#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Freitag, den 11.04.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 11.04.2025 um 10.30 UTC
Zeit- und gebietsweise schauerartige, teils gewittrige Regenfälle mit lokalem
Starkregenrisiko. An den Alpen anfangs föhnig. (Sehr) mild.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 18.04.2025
Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Montag befindet sich Deutschland auf
der Vorderseite eines Langwellentroges, der sich ausgehend von mehreren
Drehzentren rund um Island bis nach Nordwestafrika erstreckt. Stromab wölbt sich
vom zentralen Mittelmeerraum ein Rücken auf, der bis in den Nordwesten Russlands
hineinragt. Für uns hat diese Konstellation eine lebhafte südwestliche
Höhenströmung zur Folge, in der bereits vormittags ein Kurzwellentrog über die
Nordsee und den Nordwesten unseres Landes nordostwärts hinwegzieht. Dahinter
haben die Isohypsen einen leicht antizyklonalen Anstrich, der im
Norden/Nordwesten den Luftdruck am Boden etwas ansteigen lässt. In der
Südosthälfte hängt dagegen die thermisch nicht sonderlich ausgeprägte Front
eines Skandinavientiefs zurück, die am vorangegangenen Sonntag in einigen
Regionen endlich etwas Regen brachte. An ihr soll ein flaches Tief bzw. eine
flache Welle nordostwärts ablaufen, an das/die schauerartige Regenfälle
gekoppelt sind, die vereinzelt auch mal für einen Blitz gut sein können. Im
Vergleich zum gestrigen Prognoselauf werden die Mengen nun deutlich geringer
gerechnet. An das Erreichen der Warnschwellen für mehrstündigen Stark- oder
Dauerregen ist angesichts der heutigen Modellfelder nicht zu denken. Da die
bodennahe Luftdruckverteilung aber eher sumpfigen Charakter hat und die PPWs bei
rund 25 mm liegen, ist lokal aber zumindest einstündiger Starkregen nicht
ausgeschlossen. Neben dem Nordwesten dürfte auch der äußerste Südosten bzw.
Ostalpenrand dank Föhnunterstützung noch weitegehend trocken bleiben.
Am Dienstag büßt der Trog etwas an Wellenlänge ein, weitet dafür seine Amplitude
weiter aus bzw. intensiviert sich. Der Rücken verlagert sich geringfügig
ostwärts und eröffnet eine „Zweigstelle“, die von Osteuropa nach Südskandinavien
ragt. In der Folge dreht die weiterhin lebhafte Höhenströmung auf Süd und der
nächste Kurzwellentrog läuft über Frankreich nordwärts ab. Am Boden schiebt sich
ausgehend von einem Tief über den Britischen Inseln eine Rinne bis in den
Südosten unseres Landes hinein. Im Tagesverlauf greift die okkludierte Front des
Tiefs auf Deutschland über, die vor allem der Westhälfte schauerartige und
gewittrige Regenfälle bringen. Bei weiter leicht ansteigenden PPWs ist lokal
durchaus Starkregen in Betracht zu ziehen. An den Alpen bleibt es föhnig.
Am Mittwoch zeigt der Trog Tendenzen, über dem westlichen Mittelmeerraum
abzutropfen. Die Höhenströmung kommt weiterhin straff aus Süd und am Boden zieht
ein über Frankreich entstehendes Tief Richtung Nordostdeutschland. Im
Zusammenspiel mit dem föhnbedingten Leetief an den Alpen ergibt sich in der
Folge eine meridional verlaufende Tiefdruckrinne über der Osthälfte. Rückseitig
(also grob in der Westhälfte) kommt es u.a. sicherlich auch Dank des sich
einstellenden Gegenstroms erneut zu schauerartigen Regenfällen, die örtlich auch
mehrstündigen Starkregen bringen könnten.
Bis Freitag schwenkt der zunehmend negativ geneigte Trog zu uns herein und
beginnt über dem Großraum Österreich abzutropfen. Zeitgleich kann sich über
Südwest-/Westeuropa ein Rücken aufwölben, der langsam den Luftdruck bei uns von
Südwesten her steigen lässt. Die Tiefdruckrinne, die zunehmend als
Luftmassengrenze fungiert (T850: +10 Grad östlich von ihr, um 0 Grad im
Südwesten), kommt nur wenig ostwärts voran. Dadurch legt die bodennahe
Nordwestströmung etwas zu und die Gegenstromlage verstärkt sich. In der Folge
kommt es am Donnerstag zu weiteren, schauerartig verstärkten und teils länger
anhaltenden Regenfällen, die sich am Freitag in den Osten verlagern. In den
Alpen sinkt die Schneefallgrenze auf unter 1500 m.
Kurz noch zum Temperaturniveau: Dieses bleibt durchweg auf einem für April
milden bis sehr milden Niveau, wobei sich aufgrund der beschriebenen
Niederschlagsentwicklung konsequenterweise ein Ost-Westgefälle ergibt (im Osten
meist sogar um oder über 20 Grad). Nachtfröste sind erst einmal nicht mehr zu
erwarten. Erst ab der Nacht zum Freitag, wenn der Hochdruckeinfluss von Westen
zunimmt, könnte es in ungünstigen Lagen des Berglands bei klarem Himmel für
leichten Frost reichen.
Und wie sieht’s in der erweiterten Mittelfrist aus? Passend zu Ostern tanzen die
Höheneier über die Wetterkarten. Genaugenommen soll eines der abgetropften
Höhentiefs nordwestwärts über uns hinweggesteuert werden. Ein weiterer
Kaltlufttropfen dreht über Südeuropa seine Runde. Kurzum: Eine stichhaltige
Prognose ist an dieser Stelle nicht wirklich möglich bzw. sinnvoll.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Dem 00-UTC-Lauf vom heutigen Freitag kann, was die großräumigen
Geopotenzialstrukturen angeht, eine ziemlich gute Konsistenz attestiert werden.
Im Detail ergeben sich dann aber doch mitunter größere Unterschiede, was sich
vor allem bei der Prognose der Schwerpunkte und Mengen der erwarteten
Niederschläge bemerkbar macht. Einig sind sich die Modellläufe dagegen, dass es
über den gesamten mittelfristigen Zeitraum sehr unbeständig bleibt und regional
auch durchaus mal größere Regenmengen zusammenkommen bzw. Warnschwellen für
Dauer-/mehrstündigen Starkregen erreicht werden können.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Derselbe Text wie für die IFS-interne Konsistenz gilt im Prinzip auch für den
Vergleich mit anderen Globalmodellen (ICON, GFS, UK10). Aus der Ferne betrachtet
(sprich die großräumigen Strukturen) sieht alles ziemlich ähnlich aus. Der
Teufel steckt aber im Detail und das hat mitunter signifikante Auswirkungen auf
den genauen Wetterablauf. Besonders betroffen davon ist natürlich die
Niederschlagsentwicklung (Schwerpunkte, Mengen, Timing), wenngleich man sagen
muss, dass alle betrachteten Modelle eine insgesamt doch recht unbeständige
Woche im Programm haben. Auch die beschriebene Gegenstromlage Richtung Ende der
Woche zeigen zumindest auch ICON und GFS in gewisser Weise. UK10 positioniert
das von Westen heranrückende Hoch dagegen bereits am Donnerstag direkt über
Deutschland. Statt mit Regen hätte man es dann mit einem starken Druckgradienten
über dem Nordosten und steifen bis stürmischen Böen zu tun.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte bestätigen eine vor uns liegende,
sehr unbeständige Woche und zeigen ein reges „Gezappel“ bei den
Niederschlagskurven mit durchaus nennenswerten Mengen. Erst Richtung Ostern, als
in der erweiterten Mittelfrist, nehmen die Signale etwas ab.
Zudem bleibt das Temperaturniveau zunächst auf recht konstantem und sehr mildem
Niveau und nimmt dann ab Mittwoch im Westen, ab Donnerstag/Freitag im Osten
rapide ab. Ab Freitag geht der Spread schließlich auf wie ein Hefezopf und
spannt einen Rahmen von +12 bis -3 Grad auf, was einer seriösen Prognose des
Wetters an Ostern quasi einen Riegel vorschiebt.
Mit Blick auf das Clustering ergeben sich für den Zeitraum +72 bis +96h (Montag
und Dienstag) vier sehr gleichverteilte Cluster (14, 13, 12, 12), die allesamt
von NAO+ am Montag zu NAO- am Dienstag wechseln. Wirkliche Unterschiede zwischen
den Clustern und Abweichungen zum Hauptlauf-Szenario gibt es aber nicht.
Letzteres gilt auch für den Zeitraum von Mittwoch bis Freitag, wobei nun nur
noch ein Cluster angeboten wird, das von NAO- zu Blocking wechselt.
Für die erweiterte Mittelfrist werden wieder vier Cluster zur Verfügung
gestellt. Während Cluster 1 und 2 (insgesamt 34 Member, inkl. Hauptlauf) uns
weiterhin trogvorderseitig belassen, „gönnen“ uns Cluster 3 und 4 (zusammen 17
Member) einen Rücken über die Osterfeiertage.
FAZIT: Der grobe Fahrplan steht für die kommende Woche. Es bleibt (sehr) mild
und wird ziemlich unbeständig mit regional durchaus auch mal kräftigeren und
gewittrigen Regenfällen. Der Teufel steckt allerdings im Detail, was eine
Prognose der genauen Schwerpunkte und Mengen der Niederschlagstätigkeit quasi
unmöglich macht. Hier heißt es also abwarten. Das gilt übrigens auch für’s
Osterwetter, wenngleich die Zeichen doch eher auf „zyklonal“ stehen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Nahezu über den gesamten Mittelfristzeitraum kommt es gebietsweise immer wieder
zu schauerartigen, teils gewittrigen Regenfällen. Tendenziell ist davon vor
allem die Westhälfte betroffen. Lokal ist dabei durchaus ein- (vielleicht auch
mal mehr-)stündiger Starkregen möglich. Ob es mit der sich möglichweise
einstellenden Gegenstromlage regional auch mal für Dauerregen reicht, wie IFS im
heutigen (aber auch schon im gestrigen) 00-UTC-Lauf für Donnerstag
prognostiziert, ist noch mehr als unsicher.
Abseits der Niederschläge gibt es noch den Föhn zu nennen, der vor allem am
Dienstag in den Hochlagen der Alpen für Sturmböen (Bft 8-9) sorgen dürfte.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON(-EPS), GFS, UK10, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz