#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Samstag, den 22.02.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 22.02.2025 um 10.30 UTC
In der Nacht zum Mittwoch und am Mittwoch in den Alpen etwas Schnee. Am
Donnerstag und Samstag im Norden mitunter stark böiger Wind, ansonsten
allenfalls in exponierten Lagen Windböen. Ab der Nacht zum verbreitet Frost (vor
allem Mitte/Süden).
Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 01.03.2025
Am Dienstag liegt Deutschland vorderseitig eines Langwellentroges, der zögerlich
nach Osten ausgreift und dessen Achse in der Nacht zum Mittwoch den äußersten
Westen Deutschlands erreicht. Innerhalb des Langwellentroges lässt sich über dem
Nordatlantik (nordöstlich von Island) ein abgeschlossenes Höhentief ausmachen,
welches mit einem weitgehend senkrecht unter dem Höhentief befindlichen
Sturmtief korrespondiert. Dessen langestrecktes Frontensystem zieht sich bei
Tagesbeginn über das Nordmeer und des Osten Skandinaviens um von dort nach
Südwesten und damit über Südschweden, die westliche Ostsee und Deutschland
hinweg bis nach Frankreich zu verlaufen. Über Zentralfrankreich wird die Front
von einem Wellentief „aufgefangen“ und somit in der ostwärtigen Verlagerung
etwas gehemmt. Entsprechend sind die Frühstunden zwar von einem breiten, von
Südwest nach Nordost verlaufenden niederschlagsaffinen Streifen geprägt, die
Niederschlagsmengen sind aber auf sehr niedrigem Niveau limitiert. Das ändert
sich im Tagesverlauf, wenn das Wellentief erst auf den Südwesten übergreift und
dann in den Nordosten zieht, wobei es zum Abend die Altmark, zum Datumswechsel
in der Nacht zum Mittwoch dann Vorpommern erreicht. Im Bereich des Tiefs
intensivieren sich die Niederschläge, wobei die Modelle durchaus um 10 l/qm in 6
Stunden in der Spitze avisieren. Auf der Rückseite des Tiefs wird die Front dann
auch in den Südosten geschoben, so dass es dort in der Nacht zu regnen beginnt
(Alpen in höheren Lagen etwas Schnee), nachdem sich am Tage ebenda noch
zeitweise die Sonne gezeigt hat. Im Bereich der Front und im Nordwesten ist es
meist stark bewölkt, im Gegensatz zu den übrigen Gebieten bleibt es im
Nordwesten aber am Tage wie auch in der Nacht zumeist trocken. Die Temperaturen
in 850 hPa präsentieren sich anfangs durchweg über null Grad, die höchsten Werte
werden an den leicht föhnigen Alpen mit knapp über 5°C erwartet. Mit dem
Übergreifen der Front auf den Südosten sinken sie ab, in den Frühstunden des
Mittwochs wird eine Spanne von null bis -3°C erwartet – mit den niedrigsten
Werten im Nordwesten. Trotz der guten Durchmischung im Frontbereich sollten sich
warnwürdige Böen, so sie überhaupt auftreten, aufgrund des schwach ausgeprägten
Gradienten auf einzelne Gipfellagen beschränken. Die Höchstwerte sollen zwischen
8 und 14°C liegen, nachts bleibt es bis auf die Hochlagen der Mittelgebirge
frostfrei.
Am Mittwoch wölbt sich von Südwesten her ein Höhenrücken in Richtung Frankreich
auf. Dieser baut den über Deutschland bzw. westlich von uns liegenden
Langwellentrog zusehends ab bzw. forciert einen Abtropfprozess. Am Abend sind
die nördlichen Reste des Troges als kurzwelliger Anteil noch gut über dem Norden
Deutschlands auszumachen, in der Nacht ziehen diese Trogüberbleibsel ins
Baltikum ab. Der südliche Rest des Troges bildet ein Höhentief über dem
westlichen Mittelmeer, das mit einem Bodentief über Norditalien interagiert. Der
o. e. Rücken stützt eine Hochdruckzone, die von Nordwestspanien kommend zuerst
auf Frankreich, nachfolgend dann aber auch mehr und mehr auf Deutschland
übergreift. Ausgangs der Nacht zum Donnerstag liegt ihr Schwerpunkt schon über
der Mitte Deutschlands. Für nennenswerten Sonnenschein sorgt das
Hochdruckindizierte Absinken allenfalls im Nordwesten, aber ein Austrocknen der
hohen und mittleren Troposphäre ist verbreitet zu beobachten. Über dem Süden und
Südosten sorgt das sich hereinschiebende Hoch dafür, dass die frontsenkrechte
Schubkomponente immer weiter zusammenbricht. Folglich kommt die Front nur noch
sehr zögerlich nach Südosten voran. Entsprechend regnet es im Süden und Südosten
am Tage noch weiter, erst in der Nacht zum Donnerstag ziehen sich die Regenfälle
an den Inn zurück. Die peu à peu einsickernde Kaltluft sorgt auch für ein
Absinken der Schneefallgrenze, zum Abend liegt sie an den Alpen bei etwa 1000m,
am Donnerstagmorgen noch etwas tiefer, so dass ein paar cm Neuschnee
zusammenkommen, in Staulagen kann es eventuell für 10 cm Neuschnee reichen. Wind
ist weiterhin nur exponiert ein Thema (was kaum Warnungen nach sich ziehen
dürfte), die Höchstwerte bewegen sich nur noch in einer Spanne von 7 bis 11°C,
nachts sind es 3 bis -3°C.
Am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag dominiert Hochdruckeinfluss. Der
schmale Höhenrücken nimmt dabei Verbindung zu einer Zone hohen Geopotentials
über Südosteuropa auf. Demgegenüber schwächt sich ein über dem westlichen
Mittelmeer (das südliche Residuum unseres Ausgangs-Langwellentroges)
befindliches Höhentief weiter ab. Das Bodenhoch verlagert sich dabei allmählich
nach Osten und hat seinen Schwerpunkt in der Nacht zum Freitag schon über der
westlichen Ukraine. An den Alpen lassen die Niederschläge endgültig nach,
ansonsten ist es trocken. Insbesondere in den westlichen Landesteilen gibt es
längere freundliche Abschnitte. Dabei ist der Wind weiterhin schwach oder
allenfalls mäßig, und die 850er Temperaturen klettern wieder in den positiven
Bereich, was Tageshöchstwerte von 7 bis 12°C erwarten lässt. In der Nacht zum
Freitag ist es im Flachland überwiegend frostfrei, im Mittelgebirgsraum dagegen
muss mit leichtem Frost bis -3°C gerechnet werden. Und es tut sich was beim
Wind. An der Nordflanke des Hochs frischt dieser stark böig auf, eventuell ist
an den Küsten mal eine steifen Bö Bft 7 möglich.
Am Freitag und Samstag zeigt sich in den Geopotentialfeldern wieder ein scharf
konturierter Trog über Westeuropa, der zwar nach Süden ausgreift, der aber kaum
nach Osten vorankommt. Vielmehr ist für uns weiterhin ein Höhenrücken
wetterbestimmend, der diesmal von Süden her nach Deutschland weist. Erst am
Samstagabend hat es der Westeuropa-Trog zu uns geschafft und es beginnt im
Westen zu regnen, in der Nacht zum Sonntag greifen die Regenfälle dann weiter
nach Osten aus. Die mit den Regenfällen in Verbindung stehende Kaltfront lässt
die 850er Temperaturen wieder unter null sinken, vorher lagen die Werte
praktisch durchweg über der Null-Grad-Marke. Die Höchstwerte liegen laut MOSMIX
an beiden Tagen zwischen 7 und 13°C, nachts dagegen bei 3 bis -3°C. Dazu kann im
Norden mit Übergreifen der Front der Wind wieder Auffrischen. Allerdings zeigen
sich zum Ende der Woche und ins Wochenende hinein recht deutliche
Modellunterschiede.
In der erweiterten Mittelfrist zonalisiert die Strömung über dem Nordatlantik
und Westeuropa deutlich. Über Mitteleuropa kippt sie auf Südwest, was eine
deutliche Milderung zur Folge hat. Der Wind lebt auf, in die Strömung
eingelagerte Tiefdrucksysteme gestalten das Wetter wechselhaft.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle Lauf des IFS und seine Vorläufe zeigen eine gute Übereinstimmung.
Selbst am kommenden Mittwoch sind die synoptischen Felder noch sehr ähnlich. Der
von Westen auf Mitteleuropa übergreifende Trog, der Abtropfprozess, die
nachfolgend von Südwesten übergreifende Hochdruckzone – alles schon in den
Vorläufen benannt.
Erste größere Unterschiede zeigen sich (für unser Wetter zu diesem Zeitpunkt
noch nicht relevant) zu genanntem Zeitpunkt (Mittwoch bzw. auch in der Nacht zum
Donnerstag) in der Struktur und Positionierung des Langwellentroges über den
Britischen Inseln und Westeuropa und dem mit ihm korrespondierenden Bodentief.
Nach dem aktuellen Lauf sollen Trog und Tief etwas langsamer nach Osten
vorankommen als dies noch in den Vorläufen angedacht war. Entsprechend länger
bleibt nach den letzten Berechnungen der in der zweiten Wochenhälfte
dominierende Hochdruckeinfluss bei uns erhalten.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bei der „internationalen“ Konsistenz ergibt sich anfangs ein ähnliches Bild wie
bei der Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit den Vorläufen.
Bis in den Mittwoch hinein ist die Konsistenz gut, was auch noch für das von
Südwesten hereinziehende Hochdruckgebiet gilt. Es zeigen sich allerding auf
dessen Nordflanke schon wetterrelevante Unterschiede. Insbesondere bei ICON
läuft auf der Nordflanke des Hochs ein markanter Bodentrog ab, den die übrigen
Modelle wie IFS, GFS oder UK10 nicht berechnen.
Auf dem Westatlantik / bei den Britischen Inseln zeigen die Trog- und
Bodenfelder am Mittwoch, insbesondere aber am Donnerstag ein stärkeres
Divergieren zwischen den Modellen. Im Gegensatz zur Konsistenz bei IFS, wo sich
- einfach gesagt – nur eine Verzögerung der Abläufe gegenüber den Vorläufen
zeigt, divergieren die Modelle im internationalen Vergleich deutlicher und
finden auch nicht mehr zusammen. So läuft der Westeuropatrog bei ICON kaum
Abgeschwächt ins westliche Mittelmeer, bei GFS hat er dieselbe Zielrichtung,
zeigt aber deutliche Auflösungstendenzen. Der UK10-Trog läuft den anderen
Lösungen voraus, insofern erinnert er an die Vorläufe des aktuellen IFS-Laufs.
Noch deutlicher sind die Unterschiede über dem Nordatlantik: GFS simuliert am
Freitagabend ein Orkantief nordwestlich von Irland, ICON oder IFS dagegen
prognostizieren „ihre“ Orkantiefs – alle drei mit entsprechender Konfiguration
im den Geopotentialfeldern – vor der Südostküste Grönlands.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Im Zeitfenster +72 bis +96 Stunden liegen die drei ermittelten Cluster durchweg
in der Kategorie „Positive NAO“. Sie zeigen alle die entsprechende zonale
Strömung über dem Atlantik, die über Westeuropa auf Süd- bis Südwest abknickt
und somit eine positive Temperaturanomalie erwarten lässt. Darüber hinaus zeigen
alle Cluster einheitlich das Übergreifen des Bodentroges mit der daran
gekoppelten Front, womit auch einheitlich Niederschläge auf dem Programm stehen.
Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden liefert wieder drei Cluster. Der mit 19
Mitgliedern größte startet in der Kategorie „Blockierung“, um dann wieder in die
Kategorie „Positive NAO“ zu wechseln. In diesem Cluster wird die Entwicklung des
Höhenrückens (und des Bodenhochs) in der zweiten Wochenhälfte deutlich schwächer
simuliert als in den Clustern 2 und 3 (17 und 15 Mitgliedern). Der Hauptlauf,
der ja in der zweiten Wochenhälfte auf Hochdruck setzt, ist entsprechend in
Cluster 2 zu finden. Die unterschiedlichen Wetterkategorien spiegeln somit auch
die zunehmende Prognoseunsicherheit in der zweiten Wochenhälfte wider.
Nimmt man die letztgenannte Aussage als Maßstab, so wird die Unsicherheit im
nächsten Schritt noch größer. Gleich 6 Cluster werden im Zeitfenster +192 bis
+240 Stunden angeboten. Diese starten teils in der Kategorie „Blockierung“,
teils in der Kategorie „Positive NAO“. Sie enden aber alle in der zonal
geprägten „Positiven NAO“, was dafür spricht, dass uns zum Beginn der
übernächsten Woche (eventuell nach einer gewissen Zeit des Hochdruckeinflusses)
wechselhaftes Westwetter ins Haus steht.
In den Rauchfahnen für Offenbach sinken die 850er Temperaturen zu Anfang des
Mittelfristzeitraumes bis auf etwa -3°C am Mittwochabend (Spanne etwa 0 bis
-5°C) ab. Dann steigen sie an, allerdings schon unter deutlicher Zunahme der
Streuung, Einzellösungen sehen sogar nachfolgend einen weiteren Rückgang der
850er Temperaturen. Laut des Hauptlaufes folgt allerdings ein schrittweiser
Anstieg bis auf +3°C am Samstag, verbunden mit einem moderat ansteigenden
Geopotential.
Die Rauchfahnen des GFS stützen die IFS-Ensemblelösungen in der
Temperaturentwicklung (z. B. lokales Minimum beim Hauptlauf mit ca. -3°C am
Mittwoch), aber auch im Verlauf der Streuung (ab Mittwoch deutliche Zunahme der
Streuung). Im Unterschied zu IFS zeigen die Ensembles des GFS aber für die
zweite Wochenhälfte nur einen sehr moderaten Anstieg des
850er-Temperaturniveaus.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der EFI zeigt am Dienstag Signale für signifikant über dem Klimamittel liegende
Temperaturen. Ansonsten sendet der EFI keine Signale für außergewöhnliche
Wettererscheinungen.
COSMO-LEPS zeigt am Dienstag in den Hochlagen, vor allem des Südwestens, Signale
bis 70% für Windböen und bis 40% für Sturmböen. Diese Maximalen Signale beziehen
sich auf den Schwarzwald. Die entsprechenden Signale bei den Ensembles von ICON
oder IFS fallen deutlich schwächer aus.
Ab der Nacht zum Donnerstag liefern die Ensembles von ICON und IFS ebenso wie
COSMO-LEPS starke Signale für leichten Frost im Süden und der Mitte
(Wahrscheinlichkeiten gebietsweise bis nahe 100%.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas