#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Samstag den 22.02.2025 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 221800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 22.02.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Durchgang einer schwachen Kaltfront, nachfolgend am Sonntag leichter
Zwischenhocheinfluss. Am Montag dann die nächste frontale Attacke.
Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC
Aktuell … hat die schleifende respektive wellende Kaltfront des Tiefs ORKAN
den äußersten Westen des Landes erreicht. Während sich das Tief selbst dicht
westlich an Jan Mayen vorbei in Richtung Grönlandsee orientiert, schlägt die
Front einen östlichen Kurs ein. Bis Sonntagmorgen dürfte sie den größten Teil
der Nordhälfte hinter sich gelassen und dabei die derzeit noch wetterbestimmende
maritime Subtropikluft (mSp; T850 um 7°C) durch nicht wirklich kalte subpolare
Meeresluft (mPs; T850 knapp über 0°C) ausgetauscht haben. Im Süden gehtŽs nicht
ganz so schnell voran, weil die ohnehin etwas zurückhängende Front weniger Schub
erfährt (geringere frontsenkrechte Windkomponente als im Norden) und darüber
hinaus Druckfall über dem westlichen Mittelmeer bremsende Wirkung entfacht. Im
Übrigen markiert die Kaltfront den vorderen Rand eines Potenzialtroges, der
permanent seine Wellenlänge verkürzt und über NW-Afrika alsbald abtropfen wird.
Das nördliche Residuum ist schön scharf geschnitten und auch willens, mit der
Front harmonisch zusammenzuarbeiten. Allerdings mimt die der PVA überlagerte KLA
den Spielverderber, sprich, die durchaus vorhandenen Hebungsprozesse werden
erheblich gedämpft, was sich freilich auch auf das Niederschlagsgeschehen
auswirkt.
So wird sich in den nächsten Stunden in der Nordhälfte lediglich leichter Regen
vom Westen und Nordwesten aus in Richtung Osten aufmachen, wobei er sich mehr
und mehr abschwächt. Es ist mitnichten ein geschlossenes Regengebiet, über das
hier geschrieben wird, eher fragile, schauerartige Elemente, von denen nicht
klar ist, wie viele davon am Ende der Nacht im äußersten Osten des
Vorhersageraums davon ankommen. Glaubt man der Numerik, nicht viel, eher sogar
gar nichts. Im Süden, besser im Südwesten beschränken sich leichte Regenfälle im
Wesentlichen auf den Oberrheingraben und den Schwarzwald nebst unmittelbarer
Nachbarschaft. Die z.B. von ICON-D2 (12 UTC) entlang des Alpenrands bis nach
Südostbayern simulierten Niederschläge wirken unrealistisch und nur schwer
erklärbar.
Darüber hinaus gilt es nur noch zu berichten, dass die Bewölkung im Osten und
Südosten zwar immer weiter zunimmt, die Temperatur im Erzgebirge, in Ostbayern
sowie in einigen Alpentälern zunächst aber trotzdem auf etwas unter den
Gefrierpunkt zurückgeht. Im weiteren Verlauf der Nacht könnte Gegenstrahlung
dann bereits wieder einen leichten Temperaturanstieg bewirken. Im großen Rest
der Nation bleibt es ohnehin frostfrei. Zwar kann sich hier und da mal Nebel
bilden, für eine „richtige“ Nebellage ist es aber zu wolkig. Von daher sind
Sichtweiten unter 150 m auch eher unwahrscheinlich. Und noch was, der Wind nimmt
mit postfrontaler Gradientauffächerung und einhergehender Drehung auf West
soweit ab, dass spätestens am Morgen keine Warnungen mehr nötig sind.
Sonntag … zieht die Kaltfront im Norden und in der Mitte rasch aus Deutschland
raus. Am Morgen und am Vormittag fallen vereinzelt noch ein paar Tropfen, bevor
es am Nachmittag trocken bleibt. Im Süden hinkt die Front nach wie vor
hinterher, wobei sie zunehmend Probleme bekommt, sich gegen den von Frankreich
übergreifenden Druckanstieg – Gott zum Gruße GRIT – zu behaupten. Gut möglich,
dass sie spätestens bis zum Abend der Frontolyse zum Opfer fällt und nicht mehr
auf der Analyse erscheint. Dass es im Süden, vornehmlich südlich der Donau,
trotzdem zeit- und gebietsweise leicht regnet, ist der Passage des o.e.
Trogresiduums zu verdanken, das sich im Süden nicht mit lästiger KLA
herumschlagen muss und somit etwas besser entfalten kann.
Ansonsten kommt die einfließende subpolare Meeresluft (T850 0 bis +3°C) unter
leichten Zwischenhocheinfluss, was sich vor allem nach Westen und Nordwesten hin
in vermehrten Auflockerungen bis hin zu sonnigen Abschnitten bemerkbar macht.
Dabei erwärmt sich die Luft auf bis zu 16°C, während im Grenzbereich zu Polen
und Tschechien sowie in Südostbayern z.T. nur einstellige Tageshöchstwerte auf
dem Zettel stehen. Der vorübergehend auf westliche Richtungen drehende Wind
spielt tagsüber keine substanzielle Rolle.
In der Nacht zum Montag wird es allerhöchste Zeit, sich mal wieder mit dem
Geschehen auf und über dem nahen Atlantik zu beschäftigen. Dort hat Tief ORKAN,
mittlerweile in Spitzbergen angekommen, einen würdigen Nachfolger gefunden. Die
Rede ist von PAUL, seines Zeichens Sturmtief und dicht südlich an Island vorbei
in Richtung Norwegische See ziehend. Satte 955 hPa oder sogar noch etwas weniger
bringt der gute PAUL eingangs der Nacht aufs Barometer, um danach aber ein paar
Hektopascal zuzulegen. Das Tief verfügt über ein wunderbar bogenförmig geformtes
Frontensystem, das tagsüber unter fortschreitendem Okklusionsprozess UK/Irland
überquert, bevor es in der Nacht NW-Frankreich, den Ärmelkanal sowie die Nordsee
erreicht. Auf seiner Vorderseite schiebt das Frontensystem einen relativ
schmalen Höhenrücken vor sich her, der am Morgen (06 UTC) diagonal von SW nach
NO exponiert genau über Deutschland liegt.
Zwar greift schwache bis mäßige WLA relativ weit in den Rücken hinein, die
wesentlichen Hebungsprozesse bleiben aber an die zunehmend als Okklusion in
Erscheinung tretende Front gekoppelt und somit zunächst noch außen vor. So wird
die mehrschichtige Bewölkung im Westen und Norden auf der einen Seite immer
dichter, auf der anderen Seite sind erste Tropfen bis zum Morgen aber lediglich
im Nordseeumfeld sowie an der Grenze zu den Niederlanden zu erwarten. Zweiweise
regnen tut es anfangs auch noch südlich der Donau, bevor sich der Niederschlag
in der zweiten Nachthälfte mehr und mehr nach Österreich bzw. in die Alpen
zurückzieht. Darüber hinaus können sich präfrontal einige Nebelfelder bilden
(Süden, Mitte, Osten). Außerdem geht die Temperatur im Osten und Südosten
gebietsweise in den leichten Frostbereich zurück.
Kurz noch ein Satz zum Wind, der auf südliche Richtungen rückdreht und vor allem
über der Deutschen Bucht sowie in Kamm- und Leelagen der westlichen
Mittelgebirge zulegt (6-7 Bft, freie See bis 8 Bft). Der Brocken kann da nicht
zurückstehen und wartet ebenfalls mit Böen 7-8 Bft, gegen Morgen vielleicht mit
ersten 9er-Böen auf.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
Montag … greift die PAULsche Okklusion mit Regen auf den Norden und Westen
über, während sonst noch leichter Zwischenhocheinfluss wirksam ist. Der neue
ICON-Lauf von 12 UTC folgt der Linie seiner unmittelbaren Vorgänger. Es gelten
somit die Ausführungen der Frühübersicht.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle ziehen an einem Strang. Leichte Timingunterschiede in Bezug auf die
Okklusion am Montag sind nicht warnrelevant.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann