SXEU31 DWAV 261800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.02.2025 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Ausschleichen des meteorologischen Winters ohne markante Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … liegt Deutschland unter einem Residuum eines zuvor in Richtung
Korsika ausgetropften Troges. Ein nachfolgender, kräftigerer Trog, der auf die
Britischen Inseln übergreift, entzieht dem über Deutschland liegenden Resttrog
Energie, so dass es nur noch im Osten für ein wenig Regen und an den Alpen für
ein paar Schneeflocken reicht. Im Westen Deutschlands hat sich bereits schwacher
Zwischenhocheinfluss durchgesetzt, der in der Nacht zum Donnerstag über die
Mitte Deutschlands hinweg den Osten erfasst. Im Bereich des Zwischenhochs kommt
die eingeflossene maritime gealterte Polarluft etwas zur Ruhe, so dass neben
gebietsweise leichtem Frost auch teils dichter Nebel zustande kommen kann. Dabei
muss vor allem durch überfrierende Nässe mit örtlicher Glätte gerechnet werden.

Im Westen macht sich bereits am späten Abend der sich von den Britischen Inseln
nähernde Trog bemerkbar. Dabei tropft der Trog über der Nordsee aus, mit dem
korrespondierenden Bodentief ergibt sich eine nahezu senkrechte Achsenlage. Zwar
legt an der Südflanke des Bodentiefs der Gradient ein wenig zu, warnrelevante
Böen sind allenfalls auf exponierten Berggipfeln (Brocken, Feldberg im
Schwarzwald) vorstellbar.
Mit dem vorgelagerten und weitgehend okkludierten Frontensystem ziehen
Niederschläge auf, die bis Donnerstagfrüh Teile der Mitte erfassen. Anfangs ist
bis in tiefe Lagen die feste Phase vorstellbar, aber erst oberhalb 600 m kann es
für ein paar Zentimeter Schnee oder zumindest Schneematsch mit örtlicher Glätte
reichen.

Donnerstag … gelangt Deutschland in den Bereich des sich mit Zentrum in die
Deutschen Bucht verlagernden hochreichenden Tiefs und des hiervon ausgehenden
Troges. Temperaturen, die im 500 hPa-Niveau bei -35 und in 850 hPa bei -4 Grad
liegen, ergeben eine sehr labile Schichtung, so dass sich bereits Ende Februar
typisches Aprilwetter einstellt. Abgesehen vom Nordosten, wo die Schichtung
weniger labil ist, sind wiederholt Schauer und kurze Gewitter zu erwarten. Bis
in tiefe Lagen können diese in Misch- oder fester Phase bzw. als Graupel
(vermischt) auftreten. Aufgrund der Durchmischung dürfte erst oberhalb 800 m
fester Niederschlagsanteil liegen bleiben. Da jedoch der Flüssigwassergehalt
kaum 10 mm erreicht, sind die Niederschlagsmengen insgesamt gering. Es handelt
sich her ja um eine hochreichende Polarluft.
Dazwischen und vor allem in den Leelagen der Mittelgebirge sind durchaus größere
Wolkenlücken möglich. Ganz im Norden bleibt dagegen die Wolkendecke weitgehend
geschlossen.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 3 bis 9 Grad. Maxima bis 10 Grad sind
allenfalls in Oder- und Neißenähe sowie im Oberrheingraben vorstellbar.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich das hochreichende Tief in den Nordosten
Deutschlands. Dabei konzentriert sich das Niederschlagsgeschehen auf die
Randbereiche dieses Tiefs, vorzugsweise dabei auf den äußersten Nordosten, den
Westen, den zentralen und den östlichen Mittelgebirgsraum, wo dann oberhalb von
etwa 600 m ein paar Zentimeter Schnee liegen bleiben können. Dabei werden die
Niederschläge durch kurzwellige Tröge, die dieses Tief umlaufen, ausgelöst. Der
bereits vorhandene Tagesgang kommt hierfür nicht in Frage. Daher schwächt sich
die Schauertätigkeit auch tendenziell ab; mehr als 5 mm innerhalb von 12 Stunden
kommen ohnehin nur in Staulagen zusammen.
Leichter Frost ist auf die Gebiete beschränkt, in welchen der Gradient am
schwächsten ist. Das wäre der Nordosten abseits der Küste, der Südosten und der
äußerste Süden sowie die dortigen Berglagen. Ansonsten lässt die noch vorhandene
Durchmischung die Luftmasse noch nicht so recht zur Ruhe kommen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … verlagert sich das Zentrum des o.g. Tiefs nach Polen, wobei dieses
Tief eine dipolartige Struktur mit einem weiteren und schwächeren Kern über
Mitteldeutschland annimmt. Von diesem Tief ausgehend weitet sich ein Trog bis in
die Biskaya aus.
Diesem Tief folgt ein Höhenkeil, der sich von den Britischen Inseln, gestützt
durch Warmluftadvektion über dem Nordmeer, nordwärts ausweitet. Das mit diesem
Keil korrespondierende Bodenhoch weist einen nach Südnorwegen gerichteten Keil
auf. Zwischen diesem Keil und dem Bodentief über Polen (oder was davon übrig
ist) stellt sich eine nördliche und im Süden Deutschlands leicht nordwestliche
bodennahe Windkomponente ein, mit welcher in den unteren Luftschichten zusehends
kältere Luft advehiert wird. Da aber Deutschland weiterhin im Bereich des
hochreichend kalten Tiefs liegt und sich an der Luftmasse nicht allzu viel
ändert, lebt die Schauertätigkeit, gestützt auch durch den Tagesgang, erneut
auf. Dabei dürfte oberhalb von 600 m eher etwas Schnee liegen bleiben als am
Vortag. Auch kurze Graupelgewitter können nicht ausgeschlossen werden. Etwas
gedämpft ist die Schauertätigkeit im Nordosten sowie ganz im Süden, wo zudem ein
paar Auflockerungen am wahrscheinlichsten sind.
Gegenüber Donnerstag gehen die Temperaturen leicht zurück. Als Maxima sind 2 bis
7, in Rheinnähe 8 Grad, zu erwarten. Oberhalb 800 m hält sich leichter
Dauerfrost.

In der Nacht zum Samstag entfernen sich die beiden Höhentiefs voneinander. Das
östliche Tief verlagert sich nach Nordostpolen, das westliche Zentrum ins
Elsass. Die Achse des lang gestreckten Troges, der die Verbindung zwischen
diesen Tiefs darstellt, bleibt jedoch erhalten, verschiebt sich aber etwas nach
Süden, so dass sich dessen Achse ausgangs der Nacht nach Böhmen erstreckt. Vor
allem in einem breiten Streifen von den Mittelgebirgen westlich des Rheins bis
zur polnischen Grenze bleibt daher die Schauertätigkeit, wenngleich unter
Abschwächung, erhalten. Bei noch etwas zurückgehenden niedertroposphärischen
Temperaturen dürfte oberhalb von 400 m die feste Phase überwiegen. Auch wenn
keine nennenswerten Niederschlagsmengen mehr zusammenkommen, so besteht
zumindest Glättegefahr.
Aber auch in Bodennähe verstärkt sich mit einer Winddrehung auf Nordost die
Advektion kälterer Luft, wodurch dann leichter Frost, durchaus mit Glättegefahr
durch überfrierende Nässe, wieder wahrscheinlicher ist als in den Nächten zuvor.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann