S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.02.2025 um 10.30 UTC

Im Norden anfangs windig. Zunehmend wechselhaft, zeit- und gebietsweise
Niederschläge, häufig Schnee, morgens/nachts vereinzelt gefrierender Regen nicht
ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 15.02.2025

Unser Vorhersagegebiet befindet sich zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag an
der Südflanke eines umfangreichen Hochdruckgebietes über Nordeuropa, von dem vor
allem der Norden und Nordosten mit störungsfreiem Wetter profitiert.
Störungsfrei hinsichtlich Niederschläge und größere Wolkenlücken bzw. teils
wolkenlose Verhältnisse, allerdings ist der Gradient etwas kräftiger, so dass
der Ostwind insbesondere im Küstenumfeld stark bis stürmisch weht, in
exponierten Lagen ist auch mal eine Sturmböe möglich. Auch am Erzgebirge können
sich leichte Föhneffekte durch den Ost-/Südostwind einstellen und in Kammlagen
für auflebenden Wind sorgen. Nach Westen und Südwesten gestaltet sich das Wetter
dagegen eher wechselhaft mit zeitweiligen Niederschlägen. Verantwortlich dafür
ist ein Höhentief bzw. Kaltlufttropfen, das/der sich im Grenzgebiet zu
Nordostfrankreich und Benelux befindet und sich im Tagesverlauf tendenziell
leicht nordwärts verlagert. Die genaue Position ist dabei unsicher und
dementsprechend auch Niederschlagsschwerpunkte. Von der Niederschlagsphase her
dürfte in tiefen Lagen Regen fallen (zumindest oberhalb der Grundschicht dürfte
von Süden etwas mildere Luft um oder leicht über 0 Grad einsickern), im
Grenzbereich zur Frostluft am Ostrand der Niederschläge hin in den Frühstunden
ggf. auch mit der Gefahr von gefrierendem Regen und entsprechender Glätte. In
mittleren bis höheren Lagen (je weiter nach Norden umso niedriger die
Schneefallgrenze) fällt wahrscheinlich auch Schnee. Mit Nordverlagerung des
Kaltlufttropfens kann rückseitig die subpolare Luftmasse (850 hPa-Temperatur um
-5 Grad) wohl auch wieder mehr in den Südwesten einsickern. Die
Tageshöchsttemperaturen liegen meist im einstelligen, nach Südwesten hin
deutlich positiven Bereich (bis 7 Grad). Nachts bei im Nordosten wahrscheinlich
weitgehend klarem Himmel mäßiger Frost um -6 Grad, sonst meist leichter Frost
bis -3/-4 Grad.

Am Mittwoch verlagert sich das Höhentief/der Kaltlufttropfen voraussichtlich
noch etwas nord-/nordostwärts und liegt dann Donnerstag/Freitag mit seinem
Drehzentrum über dem Norden Deutschlands. Das Nordeuropahoch wird dadurch
wahrscheinlich abgedrängt und verliert seinen Einfluss auf den Norden/Nordosten
unseres Vorhersagegebietes. Am Boden dehnt sich eine flache Tiefdruckzone bis zu
uns aus. Das Wetter gestaltet sich also insgesamt (auch zunehmend im Norden und
Nordosten) wechselhaft, zeit- und gebietsweise treten Niederschläge auf, die
häufig als Schnee fallen dürften. Nach Süden hin gibt es Unsicherheiten
hinsichtlich des Temperaturniveaus, zumindest zeitweise dominiert mildere Luft
in höheren Luftschichten, so dass es zumindest in tieferen Lagen teils regnen
kann. Auch die gefrierende Phase ist dann insbesondere in den Frühstunden nicht
ganz ausgeschlossen. Insgesamt unterliegt die Position des Höhentiefs einigen
Unsicherheiten, so dass auch Aussagen hinsichtlich der Niederschlagsschwerpunkt
äußerst schwierig sind. Meist werden dabei wohl auch keine markanten
Niederschläge erwartet, nach Süden (Schwarzwald/Allgäu) tauchen allerdings hier
und da auch Signale für erhöhte Mengen auf – im Falle von wiederholten
Niederschlägen oder eventuell auch leichten Staueffekten. Aber auch hier sei
nochmal auf die Unsicherheiten hinsichtlich der Phase hingewiesen. Die
potenzielle Abflussrelevanz ist daher ebenfalls unsicher. Die Tageshöchstwerte
liegen dabei meist zwischen 1 und 6 Grad, im Südwesten und Süden dabei am
mildesten. Nachts verbreitet leichter bis mäßiger Frost.

Am Samstag nimmt das Höhentief dann mit Ostverlagerung voraussichtlich Kontakt
zum im Norden liegenden Langwellentrog auf, es etabliert sich damit ein
umfangreicher Trog über Mitteleuropa und über Deutschland stellt sich eine
nördliche Strömung ein. Dabei also tendenziell weiter wechselhaft mit
zeitweiligen Niederschlägen. Von Norden sickert zumindest nach Lesart von IFS
dann eine kältere Luftmasse polaren Ursprungs mit 850 hPa-Temperaturen von -5
bis -10 Grad ein und kommt bis zu den Alpen voran. Von daher würden
Niederschläge durchweg als Schnee fallen.

In der erweiterten Mittelfrist bleiben die Unsicherheiten groß. Nach IFS
verlagert sich der Trog ostwärts und rückseitig kann sich ggf. ein Keil über
Westeuropa/nahem Ostatlantik aufwölben bzw. von Norden eine Bodenhochzone
südwärts vorstoßen. In wie weit das dann zu einer Wetterberuhigung von
Westen/Nordwesten führen würde, ist allerdings unklar, da die
Bodendruckverteilung relativ flach bleiben soll und sich in der Höhe eher eine
Geopotenzialrinne zu einem Höhentief im westlichen Mittelmeer andeutet. Die
Strömung würde aber noch klarer auf Nord drehen und sich der Kaltluftvorstoß
noch etwas verstärken (unter -10 Grad in 850 hPa vom Norden bis in die südliche
Mitte).

Fazit: Sehr unsichere mittelfristige Wetterentwicklung.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Vom Prinzip her ist die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufes zu seinen Vorgängern
gut. Wie schon gestern beschrieben, bezieht sich das allerdings nur auf die
grundlegende Verteilung der Druckzentren, mit einer umfangreichen Antizyklonale
und Höhenhoch über Nordeuropa, an dessen Südflanke unser Vorhersagegebiet
zunächst liegt. Entscheidend für unsere Wetterentwicklung wird aber ein
Höhentief bzw. Kaltlufttropfen sein, der sich am Rande des Hochs über Südwest-
bzw. Westdeutschland, Nordostfrankreich und Benelux befindet, leicht nordwärts
zieht und im weiteren Verlauf zunehmend das Wettergeschehen dominiert und die
Hochdruckzone abdrängt. Und genau diese Entwicklung wird sowohl von den
vorliegenden IFS-Modellläufen als auch von anderen Globalmodellen in Timing,
Position und Ausdehnung unterschiedlich simuliert, so dass hinsichtlich
Niederschlagsereignisse und Timing, Schwerpunkt/Verbreitung und auch Phase
größere Unsicherheiten vorliegen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Wie beschrieben ähneln sich die Globalmodelle zunächst in ihrer Grundstruktur
sehr, simulieren allerdings das wetterbestimmende Höhentief leicht
unterschiedlich in punkto Lage, Ausdehnung und Timing. Nachfolgend stellt sich
die Wetterlage im Verlauf des mittelfristigen Vorhersagezeitraums unisono
zunehmend auf zyklonal dominierte Witterung um. Nur anfangs profitiert der
Nordosten zunächst noch vom Nordeuropahoch. Zur erweiterten Mittelfrist im Laufe
des kommenden Wochenendes werden die Unsicherheiten auch hinsichtlich der
grundsätzlichen/großräumigen Strömungsmuster noch unsicherer: IFS setzt auf eine
zunehmend antizyklonal dominierte Nordströmung über Deutschland, GFS zeigt ein
westwärts verschobene Trog-Keil-Struktur und für Deutschland damit eher eine
zyklonal geprägte West- bis Nordwestlage, ICON setzt (soweit es vorliegt)
ebenfalls auf eine zyklonale Westlage.
Zum Ende der Mittelfist und in der erweiterten Mittelfrist kann im Prinzip keine
Aussage mehr gemacht werden.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bereits die Clusteranalyse des IFS-Ensembles für den ersten Zeitraum von
Dienstag 00 UTC bis Mittwoch 00 UTC (+72 bis +96 h) zeigt 5 Cluster mit 19, 10,
9, 9 und 4 Membern, Haupt- und Kontrolllauf im stärksten Cluster 1. Hier
bestätigen sich erneut die Unsicherheiten der Prognose bereits zu Beginn der
Mittelfrist. Während in Cluster 1, 3 und 4 die Hochrandlage recht schnell durch
Höhentiefs/Kaltlufttropfen unterschiedlicher Ausprägung und Position untergraben
wird, kann sich in Cluster 2 und vor allem 5 eher hohes Geopotenzial
(Geopotenzialbrücke) über Deutschland behaupten… Im Folgezeitraum von
Donnerstag 00 UTC bis Samstag 00 UTC werden tatsächlich nur drei Cluster (22, 18
und 11 Member) angeboten. Die Spannbreite reicht allerdings vom anfänglichen
Keil über Mitteleuropa (Cluster 1), der dann abgebaut wird, über ein Höhentief
über den gesamten Zeitraum (Cluster 2) bis in zu einer eher flachen, tendenziell
aber eher zyklonal geprägten Geopotenzialverteilung (Cluster 3). Haupt- und
Kontrolllauf finden sich in Cluster 2 wieder. In der erweiterten Mittelfrist ab
Sonntag 00 UTC (+ 192 bis + 240 h) sind es dann nur noch zwei Cluster mit 28
bzw. 23 Membern (Haupt- und Kontrolllauf n Cluster 2). Dabei dominiert ein Trog
über Mitteleuropa, in Cluster 1 zum Ende hin mit einer Umstellung auf Keil
Mitteleuropa.

Die Rauchfahnen zeigen zu Mittelfristbeginn noch geringem Niederschlagsrisiko im
Norden und Nordosten/Osten, sonst insgesamt viele Niederschlagssignale mit doch
recht unterschiedlichen Peaks von Member zu Member und damit ohne klare
Schwerpunkte. Das Geopotenzial in 500 hPa nimmt im Mittelfristverlauf eher ab
bei relativ großem Spread. Der Spread hinsichtlich der Temperatur in 850 hPa
hält sich zunächst meist in Grenzen, nimmt im Übergang zu erweiterten
Mittelfrist zu. Tendenziell geht das Temperaturniveau eher leicht zurück, wobei
der operationelle Lauf eher am unteren Rand der Kurvenschar zu finden ist.

Fazit: Belastbare Vorhersagen sehen anders aus…

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im Süden werden dabei (zumindest in der Höhe) auch immer mal etwas mildere
Luftmassen eingesteuert, die Unsicherheiten hinsichtlich der Niederschlagsphase
mit sich bringen. Daher sind nachts/morgens auch mal gefrierende Niederschläge
mit entsprechender Glätte nicht ganz ausgeschlossen, sollten aber insgesamt kein
massives Problem sein.

Die Einschätzung hinsichtlich markanter Niederschläge gestaltet sich schwierig.
Insgesamt werden wohl meist leichte bis mäßige Niederschläge zu erwarten sein,
im Süden sind durch wiederholt auftretende Niederschläge und gebietsweise
Staueffekte auch zeitweise erhöhte Mengen nicht ausgeschlossen, dann ggf. aber
zumindest in höheren Lagen auch als Schnee und nicht unmittelbar
abflussrelevant. Die Unsicherheiten sind groß, Signale im EFI liegen keine vor.
Insgesamt ist die Phase unsicher, häufig fällt wohl auch Schnee. Auch
diesbezüglich deuten sich keine markanten Mengen an (keinerlei Signale in EFI).

Ein voraussichtlich weiterer Warnparameter ist anfangs der Wind, der Gradient
ist an der Südflanke des Nordeuropahochs kräftiger, insbesondere im Küstenumfeld
weht er dann zeitweise stark bis stürmisch (Bft 7 bis 8), exponiert vereinzelt
Sturmböen (Bft 9) um Ost, dafür liegen auch geringe Signale im EFI vor. Ggf.
können auch leichte Föhneffekte im Bereich der östlichen Mittelgebirge (v.a.
Erzgebirge) auftreten und in Kammlagen zu starken bis stürmischen Böen (Bft 7
bis 8) führen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger