S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.03.2025 um 10.30 UTC

Unbeständig und im Verlauf der nächsten Woche deutlich kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 15.03.2025

Am Dienstag haben wir ein sehr meridionales Strömungsregime über Europa. Einem
blockierenden Hochdruckgebiet bei Island folgt weiter östlich ein
Kaltluftvorstoß nach Südwesten. Der daraus entstehende Trog breitet sich nach
Südwesteuropa aus, sodass wir in Mitteleuropa unter einer südwestlichen
Höhenströmung liegen. Bei meist geringen Druckunterschieden im Bereich flacher
Tiefs sickert in den Nordwesten Meereskaltluft ein, sonst gelangt milde
Meeresluft nach Süd- und Mitteldeutschland. Im Norden entwickeln sich dabei
Schauer, sonst regnet es gebietsweise leicht.
Am Mittwoch geht die Großwetterlage in ganz ähnlicher Art und Weise weiter. Dem
steuernden Hoch bei Island steht ein Trog vom Weißen Meer bis zur Biskaya
gegenüber. Wir bleiben auf seiner Vorderseite und am Boden im Bereich kleinerer
Tiefs, bzw. im Süden unter einer Tiefdruckrinne. Die Druckunterschiede sind
ziemlich gering, die Temperaturgegensätze, damit die Baroklinität, deutlich
größer. Im Nordwesten werden in kalter Polarluft -5°C in 850 hPa gemessen, im
Südosten in milderer Meeresluft +5°C. Mangels dynamischer Antriebe ist die
Wetteraktivität an der diagonal über Deutschland liegenden Luftmassengrenze
wahrscheinlich gering. Der Süden wird möglicherweise von einer Zyklogenese über
dem Mittelmeer gestreift.
Am Donnerstag ändert sich an der blockierenden Lage und dem Trog nicht viel. Es
kommt im Trog zu Abtropftendenzen über Südwesteuropa und im Bereich der
Iberischen Halbinsel wohl zu einer Zyklogenese, auf deren Vorderseite sich die
milde Luft über Deutschland wieder nach Norden ausbreitet kann. Im Tagesverlauf
nimmt dann nach jetziger Einschätzung die Bereitschaft zu Hebung und Regen von
Südwesten her deutlich zu. In der wärmeren Luft über dem Süden wären dann auch
Gewitter nicht ausgeschlossen.
Am Freitag liegt eine Tiefdruckrinne mit einer Luftmassengrenze über
Deutschland. Sie trennt kalte Meeresluft über Nordwesthälfte von deutlich
milderer Meeresluft weiter südlich. Es treten verbreitet Niederschläge auf, die
in der Kaltluft auch als Schneeregen oder Schnee fallen können, in der wärmeren
Luftmasse sind einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen.
Am Samstag hält sich der Rücken über dem Atlantik, ebenso wieder Höhentrog bei
uns. Allerdings zieht die Bodentiefdruckrinne langsam nach Osten ab und die
kältere Luftmasse gewinnt mit der nach Nord bis Nordost drehenden Strömung wohl
auch über Süddeutschland mehr und mehr die Oberhand. Die Reste der milden Luft
sind im Südosten aber noch nicht ausgeräumt. Die Niederschläge gehen in der
kalten Luft teilweise bis in tiefe Lagen in Schnee über. Im Nordwesten lassen
die Schauer aber nach.
In der erweiterten Mittelfrist nähert sich der Höhenrücken von Westen,
allerdings liegen wir wohl eher an seinem Rand unter einer nordwestlichen bis
westlichen Strömung. Die Entwicklung wird dann noch unsicherer, als sie zuvor
ohnehin schon ist.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Eine Trendaussage lässt sich guten Gewissens treffen. Die letzten Läufe zeigen
übereinstimmend wechselhafteres und im Verlauf der nächsten Woche kühleres
Wetter. Die Details sind aber unsicher. Die schwachgradientige Tiefdrucklage mit
der Luftmassengrenze wird mit großen Abweichungen gerechnet. Gerade was die
Wetteraktivität und die Ausbreitung der Polarluft nach Süden angeht sind
konkrete Aussagen kaum möglich. Potential für stärkere Niederschläge und
winterliches Wetter im Bergland ist besonders in der zweiten Wochenhälfte
vorhanden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die anderen Globalmodelle ICON, GFS und UKMO lassen nächste Woche eine
Grenzwetterlage entstehen, deren Abläufe aber verschieden aussehen. Z.B. UKMO
nächsten Donnerstag weit im Nordwesten, GFS hat die Grenze dann über
Süddeutschland. Auch die Frage ob und wann die kalte Luft nächstes Wochenende
vielleicht sogar die Alpen erreicht, ist noch offen. Letztlich lassen sich
wieder ähnliche Aussagen, wie für die Konsistenz treffen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Aus Sicht der Ensembles wird die mittelfristige Entwicklung schon zu Beginn
unsicher. Die Kurven der Temperatur fächern schon ab Dienstag deutlich auf,
wobei die meisten ENS kälter sind als der Hauptlauf und die Luftmassengrenze
über Süddeutschland zeigen. Rund um den Hauptlauf ist aber ein sekundäres
Maximum erkennbar.
Das spiegelt sich auch in der Clusterung wider, die von Donnerstag bis Samstag 6
Cluster liefert. Vor allem der große Trog sieht immer anders aus. Je nachdem,
wie die Abtropftendenzen in der zweiten Wochenhälfte nach Südwesteuropa
aussehen, wird die Entwicklung an der Luftmassengrenze stromab über Mitteleuropa
anders ablaufen.
Für die erweiterte Mittelfrist gibt es zwei Cluster. Beide gehen tendenziell zu
einer Wetterberuhigung mit wieder etwas steigenden Temperaturen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Allzu viel markantes Potential hat der Wetterablauf zwar nicht, für etwas
kräftigeren Niederschlag über der Mitte und dem Süden und einzelne Gewitter in
der milden Luft kann es aber reichen. Die unterschiedlichen Verfahren liefern
dafür aber noch keine belastbaren Hinweise.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, ENS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner