikante Änderungen. Damit bleibt die zyklonale Südlage erhalten mit der
Luftmassengrenze im Westen. Im aktuellen Lauf werden die dortigen Niederschläge
geringfügig schwächer gerechnet. Bezüglich der östlich der Luftmassengrenze
auftretenden Schauer und Gewitter geht ICON weiterhin von einem Schwerpunkt
tagsüber in der westlichen Mitte (östliches NRW, nördliches NRW, nordwestliches
Thüringen) aus und simuliert dies auch über mehrere Läufe hinweg schon
kongruent. In diesem Bereichen überlappen Hebung und CAPE nicht besonders gut,
allerdings ist viel Scherung vorhanden, was Potenzial für Überraschungen birgt.
Weiter nach Osten gibt es mehr CAPE, aber offenbar keine Auslöse bei fehlender
Hebung. In der Nacht zum Donnerstag ziehen Schauer und Gewitter über den Norden
nach Norden ab, was im neuesten Lauf etwas schneller geht als im 0 UTC-Lauf. Im
Westen bleibt die Luftmassengrenze fast quasistationär liegen. Alle weiteren
Details können der Frühübersicht entnommen werden.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle schätzen die Wetterlage sehr ähnlich ein. Gewisse Differenzen sind
bei den Niederschlägen zu verzeichnen, was im obigen Text bereits an mehreren
Stellen erwähnt wurde und im handelsüblichen Rahmen ist.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler