#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Sonntag den 26.01.2025 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.01.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
In den Hochlagen stürmisch mit Böen Bft 9 bis 12 (letztere v.a. auf dem
Brocken). Am Montag vor allem im Westen und in der Mitte steife bis stürmische
Böen auch in tiefen Lagen.
In Südbaden Dauerregen. Ab Dienstagfrüh im Alpenraum größere Schneemengen
möglich.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
Aktuell … Kommende Nacht rückt Sturmtief IVO immer dichter an Irland heran mit
einem Kerndruck von 953 hPa (ICON). Der korrespondierende, recht breit
aufgestellte Potenzialtrog vergrößert seine Amplitude etwas, was bei uns ein
Rückdrehen, aber auch eine Zunahme der südwestlichen Höhenströmung zur Folge
hat.
Da gleichzeitig der Luftdruck fällt und sich ein Drucküberschuss auf der
Alpensüdseite einstellt (Bozen-Innsbruck ca. 6 hPa), kommt bei uns der Südföhn
wieder stärker in Gang. Aber auch sonst nimmt der Druckgradient kontinuierlich
zu, was den südöstlichen bis südlichen Wind zunächst in höheren Lagen sowie auf
und an der Nordsee, bis zum Morgen dann auch in der gesamten Westhälfte sowie
Teilen der Mitte merklich zulegen lässt. Dabei stehen Böen 7-8 Bft, auf
Helgoland sowie in exponierten Hochlagen bis 9 Bft, auf dem Feldberg 10 Bft und
auf dem Brocken in der Früh sogar 11 Bft auf der Karte.
Ansonsten greift von Westen her massiv WLA über, die großräumig kräftige Hebung
generiert. Der erste Regen, der fällt, ist an eine vorlaufende Okklusion
gekoppelt, die über den Nordwesten schwenkt und insgesamt nur wenig Niederschlag
abschmeißt. Es folgt recht bald die Vorderseite eines kompletten Frontensystems
mit Warmsektor, auf der sich die ostwärts ausweitenden Regenfälle intensivieren.
In Staulagen der westlichen Mittelgebirge können über 10 l/qm fallen, sonst
liegen die Mengen nur zwischen 1 und 9 l/qm. Im äußersten Osten und Südosten
bleibt es sogar noch meist trocken. Da die Milderung in der Höhe mit dem
auffrischenden Wind sehr zügig erfolgt, spielt die Schneephase selbst in den
höchsten Lagen keine Rolle bei Tiefstwerten zwischen 5 und 1 Grad, im Südosten
bei anfangs geringer Bewölkung zwischen 0 und -3 Grad.
Montag … zieht die okkludierte Front – getrieben von einem kurzwelligen
Randtrog, der bereits bis zum Mittag den Westen und Norden Deutschlands passiert
hat, rasch über den Norden und die Mitte des Vorhersagegebietes hinweg ostwärts
und gerät lediglich über dem Südosten des Landes ins Schleifen. Präfrontal
erreicht der Föhn an den Alpen vormittags bzw. mittags seinen Höhepunkt, ehe er
im Frontbereich mit Einfließen kühlerer Luft von Westen her zusammenbricht.
Postfrontal gelangt subpolare Meeresluft ins Vorhersagegebiet (um 0 Grad in 850
hPa), die lediglich im Westen und Nordwesten im Tagesverlauf bei auf -26 bis -31
Grad zurückgehenden 500 hPa-Temperaturen mäßig labil geschichtet ist. Somit gibt
es nur noch einzelne Schauer; ein kurzes Gewitter kann geringen Cape-MU-Werten
nicht ausgeschlossen werden, die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber nicht
sonderlich hoch (gezeigt fast von allen Modellen).
Aufgrund der raschen Passage fallen auch die frontalen Niederschläge nicht allzu
ergiebig aus. Meist werden nur wenige l/qm simuliert, vielerorts auch weniger.
Anders schaut es im Südwesten aus, wenn die Front ins Schleifen gerät und die
Regenfälle dort Anafrontcharakter annehmen. In einem recht breiten Streifen vom
südlichen BaWü bis nach Oberfranken fallen verbreitet 5 bis 15 l/qm in 12
Stunden, vom Südschwarzwald bis in die Region nördlich von Schaffhausen deuten
die Modelle durchaus auch warnrelevante Mengen zwischen 25 und 35 l/qm an, wobei
GFS und IFS dort defensiver aufgestellt sind.
Die Windentwicklung erreicht am Vormittag/Mittag ihren Höhepunkt; im Westen und
in der Mitte sind dann in den Niederungen neben steifen vorübergehend auch mal
örtlich stürmische Böen aus Süd bis Südwest zu erwarten, während der Wind (außer
an den östlichen Mittelgebirgen und in den Föhntälern der Alpen (ebenfalls Böen
Bft 7 bis 8), in den Niederungen keine Rolle spielt. In den Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen gibt es dagegen verbreitet
Sturmböen, exponiert schwere Sturmböen, auf dem Brocken Orkanböen. Im Laufe des
Nachmittags und abends schwächt sich der Wind dann allmählich wieder ab.
Innerhalb der gut durchmischten Luftmasse wird es im Gegensatz zu heute sehr
mild mit Höchstwerten zwischen 8 und 13 Grad, mit Föhn an den Alpen bis 15 Grad,
wobei vor allem dort anfangs noch die Sonne durchkommt und später im Westen bzw.
Nordwesten. Etwas frischer bleibt es ganz im Nordosten sowie in den Niederungen
Südostbayerns; dort bleibt die Grundschicht noch bei schwachem Ost- bis
Südostwind lange abgekoppelt und es werden örtlich kaum 5 Grad erreicht.
In der Nacht zum Dienstag kommt das inzwischen zentralsteuernde und
hochreichende Tief bis nach Mittelengland voran und schwächt sich zögernd ab (am
Boden Kerndruck von 973 hPa am Morgen). Die Okklusion schleift nach wie vor über
dem Alpenraum und führt im Südosten bzw. Süden Bayerns noch zu langanhaltenden
Niederschlägen, wobei die kühlere Luft nur langsam einsickert und die
Schneefallgrenze erst gegen Morgen auf nahe 1000 m sinkt. Eventuell fallen in
einigen Staulagen, am ehesten im Oberallgäu, bis Dienstagvormittag warnrelevante
Mengen (über 25 l/qm nach ICON-EU und D2), die externen Modelle sind aber
diesbezüglich eher defensiv aufgestellt, in höheren Lagen kommt einiges an
Neuschnee zusammen.
Ansonsten bleibt es vielerorts trocken, die einzelnen postfrontalen Schauer
fallen in vielen Fällen in sich zusammen und zeitweise lockern die Wolken auf.
Der Gradient fächert anfangs noch weiter auf, verschärft sich aber ausgangs der
Nacht wieder mit Annäherung des Zentraltiefs und des Bodentroges an dessen
Südflanke. Somit bleibt es in vielen Höhenlagen stürmisch, auf dem Brocken gibt
es quasi durchgehend Böen Bft 10 bis 12. In den Niederungen reicht es bei auf
Südsüdost zurückdrehendem Wind dagegen lediglich im Lee einiger Mittelgebirge
sowie über der Nordsee für steife, auf der freien See für stürmische Böen.
Frost dürfte in der Nacht zum Dienstag keine Rolle spielen, außer vielleicht in
den höchsten Lagen einiger Mittelgebirge und in den Alpen ab 1100 m.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Dienstag … Die Aussagen vom Frühbericht haben im Wesentlichen Bestand.
Das Zentraltief IVO verlagert sich zur östlichen Nordsee ins Seegebiet vor
Dänemark. Rückseitig der nur langsam ostwärts abziehenden Okklusion sinkt die
Temperatur in 850 hPa auf 0 Grad oder knapp darunter, bis Mittwochfrüh meist auf
-1 bis -3 Grad. Im Südosten gibt es anfangs noch kräftige Regen- oder
Schneeregenfälle, oberhalb 800 bis 900 m auch Schneefälle (5 bis 15 cm in etwas
höheren Lagen, exponiert auch deutlich mehr). Am Nachmittag lassen die
Niederschläge nach.
Zudem ziehen Höhen- und Bodentrog nach Deutschland. So kommt zunächst am Tage
der Westen in die Schauer des Troges, ein kurzes Gewitter ist nicht ganz
ausgeschlossen. In der Nacht kommen die Schauer weiter nach Osten voran, nur der
äußerste Osten bleibt außen vor. Meist kommen aber nur Niederschlagsmengen
zwischen 0,5 und 6 l/qm in 12 Stunden zusammen. Die Schneefallgrenze liegt tags
meist bei 800 bis 1000 m.
In der Nacht sinkt dann die Schneefallgrenze auf 800 bis 600 m und in Höhenlagen
kann es glatt werden.
Auf den exponierten Bergen und auf der Nordsee bleibt es stürmisch. Im Westen
sind steife Böen auch in tiefen Lagen möglich aus südlichen Richtungen, in der
Nacht auf Südwest drehend.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle haben sich weitgehend angenähert.
Allerdings simuliert GFS das Tief Mittwochfrüh weiter südlich über dem Emsland,
was aber keine großen Auswirkungen hat bezüglich der Vorhersage.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden