#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Montag, den 27.01.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 27.01.2025 um 10.30 UTC
Wechselhaft bei zunächst sinkenden Temperaturen und nächtlicher Glatteisgefahr
im Süden. In der neuen Woche voraussichtlich weiterhin leicht wechselhaft und
zunächst wieder milder.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 03.02.2025
Der mächtige Kaltluftkörper über Kanada bekommt in der ab Donnerstag beginnenden
Mittelfrist, auch unterstützt durch den anhaltend sehr robusten
stratosphärischen Polarwirbel mit Schwerpunkt über Grönland, einen Schub durch
einen neuen, in Richtung Neufundland gerichteten Kaltluftvorstoß. Stromaufwärts
wölbt sich in der Folge über dem Nordostatlantik zwar ein schmaler Rücken bis
weit ins Nordmeer auf, dieser wird durch den sich von Neufundland progressiv
verlagernden Trog aber alsbald schon wieder zugeschüttet. Eine nachhaltige
Blockierung entsteht daher nicht, sodass die vorübergehend kältere Luft bei uns
bald wieder weichen muss. Nachhaltiges Winterwetter bis ins Tiefland ist daher
weiterhin keine Option.
Im Detail befindet sich Mitteleuropa am Donnerstag unter dem Einfluss eines
Troges mit Drehzentrum über der Nordsee, der noch mit einem sich abspaltenden
Höhentief mit Zentrum über Südfrankreich verbunden ist. Bodennah geht das mit
einem Tief über dem Skagerrak einher, von dem eine Okklusion mit
Kaltfrontcharakter südostwärts über Deutschland hinwegzieht. Dahinter fließt mit
nordwestlicher Strömung maritim erwärmte Polarluft nach Deutschland mit T850 hPa
von -2 bis -6 Grad. Bevor die Abkühlung jedoch einsetzt, ziehen die mit der
Okklusion verbundenen Niederschläge bereits nach Südosten ab, sodass Schneefälle
den höheren Lagen vorbehalten bleiben.
Am Freitag schwenkt der Trog über der Nordsee mit Schauern über den Norden
Deutschlands hinweg. Nach Süden hin kommt die Okklusion des sich auffüllenden
und in den Bottnischen Meerbusen ziehenden Bodentiefs ins Schleifen, sodass es
dort noch letzten Niederschläge gibt. Da die T850 hPa auf -3 bis -7 Grad sinken,
kann der Regen im Süden bis in dortige „tiefe“ Lagen in Schnee übergehen. Ein
aus einem Randtrog über dem Nordostatlantik sich entwickelndes Höhentief, das
von den Britischen Inseln Richtung Südostfrankreich zieht, sorgt im Westen und
Nordwesten für Schauer. Danach setzt von Südwesten, befeuert durch den eingangs
erwähnten, sich ins Nordmeer aufwölbenden Rücken, Druckanstieg ein, womit es
zunehmend trocken bleibt. Die kältere Luftmasse bleibt erhalten.
Am Samstag zieht der Trog bereits ins südwestliche Russland, ihm folgt ein
kleiner Randtrog, der über den Nordosten Deutschlands wandert. So ist dort mehr
Bewölkung mit etwas Regen unterwegs. Ansonsten herrscht in der alternden
Kaltluft bis Sonntagabend Hochdruckeinfluss.
Am Sonntagabend nimmt ein zweiter Cut-Off, der erneut aus einem Randtrog über
dem Nordostatlantik hervorgeht, Kurs auf Benelux. Er sorgt im Nordwesten für
Schauer. Zudem wird dadurch die Okklusion eines sich auflösenden Tiefs über dem
Nordmeer mit schwachen Niederschlägen in den Nordwesten Deutschlands geführt. In
den anderen Regionen überwiegt noch der Hochdruckeinfluss.
Am Montag macht die Okklusion schlapp, ihr folgt aber die Warmfront eines Tiefs
nordwestlich von Island. Diese versorgt den Norden Deutschlands mit Wolken und
etwas Regen. Im Südwesten gibt es noch Schauer durch das zweite, Richtung
westliches Mittelmeer driftende Höhentief. Mit südwestlicher Strömung gelangt
nun wieder mildere Luft subtropischen Ursprungs mit T850 hPa von 1 bis 4 Grad
nach Deutschland.
In der erweiterten Mittelfrist ab Dienstag steuert der Cut-Off das westliche
Mittelmeer an und macht Platz für ein Höhenhoch über Deutschland. Damit steigt
der Druck zunächst und die Niederschlagstätigkeit nimmt ab. Die 850
hPa-Temperaturen ändern sich wenig. Am Mittwoch zeigt EZMW für Deutschland aber
schon wieder den Vorstoß einer Kaltfront eines zum Baltikum ziehenden Tiefs, mit
T850 hPa von -1 bis -4 Grad ist die Luftmasse aber weiterhin nicht ausreichend
kalt für einen Tieflandwinter.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des EZMW-Modells ist nur bis zum Donnerstag einigermaßen gut. Am
Freitag wandert der Höhentrog langsamer und intensiver über den Norden
Deutschlands hinweg. Im gestrigen 0 UTC-Lauf sollte dann bereits ein weiterer
Kurzwellentrog folgen, im heutigen 0 UTC-Lauf gibt es dafür ein von den
Britischen Inseln über Benelux zum westlichen Mittelmeer laufendes Höhentief,
das im Westen Deutschlands für Schauer sorgt. Am Samstag folgt mit dem neuesten
Lauf dann auch der Randtrog. Am Sonntag kommt im neuesten Lauf ein neuer
Randtrog und zweites Höhentief ins Spiel, das im gestrigen 0 UTC-Lauf komplett
fehlte. Das Übergreifen von neuerlichen Tiefausläufern am Montag zeigen beide
Läufe. In der erweiterten Mittelfrist ab Dienstag setzt sich mit dem neuesten
Lauf wieder eine Erwärmung durch, im gestrigen 0 UTC-Lauf wurde mit einer
nordöstlichen Strömung deutlich kühlere Luft bei uns wirksam. Die Differenz
beträgt satte 6 bis 10 Kelvin. Der gestrige 12 UTC-Lauf des EZMW ist bis zum
Samstag einigermaßen mit den heutigen 0 UTC-Lauf auf Linie, danach existieren
zunehmende Unterschiede, auch im Vergleich zum gestrigen 0 UTC-Lauf. Eine
Diskussion wäre an dieser Stelle kaum noch zielführend.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Andere Modelle wie ICON, GFS und UK10 simulieren am Freitag/Samstag zwar auch
ein erstes Höhentief, die Positionierung ist aber teils deutlich
unterschiedlich. Beim GFS und UK10 zieht es über den Süden Deutschlands hinweg,
beim ICON dringt es zeitweise in den Westen Deutschlands ein. Den kleinen
Randtrog am Samstag gibt es bei den anderen Modellen nicht. Ebenso wenig wird
ein zweites Höhentief am Sonntagabend/Montag über Benelux und Frankreich bei den
anderen Modellen simuliert. Entweder es fehlt komplett (GFS), es ist nur ein
sehr flacher Randtrog (UK10) oder es bleibt weit vor den Toren Mitteleuropas
(ICON).
Googles KI-Modell GraphCast ML folgt der EZMW-Lösung größtenteils, am Montag
läuft das Höhentief allerdings weiter westlich nach Süden. Dafür liegt dann ein
Randtrog über Deutschland, der nach Süden hin Abtropftendenzen aufweist.
Das AIFS (EZMW-KI-Modell) ist der IFS-Lösung bis in die erweiterte Mittelfrist
relativ nah.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles weisen bis zum Freitag einen engen Verlauf
auf, danach öffnen sich die Kurven teils deutlich. Der Hauptlauf orientiert sich
größtenteils am Median, erst in der erweiterten Mittelfrist läuft er häufig an
den oberen Rand der Schar. Damit wird die Abkühlung bis Freitag bestätigt, aber
auch die Erwärmung ab Montag in der neuen Woche. Die neuerliche Abkühlung am
darauffolgenden Mittwoch (Kaltfront) wird vor allem durch die vielen Member im
Median getragen, der Hauptlauf mag es trotz Abkühlung etwas milder bei höherem
Geopotenzial. Spätestens ab Sonntag sind die Vorhersagen ziemlich unsicher, was
angesichts der kleinen Höhentiefs und der Ergebnisse der anderen Modelle auch
nicht verwundert.
CLUSTER:
6 Cluster werden im zweiten Zeitschritt von Samstag, 0 UTC bis Montag, 0 UTC
benötigt, um die Unsicherheiten im Ensembleraum zu beschreiben. Fast alle weisen
ein Blocking-Regime auf. Unterschiede manifestieren sich hauptsächlich bezüglich
des ersten Höhentiefs, das in Lage und Stärke teils deutlich anders gezeigt
wird. Das reicht vom kompletten Fehlen (C2 und C6) über Zugbahn über Deutschland
(C1 und C4) bis hin zur Lösung des deterministischen Laufs (C4 und C5).
Zwar werden im dritten Zeitschritt von Dienstag, 0 UTC bis Donnerstag, 0 UTC nur
noch 3 Cluster (weiterhin meist Blockierung) ausgegeben, die Unterschiede sind
allerdings sehr groß. C1 bringt nur einen flachen Randtrog über der Nordsee, C2
dagegen einen über Deutschland hinwegziehenden und C3 einen von den Britischen
Inseln zum Mittelmeer abtropfenden Randtrog. Die Unterschiede untermauern die
Unsicherheiten in der kommenden Woche.
FAZIT:
Das wechselhafte Wetter bei sinkenden Temperaturen ist bis zum Freitag relativ
sicher. Am Wochenende stellt sich aufgrund eines allerdings unsicheren
Höhentiefs/Randtrog vermutlich kein lupenreines Hochdruckwetter bei wenig
geänderten Temperaturen ein. In der neuen Woche wird die Vorhersage sehr
unsicher, der Trend geht zu weiterhin leicht wechselhaftem Wetter bei zunächst
steigenden, dann wieder sinkenden Temperaturen. Für einen Tieflandwinter reicht
es in dieser Konstellation zu keinem Zeitpunkt.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
GLATTEIS:
In der Nacht zum Freitag im Süden, in der Nacht zum Samstag südlich der Donau
und im äußersten Nordwesten örtlich Glatteis durch gefrierenden Regen nicht
ausgeschlossen.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler