S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.04.2025 um 10.30 UTC

Am Donnerstag und Freitag an der Nordfriesischen Küste und an der Ostsee
einzelne stürmische Böen oder Sturmböen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 13.04.2025

Am Mittwoch liegt ein kräftiges abgeschlossenes Höhenhoch nördlich der
Britischen Inseln. Es bewegt sich bis zum Donnerstagmorgen allmählich nach
Süden, ein kräftiger Keil weist dann, ausgehend vom Höhenhoch, über dem
Ärmelkanal hinweg bis zu den Seealpen. Dieser Geopotentialzuwachs über
Westeuropa sorgt dafür, dass ein zu Tagesbeginn noch deutlich erkennbarer, von
Ost nach West orientierter Trog allmählich abgebaut wird, Am Donnerstagmorgen
bilden seine „Reste“ nur noch ein relativ kleines Höhentief über der Biskaya,
das über eine schwache Geopotentialrinne mit tiefem Geopotential über
Südosteuropa verbunden ist. Der beschriebene Randtrog gehört letztendlich zu
einem kräftigen und weit nach Süden reichenden Langwellentrog über Osteuropa,
der durch einen massiven Kaltluftvorstoß in seine Rückseite hinein (von Finnland
über Belarus bis zur Ukraine) zwar regeneriert wird bzw. sich kräftigt, dessen
Einfluss auf unser Wetter aber nur sehr schwach ist. Unser Wetter dominiert
vielmehr ein mit dem Höhenhoch korrespondierendes Bodenhoch mit Schwerpunkt über
Großbritannien, von dem ausgehend sich ein Bodenkeil kräftigt, der am
Donnerstagmorgen bis nach Südosteuropa und ins zentrale Mittelmeer weist. Da die
Achse des Hochs über den Südwesten hinweg verläuft, setzt nieder- und
mitteltroposphärisch eine Milderung ein. Liegen die 850er Temperaturen zum
Morgen noch allgemein unter 0°C, so steigen diese bis Donnerstagmorgen im Westen
schon auf bis zu 4°C, nur entlang von Oder und Neiße sowie in Bayern liegen sie
dann noch leicht im negativen Bereich. Das lässt Höchstwerte von zumeist 10 bis
18°C erwarten, die Frühwerte am Donnerstag sieht MOSMIX bei 5 bis -2°C, wobei
Frost vor allem im Süden und in Mittelgebirgslagen auftreten soll. Einzelne
Modelle (GFS, IFS) simulieren an den Küsten bei auflandigem Wind ein paar
Tropfen, die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber sehr gering.

Am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag ändert sich nichts Wesentliches.
Weiterhin dominiert im Geopotentialfeld der Keil über Nordwesteuropa, auch wenn
dieser allmählich abgebaut wird und am Freitagmorgen eine breite und kräftige
Geopotentialbrücke verbleibt, die sich vom Nordatlantik in einem weiten Bogen
über den Westausgang des Ärmelkanals und Frankreich hinweg bis nach Nordafrika
zieht. Unter dieser Brücke liegt weiterhin das Bodenhoch, dessen von Nordwest
nach Südost orientierte Achse sich kaum verlagert. Infolgedessen bleibt es
weiterhin überwiegend trocken. Allerdings lohnt ein Blick in den Nordosten. Da
über Skandinavien der Druck spürbar sinkt (IFS, GFS und UK10 simulieren in der
Nacht zum Freitag ein kräftiges Tief über Nordfinnland, laut ICON soll dieses
sogar über Südfinnland und dem nördlichen Baltikum zu finden sein) baut sich
über dem Nordosten ein markanter Druckgradient auf. In der Folge lebt dort der
Wind auf. Sowohl ICON als auch UK10 simulieren von Nordfriesland bis nach
Vorpommern an den Küsten Böen der Stärke 8 bis 9, im Binnenland soll es immerhin
noch für die Bft 7 reichen. Dagegen berechnet IFS den Wind (noch!) deutlich
schwächer, nach diesem Modell soll es an den Küsten in der Nacht nur für Bft 7
reichen, das Binnenland bliebe demzufolge warnfrei. Bezüglich des Tiefs sind
sich die Modelle aber noch nicht einig, und das hat auch Einfluss auf möglichen
Regen im Nordosten. Ein paar Tropfen im Norden und Osten zaubert vor allem UK10
aus dem Hut der prognostischen Gleichungen. Die übrigen Modelle sind damit
zurückhaltender. Klar scheint aber, dass die 850er Temperaturen im Westen und
Norden bis Freitagmorgen auf 6 bis 8°C, im Südosten immerhin auf etwa 3°C
klettern, was eine frostfreie Nacht erwarten lässt (abgesehen vielleicht von
einzelnen ungünstigen Tal- und Muldenlagen). Tagsüber steigen die Werte dagegen
auf 14°C an den Küsten und bis zu 20°C im Südwesten.

Am Freitag und in der Nacht zum Samstag kann sich über dem Nordosten das
Geopotential wieder kräftigen, das vorübergehende Intermezzo eines
Kurzwellentroges neigt sich dem Ende entgegen. In der Folge wird, vor allem am
Abend und in der Nacht, der Gradient dort wieder auseinandergezogen. Vom frühen
Morgen bis in den Nachmittag stimmt nunmehr allerdings auch IFS das Hohelied des
Windes an, genauer das Lied von Sturmböen an den Küsten und steifen Böen im
Binnenland, ganz so, wie es auch von UK10 und ICON gesungen wird. Dazu kann sich
UK10 in der Nordosthälfte auch wieder etwas Regen vorstellen, Auch IFS sieht
lokal ein paar Tropfen von der Ostseeküste bis zum Erzgebirge – wenn, dann wird
das aber nicht viel werden unter dem wieder zunehmenden Absinken. Die von
Nordwesten einströmende Luftmasse ist im Nordosten eine Nuance kühler, im
Südwesten dagegen eine Nuance wärmer als noch am Vortag. Entsprechend ist die
erwartete Temperaturspanne etwas größer als am Vortag – teils nur 13°C im
Nordosten, bis zu 22°c am Oberrhein. In der Nacht gehen die Temperaturen zumeist
auf 7 bis 1°C zurück.

Am Samstag schwenkt die Geopotentialbrücke, die durch Geopotentialabbau über
Nordwesteuropa nunmehr wieder wie ein Rücken daherkommt, über Deutschland hinweg
nach Osten. Ihre bzw. seine Achse verläuft am Sonntagfrüh von Süditalien über
den Balkan und Polen bis zur nördlichen Ostsee, und in ihrem Schlepptau (oder
wohl eher durch „vorauseilenden Gehorsam“ verschiebt sich der Hochschwerpunkt
bis nach Rumänien. Die Rückenpassage bringt weiterhin weitgehend trockenes
Wetter. Mit der auf der Rückseite des Rückens (und damit auf der Vorderseite
eines Langwellentroges über Westeuropa) einsetzenden WLA, die auch
niedertroposphärisch zu beobachten ist, steigen die 850er Temperaturen zum
Sonntagmorgen auf 5 bis 13°C (letzteres im Süden) an. Für die Tageshöchstwerte
hat dies noch keine gravierenden Folgen, sie liegen auf Vortagesniveau,
eventuell ist am Ober- und Hochrhein noch ein Grad mehr drin als noch am
Freitag. Die Tiefstwerte am Sonntagmorgen bewegen sich mit 10 bis 3°C doch schon
deutlicher über denen der „Vornacht“.

Am Sonntag wird die Schichtung durch kurzwellige Troganteile, die auf der
Vorderseite des westeuropäischen Langwellentroges ablaufen, labilisiert. In der
Folge kommt des gebietsweise zu Schauern oder Gewittern. Je nach genauer
Druckverteilung (IFS lässt ein kleines Tief über Benelux nach Nordosten ziehen)
erscheinen auch Unwetter nicht ausgeschlossen. Die Höchstwerte sollen sich
zwischen 13 und 21°C bewegen, am Montagmorgen sollen es 10 bis 4°c sein.

In der erweiterten Mittelfrist nehmen der Tiefdruckeinfluss und der Einfluss
tiefen Geopotentials zu, es wird wechselhafter, ohne dass sich das
Temperaturniveau durchgreifend ändert.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit den Vorläufen zeigt im Detail
Schwächen. Diese liegen insbesondere in der Modellierung des kleinräumigen
Tiefs, dass am Donnerstag und Freitag über Skandinavien hinwegziehen soll und am
Freitag bzw. am Samstag Russland erreicht. Während der aktuelle Lauf und der
gestrige 12-UTC-Lauf das Tief in der Nacht zu Freitag über Mittelfinnland nach
Osten ziehen lassen, sah der gestrige 00-UTC-Lauf das Tief zum Datumswechsel
noch im Großraum St. Petersburg. Diese Unterschiede haben natürlich, wie oben
beschrieben, Einfluss auf die Windentwicklung und auf eventuelle (aber selbst
bei niederschlagsaffinen Lösungen insgesamt schwache) Regenfälle im Nordosten am
Donnerstag und Freitag.

Ansonsten ist die Übereinstimmung gut, auch und gerade bezüglich der
Geopotentialverteilung und der Temperatur in 850 hPa. Größere Unterschiede bei
diesen Parametern zeigen sich erst im Verlauf des kommenden Wochenendes.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Insgesamt kann die Übereinstimmung der hier betrachteten Modelle (IFS, GFS,
ICON, UK10 als gut bezeichnet werden. Dies gilt insbesondere für die Vorhersage
des dominierenden Hochs, seiner Lage sowie seiner Verlagerung inklusive der des
zugehörigen Höhenhochs, aber auch für die Temperaturverteilung in 850 hPa.

Als neuralgisch erweist sich die Simulation eines kleinräumigen Tiefs über
Skandinavien am Donnerstag und Freitag. Dieses soll, vom Nordmeer kommend mit
ost-südöstlicher Verlagerung über Skandinavien hinwegziehen und am kommenden
Wochenende Russland erreichen. Die Zugbahn macht den Modellen allerdings noch
Probleme. Insbesondere ICON lässt das Tief über den Finnischen Meerbusen ziehen
und hat damit von den genannten Modellen die südlichste Zugbahn, die derjenigen
ähnelt, die der gestrige 00-UTC-Lauf von IFS noch im Programm hatte. Die übrigen
hier genannten Modelle lassen das Tief, allerdings in unterschiedlicher
Intensität, über Mittelfinnland ostwärts wandern. Sowohl IFS als auch GFS haben
einen Kerndruck von etwas unter 985 hPa angedacht, ICON und UK10 dagegen liegen
um 995 hPa (jeweils am Freitagmittag). Insofern ergibt sich auch im
internationalen Vergleich Unsicherheiten bezüglich des Druckgradienten und
seiner Entwicklung über dem Nordosten Deutschlands eine größere Spanne mit
Folgen für die Windentwicklung. Gleiches gilt, aufgrund einer ebenfalls
deutlichen Streuung in den zugehörigen Geopotentialfeldern, für die
Hebungsprozesse und damit verbunden für die Frage eventueller (aber so oder so
allenfalls schwacher) Niederschläge über dem Nordosten Deutschlands.

Zum Wochenende nimmt die Modellstreuung dann allgemein zu.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-Ensembles zeigen für das Zeitfenster +72 bis +96 Stunden zwei Cluster.
Beide wechseln von einer Blockierungslage in die Lage „Atlantischer Rücken“. Die
entsprechend stabile Wetterlage zeigen somit beide.

Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden wird das Bild bunter. Die drei größten
Cluster (mit 17, 12 und 9 Mitgliedern) wechseln von der Lage „Atlantischer
Rücken“ am Sonntag zur „Positiven NAO“, und auch der mit 4 Mitgliedern kleinste
Cluster findet sich zum Ende in der Kategorie „Positive NAO“ wieder, kommt aber
aus der Blockierungslage. Die Positive NAO spiegelt dabei am Sonntag etwas
wechselhafter angedachte Wetter wieder. Die 9 Mitglieder, die der vierte Cluster
aufbieten kann, wechseln sogar wieder (vom „atlantischen Rücken“) zur
Blockierungslage. Unterschiedlich wird allerdings eingeschätzt, und diese
Unsicherheit wurde auch schon weiter oben diskutiert, inwieweit der Nordosten am
Donnerstag und Freitag zyklonal beeinflusst wird.

Für den Beginn der übernächsten Woche werden dann (wieder) zwei Cluster
angeboten, wobei der mit 14 Mitgliedern kleinere schnell (schon am Montag), der
mit 37 Mitgliedern größere langsam (erst am Mittwoch) wieder in der
„Blockierung“ landen. Entsprechend wäre ein wechselhafteres Intermezzo nur von
kurzer Dauer.

Die Rauchfahnen des IFS-ENS zeigen für Offenbach einen langsamen, aber stetigen
anstieg der 850er Temperaturen bei nur moderatem Anstieg der Streuung. Das
Geopotential schwankt auf hohem Niveau nur wenig, erst ab Freitag mit
einsetzendem Rückgang wird dort die Streuung größer.

Das GFS-Ensemble stützt weitgehend die Aussagen des IFS-Ensembles (z. B. Anstieg
der 850er Temperatur bis zum kommenden Wochenende, dann unter Zunahme der
Streuung wieder zurückgehende Temperaturen).

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Der EFI zeigt für den Nordosten am Freitag Signale für signifikant über dem
Klimamittel liegende Windböen.

Am Donnerstag und Freitag zeigt COSMO-LEPS an den Küsten und im Nordosten
Signale für stürmische Böen oder Sturmböen über 18 m/s, an den Küsten liegen
diese Wahrscheinlichkeiten bei bis zu 30-4ß% (Nordfriesland, Ostseeküste).
ähnliche Wahrscheinlichkeiten liefert auch das ICON-EPS, das IFS-Ensemble
beschränkt die Böen auf den Freitag, setzt die Wahrscheinlichkeiten aber sogar
noch etwas höher an (bis zu knapp 50%).

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas