#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Samstag den 29.03.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 290800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 29.03.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang von Brücke Mitteleuropa (BM) zu Nord antizyklonal (Na)
Wetter: Heute an den Alpen noch Dauerregen und Schneefall in höheren Lagen.
Morgen Sturmtief über Südskandinavien mit verbreitet stürmischen Böen und Sturm
an der Küste und auf den Bergen. Nachfolgend etwas kälter, wieder mit markantem
Schneefall in den Alpen. Ansonsten am Montag ruhige Hochdrucklage.
Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
Am heutigen Samstag… hat die bisher bestehende Hochdruckbrücke über unserem
Land eine große Lücke bekommen. Das östliche Hoch Manuela hat sich weit nach
Russland zurückgezogen, das westliche Hoch, das durch sehr hohes Geopotential
gestützt wird, liegt über dem Atlantik. An der Ostflanke dieses
Geopotentialbergs hat sich von den Britischen Inseln ein Trog auf den Weg zu uns
gemacht, aus dem auch schon ein kleines Höhentief abgetropft ist, das aktuell
über Frankreich südwärts zieht. Dort füttert es im Laufe des Tages ein
umfangreicheres Höhentief über größeren Teilen des Mittelmeerraumes. Dieses
System ist es auch, welches bei uns die stärksten Hebungsprozesse verursacht.
So haben von Südosten her Hebungsprozesse auf den Südosten Deutschlands
übergegriffen und es hat sich ein umfangreiches stratiformes Niederschlagsgebiet
gebildet, das vom Schwarzwald bis zum Erzgebirge reicht. Bei
850-hPa-Temperaturen, die gerade Mal auf etwa 0°C abgesunken sind, liegt die
Schneefallgrenze um etwa 1400 m. Mit dem Trog, der auf den Westen übergegriffen
hat, zieht dort auch eine Kaltfront herein, die aber von etwas Kaltluftadvektion
überlaufen ist und sich zudem in dem Bereich befindet, wo der Trog
auseinandergezogen wird, so dass sie sich einem hebungsungünstigen Umfeld
befindet und kaum Niederschläge produziert. Diese fallen zudem hauptsächlich
westlich unseres Landes.
Bodennah liegt die Schwachstelle der Hochdruckbrücke an der Ostgrenze unseres
Landes, so dass wir uns am Westrand des Atlantikhochs in einer nördlichen bis
nordwestlichen bodennahen Strömung befinden.
Im Tagesverlauf verlagert sich die Schwachstelle weiter nach Osten und damit
setzt sich landesweit schwacher bis mäßiger Nordwest- bis Nordwind durch, der
insbesondere im Bergland auch mal böiger weht. Das könnte am Kamm des
Erzgebirges oder in den Alpen mal für steife bis stürmische Böen sorgen, die
aber in dieser grenzwertigen Situation nicht warnwürdig sind.
Die Hebungsprozesse im Südosten ziehen sich wieder etwas zurück, damit auch die
Niederschläge, wobei aber an den Alpen zunehmend stärkerer Stau einsetzt, der in
etwa bis morgen früh anhält. Somit sollen unmittelbar an den Alpen grob weitere
10 bis 20 (Westen) bzw. 30 bis 40 l/qm (Osten) fallen, die zu den schon
gefallenen 5 bis 10 l/qm hinzukommen. Damit hat die Dauerregenwarnung und auch
die Schneefallwarnung für die höheren Lagen in den Gebieten östlich der Isar
ihre Berechtigung. Die Schneefallgrenze sinkt dabei noch leicht ab, sollte aber
kaum unter 1200 m kommen, so dass auch die höheren Talregionen schneefrei
bleiben. Ansonsten lassen in der Südosthälfte die Niederschläge von Norden her
nach und insgesamt kommen abseits der Alpen meist nur wenige bis maximal 10 mm
zusammen.
Im Westen des Landes dringt die Kaltfront weiter vor, an ihr fällt aber
höchstens mal kleiräumig geringfügiger Niederschlag. Sie lenkt eine etwas
kühlere Luftmasse mit 0 bis -2°C in 850 hPa ins Land, macht sich aber vor allem
dadurch bemerkbar, dass auf ihrer Rückseite die Wolken auflockern. Die Kante
soll dabei bis zum Abend in etwa bis zur einer Linie Vorpommern-Pfalz
vorankommen. So gibt es heute die meisten Sonnensteinstunden an der Nordsee,
aber auch generell in der Nordwesthälfte darf man sich am Nachmittag auf ein
paar Stunden Sonne freuen. Die Höchstwerte der Temperatur liegen meist bei etwa
10 bis 16°C, in den Hochlagen der Mittelgebirge, an der See und im Südosten
bleibt es etwas kühler. An den Alpen werden wohl die Werte vielfach bei etwa 5°C
hängen bleiben.
In der Nacht zum Sonntag zieht das Trogresiduum rasch nach Osten ab, von
Nordwesten zieht aber ein neuer, mit Höhenkaltluft ausgestatteter Trog in
Richtung Dänemark. Bodennah kommt die Kaltfront mit den Wolkenauflockerungen bis
in den Südosten voran. Auf ihrer Rückseite schiebt sich von Westen her der
Hochkeil immer weiter zu uns rein, wird aber im Norden schon wieder abgebaut,
weil sich zusammen mit einem Höhentief Tief Yaro in den Skagerrak verlagert.
Zwischen Keil und Tief kommt ein ordentlicher Gradient zustande, der auch den
Nordwesten Deutschlands erfasst. Dort frischt der Südwestwind deutlich auf und
gegen Morgen reicht es schon für erste steife Böen im Nordseeumfeld in und
Schleswig-Holstein. Bei auflandigem Wind an der Nordsee sind auch schon
stürmische Böen bis Sturmböen dabei. Auch der Brocken wird schon von ersten
Sturmböen erfasst. Im übrigen Land dreht der Wind in der Nacht von Nord wieder
auf Südwest zurück und frischt nach vorübergehender Abschwächung rasch wieder
etwas auf.
Mit der Winddrehung lassen die Niederschläge an den Alpen in der zweiten
Nachthälfte nach und mit der Kaltfront kommen die Auflockerungen bis ins
nördliche Alpenvorland voran. Das okkludierte Frontensystem von Tief Yaro
schickt aber im Laufe der Nacht wieder dichte Wolken in die Nordwesthälfte,
zudem setzt in der zweiten Nachthälfte von Schleswig-Holstein bis zum Emsland
schauerartiger Regen ein.
Dazwischen gibt es aber große Regionen, in denen es länger klar bleibt. Weil
zumindest vorübergehend auch der Wind schwach weht, gibt es einige Regionen, in
denen die Temperatur bis in den leichten Frostbereich sinken kann. Dies sollte
einen breiten Streifen vom Südwesten bis nach Brandenburg betreffen, wobei es
stellenweise bis -2°C runter gehen kann, allerdings auch in diesem Bereich nicht
flächendeckend Frost auftreten sollte. Im Nordwesten und Südosten bleibt es
dagegen mit Tiefstwerten zwischen 5 und 1°C allgemein frostfrei.
Am Sonntag… weitet sich der Trog über der Osthälfte Deutschlands weit nach
Süden aus. Mit Höhenkaltluft sinkt in der Nordosthälfte die Temperatur in 500
hPa vielfach auf -28 bis -32°C. In 850 hPa kühlt es dagegen nur auf etwa -2°C
ab, so dass dort erhebliche Labilität zustande kommt. Im Westen und Südwesten
bleibt es dagegen stabil geschichtet. Das Bodentief Yaro zieht unter
Abschwächung südostwärts nach Schonen.
An seiner Südwestflanke erfasst ein kräftiger Druckgradient vor allem einem
breiten Streifen von der Nordsee bis zur Mitte, der Nordosten und Süden bleiben
meist verschont. Mit der zudem noch starken Labilität muss in einem breiten
Streifen von der Nordsee bis nach Mitteldeutschland verbreitet mit stürmischen
Böen gerechnet werden. Flankierend zu dieser Region gibt es verbreitet steife
Böen, nur der äußerste Osten sowie die Niederungen Südwestdeutschlands dürften
unter den Warnschwellen bleiben. Der Wind dreht dabei rückseitig der Okklusion,
die bis zum Abend Süddeutschland erreicht, auf West bis Nordwest. Mit dem
Nordwestwind wird die Nordseeküste dann recht flächendeckend von Sturmböen
getroffen. Auch auf den höheren Bergen (Harz, Erzgebirge, Bayerischer Wald,
Alpen) muss mit Sturmböen gerechnet werden, auf dem Brocken auch mit schweren
Sturmböen. Am Abend beginnt der Gradient aufzufächern und mit dem Tagesgang
lässt dann der Wind zumindest in den tieferen Lagen etwas nach.
Die schauerartigen Regenfälle an der Okklusion dringen im Osten unter
Abschwächung bis etwa zur Donau südwärts vor, in der gesamten Südwesthälfte
bleibt es dagegen trocken. Rückseitig entstehen in der labilen Luftmasse über
der Nordosthälfte zahlreiche Schauer, auch für einzelne Gewitter wird es
reichen. Dabei ist ganz im Osten die Dynamik schwach, etwa zur Mitte hin gibt es
aber hochreichende Scherung, so dass organisierte Strukturen wie Gewitterlinien
entstehen können. Diese können dann beim Wind noch mal 1 bis 2 Bft
draufschlagen, so dass bei Gewittern (in der genannten Region) allgemein mit
Sturmböen gerechnet werden muss und auch schwere Sturmböen nicht ganz
ausgeschlossen werden können. Erstaunlicherweise ist unser ICON-D2-EPS da aber
sehr zurückhaltend und zeigt überhaupt nur minimale Signale für Sturmböen. An
den Gewittern kann es natürlich auch mal Graupel geben, Starkregen ist dagegen
bei niedrigen ppw’s und hoher Zuggeschwindigkeit kein Thema. Als günstig erweist
sich, dass in der Nordosthälfte durchaus recht flächendeckend 3 bis 10 l/qm
Regen erwartet werden dürfen, an den Küsten und im Nordweststau der
Mittelgebirge auch noch etwas mehr. Schnee fällt nur auf dem Brocken und in den
Kammlagen des Erzgebirges.
Auch in den Nordwesten ziehen mit dem zunehmend auf Nordwest drehendem Wind
viele dichte Wolken (unterhalb einer markanten Inversion bei 800 hPa), so dass
auch dort der Sonntag keineswegs sonnig wird. Am meisten Sonne darf man im Süden
erwarteten, wo es zumindest vorübergehend ein paar Sonnenanteile geben sollte.
Die Temperaturen erreichen allgemein 10 bis 15°C, kühler bleibt es an der See
und auf den Bergen.
In der Nacht zum Montag weitet sich der Trog über dem östlichen Mitteleuropa
weit nach Süden aus, über Polen tropft ein Höhentief ab. Das Bodentief löst sich
auf und wir gelangen zwischen einem kräftigen Hoch über England und tiefem
Luftdruck über dem östlichen Europa in eine nördliche Strömung, ergo mit
nordwestlichen Winden. Diese lassen in der Nacht weiter nach, ein bisschen
Gradient bleibt aber schon noch bestehen, so dass auch der nächtliche Wind immer
noch spürbar bleibt. An der See braucht es regional wohl noch Böenwarnungen,
auch der Sturm auf den Bergen lässt in der Nacht nur zögernd nach.
Ebenso nur zögernd lässt die Schauerei nach, von Westen her allmählich sich
durchsetzende Stabilisierung lässt aber zumindest die Gewitter nachlassen. Auch
die Schauer werden schwächer, wobei leichtere Schauer in der Nacht auch weiter
westliche Gebiete erfassen sollen, vor allem im Nordweststau der Mittelgebirge.
Im Osten, und damit vor allem im dafür prädestinierten Erzgebirge kommt es zu
länger anhaltenden schauerartigen Niederschlägen, so dass dort bis zum Morgen
durchaus 5 bis 10 l/qm zusammenkommen können. Mit Rückgang der Temperatur in 850
hPa auf bis -4°C sinkt auch die Schneefallgrenze, so dass sich oberhalb etwa 600
m auch Neuschnee akkumulieren kann.
An den Alpen setzt erneut eine länger anhaltende Stausituation ein, die erst in
der Nacht zum Dienstag zu Ende geht. Innert ca. 30 Stunden dürften dort abermals
meist 20 bis 40 l/qm Niederschlag fallen, in Staulagen auch um 50 l/qm, mit den
höheren Werten im östlichen Alpengebiet. Damit dürften erneut markante Warnungen
fällig werden. Da aber schon in der Nacht zum Montag die Schneefallgrenze auf
800 m fallen dürfte und sich auch tagsüber oberhalb 800 bis 1000 m weiter Schnee
akkumulieren sollte, ist eine Dauerregenwarnung dieses Mal nicht nötig.
Stattdessen muss etwas mehr auf den Schnee gesetzt werden. Dieser könnte in
höher gelegen Tälern durchaus 15 bis 20 cm erreichen, vereinzelt auch darüber.
In freien Lagen kann der noch vorhandene Wind für Schneeverwehungen sorgen.
Auflockerungen spielen in der Nacht zum Montag nicht die große Rolle, am ehesten
treten diese im Norden und Nordwesten auf, wo vielleicht auch der Skandenföhn
einige größere Auflockerungsgebiete produzieren könnte. Aufgrund des noch
spürbaren Windes dürfte es aber meist frostfrei bleiben, wenn man vom höheren
Bergland absieht. Oftmals liegen die Tiefstwerte zwischen 6 und 2°C.
Am Montag… verbleiben wir in der nordnordöstlichen Höhenströmung, die sich
zwischen einem kräftigen Keil über Westeuropa und dem Höhentief ergibt, dessen
Zentrum zunehmend in den Raum Tschechien-Österreich-Obere Adria vordringt. Damit
bleiben uns, wie schon beschrieben, die Stauniederschläge an den Alpen erhalten.
Auch am Erzgebirge dürften die schauerartigen Regenfälle erst am Nachmittag
langsam nachlassen. Allerdings sollte tagsüber die Schneefallgrenze etwas
anheben. Ansonsten kann es vor allem am Vormittag in der Südosthälfte noch
letzte Schauer geben.
Bodennah weitet sich das Hochdruckgebiet weiter aus und wir gelangen immer mehr
in die zentralen Bereiche desselben. Der Schwerpunkt wird am Abend im Seegebiet
nahe den Niederlanden erwartet. Damit schwächt sich der Gradient weiter ab,
allerdings lebt der Wind tagesgangsbedingt wieder auf, so dass er durchaus
verbreitet mäßig mit frischen Böen um Nord wehen sollte. Auf den höheren Bergen
der Osthälfte sowie auf den Alpengipfeln kann es teils noch stürmische Böen
geben, das wird wahrscheinlich nicht mehr bewarnt werden müssen. Die noch
höheren, vom MOS vorhergesagten Böen auf den Alpengipfeln erscheinen nicht
realistisch. Südlich des Hauptkammes dürfte es aber ordentlichen Nordföhn geben.
Unter dem erwähnten Hochdruckgebiet sorgt Absinken für eine recht stabile
Schichtung zwischen 700 und 800 hPa, so dass darunter die Feuchtigkeit gefangen
bleibt. Damit lockern die Wolken im Tagesverlauf nur langsam von Nordwesten her
immer mehr auf und gerade in der Südosthälfte muss man sich auf einen recht
trüben Montag einstellen – auch in den Regionen, in denen es bereits trocken
bleibt. Die Höchstwerte liegen meist bei 9 bis 13°C, ganz im Osten und Südosten
bleibt es teils kühler, deutlich kälter bleibt es an den Alpen.
In der Nacht zum Dienstag bildet sich zunehmend einen Höhenhoch im Bereich
Großbritanniens, während das Höhentief jetzt über Oberitalien westwärts zieht.
Damit dreht die Höhenströmung bei uns auf Nordost. Bodennah weitet sich das Hoch
immer weiter nach Deutschland hinein aus, so dass wir in den Bereich schwacher
Druckgradienten kommen. Der Schwerpunkt des Tiefs nistet sich dabei in der
Deutschen Bucht ein. Der schwache Wind weht dann meist aus nördlichen bis
östlichen Richtungen, sofern er nicht ganz einschläft.
Abgesehen vom Alpenrand gehen die Schauer überall zu Ende, auch am Alpenrand
lässt der Niederschlag in der zweiten Nachthälfte nach. Oftmals lockern die
Wolken weiter auf, allerdings kann sich in der feuchten Luftmasse und bei wenig
Wind regional Nebel bilden. Bei Tiefstwerten zwischen +3 und -3°C muss zudem
wieder etwas verbreiteter mit Frost gerechnet werden.
Modellvergleich und -einschätzung
Die synoptische Lage wird von den Modellen übereinstimmend simuliert. Auffallend
ist, dass ICON-D2, aber auch Arome und SuperHD morgen beim Wind an den Gewittern
(zumindest in den schmalen Bereichen, in denen Labilität und Scherung etwas
überlappen und Schauerbänder simuliert werden), nicht mehr auf den Putz hauen.
Insgesamt werden Wind und Temperaturen von den Modellen sehr ähnlich simuliert.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann